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Freitag, 18. Dezember 2015

Klettern in Schweden und Norwegen (Bohuslän, Flatanger, Harbak, Vingsand und Bergflødt)


Viele Jahre bin ich um die halbe Welt gereist zu weit entfernten Orten um beeindruckende Natur und tolle Felsen zu erleben. Ich dachte Europa hat nicht mehr viel beeindruckendere Natur zu bieten als die Alpen oder die Sächsische Schweiz. Doch weit gefehlt ich war noch nie in Skandinavien und Norwegen ist wirklich das Land der Gegensätze und da haben wir noch lange nicht alles gesehen. Auf kürzesten Distanzen liegen Meer und über 1000m hohe Berge zusammen. Nich das die Fjorde und die unzählige Wasserfälle die auf die Fjorde herabstürzen schon beeindruckend genung sind, tummeln sich auch noch gigantische Kreuzfahrtschiffe über 100km vom offenen Meer entfernt zwischen den Bergen. Ja Norwegen ist echt toll sowohl als Tourist als auch aus der Sicht von jeanden der lebende Geschichte in Museen mag. Sowohl Oslo mit dem Fram-, Wikingerschiff- und Kon Tiki-Museeum als auch Lillehammer mit Maihaugen als belebtes Häusermuseum. Das alles ist schon recht viel für ein Land mit etwas mehr als 5 Millionen Einwohner aber gibt es auch tolle Felsen zum Klettern? Die Antwort ist ein klares und deutliches ja. Es gibt wenige große und viele kleinere Gebiete welche fast alle Granitkletterei sind. Dazu sollte gesagt werden das nach südfranzösischen Verhältnissen mit Bohrhaken gespickte Routen eher eine Seltenheit sind. Deshalb findet man immer wieder Trad-Routen gemischt mit Sportkletterouten nebeneinander in friedlicher Koexistenz. Da wir leider nicht alle Gebiete besuchen konnten und dies Familienurlaub war blieben die bekannten Klettergebiete für Mehrseillängen außen vor. Trotzdem müssen die Lofoten, Rogaland und Setestal genannt werden und auf einen späteren Besuch warten denn dieses mal waren 5 ander Gebiete dran.

Bohuslän (Schweden,Trad, etwas Sportklettern, etwas Bouldern)
Hallinden der Tollste Sektor in Bohuslän mit Routen bis 60m


Wer nach Norwegen fährt kommt meist durch Schweden gefahren. Da bietet es sich an in Schwedens größten Riß- und Trad-Klettergebiet eine Zwischenhalt einzulegen. Dies ist auch gleich der richtige Ort sich an das skandinavische Bewertungssystem zu gewöhnen welche anfänglich wie UIAA-Grade aussehen. Der Unterschied wird einem in Bohuslän sehr schnell deutlich ( Skand 7+ entspricht Franz 7a, Skand 8 entspricht Franz 7b+ und Skand 9- entspricht Franz 8a) Dabei kommt erschwerend dazu, das im Führer das von mir zur Verdeutlichung verwendete Kürzel "Skand" nicht existiert und das in Bohuslän bei allen Routen tiefgestapelt wird. Obwohl alle Grade Rotpunkt Einstufungen sind sagt man unter der Hand, dass es heißen soll die Einstufung ist die Bewertung der schwersten Einzelzüge. Das man bei Tradrouten auch schnell in gefährliche Situationen kommen kann und das Klettern im Top Rope in Bohuslän bei schweren Routen der am meisten verbreiteste Kletterstiel ist sollte man jede Route vorher genau einschätzen ob sie für ein on sight geeignet ist. Ich hoffe das dies als Warnung reicht. Bei den meisten leichten und viel begangenen Routen ist diese Warnung allerdings überflüssig. Es ist sehr zu empfehlen zwei 6m Seilstücke im Rucksack zu haben den bei sehr vielen Routen dient lediglich ein Baum oder Felsblock als Umlenker. So nun endlich mehr zum Klettern. Bohuslän ist genau das richtige Gebiet wo man Meer, Familie und Tradklettern miteinander vereinen kann. Die Wände sind zwar im Durchschnitt nur 20m - 25m hoch aber es gibt ein paar Ausnahmen mit bis zu 40m-60m. Genau diese Ausnahmen haben es mir besonders angetan. Das ist zum einen mein absoluter Favourit Hallinden, weil es eine geniale Rißlinie nach der andern gibt. Hier kann man schwere Risse on sight klettern ohne sich ernsthaf zu verletzen. Es klingt zwar etwas erbärmlich aber ich bin auf meine 4 Skand 8er im on sight stolzer als auf die 3 Sportkletter 8a's in Flatanger. Dies liegt sicherlich nicht nur am selber absichern sondern an den bereits erwähnten harten Einstufungen.


Ob beim Klettern, Angeln oder Baden mit Familie, das Meer ist nie weit weg.

Sektor Vrångarö in der Route Thriller, Steil, 40m lang und direkt am Meer.


Goa Brunetter in Hallinden, hier erfuhr ich zum ersten mal wie hart die Einstufung hier wirklich sein kann.


Thorster am Ausstieg des Sektors Vrångarö. Innerhalb von 12h incl. Fährzeit von Berlin in eine andere Welt

Tiega för Guld im Sektor Ulorna

Und ich Dachte Verschneidungen liegen mir aber in Ibes Book aka Superdiedre im Sektor Ulorna erfuhr ich das Gegenteil. Beim ersten mal hochklettern fühlte ich mich wie mit Rollschuhen auf der Reibung.
Fazit: Tolles Tradgebiet mit Abenteuercharakter, aber nichts zum Nummern abhaken.

Nach vielen Jahren ist seit Sommer 2015 endlich der lang erwartete Führer "Klättring i Bohuslän" erhältlich. Er beschreibt ca. 1500 Routen an 100 verschiedenen Wänden.
  Flatanger (Sportklettern + Trad )

Gleich hinter der Scheune beginnt der Zeltplatz und dahinter gibt es reihenweise liegende und leichte  Routen.


