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Freitag, 26. Juli 2019

Lofoten Perle des Nordens


Die Lofoten sind eine Inselgruppe mit über 100 Inseln im Norden von Norwegen. Da man früher nur per Boot in die Lofoten kam gehört das Postschiff Hurtigruten einfach zu den Lofoten.



Die Landschaft war jungfräulich grün, das Ambiente war wie an der Südsee und es wurde nicht dunkel, es war wie im Märchen.

Es stand wieder mal der große Familienurlaub vor der Tür und es waren Leopolds erste Sommerferien. Nachdem in Dresden die Nächte seit Wochen tropisch waren, sehnten wir uns nach kühlem Wetter. Die Kinder waren schon sehr aufgeregt. Sie erwartete ein Urlaub mit Klettern, Angeln und viel Meer. Doch zuvor hieß es etwas Auto fahren, die Fähre nehmen, Stockholm besichtigen und noch viel mehr Auto fahren. 80 km/h ist eine entspannte Reisegeschwindigkeit, aber man kommt nur schwer voran. Ca. 50h Autofahrt später war es vollbracht wir waren auf den Lofoten, der norwegischen Inselgruppe nördlich vom Polarkreis. Etwas sehr typisches für die Region sind die vielen Niederschläge. Ich habe Kletterer getroffen die in 3 Wochen Lofoten keinen einzigen Tag ohne Regen hatten. Aus diesem Grund hatte ich auch keinen genauen Plan, was wir wann Klettern wollten. Wir ließen es je nach Wetter auf uns zukommen. Dieses mal waren wir in Begleitung von Michael Meyer. Er hatte ebenfalls Lust auf den Lofoten zu klettern und Michael klettert schon 10 Jahre länger als ich. Nur das Clean-Klettern mit Keilen und Friends sowie das Klettern von großen Wänden war neu für Micha.

Die Buch beim Klettergebiet Paradieset ist zwar toll gelegen doch nur noch für Zelte erlaubt.


Odins bue N7, Trollfestnigen, 300m, 9Sl (Odins Augenbraue)
Noch bevor der neue Tag 7h alt war ging es los. Die Wolken hingen tief, aber es regnete nicht. Es war erstaunlich ruhig und wir liefen durch ein Mächenland aus Moos und Gras. Die einzigen Geräusche waren das Schmatzen unserer Schritte und die Schreie von ein paar Möven. Gelegentlich wurde die Idylle unterbrochen von unserem Fluchen, wenn wieder jemand knöcheltief im Sumpf steckte. Selbst wenn man hier 2 Monate den Regen abstellen könnte, würde alles grün bleiben.
Im Führer wurde nahegelegt, die ersten 3 Längen der Nachbarroute auf das Einstiegsband zu klettern. Das war auch ein guter Tipp denn so hatten wir bereits 3 leichte Längen hinter uns und sparten uns ein nasse bewachsene Schlucht im Zustieg.
Der Fels war extrem rauh hier in Norwegen, was in der 2.Sl auch wichtig war. Die Verschneidungsfolge war eine tolle logische Linie, aber leider auch etwas nass. Der Hangelriss ging zum Glück auch in diesem Zustand und die ersten 4 Sl waren wirklich gut. Die letzten beiden waren dann eher schlechter Fels. Im Abstieg gegen 16:00 Uhr trafen wir andere die in die Nachbarroute einstiegen. Schon recht ungewöhnlich, weil sie recht spät einstiegen. Im Grunde kein Problem da es hier durch die Mitternachtssonne nie dunkel wird.

Micha in der 3. Sl von Odins Bue, gleich nach dem Stand sichert nur ein fixer Messerhaken die erste unangenegme Stelle.

Die 3. Sl von Odins Bue von oben gesehen.


Grisfesten N8+, Silmarilion Wall 180m, 5 Sl
Nachdem die Route die wir eigentlich klettern wollten nass war, hatten wir bereits viel gelernt. Die Zustiegszeiten im Kletterführer schafft man teilweise nicht einmal wenn man auf der Flucht ist. So suchten wir uns ein noch näheres Ziel. Bereits auf dem Topo sahen wir, dass man bei den ersten beiden Längen wenig Felskontakt haben wird. Und so war es auch. Zwei Längen loser Fels und Vegetation dazu teilweise spärliche Absicherung was bei der 1. Länge besonders schlim war. Dafür waren wenigstens die Stände gebohrt.
Danach wurde es zum Glück besser und es kamen sogar ein paar Bohrhaken. Tolle Züge und ausreichende Sicherung führten zur Crux. Ein Mantel über ein Dach der noch ging. Danach folgten feine Rippen mit dem kleinsten Material was es gibt. Im Durchstieg, wenn man weiß was man machen muss ging es. Nur der Ausstieg war kurz brüchig. Alles in allem eine Empfehlung, wenn die erste Länge nicht wäre.


