Schmerzende Füße, brennende Fingerspitzen sowie dieses sengen auf der Haut
und an allem ist die Sonne schuld. Die Luft ist noch angenehm kühl, aber das
ändert nichts daran, dass die afrikanische Sonne den dunklen Granit aufheizt
wie eine Herdplatte und wir klettern mitten durch diese.
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Die Felsen des Tsaranoro Tals mit Spiegelbild im Reisfeld |
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Wie kam es dazu. Nachdem unsere letzte Expedition wortwörtlich im Schnee
versunken ist wollten wir ein Ziel mit stabilerem Wetter. An dieser Stelle kam
Madagaskar ins Spiel. An Erfahrung für große Wände mangelte es uns nicht, doch
bevor es losging waren zwei technische Probleme zu lösen die nicht direkt mit
dem Klettern zu tun hatten. Zum einen gab es in Madagaskar keine Gaskartuschen
und so mussten wir uns für das erhitzen des Wassers was anderes überlegen. Ein
Jetboil ist dafür extrem praktisch aber leider nutzlos ohne Gaskartuschen. Das
andere Problem ist der raue Granit welcher den Haulbag beim ziehen in liegendem
Gelände innerhalb kurzer Zeit komplett zerstört und in Madagaskar gab es fast
nur liegende Wände. Da die von uns bevorzugte Seiltechnik jedoch aus simultanem
haulen und sichern des Nachsteigers besteht und Klettern mit Rucksack für uns
keine befriedigende Option darstellt musste eine Lösung her. Nach vielem
Überlegen und einigem Probieren fand ich eine Lösung für alle beiden Probleme
und löste zudem noch ein weiteres Problem.
Die Lösung war ein Rollbrett was sich mit Hilfe einer passenden Aufhängung
als Transportmittel für den Haulbag, als Tisch und Kocherhalterung im
Portaledge sowie als Stehbrett am Hängestand eignete. So waren mit ca. 2,5 kg
Zusatzgewicht die letzen großen Probleme des Freikletterns gelöst und ich
konnte mich mit der weiteren Logistik befassen.
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Rollbret von unten |
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Rollbrett als Kocher |
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Rollbrett zum Seile Sortieren |
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Rollbrett von oben |
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Rollbrett statt Hängestand |
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Wie üblich war es nur mit einige Abstrichen möglich das geplante Material
mit in den Flieger zu bekommen. Obwohl jeder von uns 2 Gepäckstücke hatte wog
unser Handgepäck weit über 20 kg. Beim Durchleuchten des Handgepäck kam wie zu
erwarten die Frage nach dem vielen Stahl auf. Es reichte jedoch, die Bohrhaken
zu zeigen und ein paar Erklärungen abzugeben. Die Bohrmaschine wurde
komischerweise erst in Nairobi beanstandet.
Viele Filme und 24 h nach unserem Abflug waren wir planmäßig in Antananarivo
aber ein Teil unseres Gepäck noch in Nairobi. Nicht das es auch dafür eine Plan
B gab aber der ging leider nicht auf.
Für den Fall das etwas Gepäck verloren geht hatten wir beide ein paar
Kletterschuhe im Handgepäck und das Material so verteilt, dass das Fehlen von
50% des Gepäcks noch zu verkraften war. Bei der Verlustmeldung mussten wir aber
feststellen das hier andere Regeln gelten. Gepäck wird hier nicht wie in Europa
an die Zieladresse in Madagaskar nachgeschickt sondern man darf so lange zum
Flughafen fahren bis man sein Gepäck dort abholt wo es eigentlich hätte sein
sollen. Wir sprachen mit Leuten auf dem Flughafen welche vor über 1Woche
angekommen waren und uns erklärten, dass bei der überladenen Maschine immer
etwas Gepäck in Nairobi bleibt. Mist! Also mussten wir unseren Abholservice überreden
einen Tag zu warten um die 13-14 h Autofahrt erst am Folgetag hinter uns zu
bringen. Nach erneuter Preisverhandlung gelang dies und zum Glück kamen die
fehlenden Gepäckstücke 24h später an. Somit blieb es einem von uns erspart nur
mit einer Bandschlinge um die Hüfte zu Klettern denn wir hatten endlich wieder
beide Klettergurte und machten uns auf ins Tsaranoro Tal.
