So sah der Plan aus. Da wir das letzte mal in den Alpen eher
nicht so gut aussahen, gönnten wir uns zu Hause noch ein paar Ausdauereinheiten
und so hofften wir besser gewappnet zu sein.
Nuvolao, C’est plus facil 8a am Passo Giau (Sa. 31.08)
Für den ersten Tag suchten wir uns etwas mit kurzem Zustieg
und so ging es zum Passo Giau nähe Cortina. Die Wand war ca. 20 Minuten vom
Auto entfernt und das Ambiente war grandios. Eigenartig war nur die mit Süd
angegeben Ausrichtung, nur die Sonne wusste nichts davon, so dass sie gleich
bei ihrem Aufgang in die Wand schien. Es war wurde extrem warm in der Sonne und
der gelbe Fells war so grell das wir die Griffe kaum sahen. Die Route der Wahl
hieß C’est plus fasil und war mit 8a bewertet. Hier das Topo.
Damit der Wechselvorstieg aufging musste Thomas mit der 7a+
anfangen und leider holte er sich so dicke Arme, das er sich an diesem Tag
nicht wieder davon erholte. Die Kletterei war athletisch und die Seile hingen
die meiste Zeit in der Luft. Der Fels bis zum Ende der Crux war für die
Dolomiten sehr fest danach na ja. Die Schlüssellänge war ein Boulder in der
Mitte mit etwas pumpiger Kletterei danach. Die Einzelstelle war kniffelig und
ich staunte nicht schlecht, als ich im ersten RP-Versuch durchstieg. Es war
echt knapp, denn die Ausdauer war noch suboptimal. Leider blieb Thomas der
Durchstieg verwehrt, denn er war von der ersten Länge noch dicht. Wir entschieden
trotzdem weiter zu klettern, denn es folgten noch 3 Längen. Leider war der Fels
nicht ganz so gut und die 6c Längen waren echt schwer und es gab einen Satz
dicke Arme. Es reichte aber noch aus um Oben anzukommen. Zum Abseilen wählten
wir die rechte Nachbarroute welche echt genial aussah aber nicht im Topo
verzeichnet war. Dabei stellten wir fest, das auch die Wand nur 150m hoch war,
unsere Arme fühlten sich aber mindestens wie 300m an. Wir ließen den Tag noch
gemütlich ausklingen und planten den Folgetag.
Der Plan war die folgenden 2 Tage die Route Larcher Vigiani
zu versuchen allerdings war dafür ein Zustieg mit 1300 Höhenmetern nötig. Das
Kletterzeug und die Biwackausrüstung sowie das Wasser wurde zum Passo
D’Ombretta gebracht und es war eine echte Quälerei. Zum Glück konnten wir die
eine Stunde Regen in der Hütte auf halber Strecke abwarten. Am Pass angekommen
stellten wir überrascht fest das es eine Biwakschachtel gab wo wir uns für die
Nacht einrichteten den es war hier auf 2700m ganz schön kalt und zugig. Die
erste Enttäuschung war für uns die Ausrichtung der Wand. Im Topo stand Südseite
aber die gesamte Wand zeigte nach Westen und stand voll im eisigen Wind. Dazu
kam, das vom Ausstieg ein breiter Wasserstreifen die letzten Längen herunter
lief. Wir gaben uns optimistisch und wollten den kommenden Tag abwarten. Als
der Wecker um 6 Uhr klingelte war es selbst in unserem Biwak nur 4 Grad kalt.
Trotzdem gab es gemütlich Frühstück nur halt im Schlafsack. Als wir dann zum
Aufbruch losgingen waren wir nach wenigen Minuten zu Eiszapfen erstarrt. Der
Boden war gefroren und es wehte ein straffer Westwind. Bei diesem Wetter war es
unmöglich diese Route mit der spärlichen Absicherung zu Klettern. Schweren
Herzens machten wir einen Rückzieher und stiegen wieder ab. Da es dennoch sonnig
war überlegten wir, ob wir vielleicht noch etwas an der Marmolata Südwand
klettern könnten. Dies scheiterte leider am fehlenden Material, denn unsere
geplante Route hatte nur wenige Bohrhaken und Keile und Friends konnte man in
den abweisenden Platten nicht gebrauchen. Leider ist das bei allen anderen
Routen an der Marmolada genau das Gegenteil. Also stiegen wir bis zum Auto die
ganzen 1300 Höhenmeter ab. Meine Knie waren Butterweich als wir 9:30 unten
ankamen, denn wir hatten uns sehr beeilt. Etwas gutes hatte der Abstieg jedoch,
wir sahen Steinböcke welche auf einem Felsen standen und um die Weibchen
kämpften. Ein wahrlich seltenes Spektakel.