Wo soll ich anfangen, mir fehlen einfach die Worte diese gigantische, vielleicht weltweit größte Granitgrotte zu beschreiben. Die Grotte an sich ist so groß, dass keine der bis zu 60m langen Routen es schaft aus ihr herraus zu Klettern. Hier begegnen sich gleich mehrere Superlative. Nicht das es in dieser Grotte bereits die schwerste Route der Welt gibt, es heißt auch, das es noch ein 9c Projekt und etliche 9er Routen gibt. Zum Glück muß man nicht den französischen 9ten Grad Klettern um hier Freude zu finden. Es gibt einige 6er, viele 7er und etliche 8er und es ist auch nicht alles so furchtbar steil wie man es bei solch einer Grotte vermuten würde. Der Fels ist einfach genial und so läd der saubere, gut struckturierte, rauhe Granit einfach nur zum Klettern ein. Einzig die guten Strukturen ermöglichen es in diesem riesen Dach zu Klettern. Was man auch nicht vergessen sollte mitzubringen sind Kniepads für die vielen Knieklemmer welche nötig sind um sich für teilweise 200 Züge im Dach festzuhalten. Ja es gibt hier fast alles was man sich wünscht. Eine tollen Zeltplatz mit einem netten Besitzer und das fischreiche Meer keine 5 Minuten entfernt. Das einzige was zu einem Paradies noch feht ist ein Sandstrand. Ja und vielleicht noch eine Kinderfreundliche Grotte aka Santa Lina, denn für kletternde Eltern die ihre Kindern mit in die Hanshallarengrotte nehmen wollen ist sie leider nicht geeignet, denn es liegen überall scharfe Felsblöcke herum. Ja wir hatten einen tollen Sommerurlaub auch wenn das Wetter eher Frühlingshaft war. Aber im Frühling genießt man weningstens die Sonne richtig, dass ist zu Hause bei über 30 Grad schon schwerer. Es gelang mir nicht nur eine Verlängerung von "Massih Attack" ( Massiv Attack 8b/8b+) von unten Erstzubegehen und die schwerste Tradroute in der Grotte " Romsdoling pa tur" 7c+ o.s. zu Klettern. Nur bei "Nordic Plumber" 8c bin ich leider nach über 200 Zügen beim letzten schweren Zug gescheitert. Naja, da muss ich wohl noch mal wieder kommen


Bevor ich es vergesse, die Angel sollte man auf jeden Fall mitnehmen den einfacher und günstiger kommt man nirgends zu einem Abendessen.

Das ist die Hanshallarengrotte und wahrscheinlich die größte Granitgrotte der Welt. Wer hier Erstbegehungen macht braucht nicht erst zu bürsten. Nach erfahrungen anderer sind jedoch andere Grotten in der Gegend eher von schlechter Felsqualität.


Der linke Teil der Hanshalarengrotte ist weniger überhängend und fast jede Route ist genialste Granitkletterei mit genialen Strukturen..
Der Klassiker Nordic Flower 8b+ in der Grotte klettert nur einen kleinen Teil des gigantischen Dachs und auch die 8c Verlängerung ist 80m lang und geht noch lange nicht bis zum Ende der Grotte


Logistik:
Man braucht vor Ort kein Auto, es klappt gut mit dem Flug nach Trondheim (Norwegian Airlines) und danach gibts für ca 30-40 Euro einen Bus. Wichtig ist, das man so zeitig wie möglich in Trondheim ankommt ( bzw. so spät wie möglich wieder abfliegt), denn auf dem letzten Stück (45 km) gibt es kein Bus. Dafür aber ein staatlich subventioniertes Taxi. Dies fährt aber nicht mehr Abends oder noch nicht früh zeitig. Am besten Olav, den netten Besitzer des Zeltplatzes kontaktieren der hilft gerne bei der bestellung des Taxis, den die Internetseiten dazu sind nur in Norwegisch.
Das Aktuellste Topo liegt auf dem Zeltplatz aus und wird regelmäßug ergänzt. Zudem ist ein aktuelles Topo in
"Climb Norway" enthalten.
Da es noch keine Internetseite gibt hier eine Infomöglichkeit via Facebook.
http://www.google.de/url?q=https://m.facebook.com/ClimbFlatanger%3Frefsrc%3Dhttps%253A%252F%252Fwww.facebook.com%252FClimbFlatanger&sa=U&ved=0CAsQFjAAahUKEwjI7ff6tNrHAhWE1hoKHbxjDRw&usg=AFQjCNE2skhhjDPV8-SalA9AZKGOSyy0yA


Harbak (Bouldern + Trad)

Örtlich deutlich konzentrierter als Vingsand ist Harbak (gleichfalls Name des gleichnamigen Ortes und leicht via Google Maps zu finden) das wohl bekannteste Bouldergebiet Norwegens. Von Dachproblemen bis hin zu tollen überhängen gibt es von allem ein wenig. Das Ambiente ist wie immer toll, nur das manche Blöcke im Sumpf stehen ist etwas schade.
Die meisten boulder befinden sich 300m vor dem Ortseingang Harbak auf der rechten Seite unterhalb eines Felsüberhangs ( Hulla) in dem auch bei Regen gebouldert werden kann. Es gibt einen kleinen Boulderführer welcher leider vergriffen ist. Am Wochenende trifft man aber vielleicht mal einen Local.
Im Umkreis von 30 min zu Fuß gibt es auch etliche Tradroute welche im Führer für die Umgebung von Trondheim "Trønder Rock" beschrieben sind.


Man ist gefühlt am Ende der Welt aber nach 10 min laufen gibt es ein paar erlesene Boulder.

Täglich kommt die Hurtigrouten auf der gleichnamigen Route vorbeigefahren und läßt selbst hier alles klein aussehen.





Wenn es nicht gerade zu sumpfig ist haben selbst die ganz kleinen hier was zum Spielen.



