Alles für die Katz
Ja die Fahrt war anstrengend und die 2 h Schlaf waren alles andere als
ausreichend aber wir wollten die Zeit optimal nutzen. Unsere Idee war es dort
Anzufangen wo vor 21 Jahren im Tsaranoro Tal alles begann. Die erste
Route im Tsaranoro Tal "Rain Boto" (übersetz: Väter der Hektik)
wurde 1995 vom Team Kurt Albert und Bernd Arnold erstbegangen. Seit damals
besuchten unzählige namenhafte Kletterer das Tal und haben ihre Spuren
hinterlassen. Mittlerweile gibt es über 50 Routen in allen Schwierigkeitsgraden
welche sich durch die 450 - 800 m hohen Wände ziehen.
Noch schlaftrunken aber mit einer unbändigen Vorfreude, wie ein Kind vor
Weihnachten liefen wir zum Fels. Die Hochstimmung legte sich schnell. Im Topo
war eine Linie eingezeichnet, die vollkommen zugewachsen war. Erst nach
längerem überlegen entschieden wir links der Kante einzusteigen. Irgendwie war
alles komisch und dort wo die Linie lang gehen sollte war nur ein altes
Hakenloch. Nach mehreren vor und zurück wich ich links über massiven Bewuchs
und eine hohle Rippe aus. Nach viel zu langer Zeit erreichte ich den ersten
Stand und ich wusste das dies nicht unser Tag sein würde. Wir waren langsam,
müde und als Issy einsteigen wollte fehlte ein Kletterschuh. Als wir am Wandfuß
ankamen war er noch da. Auch auf dem kleinen Band 5 m über dem Buschwerk
standen sie noch als Issy mich sicherte. Nur als er losklettern wollte fehlte
der rechte Schuh. An Klettern war also nicht mehr zu denken, denn mit einem
Kletterschuhe war dies unmöglich. Nach anschließender aussichtsloser Suche
stand der Schuldige fest. Beim Sichern hatte Issy unbemerkt Besuch von der
Horde Lemuren bekommen welche schon bei unserer Ankunft neugierig die Wand
herunterkletterte. Einer dieser Lemuren hatte nun Issys Schuh. Wir konnten also
zusammenpacken liefen zum Camp zurück und schliefen uns erst einmal aus.
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Die Diebe schauen ganz unschuldig. |
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Da fehlt doch ein Kletterschuh |
Rain Boto 7b+ (450m, 10 Sl)
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Topo Rain Boto |
Am nächsten Tag ging alles viel besser und wir waren in 5h am Gipfel. Die
Einstufung erschien uns sehr gutmütig was wir nach einigen Routen im Tal mehr
als unterstreichen können. Die Route war nicht mehr in einem abseilfähigen
Zustand aber einen Tag später behoben wir dies und ersetzten zudem den fehlenden
ersten Haken. Was erstaunlich ist das Rain Boto mit sehr vielen breiten Rissen
aufwartet. Wer das nicht so mag dem sei ein 5er Camelot eventuell noch ein 6er
angeraten. Wir hatten zwar keinen aber in dem kieseligen Gestein sind breite
Risse kein Genuss. Die Linksvariante in der 3. Länge ist max. 7a und zu
empfehlen da der Riss rechts extrem bewachsen ist. Der 4. Stand fehlte, aber da
ist ein Stand von "The Change Experience" den man getrost übersteigen
kann. Beim weiterklettern hat man 2 Variante: Links eine übelste Schulterissmöhre
mit einem BH am Ende oder rechts eine etwas bewachsene Rippe für 6b. Da der
nächste Stand ( vor der Crux ) nur aus ein paar gammeligen Schlingen an einem
Klemmblock bestand wurde dieser von uns saniert.
