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Topo "The Shaft"mit korrekturen, Quelle Yosemite Bigwalls, 2014 |
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Das große Packen |
Nachdem der Muirblast mehr oder minder ging
nutzten wir die 2 Mioschlechtwettertage um die Sachen zu Packen und unseren
Jetlag los zu werden. Beim ersten schönen Wetter ging es dann los.
Wir entschieden uns früh loszulegen
um nicht anstehen zu müssen, hatten uns aber stark verkalkuliert. Vor uns waren 2
Seilschaften an den Fixseilen die zu den Heartledges gingen und eine Seilschaft
davon wollte ins Shield. Diese Seilschaft die vorwiegend technich kletterten
(das hat nichts mit unserer Grobmotorik zu tun, sondern dieses sogenante
Aid-Climbing ist wenn man sich vorwiegend mit Hilfe der Sicherungspunkten nach
oben bewegt) war sehr langsam unterwegs und sollten uns später einen ganzen Tag
kosten. Vorerst war dies egal, denn wir waren mit unseren zwei Haulbags (Ms
Piggy und ihre Tochter) sowie dem Portaledge (zum Übernachten) beschäftigt. Das
ganze wog zusammen über 90 kg und war alleine fast nicht nach oben zu ziehen.
Die Haulbags welche faul wie Schweine im Seil hingen waren selbst mit einem
Flaschenzug nur wenige Zentimeter zu bewegen was extrem frustrierend war. Da
wir aber 7-8 Tage eingeplant hatten, blieb uns aber keine ander Lösung als 42
Litter Wasser und dazu Essen mitzunehmen. Auch dort hatten wir gewichtsmäßig
und nicht gerade kulinarisch optimiert. Abends stand Kartofelbrei mit
Milchpulver, Salami und Parmesan, Morgens Haferflocken mit etwas Knuspermüsli und tagsüber ca. 10 Müsliriegel auf
dem Menü. Also alles leicht & Kalorienreich quasi ein "ausgewogene
Ernährung".
Wir quälten uns also ab das ganze die Wand
hochzuziehen und es gelang nur, indem einer als Gegengewicht fundierte und mit
jede Meter welchen der Haulbag nach obem ging wieder Richtung Tal sauste. Das
war nicht nur gruselig sondern auch 500 Höhenmeter zu jümarn (sich mit einer Steigklemme am
Seil nach oben zu bewegen).
Als wir unseren Höchstpunkt vom Muirblast
erreicht hatten, ging es mit der Kletterei los und die ersten Überraschungen
kamen auf uns zu. Die Aid-Climber, welche eigentlich 3h Vorsprung hatten waren
gerade mal eine Seillänge in dieser Zeit geklettert. Das Shield würde die
nächsten 6 Längen mit unserer Route Teilen. Das heißt also 2 Tage anstehen.
Bevor wir uns darüber Ärgern konnten, zogen dunkle Wolken auf und es begann zu
nieseln. Wie keulten wie verrückt um die Haulbags zu Stand hochzuziehen, denn unsere Regenjacken
waren darin. Die Wolken zogen schneller als wir die Schweine und wir schnauften
wie wild an Schwitzen war bei unter 10 Grad nich zu denken aber auch nicht ans
bis auf die Haut durchzuweichen. Wir hatten gerade die Regenjacken angezogen
als es losging. Mir kam zu Glück noch die Idee, das Rainfly (Überzelt fürs Portaledge) über uns und
die Säcke zu ziehen. Es stürmte, regnette und hagelte. Thomas konnte seinen Durst mit zwei
Händen voll Eis stillen welches vom Rainfly rutschte.
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Glücklich und trocken unterm Rainfly, wärend es draußen hagelt und stürmt. |
So schlimm das alles auch
klingt, wir blieben staubtrocken und warm. 1,5 h später war der Fels soweit
trocken und es ging noch 2 Längen weiter mit schlange stehen. Die Bilanz des 1.
Tages war also nicht rosig 250m Haulen und 3 Sl Klettern.
2. Tag
Es ging so los, wie der letzte Tag
aufgehört hatte mit Warten. Allerdings war die erste schwere 5.12d Länge, ein
spiegelglatte Spreize zwischen zwei Rißspuren so, dass ich erst im 2. Versuch
durchstieg.