Vingsand ( Bouldern)
Bouldern ist ja im Sommer nicht so meine Lieblingssportart aber in dem Ambiente ist es echt schön auf dem Crashpad zu sitzen und die Landschaft auf sich wirken zu lassen. Der Vorteil von Vingsand jedoch ist, das es hier etliche Boulder gibt, welche mehr als 10 Züge haben ohne das man extrem hoch überm Boden ist. Auch die Felsstrukturen sind wirklich toll nur sehr viele Probleme gibt es nicht und weit versteut sind diese zudem noch. Was jedoch beim Suchen schön ist, man läuft durch eine schöne Heidelandschaft und ab Juli findet man zum Teil riesige schmackhafte Rotkappen.
Wie alle der hier genannten Gebiete ist man nie weit vom Meer entfernt und kann Abends noch schnell das Abendessen aus dem Meer angeln. Das einzige Manko von Vingsand ist das es keine Topos oder Zustieginformationen gibt. Dadurch rennt jeder etwas orientierungslos durch das Gebiet und sieht nur die Hälfte der Probleme. Eigentlich schade, deshalb habe ich mal zwei Skizzen der beiden Gebiete von Vingsand gemacht und in den Blog gestellt. Sie sollen nur eine Orientierungshilfe geben gleichfalls die Schwierigkeitseinstufung welche ich teils gehört und teils geschätzt habe.
Den Ort Vingsand findet man leicht mit Hilfe von Google Maps und es gibt grob zwei Sektoren. Den Sektor Harbour der wie der Name vermuten lässt in der Nähe des Hafen liegt und der Sektor Black Diamond, welcher 5-10 Autominuten von Hafen entfernt auf der anderen SeitendesnFjordes liegt. Also vielleicht hilft es ja jemanden. 


Die meisten Probleme wie hier die kleine Grotte (am 2.Hügel vom Sektor Harbor) sind regensicher und einfacher zu finden als die nahegelegene "Long Wall" welche man erst sieht wenn man 3m davor steht.

Idyllisches Parken am Sektor Harbor wo man auch wieder das Abendessen aus dem Meer holen kann.

Vingsand map sector Harbor

Vingsand map sector Black Diamond

Wir wird der Dorsch noch Traditionell an der Luft getrocknet und dient im Winter als Hundefutter.





Bergflødt ( Sportklettern und wenig Tradklettern)
Die 40m hohe östlich, ausgerichtete Wand ist ca. 40 km von Oslo entfernt und ein echtes Juwel. Der Granit ist rot, rauh, von Risspuren durchsetzt und hängt nut 1-2m über. Dennoch bietet es ausgezeichnette Hangelriß- und extrem technische Wandkletterei die aus Trittmangel die sehr pumpig ist. Die meisten Routen liegen im Schwierigkeitsbereich Franz 7c und schwerer. Dazu kommt, dass die Einstufungen wirklich so knallhart sind, dass man die Routen selbst im Yosemite nicht abwerten müßte. Die harte Bewertung ist scheinbar in Skandinavien üblich ( mit Ausnahme Flatanger natürlich) Leider ist die Wand nicht im Auswahlführer "Climb Norway" enthalten.
Eine unscheinbare Wand, aber tolle senkrechte bzw leicht überhängende Kletterei


Alle hier erwähnten Kletterführer sind in der Bibliothek des Sächsischen Bergsteigerbundes in Dresden auszuleihen.

Mittwoch, 11. März 2015

Patagonien Vortrag

So nun ist es endlich so weit, der Vortrag ist fertig und die Premiere zu "Wildes Patagonien"  findet am 20.03 in der Kletterarena statt.
Alle weiteren Informationen stehen auf dem Flyer.


Also dann bis nächste Woche Freitag.

Dienstag, 3. März 2015

Abschluss Patagonien / Kletterstil / Vortrag

Endlich hat mich der Altag wieder aber es ist schön wieder zu Hause zu sein. Bekanntlich fährt man ja weg um zurück nach Hause zu kommen um altägliche Dinge mit neuen Augen zu sehen und vormals selbstverständliches erneut schätzen zu lernen.
Es gab auf dieser Reise viele eindrucksvolle Erlebnisse und Menschen welche sehr hilfsbereit waren ohne mich/uns zu kennen. Darum möchte ich den letzten Post dieser Reise nutzen um diesen noch einmal zu danken.
Ich fange einfach mal chronologisch an.

-Danke an alle Sponsoren für das in uns gesetzte Vertrauen und die Unterstützung. Leider hat erst das Wetter und dann die Gesundheits meines Kletterpartners die angepeilten Ziele unmöglich gemacht. Dennoch gibt es viel wunderschöne Fotos/ (Videos?) welche ich in den nächsten 3 Wochen per Post  versenden werde.


Danke an Robert für seinen Schlafsack und die Trockensäcke ohne welche wir mit nassen Sachen erbärmlich gefrohren hatten.
-Danke an Paul für den Wetterbericht und die vielen Tips.
-Danke an Susanne, unser Exildresdnerin, die in Puerto Natales durch ihre Hilfe uns mehr als nur einen extra Klettertag in Chile beschert hat.
-Danke an Issy der trotz 10 Tagen extrem schlechtes Wetter immer gut gelaunt war obwohl das Klettern leider etwas zu kurz kam.
-Danke an Troutman, Tad, Johnny, Coach, Mikey und die anderen Amerikaner die im Centro Alpino ganz liebe Nachbarn waren und mich mehrfach zum Essen einluden sowie Gesellschaft leisteten.

Kletterstil

-Danke an Rollo, der mir in unseren langen Gesprächen nicht nur verständlich machte warum es in den Augen der meisten Leute unsinnig erscheint Bohrhaken neben Rissen zu platzieren. Weiterhin war mir auch seine Meinung zum Freiklettern in den großen Wänden & Bergen dieser Welt wichtig wo das Technoklettern (Aid) noch einen viel zu hohen Stellenwert hat obwohl diese Era bei den meisten natürlichen Linien der Vergangenheit angehören sollte. Es ist mir persöhnlich schon fast wie eine Beschränkung vorgekommen Routen immer im sächsischen Stil, also bei der Fortbewegung im Vor- und Nachstieg frei von künstlichen Hilfsmitteln. Ergänzend dazu ist mein Ziel noch die Routen möglichst Rotpunkt zu Klettern.
Ich erwähne das deswegen so explizit, weil meiner Meinung nach Bezeichnungen wie Team-Free (Vorsteiger klettert frei, der/die Nachsteiger Jümart bis nach 5-10 Längen der Vorsteiger ausgetauscht wird) nicht nur in ihrem Namen irreführend sind sondern auch keine Weiterentwicklung des Kletterns sind. Bereits 1988 haben Tod Skinner und Paul Piana die Salathe Wall am El Capitan Team-Free geklettert, weil es zu anstrengen und zu Hautintensiv war für beide jede Länge frei zu klettern. Dennoch eine Weltklasse Leistung für diese Zeit und offiziel die erste freie Begehung. Als einer der Huber Brüder 1996 die Route alleine Vorstieg behauptete er, dass dies die erste freie Begehung wäre. Also irgendwie verwirrend oder. 
Was bedeutet dann das Wort "Free" in Team-Free. Was noch viel interesannter ist wie heißt dann eine Begehung wo Vor und Nachsteiger Frei klettern? Muss man dies dann Real-Team-Free oder Team-Free-Free bei einer Zweierseilschaft und Team-Free-Free-Free-Free bei einer Viererseilschaft nennen?
Ich will damit keinerlei Begehungen kritisieren sondern nur zum Denken anregen, denn der einfachste ist nicht immer der beste Weg. Für mich war es jedenfalls erschreckend die Erklärung für Team-Free zu hören denn für mich war dies bisher logischerweise eine freie Begehung des Vor- und des Nachsteiger. Vielleicht bin ich auch in dieser Hinsicht zu logisch veranlagt.
Mal sehn wohin das Klettern sich in den nächsten Jahrzehnten entwickelt und was dann alles schon als "Freie Begehung" zählt.