In der 7a+ nach der Crux kann ein 4er Camelot die Züge zum Standplatz
entschärfen.
In den letzten Längen sind mehrere Haken von den Nachbarwegen links
dazugekommen da gibt's schnell mal 11 Haken statt nur 6.
Tolles Erlebnis und ein guter Anfang.
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Die 6. Sl |
Eigentlich war es unser Plan das Gebiet um 1-2 Freiklettereien zu bereichern
aber unser Glück war uns da nicht gerade hold. Bei "Fantasia" einer
sehr markanten Verschneidungslinie wäre zwar die Headwall gerade so im 8ten
Franzosengrad aufgegangen hätte sich aber im oberen Teil nur mittels
Copperheads absichern lassen.
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Originaltopo Fantasia |
Zudem verhinderten völlig geschlossene glatte
Verschneidungen den Vorstoß zur Headwall. Die zweite Route "Dreams of
youth" mussten wir kurzfristig wegen unerwarteter Probleme mit dem Gestein
abwählen. Die einzelnen Kristalle des sehr rauem Gesteins schmerzten an unseren
Fingern so sehr, dass unsere persönliche Schallmauer mit 8a erstaunlich niedrig
lag. Das war zwar irgendwie ein Widerspruch zu der Tatsache, dass wir auf den
unübersichtlichen Platten bis 7c on sight klettern konnten aber viel schwerer
war leider auch viel schmerzhafter.
Dennoch sind die Kletterbewegungen und die Strukturen zum Teil so einmalig,
dass sie uns immer wieder ins Staunen versetzten und wir aus dem Schwärmen
nicht mehr rausgekommen sind. Das es im Granit so etwas gibt ist unglaublich.
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Ein Zubukarren ist immer noch ein weit verbreitetes Transportmittel im ländlichen Raum. |
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Die Einheimischen leben vor allem vom Reisanbau. |
Never The same 8a+, 650 m 13. Sl
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Topo Never the same. |
Nach etwas Einklettern wollen wir die Route "Never the same" in
Angriff nehmen. Obwohl wir mit dem Gedanken spielten es nur mit leichtem Gepäck
an einem Tag zu versuchen, wählten wir die Variante die am ehesten zum Erfolg
führte. So stiegen wir mit Portalege und Essen für 3 Tage um 8:00 Uhr in die
Wand ein. Bereits um 15:00 Uhr erreichten wir die Crux in der 8. Seillänge. Bis
dahin ging alles im on-sight. Danach schmerzten uns jedoch die Fingerspitzen
so, dass wir die Crux nicht mehr komplett ausboulder konnten und machten zeitig
Feierabend. Wir bauten unser Portaledge auf und hatten auch sonst alles dabei
um es uns bequem zu machen. Es mangelte uns an nichts außer vieleicht ein wenig
Auslauf. Dies wurde jedoch mit einem tollen Panorama und viel Luft unterm
Hintern entlohnt. Die eine Nacht reichte leider nicht aus um auf unseren
Fingerspitzen die nötige Hornhaut nachwachsen zu lassen und so erklärten wir
den Tag prompt zum Ruhetag, denn mir war klar was auf uns zukommt.
Die Schlüsselstelle hatte ich ja bereits am Vortag in Augenschein genommen.
Das Kernstück der schwersten Seillänge ist ein Überhang, welcher mit einer
senkrechten Wand beginnt und in einer sehr glatten Platte endet. Auch wenn die
Natur im Überhang etwas verschwenderisch mit Griffen war, hatte man am Ende von
diesem sehr dicke Arme und bereits Franz. 7c geklettert. Was aber dann kam,
verfolgte mich den ganzen Ruhetag.
