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Donnerstag, 9. Dezember 2021

Aus Alt macht Neu

Pad 1 Links, Pad 2 Mitte, Pad 3 Rechts

Wer kennt das nicht. Nach einigen Jahren ist das Lieblingscrashpad erst weich und dann durchgespungen. Wenn dann ein höhere Boulder ansteht freut mann sich immer wieder, wenn jemand anderes dabei ist und man die Pads doppeln kann. Irgendwann hat man nur noch durchgesprungene Pads zu Hause. Was also machen, man hängt ja emotional an seinem Material. Neu kaufen ist eine Lösung welche weder Preisgünstig noch nachhaltig ist.


Warum also nicht einmal das Innenleben des Pads erneuern??

Das kostet etwa nur ein Drittel vom Neupreises. Wenn man mehrere Pads hat kann man zum Schaumtoff-Preis von nur einem Pad alle Pads ein bischen aufpeppen.


Was ich damit meine kurz beschrieben:

Pad 1 ist 3 teilige und ca. 3-4 Jahre alt. Leider passiert es immer häufiger das ich hier durchspringe. Der Schaumstoff in dem Pad ist aber noch deutlich besser als in dem 10 Jahre alten Pad 2 welches 2 teilig ist.

Pad 3 ist auch 2 teilig aber 20 Jahre alt.


Ich habe also neuen Schaumstoff für Pad 1 Bestellt und den alten Schaumstoff aus Pad 1 auf Pad 2 und Pad 3 verteilt. In der fehlenden Hälfte von Pad 3 habe ich den alten Schaumstoff gedoppelt. So ist kaum Abfall entstanden und alle Pads sind deutlich besser als zuvor.


Die übliche Variante des Aufbaus eines einfachen Crashpads.


Was für Schaumstoff muss ich bestellen?

Üblicherweise ist ein Crashpad wie ein Sandwich aufgebaut aus 2 verschiedenen Materialien. 

-Oben 2-3 cm dicker unvernetzter Polyethylen-Schaum PE 33.

-In der Mitte 4-5 cm dicker Pulyurethan-Schaum PUR 40/70 ( Der 35/50er Schaum war nach einem Jahr zu weich)

(die erste Zahl gibt das Raumgewicht pro Kubikmeter an. Die 2. Zahl steht für die Stauchhärte in g/cm2 je höher dieser desto fester bzw. Härter der Schaumstoff. Also üblich ist 35/50 fester Schaumstoff und 40/70 ist sehr fester Schaumstoff)

- Unten 1-2 cm cm dicker unvernetzter Polyethylen-Schaum PE 33.

Es gibt noch Pads die haben oben noch eine düne PUR-Schicht um das harte anprallen angenehmer zu mach

Alternativ der Aufbau der neben dem normalen Sandwich noch eine weiche Oberschicht hat. Die sollte eventuelles umknicken vermeiden.


Den Schaumstoff kann man im Netz bestellen aber am besten etwas größer wegen der Toleranzen +/-2 Zentimeter was die meisten Herssteller Anbieten.

Ich war bei folgendem Hersteller sehr zufrieden. https://www.dami.de/schaumstoff/wunschmass/quader-rechteck#

 Die Ware gibt es auf Zuschnitt. Tipp: Ein großes Stück ist deutlich biliger als 3 kleinere. dann lieber selber mit einem Scharfen Messer ohne Zähne den Schaumstoff zu Hause Teilen.



Also viel Spaß beim Downcyclen  oder viellecht ist das eine gute Geschenkide zu Weihnachten für Menschen die an ihrem alten Material hängen.


Sonntag, 3. Oktober 2021

Charliberté - Vive la France

 






Es war kurz vor dem Dunkelwerden und das Seil verlor sich wenige Meter unter mir im Nebel. Die Wand hing stark genug über, dass man diese nicht mehr erreichen konnte. Nach einem groben Überschlag müsste das Seil gerade so bis zum Boden reichen, aber die gruselige dämmrige Stimmung tat ihr übriges ....


Wieder mal war etwas Zeit um was Längeres zu klettern. Frankreich, also die Gebirgszüge des Vercors in der Nähe von Grenoble, war auch schon im Frühling auf dem Plan. Leider war das Reisen da noch ein wenig beschränkt und musste verschoben werden. 

