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Mittwoch, 2. Oktober 2019

Ali baba et Les 40 Voleurs (Klettern in Aiglun)

Aiglun rechts sieht man Parois du Gite und verdeckt von dieser Wand dahinter ist Parois Derobée.

Alles Märchenhafte beginnt mit: Es war einmal so auch diese Geschichte.
Es war einmal in einem fernen Land wo die Sonne immer scheint und die Einwohner vergorenen Traubensaft lieben. Dort gibt es ein abgelegenes Dorf in der Bergen, dass die Zeit vergessen hatte. Zwei Stunden hinter diesem Dorf gibt es eine Felswand die so steil ist, dass sie über dem Betrachter zusammenzubrechen droht. Diese Wand ist so überhängend, dass man in stillen Nächten hören kann, wie die Wand langsam und unaufhaltsam nach vorne kippt. 240m hoch und fast 100 m überhängend ist diese Wand.
Kurz nachdem das neue Jahrtaused das alte abgelöst hatte, kam Philipp Musatto in Begleitung seiner Freunde und eröffnete hier mehrere steile Kletterrouten. Dies ist die Geschichte von "Ali baba" und "Den 40 Räubern" zwei dieser Routen.

Ali baba, 240 m 8a+ ( 8 Sl: 8a/8a/7b+/8a/8a+/8a+/8a+/7c)
Das Originaltopo von Ali baba. Die Schwierigkeiten wurden von den Wiederholern korrigiert. Quelle:http://mussattopo.over-blog.com/article-paroi-derobee-les-40-voleurs-113645881.html

Eine sehr homogen sehr steile Route die eigentlich nicht meinem Kletterstil entspricht. Auf Grund der anhaltende Schwierigkeit ist diese Route nur wenigen vorbehalte. Bisher waren dies, Arnaud Petit, Nina Caprez, Adam Ondra, Matthieu Bouyon, Kilian Fischhuber und Anna Stöhr um nur ein paar zu nennen. Also alles andere als die Hobbyliega aber
auf Grund ihres guten Rufes von Ali baba wollte ich es dennoch wagen.


Bereits im Mai war ich mit Oliver Schmidt am Fuße der Wand. Leider tropften alle Sinter und es war aussichtslos eine Versuch zu starten. Ende September kehrten wir zurück und wir wollten die einzelne Längen von Ali baba erst einmal von unten nach oben durchsteigen. Es gibt zwar ein Band nach der 3. Sl auf dem 2 Leute ok schlafen konnten aber wir entschieden uns dafür ein Portaledge mit in die Wand zu nehmen. ( Notfalls geht es auch mit Hängematten, wenn man mit Schlingen an den Bäumen, Borhaken und Sanduhren schläft. Dies dürfte grob geschätzt am Stand von L3, L4 und L5 möglich sein.). Wir zogen also mit genug Gepäck und Essen für mehrere Tage los. Da uns der Wasserfall vom Frühling durch den wir abseile mussten noch gut in Erinnerung war hatten wir kein Wasser dabei. Leider gab es an dieser Stelle keinen Tropfen Wasser mehr und ich musste umständlich zum Fluss absteigen und von dort Wasser hohlen. Dies Weg ist steil und gefährlich und ist auf keinen Fall eine Empfehlung. Ich brauchte über 2h ehe ich mit dem Wasser wieder zurück war also hätten wir es auch gleich vom Auto mitbringen können.
Aus diesem Loch kam im Frühling noch ein Wasserfall. Da dies im Herbst nicht so war fehlte uns leider das Wasser.
Da lag es nahe das ich zum malerischen Fluss L'Esteron abstieg um 26 Litter die steile und Weglose Gerollhalde hochzuschleppen.
Parois Derobée vom Fluss aus gesehen. Ali baba klettert links vom orangen Streifen in der Mitte. Die 40 Räuber steigen rechts am Pfeiler ein und gehen dann am linken Rand des Streifens gerade hoch und bleibt immer 30m rechts von Ali Baba. 