Falls ich jemanden an dieser Stelle vergessen habe, so sei auch diesen hiermit gedankt.

Vortrag
Für die die unsere Erlebnisse in Bild und Ton live erleben wollen gibt es einen Lichtbildvortrag.
Der offizielle Termin für den Vortrag ist der Freitag der 20.03 um 20:00 Uhr in der Kletterarena. Demnächst werde ich noch mal dazu einen Flyer posten.

Samstag, 21. Februar 2015

Die Letzten Versuche

Die Fitz Roy Gruppe vom Torre Valley aus.

Blick vom Passo Superior runter zu Laguna.

Je später sie Saison umso schlimmer sehen die Gletscher aus und um so schwerer ist deren Überschreitung.


Endlich hatte ich mit Pepe einen Partner und es stand der Fitz Roy auf dem Programm. Doch zur Durchsteigung der 1350 m hohen Ostseite waren mindestens 3 Tage ohne Wind und Niederschlag nötig. Erneut machte mir das patagonische Wetter einen Strich durch die Rechnung. Es kam nicht einmal ein Wetterfenster von einem Tag. Obwohl das Wetter schlecht angesagt war kam in den Bergen nie richtig viel Schnee dazu. Dennoch wollten wir es nicht riskieren in einer Wand ungeschützt einem Sturm ausgeliefert zu sein. Wir konnten also nur Warten. Bevor erneut schönes Wetter kam ging Pepes Zeit in Chalten zu Ende und ich stand ohne Partner da. Im Tal war das Wetter immer gut genug um Bouldern zu gehen und so war das Warten ein guter Zeitvertreib und zudem ein gutes Training. Mit den Chilenen welche täglich mein Spanisch aufbesserten hatten wir viel Spaß und bereits nach kurzer Zeit gehörte ich fest du dieser lustigen Gruppe. Als Pepe abfuhr hatte ich mich innerlich schon damit abgefunden auch die letzte Woche noch Bouldern zu gehen, denn das Wetter sah weiterhin sehr durchwachsen aus. An just diesem Tag kam Matteo aus Italien mit einem Vorschlag zu mir. Wir hatten uns gelegentlich in den Alpen getroffen und ich habe zusammen mit Issy einige Routen von ihm wiederholt und alle waren moralisch sehr anspruchsvoll. Wegen des kalten wechselhaften Wetters war das Team um Matteo (2 Schweizer und 3 Italiener) nicht sicher ob sie ihre Versuche am Ostpfeiler des Fitz Roy fortsetzen sollten. Alle außer Matteo sahen in der Ferrari-Route ein besseres Ziel für dieses Wetter und so fragte Matteo mich ob ich am Ostpfeiler der Fiz Roy Interessiert sei. Ohne groß zu überlegen sagte ich zu und da ich nur noch knapp 6 Tage hatte stiegen wir am nächsten Morgen zum Passo Superior auf wo bereits einiges Material deponiert war. Das Wetter war gut und nach 7h Schlepperei waren wir am Ziel. Des heutigen Tages. Der Plan für die nächsten Tage sah vor, das wir in 3 Tagen durch frei die Route des Ostpfeilers Klettern welche noch nie frei geklettert wurde. Dies würde jedoch scheitern, wenn Eis in den Rissen verhinderte den Riss zum Klettern zu benutzen wie es Matteo bei dem Versuch 2 Wochen zuvor erfahren durfte. Ein anderer Punkt der mir etwas Kopfzerbrechen bereitete war das Portalege. Da es keine Bänder zum Biwakieren gab, waren wir auf dieses angewiesen und Matteo hatte dies bereits am Passo Superior deponiert. Jedoch war dieses von Black Diamond und keiner von uns hatte dieses bisher zusammen mit dem Rainfly aufgebaut. Ich bestand also darauf, das wir dies am gleichen Abend noch übten, denn in der Wand und eventuell in einem Sturm ist alles viel komplizierter als auf dem Erdboden. Leichter gesagt als getan. Es dauerte tatsächlich 2 h bis das Portaleg im Rainfly hing. Das größte Problem war, dass das Portaledge zu groß für das Rainfly war und wir es nicht reinzwängen konnte. Also versuchten wir es vergeblich bis ich mir das Portaledge noch einmal genauer ansah. Dabei fiel mir auf, das die Längsstangen zu lang sind und suchte nach der Ursache. Auf der Richtigen Spur fand ich auch bals den Fehler, denn der feine Staub in den Stangen verhinderte das diese vollständig ineinander rutschten und somit zu lang waren. Noch immer war alles zwar ein Krampf, aber wir hatten es geschafft. Endlich konnten wir uns der Pflicht des Wasserschmelzens und des Abendessens widmen und noch ehe wir angefangen hatten fing es an zu schneien. Der Wetterbericht hatte ein wenig Niederschlag und Wind vorausgesagt, aber was in der Nacht folgte war ein richtiger Schneesturm. Das Zelt lag mehr auf uns als das es stand und es war alles andere als gemütlich. Das kondenswasser welches feuchtkalt auf mich herabregnette rief Erinnerungen in mir wach an unsere Nächte am Cerro Cotta 2000 im Torres des Paines Nationalpark. Ich fragte mich die halbe Nacht ob es so klug war bei diesem Wetter aufzusteigen. Noch bevor die Nacht herum war wußte ich das es sinnlos ist einen Versuch zu starten und dieses Wetter auf die leichte Schulter zu nehmen. Meine vermutung bestätigte sich am nächsten Morgen. Jedes bisschen Fels egal ob liegend, senkrecht oder überhängend war mit einer Zentimeter dicken Eisschicht überzogen. In Patagonien heißt dieses Phänomen Verglas und der Fels ist dadurch nicht mehr kletterbar. Ausgelöst wird dies unter anderen durch die saubere Luft hier. Dadurch befinden sich Wassertröpfchen noch im flüssigen Zustand obwohl die

Zustieg zum Passo Suoerior mit Matteo.