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Crux von Never the same |
Obwohl wir den Tag in luftiger Höhe mit viel Musik und fesselnder Lektüre
verbrachten wanderte mein Blick immer wieder zum Seil was durch den letzten
erreichten Haken frei bis zu uns herunterhing. Ich war mir sicher nicht
wichtiges übersehen zu haben, denn ich habe eine Stunde lang an dieser Stelle
nach Griffen und Tritten gesucht sowie probiert und es gab einfach nichts. Aus
diesem Grund mussten man auch einzelne scharfe Granitkristalle festhalten um
sich aus dem Überhang auf die Steilreibung zu schwindeln. Die besten dieser Kristalle
habe ich bereits alle durchprobiert und es erschloss sich mir keine Lösung denn
auf den einzigen 2 Tritten die vorhanden waren konnte ich die gewünschten
Kristalle nicht erreichen. Ich ging alle erdenklichen Kombinationen im Kopf
durch und wurde nicht schlau aus dem Problem.
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1,3m x 2m ebene Liegefläche in einer fast senkrechten Granitwüste. |
Am Ende des Ruhetages hatte wir zwar unser Bett in luftiger Höhe nicht
verlassen aber unsere Gesprächsthemen begannen immer wieder abzuschweifen.
Vielleicht inspiriert durch den grandiosen Ausblick der uns immer mehr aus dem Tal
herausblicken ließ.
Der entscheidende Tag fing ganz gemütlich an, denn wir wollten noch warten
bis die Sonne aus der Wand geht um bessere Bedingungen zu haben. Wir setzten
uns 15:00 Uhr als Deadline für das Weiterklettern nach der Crux. Das war die Zeit
bis wann wir noch eine Chance sahen die verbleibenden 5 Seillängen und 250 m
bis zum Gipfel klettern zu können. Da es bereits um 18:00 Uhr dunkel wird blieb
uns nicht viel Reserve doch erst mal gab es ein anderes Problem zu lösen.
Wie bereits beschrieben waren nicht viele Alternativen vorhanden. Dennoch
dauerte es über eine Stunde bis ich eine machbare Variante fand. Zweimal musste
ich dynamisch nach einzelne Kristallen greifen, was schon deshalb ungut war, da
jeder einzelne Finger eine andere Struktur treffen musste um daran hängen zu
bleiben. Obwohl mir dies zweimal gelang fühlte es sich nicht gut für den
Durchstieg an doch viel Zeit blieb uns nicht und Alternativen gab es keine. Ich
kletterte weiter bis zum Standplatz und schaute mir die wackeligen Reibungszüge
nach der Stelle an den Kristallen nur kurz an bis ich abgelassen wurde. Nun war
Issy an der Reihe. Ihm gefiel meine Variante sofort und er freute sich über die
gute Vorarbeit. Der Wind war mittlerweile etwas aufgefrischt und so wagte ich
es die guten engen Kletterschuhe anzuziehen um noch etwas besser auf den
kleinen Tritten zu stehen. Es war bereits 14:00 Uhr also hatte ich genau einen
Versuch. Der untere Teil lief nicht so prickelnd, den ich kam mit sehr dicken
Armen und schwer atmend am Ende des Überhangs an. An der steilste Stelle gab es
eine mäßigen Ruhepunkt. Ich war voll ausgesteckt und konnte meine Atmung nur
ganz langsam beruhige aber besser als nichts. Nach ein paar Minuten wurde es
nicht besser und es ging weiter. Voll entschlossen fing ich an zu schnappen. An
dem besten Kristall wo ein halbes Fingerglied drauf passte musste ich noch das
Seil einhängen bevor es weiter gehen konnte. Danach den gleichen Kristall mit
ein paar Zwischengriffen wechseln, dass man ihn mit dem linken Zeigefinger zu fassen
bekam. Für den kommenden Schnapper legte ich sowohl den linken Mittelfinger als
auch den Daumen oben drauf. Der rechte Hand schnellte nach oben und obwohl der
Zeigefinger vom einhängen noch taub war, blieb ich am nächsten Griff hängen.