Am nächsten Tag starteten wir früh denn am späten Nachmittag würde die Sonne in die Wand kommen. Die erste Länge ist fast wie eine Wettkampfroute denn es gibt kaum Schüttler und viele sehr weite Züge. Diese letzte Tatsache sollte sich bis oben auch nicht ändern. Erstaunlicherweise gelang uns beiden der Durchstieg im 2. Versuch obwohl die Arme zeihmlich gepumpt waren. Die 2. Länge war auch wieder 8a und es waren 3 schwere Stellen die durch Schüttelpunkte getrennt waren. Echt tolle Züge. Hier war der Durchstieg im 2. Versuch deutlich knapper.
Bäume haben in Ali baba eine wichtige Bedeutung. Allein in der ersten Länge hat man 3 mal Baumkontakt eimal dafon ist zwingend.
Die Bäume sind aber auch gute Sitzplätze oder helfen das Seil aufzuräumen. Wie diese Bäume in der Wand Wachsen ist uns ein Rätsel denn viel Erde gibt es nicht.
Der Begin der 3. Länge geht auch wieder mal von einem Baum los. Dank der Steilheit, merkten wir nicht das es fast den ganzen Tag regnette.

Die 7b+ ging überaschenderweise sofort aber bei der 4. Länge kroch ich bereits beim Ausbouldern auf dem Zahnfleisch. Der schwere Teil im 1. Drittel bereitete mir lange Kofzerbrechen. Das war hingegen gar nichts zum Ende der Länge. Ein überhängender Sinter der oben zu dick zum greifen ist. Mittels Knieklemmer mogelt man sich an dieser Stelle vorbei. Nach langer Zeit fand ich meine Lösung. Kurz bevor es dunkel wurde stiegen wir beide wieder im 2. Versuch durch und ich war total geschafft. An den ersten BH der nächsten Länge hängten wir das Portaledge und waren sehr froh die erste Hälfte geschafft zu haben. Etwas bange wurde mir beim Gedanken daran, dass es die leichtere Hälfte war. Als mir Nachts die Haut auf den Fingern brannte plädierte ich dafür am folgenden Tag einen Ruhetag einzulegen. So kam es dann auch und wir ruhten uns in luftiger Höhe aus. Naja so hoch waren wir ja gar nicht ungefähr 120 m. Da die Wand unter uns abbrach und der Hang darunter steil zum Fluss abfiel wirkte es höher. Endlich war auch genug Zeit da die Höhe zu genießen und gelegentlich schaute ich erfüchtig nach oben.
Ein Ruhetag auf halben Weg hat doch was schönes.
Das kulinarische Programm wurde um Nüsse und Eipulver erweitert jedoch die Zubereitung von Rührei im Jetboil noch zu verbessern ist.

Die Ehrfurcht war nicht unbegründet, denn es wurde härter als am ersten Tag. Die 5. Sl war in der Mitte sehr Boulderlastig und bis auf die wenigen Griffe in dieser Passage vollkommen glatt. das einzig Gute war die Ruheposition kurz davor. Überraschenderweise gelang der Durchstieg im 2. Versuch.
Oli am 4. Stand wo wir geschafen hatten.
Die 5. Länge ist geschafft. Das Beste an der überhängenden Wand ist, das die Haulbags immer frei in der Luft hängen. 

Es folgte die schwerste Länge und definitive die Crux. Der 45 Grad Übergang war nicht mein Ding. Viele der Züge die Oli machte konnte ich so gar nicht klettern. Entweder war meine Armspanne zu kurz oder ich konnte die Griffe nicht festhalten. An einer Passage war beides auf einmal der Fall. Wenn ich hier hoch wollte brauchte ich eine andere Lösung. Diese fand ich auch abseits der gechalkten Griffe.
Oli in der Cruxlänge insgesamt die 6.