Verglace, so nennt man hier mit Eis überzogenen Fells. Wenn das mit den Seilen passiert braucht man an Abseilen nicht mehr zu denken.

Das Ziel deutlich vorm Auge. Zustieg zum Passo Superior mit noch gutem Wetter.

Alles voll Schnee oder Eis. Am Vortag waren fast alle Wände Schneefrei.

Temperatur bereits unter 0° C ist. Das ist nur möglich, da es der sauberen Luft an Kristallisationskeimen fehlt welche das Wasser gefriehren lassen. Kommen diese supercooled droplets dann in Kontakt mit festen Gegenständen erstarren sie sofort zu Eis. So kann sich durch die Verwirbelung des Windes innerhalb kürzester Zeit eine flächendeckende Vereisung des Felses ergeben. Erst nach viel Sonne und warmen Wetter würde man am Fitz Roy wieder an freie Kletterei denken können aber das würde so schnell nicht geschehen, denn es war eiskalt. Resigniert stiegen wir ab, denn Zeit zum warten hatten ich nicht selbst wenn das Wetter perfekt gewesen wäre, hätte ich meinen Rückflug gerade so bekommen. Nach einem Anstrengenden Abstieg überlegten wir wie man die letzten 3 Tage für eine kürzere Route noch nutzen könnte. Bevor wir groß überlegten machte ein weiterer Schneesturm nur noch 2 Tage daraus und wir entschieden uns noch einmal ins Torre Valley zu Laufen. Das Camp Nipo Nino wo es sonst nur so von Leuten wimmelt war verlassen was bei dem Wetter auch verständlich war. Der nächste Tag war straff durchgeplannt denn es sollte um 5:00 Uhr früh losgehen und denn ich mußte noch am gleichen Tag bzw in der Nacht die 6-8h ins Tal absteigen. Pünktlich um 5:00 Uhr weckte uns der Regen und es hörte bis 9:00 Uhr nicht auf. Für die geplante Route reichte die Zeit nicht mehr und so entschieden wir uns für die "Voi de Benitiers". Die 400m Kletterei waren bis auf eine Einzelstelle (7b) ca. 6b. Der Fels war bis auf wenige längen ausgezeichnet und wir kamen gut voran. Anfangs war es noch kalt, feucht und windig aber später klarrte der Himmel auf. Die Schlüsselstelle ist der Wechsel zwischen zwei Rissen und obwohl viele sagten: "Es gäbe da keine Griffe und Tritte" gelang es mir diese Länge im on sight. Der Rest war nicht weiter Schwer und eher Genuskletterei für uns. Wir staunten nicht schlech, als wir bereits nach 4h am Ausstieg waren und uns freuten beide die Route o.s./ flash geklettert zu haben. Viel Zeit war allerdings nicht zur freude, denn wir mussten noch Abseilen, Absteigen, das Zelt abbauen und zurück nach El Chalten laufen. Nach einem Gewaltmarsch sondersgleichen waren ich um Mitternacht im Centro Alpino und gönnte mir mein Abendessen. Am nächsten Tag ging es nach dem Sachen packen wieder mit allem Gepäck zum Busbahnhof wo ich nichtsahnend auf meine Rückfahrt wartete. Kurz vor der Abfahrt kammen noch einige der Chilenischen Boulderer mit welchen ich viele lustige Stunden verbracht hatte vorbei um sich von mir zu verabschieden.
Was für ein Mistwetter. 6h Zustieg und dann noch Regen.

Nach 4h 400m höher am Ausstieg

Matteo in der Crux von Voi de Benitier an der Mojo.

 Normalerweise bin ich kein Freund von Abschiedsscenarien, aber ich freute mich dennoch sehr über diese Geste. 4 Wochen zuvor kamm ich Mutterseelenalein nach El Chalten und jetzt ließ schaue ich auf viele Erlebnisse und Gespräche mit verschiedensten Leuten zurück. Wenn auch das Klettern für meinen Geschmack etwas zu kurz gekommen ist hatte ich eine schöne Zeit.
So und jetzt ab nach Hause mit mir.


Ach so wenn der eine oder andere Fehler oder das Layout etwas gestört hat, dem bitte ich um Entschuldigung. Es ist nicht gerade leicht alles auf einem popeligen Handy zu schreiben und hochzuladen. Vor allem dann, wenn einem die Geschwindigkeit von ISDN wie weit entfernte Zukunftsmusik vorkommt.