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Was rechts über Thomas kommt, ist die erste 5.12d Länge und eine unangenehme Spreize zwischen den Zwei Rißspuren. |
Bei Thomas ging es auf Anhieb er hatte ein besseres Felsgefühl oder ihn
störte es nicht wenn die Tritte vor glätte quitschten. Gerade richtig in
Schwung gekommen hieß es wieder warten. Der Tag neigte sich schon dem Ende, als
wir die nächste 5.13 er Länge antesten konnten. Silver fish corner war eine überhängende
40 m Verschneidung und eigendlich das Ziel des Vortages. Mit dem Hintergedanken
der Verspätung waren die Einzelstellen auch nicht leichter auszubouldern. Nach
2h langen probieren hatte ich alle Einzelzüge zusammen aber der Durchstieg war
eher unwahrscheinlich. Thomas gelangten die Einzelstellen trotz seiner extrem
dicken Finger erstaunlich schnell und nun mußte ich wohl oder übel ran um
einen Durchstieg ohne Ruhen in der Sicherung hinzuzaubern. Das ganze wurde noch
unwahrscheinlicher, als die Techno-Kletterer über uns auf den Ausstieg und auf
unser dort befestigtes Materialseil pinkelten. Meine Stimung war also auf dem
tiefsten Punkt angekommen als ich nach 2 m aus einem nassen Griff rutschte.
Also zurück zum Stand und einen neuen Versuch. Ich krapfte mich die
Verschneidung hoch, und unter Thomas motivierenden Zurufen wurde aus dem Krampf
ein Kampf und ich gelangte immer höher und irgendwie mit platten Unterarmen über die Crux.
Ich konnte mich kaum noch an den besseren Griffen festhalten als die letzte
schwere Stelle des Durchstiegs wieder zu Krampf wurde. Das hochsetzen der Füße war eher
ein hochschleifen an der Wand, weil ich so stark presste um nicht aus der
Hangel zu rutschen. Dabei blieb ich am letzten Sicherungspunkt einem Keil
hängen und zog ihn nach oben aus dem Riß. Da die Gravitation eine zeitlang mit
dem Keil beschäftigt war der im Seil nach unten rutschte konnte ich noch mal
alles geben und wärend die Linke gefühllose Hand langsam aus dem Riß rutschte noch Mal anziehen und die
Finger unkoordiniert weiter oben in den Riß stopfen bevor sich die Gravitation
wieder vollständig mit mir befasst. Doch siehe da sie kam zu spät, die
Fingerspitzen der rechte Hand steckten im Riß und ich stand hyperventilierend
weiter oben auf einem nenneswerten Tritt. Wennig später hängte ich den Stand
ein und der Tag war zu Ende. Wie lange das Ganze gedauert hatte ist schwer zu
sagen, aber als wir das Portaledge an dem sehr unbequemen Hängestand aufbauten
war ich froh alle bisherigen Längen durchgestiegen zu haben und weiterhin im
Rennen um den Durchstieg zu sein nur mit einem Tag Verspätung halt.
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Die Silverfish Corner 5.13b aber sehr schwer, da am Abend das Licht nicht ausreichte, hier am Morgen vom Portaledge nach unten. |
3. Tag
Der nächste Morgen began sehr kalt und mit
viel Wind. Die 5.13er Reibungsplatte war nicht gerade zun warm werden aber der
Erfolg der Vortages beflügelte uns.
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Der Morgen ging steil los und wurde dann zur Platte. 5.13a Querung. |
Wir schaffte 7 Längen an diesem Tag und alles waren
schwere schindige Risse, wo man sich extrem verausgabte. Thomas zeigte zwei
Glanzleistungen bei Hangelrißen und ließ sich weder von der schlechten
Sicherung noch von krümeligen Tritten und schon gar nicht von der Tatsache abschrecken,
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Thomas Glanzleistung eine 5.12a ?? Hangel in extrem krümeligen Granit. |
dass seine Finger nicht wirklich in den letzten Hangelriß passten. Doch sein
Meisterstück sollte noch folgen.
So gelangten wir am Ende des Tages an den
Abzweig, wo sich die PreMuir von der ursprünglichen Freikletterlinie "The
Shaft" trennte. Letztere wurde 2001 erstmals durch Tommy Caldwell frei
geklettert und ist bisher ohne Wiederholung. Dies lag nicht an den 4 Längen,
welche vom Schwierigkeitsgrad etwas leichter waren sondern an den Gerüchten, dass
man einen extrem brüchigen Schulterriß Hagel mußte, weil in diesem eine riesige
Messerscharfe lose Schuppe auf Abflug hängen sollte, die wenn sie beim
Herrausfallen potentielle Wiederholer verschont im 500m tiefer liegendem
Einstieg der "Nose" , als die beliebteste Route am El Cap,
verherrenden Schaden anrichten würde. Mann kann sich also denken für was wir uns entschieden, denn wir
waren ja wegen der PreMuir hier.