Endlich Felskontakt. Micha in der 3. Sl.

Die Schlüssellänge von Grisfesten ist dankbar für den Grad. Der Mantler an Dachkante ist gut mit einem BH gesichert aber oben sind es viele kleine Keile und kleinste Friens nötig.
Der Blick von der Silmarillion Wand nach Henningsvær ist echt toll.

Wie lang dieser Karabiner dem Salzwasser ausgesetzt war wissen wir nicht aber die Erstbegehung wo er lag war 5 Jahre alt.


Da es mir noch nicht reichte und wir nicht wussten wie lange das Wetter noch hält gingen wir zum 15 Minuten entfernten Paradiset. Ähnlich beliebt wie bei uns das Bilatal gab es hier viele kurze Routen.
Um das schöne Wetter zu nutzen klettert ich abends noch Butter Arms 8+


Stine im Wonderland N8-, Lille Vakallen 5 Sl 250 m
Der Zustieg war lang und unangenehm und immer wieder waren die Füße im kühlen Nass versunken. Der Kletterführer lobte die Route über alles und die Linie sah auch toll aus. Besonders die 50 m Crux wirkte beeindruckend. Das unangenehme war nur, dass die feine Risspur zugewachsen war und viel Geduld und Wadenkraft notwendig war diese im on sight freizulegen. Die Längen die folgten waren brüchig, bewachsen oder beides. Wer denkt, dass dies angenehm ist, dem kann man die Route gerne empfehlen, denn es wurde noch besser. Der Abstieg dauerte über 2h im steilsten Sumpf den ich jemals gesehen hatte. Fazit 5-6h Laufen, 5 Sl Klettern aber nur eine Sl war lohnend, dafür aber zugewachsen.

Die Schlüssellänge von Stine im Wonderland.

Die Aussicht war das schönste am ganzen Tag.



Freya N8, Vågakallen, 700m 20 Sl
Der 700m hohe Pfeiler mit seinen steilen Verschneidungen in der Mitte war gut vom Zeltplatz aus zu sehen und stach uns sofort ins Auge. Kein Wunder er gehört auch zum höchsten, steilsten und zum schwersten, was die Lofoten zu bieten haben. Entsprechend ernst nahmen wir die Angelegenheit und plante 2 Tage und 2 Nächte ein. Durch das viele Laufen am Vortag waren wir nicht sicher, ob wir einen Ruhetag machen sollten. So stiegen wir erst Mittags zum Einstieg auf. Eile hatten wir ja keine und die Stirnlampen hatten wir auch im Auto gelassen. Es hat schon Vorteile wenn man im Sommer nördlich vom Polarkreis klettern geht. Die Wegfindung war alles andere als einfach, denn die Rippen und Seitgriffolgen setzten ein und endeten immer wieder. Dazwischen war die Wand glatt und sicherungsarm. Das mit dem Legen der Friends machte Micha mitlerweile sehr routiniert, aber das ziehen des Haulbags für mehrere Tage fiel ihm noch sehr schwer. Erschwerend kommt hinzu, das Micha etwa 10 kg weniger wiegt als ich und die Platten zum haulen sehr unfreundlich sind. Mit Geduld und einer unglaublichen Hartnäckigkeit gelang ihm auch dies. Von den wenigen Begehungen die Freya erhält war der Fels auch nicht gerade sauber. Es war jedoch nicht nötig die Risse freizukratzen. Nach 7 Seillängen kamen wir dorthin, wo das 1. Biwak sein sollte, aber so richtig passende Schlafstellen, gab es nicht. Nach 1h queren und nach oben klettern gaben wir es auf einen besseren Platz zu finden und setzten uns 10 m unterhalb vom Stand auf ein gestuftes Band. Da es mittlerweile recht kalt war, freuten wir uns auf das warme Abendessen. Leider wurde daraus nix, denn die Gaskartusche die ich eingepackt hatte, war bereits leer. Nach dem letzten Einsatz in Frankreich hatte ich die Kartusche leider nicht gewechselt. So blieb das Essen halt kalt. Micha wählte ein Band weiter unten, wo er halb sitzend zu schlafen gedachte. Ich wühlte bis weit nach Mitternacht noch herrum, um die Treppenstufe, die ich im Rücken hatte, zu beseitigen. Es war nicht gerade die bequemste Nacht.