Montag, 9. Februar 2015

Desmochada Brass Parrot

Blick von der Moräne auf den Gletscher welchen man entlangläuft

Blick zur cerro Torre Gruppe
Die letzte Route hatte Lust gemacht auf mehr, doch wieder stand ich vor dem Problem mit wem, denn Seba hatte keine Zeit mehr und für längere Sachen war er leider auch nicht der richtige Partner. Dafür war das verständigungsproblem zu groß um komplexe Seilmaneuver von einem Stand zum anderen zu rufen. Je länger die Route, umso wahrscheinlicher, dass man den Haulbag in einem Quergang rauslassen muss und nicht genug Materialseil dafür zu Verfügung steht. Ganz zu schweigen davon, wenn man die Bergungstechniken mit Bewußtlosen durchsprechen will. Also ging wieder alles von vorne los. Neuer Partner neuer gemeinsamme Einklettertour in der Nähe des Ortes erneutes Durchsprechen der Seiltechnik usw. Als Pepe aus Santiago de Chile und ich das hinter uns gebracht hatten stand ein 3 Tage Schönwetterfenster vor der Tür. Was also machen? Mein bevorzugtes Ziel war am Fitz Roy eine Variante zu El Corazon welche mit fast 1400 Klettermetern endlich den langen Zustieg rechtfertigten. Da diese Route mehrere Tage dauern würde und ich im gegensatz zu den meisten Kletteren hier nacht ungern auf meinen Schlafsack verzichte kamen wir um Haulen nicht herum. Das war für Pepe neu, denn üblicherweise spart man sich das hier indem der Seilzweite mittels Jümar am Seil nachsteigt. Das mag vielleicht eine Alternative sein , wenn man irgendwie zum Gipfel kommen wollte aber für mich war das keine Lösung, denn ich wollte alle Einzelstellen frei Klettern. So entscheiden wir uns schweren Herzens, dass selten lange Wetterfenster für eine Eintagesroute im Tal des Cerro Torre zu nutzen. Dies hatte zum einen den Vorteil, das ich auch dieses endlich mal zu Gesicht bekommen. In Patagonien ist es nicht selten das sich mehrere Wochen keine Gelegenheit bietet in die Berge zu kommen. Das liegt gelegentlich an starken Schneefällen, jedoch fast immer an extrem starken Wind. Es ist defacto unmöglich das Wort Patagonoen in den Mund zu nehmen ohne den Wind zu erwähne der einem bis auf die Knochen mit Kälte erfüllt und dem aufrechten Gang ein Ende setzt. Wir starteten also zum Polaco Biwak was selbst mit leichtem Gepäck 8h Fußmarsch sind. Schon zeitig auf dem Weg thront der Cerro Torre über allem. Ich bin immer wieder stark beeindruckt von der Erhabenheit diesesnGipfels. In den vergangenen Tagen hatte sich trotz eenig Niederschlag Eis in der Headwall gebildet, welches selbst in der Sonne nicht schmolz. Bei der intensieven Sonne hier ist dies schwer vorstellbar. Die einzig logische Schlußfolgerung war, das es dort oben eiskalt ist. Der wind der eigentlich gar nicht vorhergesagt war pfiff kalt durch das Tal und wir verworfen bald den Vorsatz am Einstieg zu schlafen, denn es sah nach Niederschlag aus. Der Zustieg war die ersten 3h leicht und wurde schlagartig unangenehm als wir die Moräne des Gletschers erreichten. Ganz feiner Staub mit Steinen gespikt und teilweise 45° Grad. Wenn dies wenigstens Eis wäre, da würde man Steigeisen anziehen und gut. Hier jedoch rutscht jeder mal aus und klammert sich dabei verzweifelt an einen der wenigen aus dem Staub schauenden Steine um nicht entgültig den Abhang ins Geröllfeld runterzurutschen. Nun verstehe ich auch warum die Reisebüros im Ort schon vor einiger Zeit aufgehört haben gletschertouren anzubieten. Es ist schier nicht tragbar wenn weniger als die Hälfte der Kunden den Gletscher unversehrt erreichen. Auf dem Gletscher selbst war das Laufen wieder angenehm. Die Dimensionen sind einfach gigantisch was die Dauer des Zustieges erklärt. Wer sich hir hinten ein Bein bricht oder auch nur den Knöchel verstaucht hat unweigerlich ein Problem. Alles was hier zu Fuß reinkommt muß auch zu Fuß wieder heraus, denn einen Helikopter gibt es nicht. Wenn dan mal ein Hubschrauber in der Gegend ist wie im Dezember welcher für eine Bergung verwendet wurde, sind die Piloten nicht für solche Einsätze ausgebildet was leider mit dem Absturz deselben endete. Alles gute Gründe um wirklich Sicher zu gehen, dass sich niemand verletzt. Wir schliefen also beim Polaco Biwak und hofften der Wind würde am folgenden Tag abflauen. Beim ersten Tageslicht ging es los und die folgenden zwei Stunden waren leichte Kletterei in Geröll oder brüchigem Gestein. Zu meiner Freude bemerkte ich, das Pepe sehr vorsichtig beim Klettern war und mich bei manchen Stellen