Lange dauerte es bis die letzten Züge saßen. Weniger lange dauerte Olis Durchstieg und somit war ich im Zugzwag. Auf letzter Zehe stieg ich durch und war für den Tag erledigt. Oli wollte weiterklettern und so versuchten wir noch die letzte extrem steile 8a+. Das bischen was mir an Kraft verblieben war reichte nach langem Bouldern für die Einzelzüge. Das aber auch nur, weil ich keinen Hand-, Fuß-, oder Knieklemmer ausließ um mich irgendwie an der Wand zu halten. Bei einer Stelle war mein Fuß sogar deutlich über Kopfhöhe. Die Henkeln und Schüttler die Oli mir ansagte konnte ich nicht nachvollziehen, dafür war ich zu geschafft.
Da war mein Akku ganz schön leer. Zwei mal 8a+ hinter uns und noch eine 8a+ vor uns. Das ist ganz schön viel für einen Tag.

Auch hier stieg Oli im 2. Versuch durch. Da Oli die letzten 3 Wochen in Ceüse verbracht hat war er an diese Kletterei gewöhnt. Im Gegenteil zu mir.
Dennoch blieb mir keine andere Wahl als es zu versuchen. Im Zweifelsfall würde ich die Länge am nächten Tag Klettern. Warum es nicht dazu kam weiß ich nicht. Völlig erschöpft und Speiübel erreichte ich im Durchstieg den Stand. In der verbleibenden 1h Tageslicht kletterten wir die letzte Länge und standen beim Dunkel werden am Ausstieg.
Die Freude über den Durchstieg war riesig, doch die Erschöpfung war deutlich größer. Vom berühmten französischem Sternenhimmel bekam ich die Nacht viel zu sehen, den entweder braucht man im Alter immer weniger Schlaf oder ich konnte vor Erschöpfung kaum schlafen.
Juhu wir sind oben. Das wir in nur 2 Tagen mit ausbouldern alle Längen im 1. oder 2. Versuch durchsteigen können hätten wir nich gedacht.
Der Abstieg ist etwas gewußt wie erst im Dritten Versuch fanden wir den kürzesten Weg. Denn im Führer beschriebenen Weg fanden wir nie. Hier die Beschreibung: ostlich leicht Taleinwärts absteigen (kaum Wegspuren) bis man auf den Boden eines Hochtales kommt (ab hier Weg). Von dort Talauswärts (südlich) am Hang laufen später ansteigend am unteren bildrand entlang zum tiefsten Punt des gegenüberliegwnden Grates auf dem Foto. Ab dort breiter Wanderweg in 30 min zum Auto.

Am Folgetag stiegen wir über Parois de Guide ab und ruhten uns im Basecamp bei Eierkuchen und Nudeln aus.

Am ende vom Urlaub am 2. Oktober wollten wir nur mal schauen wie weit wir bei der Ali baba kommen wenn wir es in einem Tag probieren. Da wir die Route komplett kannten war es ja kein großer Aufwand. Nach 7h saßen wir beide glücklich und geschafft am Ausstieg und hatten beide die Route an einem Tag durchgestiegen. Wer hätte das gedacht :-)
Glücklich und geschafft nach dem Durchstieg von Ali baba in einem Tag. Das waren sehr viele schwere Längen.



"Les 40 Voleurs" also in "Die 40 Räuber"
340m, 8a+ ( 11 Sl 7c/7b+/4/7c/7a/8a+/7c+/7c/8a/7c/6b)
Das Originaltopo von Die 40 Räuber. Quelle http://mussattopo.over-blog.com/article-paroi-derobee-les-40-voleurs-113645881.html

Die 2. Große Linie an der Wand die etwas unlogisch den Hang 100m weiter unten einsteigt und viel quert um nach 5 Sl etwa auf der Höhe des 1. Standes von Ali Baba raukommt. Das fanden auch anderw Franzosen weshalb sie ein Statikseil mit Knoten zwischen Ali baba und dem 3. BH der Schlüssellänge spannte so das man auch diesen Einstieg wählen kann.