Micha in der 5. Sl
Michas Schlafplatz für die erste nacht. Bequem war es nicht, aber dafür weningstens schön hell.


Micha beim Frühstück auf der Stufe wo ich schlafen durfte.

Angenehm war es jedoch von der warmen Sonne geweckt zu werden, nur leider ist 4:00 Uhr etwas zeitig. Micha hatte am Abend zuvor auch deutlich erholter ausgesehen als am morgen. Wir waren Beide froh das es weiter ging und auch das Band für das 2. Biwak nach aussage der Erstbegeher war kein bequemer Ort zum Klettern. Immerhin wurde ab jetzt die Längen steiler und das Haulen leichter. Die nächsten 4-5 Sl sollten alle im Nordischen Grad 8- oder 8 liegen, was bereits sehr anspruchsvoll ist. Ich bekam die erste und die 3. Länge ab. Die Erste war ein dankbarer Hangelriß, wo die Finger nur selten passten und der nach 10m richtig schwer wurde. Die 2. Verschneidungslänge verlangte so viel spreizen ab, dass Micha fast die Waden beim Legen der Klemmkeile platzten. Die 3. Seillänge der Headwall war die einzigste die mit 8 bewertet war und diese ließ uns wirklich alt aussehen. Nach dem Topo ging es um die Ecke, aber da war nichts als ein feiner Haariss im Fels. Von den angeblichen Schlaghaken war nichts zu sehen. Also ergriff ich die Flucht nach vorne. Nach 3 schweren Metern und einem Schnapper wurde es kurz leichter. Ich schlug sogar noch in der Kletterstellung einen Bird Beak ein, der leider zu groß war und dann war Schluss. Die Wand war glatt und die Haarißspur war für 15 m so geschlossen, dass weder ein Keil noch Friend hineinpassten. Ich habe noch nie solch einen Riss mit Haken technisch klettern müssen und nun war es soweit. 7 geeignete Haken hatte ich dafür, dies bedeutete, sparsam damit umzugehen. Damit dass gelang, musste die Materialleine als Trittschlinge herhalten und die zum Teil weit herrausstehenden Haken wurden abgebunden und mit Luft anhalten belastet. Nach längerer Zeit erreichte ich wieder brauchbare Strukturen und konnte weiter zum Stand klettern. Dort wo die Haken steckten, war Freiklettern kaum möglich, ganz abgesehen von der dürftigen Absicherung. Freya wurde 1998 technisch erstbegangen ( UIAA 9/A3), wahrscheinlich nur einmal wiederholt und 2015 von Martin Skarr Oslund frei geklettert. Also musste es eine Lösung geben. Mit Seil von oben fand ich die Lösung. Die Kante war scharf genug und die Tritte reichten gerade so aus um diese zu klettern. Die Kante war aber 2,5 m neben der Rißpur und man könnte sich gelegentlich rüberlehnen und die dürftigen Haken einhängen, welche aus dem Riß ragten. Ob die Haken einen Sturz halten würden bezweifelte ich. Dazu kam, dass die Züge an der Kante alles andere als sicher waren. Durch die 500m Luft unterm Hintern konnte nichts passieren, selbst wenn alle Haken bei einem Sturz herrausgerissen werden. Also musste ich es versuchen. Nach 10 min Pause ging es los und es blieb spannend bis zum Schluß. Die Freude war groß. Micha konnte sich endlich wieder bewegen und die Haken aus dem Riß entfernen. Er fand die Kletterei an der Kante auch fetzig. Eigentlich schade, dass die Kante nicht einfach mit 3 BH abgesichert ist, dann wäre es auf jeden Fall ohne Hammer zu klettern.





Der Mittelteil ist auch Botanisch sehr schön

Die 13. Sl ist die erste 8-

Die 14. Länge ist ein echter Wadenkiller
Micha entfernt die Haken aus der Crux bzw aus der Rißspur neben der Crux

Unser 2. Biwak war echt bequem ...

... aber der Blick war um einiges besser.

Alle Haken links vom Hammer waren notwendig um die Crux hochzukommen.