bat außerhalb der Fallinie der Steine zu warten bis er eine Passage überwunden hatte. Obwohl er keine Steine lostrat, gefiel mir diese Vorsicht, war sie doch hier wichtiger als sonst. Am Wandfuß angekommen bereuten wir es erneut nich an Ort und Stelle geschlafen zu haben, den es gab kein Wasser wie wir gehoft hatten. Wir mußten wieder etwas absteigen und seitlich queren um mühsamm ein Rinnsal in unsere Trinkflaschen zu bannen. Es ist zwar nicht sehr warm hier in den Bergen, doch durch die trockene Luft wird hier mehr Flüssigkeit benötigt, als bei 40° C Umgebungstemperatur. Wir mußten uns also die Zeit nehmen die 4 Litter abzufüllen, auch wenn die Zeit bei den 700 Klettermetern fehlen würden.
Endlich konnte es losgehen. Bei den leichten Längen zu Beginn war sogar eine richtig schöne 6a+ Verschneidung dabei. Das ließ auf mehr schöne Längen weiter oben hoffen. Kurz nach dem Ersten Aufschwung kam die 7b+ Crux. Eine Boulderstelle mit einem mäßigen Bolt über einem breiten Band. Erst nach lägerem Suchen fand ich eine Variante welche die vorhandenen Strukturen sinnvoll zusammenhängte. Leider blieb mir trotz etlicher versuche der Durchstieg dieser Stelle versagt, denn ich scheiterte immer wieder voll ausgefahren an der gleichen Stelle was sehr kraftraubend war. Um Zeit zu sparen begnügte ich mich mit den Einzelzügen und folgte den steilen Rißspuren entlang der Kante. Nicht nur der Fels war schlechter als erwartet, sondern auch die Absicherung. Wir hatten von jeder größe Friends genau 2 dabei und für den Stand wurden ja auch noch einige benötigt. Laut Topo sollte der 100m lange Riß in zwei Hälften geteilt werden was uns nicht gelang weil uns das Material ausging. Logische Standplätze gab es auch nicht und so hingen wir eher ungemütlich zweimal in den Rißspuren an der Kante ab um nachzuholen. Als wir weiter oben in ein Verschneidungssystem gelanngten besserte sich zumindest die Beschaffenheit der Standplätze. Wir in Patagonien typisch gab es keinerlei fixe Sicherungspunkte aber wenigstens aller 50 Meter was zum Stehen. Der Fels wurde eher schlimmer und die scharfen Granitkristalle zerschürften uns die Hände bei jeder erdenklichen Gelegenheit. Bald schon waren unsere Hände und Finger mit Schürfwunden überzogen doch blieb uns keine Zeit um vorsichtiger zu klettern. Einige diese kleine bösartigen Granitschuppen lauerten geduldig und gut geschützt in der Dunkelheit der Risse. Ähnlich eines Raubtieres lagen sie so auf der Laurr um sich dem unbedachten eilends vorbeikletternden unter die Fingernägel zu bohren. So wurde ich zu ihrem Opfer und durfte am eigenen Leibe erfahren, dass die Asiaten mit den Bambussprossen unter den Fingernägeln eine sehr effiziente Foltermethode gefunden hatten. Wir ließen die blutgierigen Risse hinter uns und atmeten auf, als wir am Ende der Verschneidung endlich auf rötlichen Fels trafen. Dieser ist zwar glätter aber von ausgezeichneter Qualität. So kammen fast zwei weitere Genußlängen dazu. aber ebend nur fast, denn ich war kurz unterhalb der Schulter und auf dieser bleibt der Schnee noch lange liegen bis er sich aus Angst vor der warmen Sonne in die Risse verkriecht und dort dem Kletterer das Leben erschwert. Die schweren Längen sowie der Großteil der Route lag bereits hinter uns. Ähnlich sah es mit dem Tageslicht aus. Aus diesem Grund verzichteten wir auf den Gipfel und die 5 leichten Längen damit wir noch etwas Tageslicht zum Abseilen hatten. Die Bilanz des Tag war ohnehin eher ernüchternd. Bei 18 Seillängen und ca. 600 Klettermetern waren nur 3 tolle Längen dabei. Wer will da schon die Statistik mit 5 weiteren bruchlängen und einem Notbiwak im Abstieg belasten. Noch dazu wenn die Übersetzung des Gipfelnamen "Desmochada" ohnehin "Ohne Gipfel" bedeutet. Sehr schnell bemerkten wir beim Abseilen wie richtig diese Entscheidung war. Die Abseile verlief abseits der Route und ist im Dunklen nur schwer zu finden. Manche Abseilstellen fanden wir auch im hellen nicht und opferten notgedrungen etwas Material. Das Abseilen gefolgt vom Abstieg dauerte noch bis spät in die Nacht hinein. Als uns dann der Lichtschein des fast vollen Mondes die gegenüberliegende Gipfelkette des Cerro Torre zeigte waren wir sogleich für unsere Überstunden belohnt und genossen unser Abendessen 2h nach Mitternacht.  So endete meine erste Kletterei im Torre Valley  wieder mit einem langem Fußmarsch wie sie begonnen hatte.
Die Headwall des Cerro Torre beim Zustieg

