In der französischen Sprache ist die Verdonschluch namensgeben für die beste Felsqualität beim Kalk. Aus diesem grund heißt dieses Qualitätssiegel auch "verdonesque" |
Es war eine eiskalte klare Nacht. Auf der Außenseite des Portaleges zog es wie verrückt. Die 2 Daunenschlafsäcke waren alles andere als warm. Mit viel Sorge beobachtete ich die halbe Nacht die aufziehende dunkle Front. Die Blitze am Horizont versprachen nichts Gutes. In der Dämmerung wurde ich von etwas kaltem im Gesicht geweckt, es Schneite. Zuerst langsam dann immer Stärker. Wie es aussah würde es ein Schneesturm werden, das konnte sehr ungemütlich werden. Nach oben waren es noch 60 m nach unten mehrere hundert Meter ...
Bevor ich hier etwas Überstürze fange ich besser von vorne an. Nachdem es in Aiglun an den Sintern zu feucht war, suchten wir Zuflucht in den Plattenfluchten der Verdonschlucht. Einige Routen hatte ich hier sowieso noch auf meiner to-do-Liste. Meine Hoffnung war, dass es nicht wieder zu heiß sein würde. Auf dem Plan stand die Empfehlung eines Locals "El Topo" eine der längsten Routen in der Schlucht.
El Topo 8a 14 Sl, 320m
Der Ruhetag nach der Klettterei in Aiglun war alles andere als ruhig. Eierkuchen backen, Gebietswechsel nach Verdon, Topo besorgen, Auskundschaften des Einstiegs ähm Ausstieg (man kommt in Verdon meist von oben abgeseilt), Strategie überlegen, Sachen Packen usw.
Die schwersten Längen ware ganz oben weshalb wir 2 Optionen hatten: Im oberen Teil ein Seil hängenzulassen oder die Sachen zum Übernachten im oberen Teil deponieren. Wir entschieden uns für das letztere, denn Oli wollte auch mal im Portaledge schlafen und ich bin da sowieso ein Freund davon. Das Übernachten in der Wand ist auch die natürlichste Lösung.
Der Plan stand also fest: Klettern bis zum Schlafplatz und nach dem Ausschlafen am Folgetag sowie gemütlichem abhängen in der Sonne beenden der Route.
Also ging es wie immer zeitig los und es war ein klarer kalter Morgen. Da die Route nach Osten ausgerichte ist würde die Sonne schnell die Kälte vertreiben. Auf einer neuen Abseilpiste gelangten wir zum Einstieg und hängten dabei das Schlafzeug 4 Längen unter den Ausstieg.
Die ersten 3 Längen gingen gut nur das Gestein war nicht so top wie wir es uns gewünscht hätten. Bei der ersten 7b stürzten wir beide und mussten sie erneut klettern. Nicht das mich das verwundert hätte, denn 7b im Verdon kann sich selbst für mich als Freund der Plattenkletterei wie Leistungsgrenze anfühlen. Ich machte mir nur Sorgen wie es dann weiter oben aussehen wird. Es kommen ja noch 3 x 7b+, 1 x 7c sowie die 8a Crux. Der Fels wurde zum Glück etwas besser jedoch die erste 7b+ (6. Sl) war exrem kleingriffig. Da konnte selbst ich als Liebhaber kleiner Griffe keine Freude mehr empfinden.
Die 5. Sl bietet zum erstn Mal kompakten Fels in der Route. |
Oli in der 6.Sl. In dieser Länge sind die Griffe winzig un messerscharf. |
Mein Favorit des Tages war die 7. Sl ebenfalls 7b+. Anhaltend schwer mit vielen weit auseinander liegenden Ein- und Zweifingerlöchern. Dank eines neues paar Miuras ging es on sight. Ohne die Miuara wäre ich entweder mit einem Fußkrampf bzw mit dicken Armen abgetropft.
Anfangs ist die 7. Länge noch splittig ... |
... aber nach oben hin ist sie traumhaft kompakt. |
Auch die 12. Sl ist wieder herlich kompakt aber 2 mal unangenehm für kleine Leute. |
Das neue paar Schuhe half auch bei der Boulderstelle in der 7c Länge. Oli konnte diese dank Größe und Kraft im flash durchsteigen was mich so verwunderte, dass ich bei der Wette ein Eis verlohr. 2 Längen unter dem Ausstieg wäre noch genug Zeit zum Weiterklettern gewesen aber wir wollten es gemütlich angehen. Oli schaute noch in die 8a rein und wir ließen das Seil vorsorglich hängen. Anschließend richteten wir uns gemütlich im Portalege ein, aßen Abendbrot und krochen in die Schlafsäcke denn es wurde schnell kalt. Es war schönes Wetter angesagt und ein schöner Sternenhimmel dennoch fehlte am Horizont etwas von der Sternenpracht. Da ich auf Grund der Kälte im Laufe der Nacht mehrfach wach wurde sah ich das sich diese Schwärze immer weiter ausdehnte gelegentlich waren auch Blitze am Horizont zu sehen. Als ich wieder mal kurz wegdöste wurde ich von etwas kaltem im Gesicht geweckt. Es dämmerte bereits und es dauerte etwas bevor ich erkannte, das es schneite. Die Schlechtwetterfront hatte uns scheinbar erreicht. Ich weckte Oli und wir entschieden uns für die Flucht nach oben. Die Wand war zwar steil, aber nicht steil genug das wir dauerhaft trocken bleiben würden. Leider hatte ich bereits unangenehme Erfahrungen mit Schneefall im Yosemite gemacht wo sich die Wand innerhalb von kurzer Zeit in einen Wasserfall verwandelte. Wir hofften, dass wir noch hoch kommen bevor alles tropft und wir vor Kälte und Nässe zitternd in der Wand hängen. Wie sehr wünschte ich mir in diesem Moment, dass wir ein Seil in den Ausstieg der Route gehangen hätten. Aber wer rechnet den mit so etwas in Südfrankreich. Oli kletterte so schnell es ging raus und ich stieg mit Brusikschlinge und Seilklemm schnell hinterher. Am Ausstieg pfif uns ein eisiger Wind entgegen und wir waren froh bald im Auto im warmen zu sitzen. Später beendeten wir die Nacht im Zelt und selbst da war es noch unverschämt kalt. Am nächsten Tag kehrten wir zurück um die letzten beiden Längen noch zu beenden. Die 8a war außerordentlich kompakt und neben kleine Schlitzen zum Greifen gab es in beiden Schlüsselstellen lediglich flache Einfingerlöcher zum Treten. In der Sonne machte das wenigstens Spaß von zu warm jedoch konnte selbst am letzten Tag nicht die Rede sein.
Als wir die El Topo am folgetag beendeten mussten die Schuhe für die Einfingerlöcher gut geschnürrt werden. Oli hatte darauf keine Lust mehr und behielt die Turnschuhe an. |
Fazit: Nicht die beste Route aber ok. 7 der 14 Längen haben das für Verdon typisch gute Gestein der Rest ist splittrig oder nicht so schön zu Klettern. Die letzten Längen sind auf jeden Fall die Schönsten der Route.