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Thomas hat die Hängestände satt. |
Doch es kam anders, denn wir hatten bereits
einen Tag Verspätung und Thomas hatte die Ausgesetztheit der Hängestände satt
und wollte endlich mal wieder ein Band zum Stehen haben und so entschieden wir
uns "The Shaft" zu probieren. Bei der Grusellänge war ich mit
Vorsteigen an der Reihe. Bevor ich den "Death Block" erreichte
gruselte ich mich bereits so sehr wegen der vielen losen Steine und der brüchigen
Rißkanten, dass die Bolts mit dent Opferkarabinern wenig Mut machten.
Die Schuppe war am Ende viel gruseliger als
gedacht und statt in dem erlösendem Schulterriß nach oben zu gleiten, mußte
anstrengend gehangeln und im gekrümel getreten werden. Irgenwie kämpfte und gruselte ich mich hoch
ohne was loszutreten und war körperlich und moralisch am Ende. Thos ging es im
Nachstieg wenig besser und wir können zum Glück sagen alles ging gut. Wieder war
es kalt und dunkel, als wir das Portaledge aufbauten.
4. Tag
Der Tag began kalt und später als sonst. Es
ging mit einer 5.12d Stemmverschneidung los. Zum Glück war Thomas an der Reihe, denn
auf so etwas stehe ich ganz und gar nicht. Der Beginn war brüchig und
danach eine Verschneidung mit anfänglichem Fingerriß.
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Dieser Bruch wird noch zum 5.12d Stemmverschneidung und ... |
Die Verschneidung hatte
anfänglich einen Winkel von 30 Grad und später als der Fingerriß zu eng wurde
70 Grad. Es war also ein übelster Trichter und Schinder für den ganzen Körper. Der Vorstieg
dieser Länge ist nicht nur Thomas sein schwerster Kamin sondern auch sein
Meisterstück (ohne Kreuzfugen)
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.... Sieht dann so aus. Eine echte Granate. |
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Als ich oben ankam war ich fix und fertig und
ich fand es sehr hilfreich, das Thomas die guten Klemmstellen markiert hat aber
mußte das gleich mit seinem Blut sein.
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Dafür sahen Thomas Finger danach nicht mehr so gut aus und es folgte mal wieder ein Hängestand. |
Es folgten am Ende dieses Tages noch 4
weiter Längen, wir waren jedoch nach 4 Tagen so am Ende. Wir waren langsam und
standen vollkommen neben uns.
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Thomas wärmt sich in der Sonne. P.S. Man beachte die Dauenenjacke. |
So gelangten wir auf das Chickenhead Ledge 150 m
unter dem Gipfel und entschieden uns den kommenden Tag als Ruhetag zu nutzen,
um die schwerste Einzellänge 5.13c im Anschluß frisch angehen zu können.
5. Tage
An diesem Tag wurde nicht viel geklettert
aber nach einer kalten windigen Nacht wärmten wir uns erstmals nach 4 kalten
Tagen in der Sonne, redeten viel und erledigten einige kleinere Reperaturen und
Verbesserungen an unserem Material. Es war eine wahre Wonne, die Seele baumeln
zu lassen um Kraft und Motivation zu schöpfen.
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Ruhetag auf dem Chickenhead Ledge, da es sehr abschüssig ist schliefen wir etwas dekadent im Portaledge. Die Erstbegeher des Shield, welches hier nach 300m überhängender glatter Wand mal wieder auf ihre Füße stellen konnten hätten das sicherlich nicht verstanden. |
So war es denn auch und mann
kann sagen, dass wir einen gemütlichen Tag hatten. Nachdem wir trotz Daunenschlafsäcken in der
letzten Nacht gefrohren hatten, zogen wir das Rainfly straff ums Portaledge und
es wurde schön warm bis 6:00 Uhr der Wecker klingelte.