Pepe in der Tyrolian Traverse über den Fluss

Hier ist mal ein Gletschersee  ausgelaufen. Wer wohl den Stöpsel gezogen hat?

Gletscherfluß auf dem Gletscher wo man irgendwie rüber muss.

Der frühe Vogel fengt den Wurm. Jetzt gehts los.

3 Länge und eine der wenigen schönen noch dazu.


Da hofften wir noch, das der Fels oben im steilen besser wird.
Naja gut ist anders, aber wenigstens steil. Der 100m 7a+ Riß an der Kante.

Donnerstag, 5. Februar 2015

Mermoz, Pilar Rojo

Nach dem letzten Fehlversuch einen kompetenten Partner zu finden war ich etwas vorsichtiger geworden und ging erst einmal ein paar Tage Boulder. Ja es klingt sehr komisch, wenn ich sage ich habe große Wände vor der Nase und gehe Bouldern. Ich wollte aber unbedingt mal wieder Klettern, ohne dafür tagelang Rucksäcke zu schleppen. Doch auch beim Bouldern war es typiscb südamerikanisch genau wie das Leben hier. Vormittags passiert gar nichts und gegen 16:00 Uhr geht es dann langsam los. Ich Boulderte etwas mit ein paar Leuten aus Chile und meine Fitness war alles andere als gut nach den letzten Wochen. Dafür hatte ich umso mehr Gelegenheit spanisch zu sprechen, denn englisch sprach kaum jemand. Am Abend brannten meine Fingerkuppen denen Fels mittlerweile fremd war. Da das wenige Spanisch aus der Uni nicht viel Vokabeln zum Thema Klettern enthielt, vergrößerte sich mein Wortschatz in diesem Bereich drastisch. Ein anderer positiver Nebenefekt war, dass Seba einer der fitteren Chilenen auch auf Partnersuche für die großen Wände war.
Nach zwei Tagen zusammen Bouldern beschlossen wir es mal an den kurzen Mehrseillängenrouten unweit des Ortes zu versuchen. Ich war nun etwas vorsichtiger und es gab ein neues zuvor nicht gekanntes Problem: Komunikation. Seba sprach kein Englisch und dies erschwerte vieles. Am Boden war die Kommunikation mit Händen und Füßen noch ausreichend, diese würde jedoch bei Seilkomandos und unvorhersehbaren Ereignissen an ihre Grenzen geraten. Zum Glück merkten wir bei der ersten Route nicht viel davon, denn der Wind war so stark das man kein einziges Wort verstand. Nur gut, dass wir uns vorher in einer für dritte lustig anmutenden Konversation auf die Reihenfolge der Seilaktionen geeinigt hatten. So waren wir beide sicher ebenfalls gesichert zu sein, sobald sich der kleine Haulbag nach oben bewegte. Nich das der Sack nötig gewesen wäre, aber dies erleichterte es ungemein und in den Bergen sei dies ohnehin meine bevorzugte Seiltechnik. Was soll ich also noch sagen es funktionierte, die Knoten kannte Seba und der Haulbag erreichte mit uns den Ausstieg. Nun mußten wir nur noch ein passendes Ziel für das kurze Wetterfenster in 2 Tagen finden. Etwas richtig großes kam wegen der Kommunikation nicht in Frage aber mit etwas ganz kleinem wollte ich die Gelegenheit nicht verschwenden. Da es auch dieses mal schief gehen konnte wollte ich mal ein wenig Neuland in den hiesigen Bergen sehen also nicht schon wieder Guillamet. Mein Vorschlag war deshalb an der Mermoz die Bernd Arnold Route "Pillar Rojo". Ein unschlagbarer Vorteil derselbigen ist, dass die Standplätze gebohrt sind und mann über den selben Weg abseilt welchen man herraufklettert. Doch keine Vorteile ohne Nachteile: Die 450 m lange Route hatte 16 Seillängen von denen nur wenige leichter als 6b waren und das war das schwerste was Seba bisher in den Bergen geklettert war. Zudem waten alles Risse und Seba war eher ein Wandkletterer. Auch der Zustieg über den Gletscher und die 200m über mehrere Bergschünde und 60° Grad steilen Schnee bereiteten ihn unbehagen da er damit keine Erfahrungen hatte. Zusammengenommen war es eine nicht alzu lange aber anhaltend schwere Route in der von allem etwas verlangt wurde.
Ich konnte Sebas Zweifel zerstreuen und wenig später ging es los. Wir zelteten am Passo Guillamet und es war extrem kalt am Abend. Da es am Pass kein Wasser gab, mußten wir aufwendig Eis schmelzen um Wasser für das Abendessen und den kommenden Tag zu erhalten. Die Schatten von Fitz Roy und umliegende Gipfel wurden immer länger und es wurde ein kurzer Abend. Am folgenden Morgen ging es zeitig los merkten jedoch am Bergschrund das wir zu spät dran waren. Die extrem intensive Sonne hatte bereits eine Stunde nach ihrem Aufgang die letzte der 3 Spalten im steilen Schnee soweit aufgeweicht, dass die Eisgeräte wie ein warmes Messer durch Butte schnitten und die kurze senkrechte Stufe zum Problem wurde. Mit jeder Minute die weiter verstreicht würde es problematischer werden den Bergschrund zu überwinden. Deshalb entschieden wir uns aus einer Stufen im Gletscher das letzte Stück zu Sichern, da man dort weningstens eine Eisschraube drehen konnte. Ich probierte es anfangs mit graben um die Stufe zu Uberwinden, merkte aber bald das es eher schlechter als besser wurde. Mit viel Gefühl und vor allem ohne Rucksack mogelte! mich seitlich über die Stufe. Als Seba mit Rucksack nachstieg zeigte es sich das wir alles richtig gemacht hatten, denn er viel 4 mal ins Seil und nur durch kräftige ziehen kam er über die Stufe. Endlich waren wir am Fels und die Risse sahen einladend aus. Am morgen war es schön sonnig, da wir in einer Ostseite kletterten. Zwei Längen vor uns kletterten Matteo und Luca von denen wir bereits am Vortag wußten, dass sie das gleiche Ziel wie wir hatten. Da die beiden bereits ein eingespieltes Team sind, war dies auch die gewünschte Konstellation für zwei Seilschafften im Pillar Rojo.
Endlich war ich dort wo ich hin wollte, an schönen Granitfelsen mit einem Ambiente, das es mir schier den Atem raubte. Der Granit in dieser Wand ist von extrem guter Qualität was man fast immer an der leicht rötlichen Farbe erkennt. Die Risse waren meist trocken und nur an 3 oder 4 Stellen nass oder vereist. Dies machte die Kletterei nur noch interessanter vor allem weil dies für mich die scherste Stelle der Route war. Nicht das die Risse leicht sind, denn es ist anhaltende Rißkletterei im oberen 8ten Sachsengrad. Wie bereits vermutet vielen Saba die Risse nicht leicht und er wolte nur noch Nachsteigen. Dennoch wurde das Grinsen in seinem Gesicht immer breiter je höher wir kammen die Längen waren auch für ihn genial. Dennoch war er beits nach der hälfte der Route auf anschlag und er wurde immer ruhiger und langsammer. Ich redete im gut zu und zählte die Längen rückwärts bis wir es geschafft hatten. Bei der letzten franz 7a Länge ganz zum Schluß mußte auch ich noch einmal richtig kämpfen, damit ich mir meine on sight Begehung sichern konnte. Zum Ende merkte ich, dass auch mir die Längen immer schwere fielen als am Anfang und das mein Spanisch mit zunehmender Erschöpfung immer schlechter wurde. So war die Freude zwar groß und mit 8h waren wir gar nicht mal so viel langsamer als Matteo aber wir mussten uns beeilen wieder nach unten zu kommen. Es kann immer wieder vorkommen, das sich beim Abziehen ein Seil verhängt und dann mußte man diese Länge noch einmal Klettern. Zum Glück passierte dies nur ein einziges mal kurz vor dem Schnee. Weiterhin stellten wir erfreut fest, dass wir nicht den 60° Grad Schnee abklettern mussten sondern entlang der Felsen abseilen konnten. Dies war auch besser so, denn der Schnee war noch immer von der Sonne so aufgewärmt, das wir in Ebenem Gelände Knietief einbrachen. Dies erschwerte uns den Rückweg massiv und wir erreichten im letzten Tageslicht glücklich unser Zelt. Seba hörte nicht mehr auf vor freude zu stahlen und auch ich war zufrieden. So ging ein toller Tag zu Ende und ich kam zu meiner ersten und was die Felsqualität angeht vielleicht zu besten Route in Patagonien. Leider war Seba am nächsten Morgen so geschafft das aus meiner Idee in der Nähe des Biwaks noch eine kürzere Route zu klettern nichts wurde und wir ins Tal abstiegen.
Gletscherzustieg am Morgen, eine traumhafte Stimm

am höchsten Punkt des Schneefeldes und etwas links beginnt unsere Route


Seba in der 2. Länge

Die 4. lange und Crux da eisig im Dach über mir aber dennoch Bildhübsch

Eine ganze Länge nur Handries aka Manos al cielo

Pillar Rojo 3 letzte Länge mit immer länger werdenden Schatten des Gipfels und vom Fitz Roy

Impressionen der abendlichen Gletscherwanderung

Seba ist happy, endlich geschafft
Der Schatten von Fitz Roy