Nun links auf dem einzig vorhandenen Tritt aufhocken und mit einem Seitgriff
genau unterm Haken auf dem linken Fuß ziehen. Der nächste Zug gelingt nur wenn
die Hüfte in ganz gerader Linie über dem linken Fuß bleibt sonst reicht meine
Länge nicht. Beim Weiterschnappen merke ich das es nicht ganz reicht und treffe
nur 2 der 3 scharfen Strukturen die den Aufleger erst zum Griff machen. Kurz
noch den 3. Finger dazu sortiert, die Hüfte besser in Linie mit dem Fuß
gebracht um nicht ganz so ausgefahren zu sein. Jetzt kam der wackeligste Zug
von allen. Der rechte Fuß muss aus dem Überhang heraus auf die Platte gesetzt
werden. Sobald das geschafft ist steht man im leicht liegendem Gelände. Der
Tritt ist allerdings so hoch, dass er sich fast am Ellenbogen des rechten Armes
befindet. Nach kräftigem pressen und zweimaligen nachsetzen ist der Fuß oben
und ich schiebe mich auf die Platte. Puh das war knapp. Die Finger sind Taub
und bis zum ersten guten Tritt wo ich freihändig stehe
muss ich noch 6 m an schlechten Tritten queren. Ich merke, dass ich viel zu
verkrampft bin um mich richtig auf die kleinen Tritte zu stellen und ich gleich
abtropfen werde. Spontan entscheide ich mich auf meine Griffe zu stellen und
befinde mich zwar in einer Sackgasse kann allerdings kurz freihändig stehen und
mich sammeln. Die kurze Ruhepause reichte aus die Nerven zu beruhigen und die
Reibungstraverse gelingt etwas besser. Die Betonung liegt auf etwas denn jetzt
will ich nicht mehr abfallen. Der Ganzkörperkrampf und die schmerzenden Füße lösten
sich erst mit dem Jubelschrei am Standplatz. Es war überstanden und es konnte
weitergehen. Zeitlich waren wir gerade noch so im Rennen denn es war kurz vor
15:00 Uhr als Issy bei mir war. Die folgenden Längen waren anspruchsvoll und
schmerzhaft an den Fingern konnten uns aber nicht daran hindern im letzten
Tageslicht auf dem Gipfel zu stehen. Anders als bei uns zu Hause wird es in
Madagaskar sehr schnell dunkel. Beim Abseilen halfen uns der Vollmond und
unsere Stirnlampen den gekletterten Weg nach unten zurückzuverfolgen und unser
Material dabei wieder einzusammeln. Die Entspannung setzte erst ein als wir 4h
später vor unserem Zelt saßen und der Kocher leise surrend unsere Spaghetti
kochte. Jetzt fühlten wir uns wieder richtig frei. Frei von der Idee diese
Route Klettern zu wollen und frei uns auf einer größeren Fläche als 2 m x 1,3 m
bewegen zu können. Was ist schon Freiheit ohne selbst auferlegte Zwänge?
Deshalb wurden noch an diesem Abend neu Pläne geschmiedet.
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Issy in der 4.-letzten Länge |
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Endlich oben! |
Gondwanaland 800 m, 20 Sl, 7c
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Gondwanaland Topo der 1. Wiederholer |
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Gondwanaland Topo der 1. Wiederholer |
Nach zwei Ruhetagen konnten wir uns wieder in die Kletterschuhe trauen und
die Fingerspitzen schmerzten auch nicht mehr so stark. Da wir uns die längste
und angeblich eine der anspruchsvollsten Route vorgenommen hatten nahmen wir
vorsichthalber das Biwakzeug, 6 l Wasser und genügend zu essen mit. Zudem
stiegen wir bereits 5:15 Uhr mit Stirnlampe ein. Der Sack nervte ganz schön
weil er beim Ziehen sehr schwer war. Zudem war es ein extrem heißer Tag. Die
Kletterei war in erster Linie deutlich schlechter als erwartet und als es nach
der Hälfte nicht besser wurde wollte ich schon fast abseilen. Da Issy
weitermachen wollte, kletterten wir weiter. Was im unteren Teil die dreckigen
Grasbänder gewesen sind waren oben die scharfen und brüchigen Platten. Dazu war
die Absicherung eine Mischung aus Sportklettern und etwas mutiger gebohrt, je
nachdem wer des großen Teams der Erstbegeher die Seillänge eröffnet hatte.