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Wir verlassen unsere kleine Insel in dieser senkrechten Granitwüste. |
6. Tag
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Die Erste Länge nach Chickenhead Ledge, wo wir den Ruhetag verbracht haben. Diese Länge machten wir noch vor dem Ruhetag um Zeit zu sparen. |
Heute stand die Crux auf dem Programm
zumindest wenn man dem Topo und anderen Aspiranten glauben schenkt. Wir hatte
zwar nur 5 Längen vor uns, aber es hieß die Crux ist in der Sonne nicht
Kletterbar, der Fels ist wie Glass usw. Also gings wie immer zeitig los aber es
war echt kalt der glatte glasartige Fels quitschte beim Treten. Thomas stieg die
12b Länge vor der Crux vor und Stüzte 2 mal. Ihm rutschten auf dem glatten Fels einfach weg. Irgendwie
kein gutes Ohmen. Sollten wir so kurz vor dem Gipfel noch scheitern? Soll die
ganze Arbeit bis hier her umsonst gewesen sein? Ich versuchte diese Gedanken zu
verdrängen und das Problem konstruktiv anzugehen und fing an die Länge
auszubouldern. Die Sicherung war nicht supper aber ausreichend. So fügten sich
nach 2h endlich das Puzzel der Einzelzüge so zusammen, das ich sagen konnte alle Züge geklettert zu haben. Da auf dem
Spiegelglatten Fels jedes zögern und Überlegen zwangsläufig dazu führen würde das einem
die Kraft ausgeht war diese Länge noch nicht durchstiegsreif. Nach einer Pause
in welcher Thomas recht schnell alle Züge machen. Das ist dahingehen so beeindruckend, dass Thomas seine
Finger so dick sind wie mein Daumen und er dadurch noch weniger vom Finger in
die Pinscars (Löchern von Schlaghaken im Riß welche durch jahrelanges
Technoklettern entstanden sind und der einzige Grund, warum die meisten El Cap
Routen überhaupt frei kletterbar sind) bekommt.
Nach der Pause brauchte ich noch 1h lang um
die Züge erst auf
ähnliche Weise zu wiederholen. Das Problem dabei ist die Orientierung, denn
alles sieht gleich aus und oft muß der Fuß mehrfach umgestellt werden ohne das
sich die Position der Hände ändert. So wußte man nicht ob diese Trittfolge jetzt kommt oder später und es war echt zum verrückt werden bis ich an der selben Stelle zweimal die gleiche Variante gemacht hatte. Also war alles für den Durchstieg bereit nur ich fühlte ich mich eher nicht so. Die Sonne war mitlerweile in der Verschneidung und wie immer wenn die Sonne am El Cap kommt kam auch der Wind. Zu war war es jedenfalls nicht in der Sonne. Ich ruhte mich aus und Thomas war zufersichtlich das es wie immer bei mir im 2. Versuch klappt. Ich war da zwar anderer Meinung aber wass solls. Als es dann endlich losging fühlten sich die Bewegungen steif und alles andere als angenehm an. vielleicht lag dies auch daran, dass beim Durchbouldern die Züge im Toprope eingeschliffen wurden und man nicht nur an Mikrokeilen hing, welche man nur unter bangen und noch mehr pressen eingehangen bekam. So kamm es, dass ich mich extrem gepump durch die Crux hangelte und trotz quitschender Füße stehenblieb. Damit ich auch noch weiter hoch komme mußte ich beim Einhängen recht schnell das Seil einziehen und dann... kam der verflixte Strick einfach nicht. Thomas war entweder zu zuversichtlich in mein können, oder das Seil krangelte einfach nur. Jedenfalls kam ich aus dem Rythmus lief zu und die Nähmaschiene setzte ein. Das ich noch einmal so weiit kommen würde bezweifelte ich also gab ich alles und presste wie verrückt um den Schüttelpunkt 3m höher zu erreichen. Irgendwie gelang es mir auch wie kann ich nicht sagen, denn das Laktat vernebelte meine Sinne vollends. Selbst als ich den Stand clippte konnte ich vor erschöpfung kaum noch jubeln. Ich war vollkommen ausgelaugt und hatte mehr als 100% gegeben. Ich merkte dies auch noch daran, dass mir 1h später immer noch schlecht war und das ich vor mich hin hustete.
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Die 5.13c Crux von Oben. |
Also war es uns hiermit gelungen, denn die nächsten 3 Sl waren nur noch leichtere Kletterei und ginngen wie in Trance an mir vorüber. Am vorletzten Stand gab ich Thomas die letzte Länge weil er es nicht erwarten konnte wieder was Wagerechtes unter die Füße zu bekommen. Ich erinnerte mich an die Aussage eines anderen El Cap Freikletterers, das man am vorletzten Stand noch mal den Blick schweifen lassen sollte und seinen Erfolg genießen. Steht man erst mal oben, sieht man nichts mehr von der Steilheit und Ausgesetztheit der Wand und fühlt sich irgendwie um seinen Gigfelsieg betrogen.
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Endlich oben. Doch so richtig oben ist man ja bekanntlich nie. |