Der Plan für den verkorksten Tag war zum Lago Fedai zu
fahren und dort Tempi Modernismi zu klettern. Diese Route Galt als Klassiker
war 300m lang und mit 7c+ auch passend. So stiegen wir wieder 500 Höhenmeter
auf und meine Knie schmerzten. Ohne es zu wissen würde die Bilanz des Tages 2100m
im Abstieg und 800 m im Aufstieg sein
(inklusive Abseilen und Klettern). Dazu kam, dass wir in der Route nicht
alleine waren. Christoph und Alex aus Bayreuth waren eine Länge über uns und
genossen die wärmende Sonne. Da diese Wand nach Südosten gerichtet war, wehte
hier zumindest kein Wind, was sehr angenehm war. Nur der Fels war etwas
gewöhnungsbedürftig. Besonders im unteren Teil, was die Crux war, war er extrem
splittrig. Es war sehr angenehm, dass schon einige Griffe mit Magnesia markiert
waren, denn es war sehr, sehr unübersichtlich. Da die beiden vor uns waren kam
bei uns nach dem stressigen Morgen die Ruhe rein und ich konnte gemütlich das
Seil abziehen und Durchsteigen. Da unmittelbar danach die Sonne aus der Wand
drehte, konnte Thomas noch am Einstieg seine Lange Hose anziehen. Mir war
dieses glück nicht vergönnt und so entledigte ich mich am Hängestand meines
Hüftgurtes und zog die Hose drüber. Natürlich nicht ohne mir vorher eine
Schlinge um den Brustkorb zu legen, damit ich noch an irgendetwas hänge. Das
Ganze ist in etwa so bequem wie ein Nickerchen auf dem Nagelbett eines Fakirs.
Jedenfalls war es dann nicht mehr so kalt und wir hatten erneut Glück. Die
Seilschaft vor uns musste feststellen, dass an der Schlüsselstelle die
Bohrhakenlaschen sowie die Mutter fehlten. Zum Glück hatten die beiden eine
Mutter dabei und eine Lasche hing am Einstieg. Ohne diesen Haken wären wir
nicht hoch gekommen denn wir hatten nicht einmal einen Klemmkeil dabei zum
drüberlegen. Diese 2. Länge könnte gut und gerne 7b oder 7b+ sein denn alle
folgenden Längen sind leichter. Der Fels wurde besser nur an den Ständen wurde
es zum Teil etwas eng, aber wir hatten unseren Spaß. Die beiden entschieden
letztendlich nach der 4. Seillänge abzuseilen und wir gönnten uns noch 3
weitere Längen. Da es schon spät war und die vorletzte Länge schon brüchig war
ließen wir die letzte Länge weg um noch im hellen abzuseilen. Zu guter letzt
hatten wir den Tag ja noch gut genutzt und so stiegen wir zufrieden im letzen
Licht des Tages ab. Der krönende Abschluss war dann noch das Abendessen zu welchen uns Christoph
und Alex in ihrem Van einluden.
Cima Orientale, Via Spirit (Di. 3.09)
Nachdem es am Vorabend ungewollt spät wurde war die Nacht
kurz und wir schafften es nicht um 6 Uhr aufzustehen. Uns taten die Beine vom
Vortag weh, aber dennoch wollten wir die Via Spirit versuchen. Leider mussten
wir erfahren, das die Angaben in Routen von
Massimo da Pozzo zum Teil etwas falsch sind. Für die 1000
Höhenmeter Zustieg veranschlagte er 1,2 h. Obwohl wir uns beeilten waren es
dennoch 2,5 Stunden. Dazu kam das am Einstieg, an einem steilen Grashang,
keinerlei Sicherung war. Nach etwas
zögern erreichte ich den ersten Haken in 6m Höhe. Auf dem Weg zum 2. Haken in
16m Höhe hätten mehrere gute Friends gelegen und ich ärgerte mich über die
Angabe im Topo, das lediglich 10 Expressschlingen nötig sind. Die Länge ist
sehr schön und moralisch sehr Anspruchsvoll, doch man hätte erwähnen müssen das
kleine Friends (Mastercam 00 bis 3 sowie einen #2 Camelot und einige
Keflarschlingen notwendig sind. Da es auch in der 2. Länge so weiter ging und
der Rückzug durch das queren immer schwerer wurde entschieden wir uns
abzuseilen.
Schade eigentlich, aber wir haben zumindest gelernt, dass
bei Massimo da Ponzzo Wegen auf jeden Fall Friends in den Rucksack müssen.
Ruhetag (Mi. 04.09)
Ja, das ist kein Schreibfehler, aber wir sind innerhalb der
letzten Tage so viel gelaufen, dass wir bzw. unsere Bein endlich mal einen
Ruhetag brauchten. Wie man das halt so macht am Ruhetag wird ausgeschlafen,
geschlemmt und abgehangen.