15:00 Uhr waren wir an der Crux und auch diese war unschön und kratzig. Es ging
zwar im Flash bei mir, aber der kleine Mann hat wenig Freude an dem Boulder am
2. Haken. So gelang mir zwar die ganze Route im Flash/o.s. und Issy konnte Crux
auch Rotpunkt Klettern aber freuen konnte ich mich nur daran, dass es endlich
vorbei war. Nach vollendeter Qual seilten wir wieder ab und um den Tag noch perfekt
zu machen blieb das Seil an den besch... Seillängen beim Abziehen hängen. Issy
opferte sich und nach 13 h standen wir wieder am Einstieg.
Fazit: Besser nicht machen es gibt so viele tolle Routen hier. Falls man auf
schlechten Fels, interessante Grasbänder und abgesehen von den 5 m Crux auf 7a
(6c+ obl) steht naja dem taugt die Route eventuell.
Manara Potsiny (Einfach nur Klettern) 8a, 600m, 17 Sl
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Manara Potsiny Topo der Erstbegeher |
Es waren erneut 2 Ruhetage nötig ehe sich unsere Füße erneut in die
Kletterschuhe zwängen ließen. Der Name heißt so viel wie "Einfach nur
Klettern" wenn wir die Einheimischen richtig verstanden haben. Diese Route
soll so genial sein, dass auf 600 m nur 6 m mit schlechtem Fels aufwarten
sollen. Ehrlich gesagt wissen wir heute noch nicht wo die 6 m sein sollten,
denn die Route war von perfekter Felsqualität. Im unteren Teil technische
Wandkletterei an schön strukturiertem aber nicht zu rauem Granit. Wir wollten
gar nicht aufhören mit schwärmen was für tolle Züge die einzelnen Längen
hatten. Gerade das schöne Geschiebe und Gestütze war einfach genial. Nur die
Haken steckten etwas komisch im Zickzack. Es hätten auch gerne ein paar weniger
Haken sein können. Die einzige Länge welche ich 2 mal machen musste war die
8a-Länge. Ich fand mit einer Rechtsschleife so eine gute Variante, dass Issy
diese gleich flashen konnte. Leider krümelte ihm in der nächsten 7a+ ein Griff
weg und er kam noch mal zum Stand zurück, sonst hätte er die ganze Route auf
Anhieb geklettert. Tolle Leistung. Bis hoch bleibt es noch anspruchsvoll und im
letzten Tageslicht waren wir oben und schliefen wie geplant auf dem Gipfel. Die
Sterne und das Ambiente rundeten das Ganze ab und wir waren noch lange damit
beschäftigt zu diskutieren, welche Länge von den schönen 17 die tollste war.
Mein persönlicher Favorit war die 9. Sl eine 7b mit schönen technischen
Schiebezügen bei Issy war es die 11. Sl.
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Mit freundlicher Unterstützung von ... |
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Die Schlüssellänge |
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Genusklettern bis zum Ausstieg, Die Route im Tal. |
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Die Morgendämmerung begint hinter dem Chamäleon |
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Am nächsten Morgen vor dem Abseilen |
Der nächste Tag war wieder mal einer neuen Freikletteridee gewidmet aber uns
rannte die Zeit davon. Wir schauten uns ausgiebig die Route "L'escalier
Magique" an. Unten ist das Gestein und die Kletterei perfekt aber oben
wurde die Linie künstlich aufgezwungen und es wurde sich nach oben gebohrt.