Auf ein Neues. Da wir dieses Mal das Wasser dabei hatten wurden die Säcke etwas schwerer.
Wir stiegen jedoch von ganz unten ein und hatten wieder das Portaledge dabei. (Logistisch ist es wahrscheinlich besser wenn man den ersten Teil bis nach der Crux klettert zum Boden abzuseile ca 85m und am Folgetag hochzujümarn). Die ersten beiden Längen sind ok aber mehr auch nicht. Dann musste wir in der 3. Sl den Haulbag durch die Bäume zerren was echt nervig war.
Bei der 3. Baumlänge hat man mit leichtem Gepäck deutlich mehr Spaß.
Die 4. Länge hat viele Normalhaken und am Ende viel mehr Seilzug als man sich wünscht.

 Ein kleiner leichter Sack wäre hier schnell auf dem Rücken genommen. Die 4. Länge ist gemeinsam mit einer Technoroute weshalb es hier einige Normalhaken gibt. Die Boulderstelle im Dach hat jedoch eine Borhaken aber schön ist was anderes. Die 5. Sl ist kurz aber dafür brüchig. Die 6. Sl ist die Crux. Es geht brüchig los und wird dann besser. 35 m anhaltende Kletterei ohne konkrete Einzelstelle aber oben leichter. Da die Route bisher nicht so oft geklettert wurde, waren die Griffe staubig und teils schwer zu finden.
Oli am Ende der 6. Sl hat die Crux zwar hinter sich aber es bleibt bis zum Ausstieg schwer.

Da es langsam dunkel wurde schliefen wir am Stand nach der Crux. Diemal schmerzten Olis Finger und so machten wir dort einen Ruhetag. Unser Blick fiel immer wieder auf die 30 m entfernte Route Ali baba die so toll war. Es war zwar erst ein paar Tage her aber bereits so weit weg. Unser Weiterweg blieb Steil. Die 7c+ (7.Sl) hatte 2 Einzelstelle eine am Anfang und eine nach 2/3 um an die Kante zu gelangen. Sl 8 war kurz und schwer. Sehr viel putzen musste man die 9. Sl und für 8a war sie anstrengend. Die Schlüsselstelle war an der Dachkante wo es sich wieder etwas legte. Der Fels war leider etwas splitrig. Obwohl alle Längen im 1. oder 2. Versuch gingen fiel mir die letzte 7c also die 10. Sl am schwersten. Die Züge waren zwar plattig aber die Strukturen waren schwer zu lesen und ich war auf der Platte zweimal mit meiner Armspanne volkommen an der Grenze. Vielleicht lag es auch an der prallen Sonne in der wir nun Klettern mussten und es war leider extrem heiß. Bei Oli ging es gleich im Flash was dafür sorgte, dass wir am Austieg noch 2h Tageslicht hatten. Einen großen Schrecken bekammen wir, als sich beim Haulen der Block an dem einer der Standhaken hing bewegte. Zum Glück gab es einen Zweiten Haken und das Seil hielt den Block an Ort und Stelle. Als die Seile und der Haulbag aus dem Weg waren, ließen wir den losen Block samt dem einen Standhaken herunterfallen.
Nach nicht einmal einer Woche stehen wir wieder am Ausstieg einem schönen Platz mit 2 halbwegs bequemen Schlafplätzen. Dies ist allerdings ein sehr windiger Platz den beide Nächte die wirhier verbrachtwn waren sehr stürmisch.


Zusammenfassend kann man sagen, dass "Ali baba" in dieser Wand das Juwel ist und "Die 40 Räuber" eher nur für Liebhaber taugen. Das hätten wir uns ja auch denken können, Ali baba ist im Märchen ja auch der Tugendhafte und die 40 Räuber sind die schmutzigen und raubeinigen Gesellen. Es ist schon erstaunlich das zwei Routen die so nahe beieinander liegen so grundlegend verschieden sind.