Sella,Via Italia 61 8a
Diese Route war eine Empfehlung unserer neuen Bekannten
welche uns auch gleich noch das Topo dazu gegeben hatten. Der entscheidende
Vorteil neben dem magischen Schwierigkeitsgrad 8, welcher schon so etwas wie
ein Muss für mich ist, war der kurze Zustieg. Zudem war die Linie entlang einer
Kante echt genial. Es ging über zwei mächtige Überhänge die uns zum Glück etwas
Schatten spendeten. Die Kletterei war abwechslungsreich und sehr gut gesichert,
da es sich um eine alte Technoroute handelte. Für die erste Länge kann man ein
paar Friends mitnehmen, muss aber nicht sein. Leider fand ich es ästhetisch
etwas störend entlang einer Hakenleiter zu Klettern die über die scheinbar
glatte Wand genagelt wurden ist. Auch die Haken welche im Dach der Crux
steckten waren nicht gut. Lediglich die Masse an Hakenmaterial machte die Route
sicher. Sonst sehr abwechslungsreiche Kletterei nur die Abseilpiste zur
Schonung der Knie fehlte.
Da man unmittelbar am Sellapass klettert, wird die Idylle
leider durch die vielen Motorradfahrer gestört welche sich von 9:00 – 18:00 Uhr
die Serpentinen hochjagen.
Torre Duso, Via
Calispera 8a
Auf der Suche nach etwas Ruhe nahmen wir einen etwas längern
Zustieg gerne in Kauf und ich muss sagen es hat sich wirklich gelohnt. Über
wundervolle Alpenwiesen mit unzähligen Blumen ging es zu einem hervorstechenden
Felssporn was das Ziel unserer heutigen
Bemühungen ist. Da bei dieser Route wieder Massimo da Ponzzo handelte packten
wir die Friends glücklicherweise ein. Wie gewöhnlich ging es zeitig los und so
liefen wir entlang der Wolkengrenze über die Bergwiesen. Unsere Wand war noch
im Schatten aber sie sah echt genial aus. Grauer Fels und wenige Bänder so muss
eine Wand aussehen. Die Wolken in welchen wir uns befanden störten wenig nur
die Bemerkung im Topo „bombenfester Fels“ passte nicht auf die erste und letzte
Länge aber wir wollen ja nicht meckern. Der Rest war aber auf jeden Fall
bombenfest und einige Längen waren genial. In der Crux angekommen war ich
zuerst geschockt, denn wo die Haken steckten gab es keine Griffe. Als ich dann
die Kletterlinie deutlich neben den Haken fand und die Längenzüge geknackt
hatte freute ich mich erneut, dass ich eine Keflar und kleine Friends dabei
hatte. Es dauerte jedenfalls fast 1,5 Stunden bis ich alle Züge geknackt hatte.
Zeit zum durchstieg war auf jeden Fall und obwohl ich Zweifel hatte das es gelang,
da nicht nur die Züge sehr wackelig waren sondern auch die Haken so steckte das
man das Seil nicht ziehen konnte. Als rettende Lösung borgte mir Thomas sein
Seilende und so stieg ich mit Doppelseil gesichert ein. Die ersten 10 Meter
hängte ich Thomas Ende ein und danach das andere. Da ich Thomas sein Ende
wieder runter warf, konnte er auch problemlos nachsteigen. Die Einzelstellen
machten den Durchstieg spannend. Thomas sah mich zwar nicht aber er feuerte
mich fleißig an. Es Glückte wie so oft und einmal mehr war ich fasziniert, wie
nah der Fall gerade konnte ich mir noch nicht einmal vorstellen wie ich da hoch
kommen soll und dann ging es im Rotpunkt. Die Freude war groß und zur Belohnung
lichteten sich die Wolken und wir hatten etwas Sonne. Am Ende standen wir auf
einem richtigen Gipfel und stiegen über steile und sehr schöne Almwiesen auf
der Rückseite ab.
Nuvolao, ?unbekannt 8a
Da fiel mir wieder die Nachbarroute von unserem ersten Tag
ein. Wir hatten zwar kein Topo, aber ich schätzte das ganze so auf 8a. Diese
Vermutung war durchaus richtig nur fehlt der Name der Route. Jedenfalls ist
diese Route mit der 3. sehr homogenen Ausdauerlänge die Schönste in der Wand
und wir würden sie wie folgt bewerten: 6c (=1.Sl. von Fatta e Rifatta) /6b+/8a/7a/7b)
Witzig, dass die Woche Dolomiten an dieser Wand anfing und auch endete.
Jedenfalls war das Kletterpensum ausreichend, das Laufen zu
viel und das Ambiente grandios. Ich freue mich schon wieder auf das nächste mal
Alpen.