Deshalb gibt es immer wieder A0 Stellen. R15 ist ein sehr schwerer Boulder am
1. + 2. Haken, R 16 da stecken die Haken 3m rechts der Kletterlinie und man
kann sie nicht einhängen. R 17 ist eine Kante die wahrscheinlich für 7b+ geht
aber sehr gesucht. Die beste Variante für die Route ist wahrscheinlich wenn man
in R 13 oder R 14 rechts abzweigt und die linke Seite des Pfeilers von
"Zaza Be" klettern würde. Da wir nur noch 2 Tage Zeit hatten fehlte
uns die Zeit und wir suchten uns was kürzeres.
Zaza Be (Großes Baby) 500m, 14 Sl , 7c+ (obl. 6c)
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Topo Zaza Be mit unserer Einstufung |
Naja was kürzeres ist es nicht geworden aber die Kletterei im unteren Wandteil
war so schön, dass wir hofften die Route 300m weiter rechts ist genauso toll.
Einen Haken hatte die ganze Sache allerdings: 8 Sl waren, von Ben Rück &
Mayan Smith - Gobat, welche die erste freie Begehung gemacht hatte, mit 7b+ und
schwere eingestuft. Das war für unsere schmerzenden Füße und Finger eine ganz
schöne Herausforderung. Der Erfolg war ungewiss aber wenn die Längen unten so
gut sind wie in der "Manara Potsiny" dann ist es jede Länge wert. Um
trotzdem die besten Voraussetzungen auf Erfolg zu habe stiegen wir am
Donnerstag früh um 5:30 Uhr mit Portaledge und Schlafsachen ein. In weniger als
46 h würde unser Mitfahrgelegenheit zum Flughafen abfahren mit welcher wir den
Heimflug gerade so erreichen konnten. Bisher wurde es jeden Tag etwas wärmer
und bereits bei der ersten Länge schmerzten mir die Füße und die Finger. Um die
schmerzenden Fingerspitzen zu entlasten konnte man häufig Griffe mit dem Daumen
festhalten man stand ja schließlich größtenteils auf den Füßen. Gegen die
schmerzenden Füße kann man sich gelegentlich auf die Fersen Stelle um die
Fußspitzen zu entlasten. Außerdem kann ich nur hoffen, dass nicht bei allzu
vielen schweren Stellen die extra kleinen Kletterschuhe nötig sind. Auf der
eine Seite werden die Torturen deutlich verschlimmert auf der anderen Seite
sind manche Einzelzüge nicht kletterbar wenn nicht das ganze Körpergewicht
perfekt auf den einzelnen wenige Millimeter großen Kristall geschoben wird, um
an etwas griffähnliches zu gelangen.
Unerwarteter weise kamen wir gut voran was wohl daran lag das die Längen
leichter waren als eingestuft. Wir haben hier im Tsaranoro Tal bereits 7a+
Längen geklettert welche schwerer waren als die meisten 7b+'s aus dem Topo von
Mayan Smith-Gobat. Obwohl wir uns fühlten wie Geckos auf einer heißen
Herdplatte war die Kletterei echt toll nicht zu leicht und nicht zu schwer. Als
wir das Tagesziel, den Start der 8a Länge erreicht hatten war es erst 14:00
Uhr. Einmal musste ich bisher die engen Schuhe anziehen aber ein zweites mal
halten meine gequälten Schuhe das definitiv nicht aus. Zur Abwechslung hing die
Crux mal über und der Granit war besonders rau und grobkieselig. Obwohl alles
bei mir bisher im o.s./Flash ging versuchte ich es hier gar nicht erst und
probierte ausgiebig bis ich die leichteste Lösung gefunden hatte. Issy konnte
diese auch gleich durchsteigen und war überglücklich. Jetzt fehlten nur noch 2
Längen und eine würden wir sicher noch schaffen, aber das musste ja nicht mehr
sein. Im Nachhinein denke ich sogar das wir ohne großen Haulbag alles in einem
Tag geschafft hätten aber wir wollten ja die Erfolgsversprechende Lösung.