Ein Tipp:
Wer die Route machen will benötigt mindestens die Bird Beaks, Lost Arrows und Knife blades von dem Foto. Wer dazu noch 3- 4 Bohrhaken und einen Handbohrer mitnimmt, der kann eine neue Variante links der Kante einbohren. Dort ist eine 90 Grad Zimmerecke, die genau an den kletterbaren Strukturen ankommt, die zum Stand führen. Wenn das eingebohrt ist, kann der Weg komplett ohne Hammer und vor allem ohne Aidklettern wiederholt werden.

Jetzt war Micha an der Reihe und er war bereits ganz schön geschafft. Seine erste große Route und nach solch einer Nacht und quasi als Neuling beim Trad-climbing und bei den vielen anhaltend schweren Seillängen, ist dass zu verstehen. Irgendwann drückt dies alles ganz schön auf den Kopf. Nach 40 m hatte es Micha geschaft, das Material war alle aber der Stand erreicht. Kurz danach kam die letzte schwere Stelle des Tages und wenig später querten wir zu einem echt bequemen und tollen Biwak. Selbst bei Regen würde man hier eine Zeitlang trocken bleiben und der Blick war grandios. Am nächsten Morgen ging es nach getaner Arbeit abseilend über die Route zurück ins Tal. Ein paar Schlingen mussten ausgetauscht werden, aber das ist hier im Gebiet obligatorisch. Wer keine Abseilschlingen und Opferkarabiner dabei hat, opfert sein gutes Material.

Leider mussten wir noch am selben Tag den Parkplatz in Paradiset verlassen, denn dort durften keine Wohnwagen, Wohnmobile oder ausgebaute Autos stehen. So machten wir uns auf dem Weg zum nächsten schönen Strand, der ebendso in der Karibik sein könnte.
Besonders bei 25 Grad im Schatten, die wir an diesem Tag hatten.
Das schöne Wetter war nun vorbei und es wurde etwas durchwachsener mit Regen. Auch darf in Norwegen das angeln nicht fehlen. Als ich eine passende Stelle gefunden hatte, zog ich mit den Kindern los. Es dauerte keine 5 Minuten da hatten beide Kinder zwei Fische auf einmal gefangen. Danach war das Interesse  am Angeln vorbei.



Jeden Abend begegnetten sich zwei Hurtigruten, die von oben winzig aussahen.

Theodors ersten Fische. Das ging so schnell das er ganz erschocken war.

Auch Leopold hat schnell zwei Fische gefangen.


Lady of the Lake 8- und Minnerisset 9- ( Memory Crack)
Am Anfang war der Wasserstreifen in der 8- Länge viel zu groß, als das wir einsteigen konnten. Dafür lernten wir das ein 10 Minuten Zustieg auch mal deutlich mehr als 30 Minuten dauern kann. Die Regenjacken ließen wir zu Hause und wie um uns das Wetter der Lofoten vor Augen zu führen, fing es nach der schweren Länge an zu regnen. Eigentlich wollte ich mir oben noch die 9- Variante anschauen, aber das ging nicht bei dem Wetter. Als wir nach dem Abendessen wieder die Seile getrocknet hatten zogen wir erneut los. Nur 3 Minuten von unserem Stellplatz am Strand entfernt war das Rissdach vom Minnerisset, was ich probieren wollte. Der Riss ist extrem überhängend und leider schleimte er auch noch ziehmlich stark. Auf den Fotos sieht man leider nicht wie "gut" der Fels ist. Dieser bestand unten und oben aus hohlen Rippen. Nach ausgiebigen Ausbouldern kämpfte ich mich im 2. Versuch nach oben und war ziehmlich gepumpt. Das lag bestimmt am reichhaltigen Essen und nicht am Überhang.
Minnerisset, ein steier und anstrengender 8a Riss.


Eggum (Sportklettern)
Bei den 2 Tagen Regen die angesagt waren, wollten wir etwas für unsere Fitness tun und Sportklettern gehen. Das Gebiet Eggum war eins der wenigen Gebiete, die bei Regen beklettert werden können. Die Strukturen sind für Granit toll, aber das Gebiet ist nicht so groß, wie man denkt. Leider waren trotz des Übergangs viele der Routen nass. Das Magnesia hatte am 1. Tag leicht die Feuchtigkeit angezogen und die Griffe fühlten sich wie Seife an. Am 2. Tag jedoch war alles Nass. Schade eigentlich aber ein 3. Mal wollten wir den weiten Weg nicht fahren.