Schnell war das Portaledge aufgebaut und es wurde wieder eine grandiose Nacht
sowie eine atemberaubende Morgendämmerung. Wir saßen in der ersten Reihe und
unter uns brach die Wand 400m fast senkrecht ab. Vor unseren Augen schossen
unzählige Schwalben vorbei die unsere horizontalen 2 Quadratmeter misstrauisch
beäugten. Wie schön wäre es jetzt die Arme auszubreiten und mit ihnen ein paar
Runden zu fliegen und die Wand auszukundschaften. Aber als Schwalbe ist
Klettern ja vollkommen zweckfrei. Dann doch lieber ein sprichwörtliche Meise
haben als ein Vogel sein. Als die Sonne langsam hinter der Kante verschwindet
bauten wir das Portalege ab und machen uns auf den Weiterweg. Angeblich soll
noch eine 7c+ und eine 7b+ kommen. Nach einer Stunde sind wir bereits fertig
weil es wieder mal deutlich leichter war als angegeben. Nach etwas mehr als eine Stunde war der Klettertag bereits zu Ende. Unsere Einstufungen
sind 7b und 7a+. Was wir aber als besonders schade empfanden ist, dass die
Route mitten in der Wand endet, obwohl es noch mal 3 oder 4 schöne Längen bis
zum Ende des Pfeilers wären. Zudem wird es nicht schwerer als 7a+ und es gäbe
ein logisches Ende. Vielleicht erbarmt sich ja mal jemand und nimmt eine Bohrmaschine
und 40 Haken mit.
Alles in allem eine tolle Route mit für unseren Geschmack zu guter
Absicherung und auf jeden Fall in einem Tag zu schaffen.
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Die 9.Sl von Zaza Be |
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Unser luftiger Schlafplatz nach der Crux, weil wir dachten es wird noch mal schwer. |
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Nacht und Tag geben sich die Klinke in die Hand. |
Wenngleich wir gerne noch etwas geklettert wären, hatte das zeitige Ende
doch sein guten Seiten. Wir konnten in Ruhe Packen und nicht dringend
benötigtes Material den Einheimischen schenken. Da es im Ort einen Arzt gab
schenkten wir ihm auch die Medikamente aus unserer Reiseapotheke inklusive der
Malariaprophylaxe. Besser hier als bei uns Zuhause im Schrank.
Die Rückreise war noch mal anstrengend und abenteuerlich doch wir haben es
überlebt. Statt zu Bremsen setzte unser Fahrer immer wieder die Hupe ein und
statt zu Hupen gab er kräftig Gas . Diese Verhaltensweise mag in der
Vergangenheit sicherlich auf einem Übersetzungsfehler bei der Ausbildung der
Fahrlehrer beruhen, hat sich aber sowohl bei den Autofahrern als auch bei den
Fußgängern eingeschliffen. Wir haben es jedenfalls bis zum Flughafen geschafft
und fliegen nun nach Hause.
Mal sehen wo unser Felsfieber das nächste Mal zuschlägt.
Falls mal wieder was falsch geschrieben war, sorry es war wieder auf dem Telefon geschrieben.
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So schön gehen die Tage in der Wand zu Ende.. |
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und so schön endete unser Urlaub |
Eine Sammlung von allen Topos des Gebietes die ich Auftreiben konnte, habe ich hier zusammengestellt:
https://www.dropbox.com/s/fxkjzhnbabpm2og/Collected%20Topos%20Tsaranoro%20Valley%202019.pdf?dl=0
Infos zum Gebiet, der Anreise usw. gibt es unter:
https://www.dropbox.com/s/mxnzvzm2gcvbken/Gebietsinfos%20Tsaranoro%20Tal%2C%20Klettern%20in%20Madagaskar.pdf?dl=0