Endlich war es soweit und es ging los. Mit von der Partie war diesmal Michael Scharnweber. Wir hatten früher schon viel zusammen geklettert und uns nicht nur symbolisch immer um den Vorstieg geprügelt. Neu war allerdings, dass wir zusammen in die größeren Wände zogen.


Neuland am "Rochers du Midi" war unser Ziel. Erstmal hieß es den Jetlag verarbeiten und die Nachbarrouten klettern. Eine große Herausforderung bei weniger als 4h Nachtschlaf. Wir entschieden uns für "Les Mythes Mutent", welche mitten durch die Wandzone ging, an welcher wir Interesse hatten. Da aller Anfang bekanntlich schwer ist, dauerte es ein paar Längen, bis wir in die Gänge gekommen waren und die Seiltechnik flüssig von der Hand ging. Beim Blick nach links und rechts sahen wir immer wieder wie wenig Platz die natürlichen Strukturen ließen. Auch mussten wir schnell feststellen, dass die gelben Wandzonen splittrig und strukturarm waren. Nach weniger als 5 h standen wir am Ausstieg und inspizierten den oberen Teil unserer geplanten Linie. Auch hier wieder Fehlanzeige, leider. Scheinbar hatten wir dieses Jahr kein glückliches Händchen bei Neutouren.


Am nächsten Tag gingen wir zu Plan B über. Wir wollten "Charliberté" probieren, ein unvollendetes Projekt von Phillipe Mussatto, einer französischen Kletterikone. Routen wie "Ali Baba", "Trouterapie", "Les 40 Voleurs" und "Carnet d'Adress" stammen von ihm und sind wahre Meisterwerke. Bis auf die letzte Route hatte ich diese bereits geklettert und fand diese alles andere als leicht.

Warum hatte Philippe "Charliberté" nicht frei geklettert?? Im Kletterführer stand ABO ++, aber offiziell gab es diese Bewertung nicht.

Vorsichtshalber hatte ich mir bereits im Voraus die Kontaktdaten von Herrn Mussatto besorgt und ihn zu seiner Route ausgefragt. Er meinte: "Es sei wahrscheinlich frei kletterbar, aber am Ende einer Traverse war irgendetwas komisch" und ein Topo hatte er auch nicht mehr.


Na ja, viel mehr wußten wir jetzt auch nicht, aber wer nicht probiert, hat schon verloren. Also ging es am nächsten Morgen wieder zum Einstieg.

Der Einstieg von "Charliberté ist am gleichen Haken wie "Les Mythes Mutent" aber zieht nach für die erste 50 m Länge.


Die erste Länge war viel schöner als sie aussah. Bereits in der 2. Länge mußte ich alles geben. Zwei garstige Boulder mit weiten Zügen in tollen Fels verlangten mir alles ab, aber stolz wie ein kleiner Junge stand ich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich am Stand. Jetzt waren wir ca. 70m über dem Einstieg, aber durch die vielen Bögen und Querungen war das schwer zu sagen. Die 3. Länge war wieder Michas Vorstieg und die Freikletter-Lösung war ein unkonventioneller Rechtsbogen mit einigen Reibungszügen. Wieder ein Problem weniger. 

Die 2. Länge quert anfangs nach rechts und zieht dann zum Stand hin kräftig an.

Die 2. Länge und ihre Kletterei zum Stand.


Ein umso größeres Fragezeichen war die 4. Länge. Der kompakte Fels erinnerte mit horizontalen Rissen stark an die Routen im Verdon. Der Mittelteil war sehr unübersichtlich und die Tritte eher homöophatisch. Dazu kam, dass die Haken unvorteilhaft weit rechts steckten, was das Ausbouldern sehr anstrengend gestaltete. In einem kurzen Quergang 2 Haken vor dem nächsten Stand war bei mir endgültig Schluß. Die Füße schmerzten, die Unterarme brannten und auf der Reibung hatte ich keine Chance an den nächsten Griff ranzukommen. Zeit den Staffelstab an Micha abzugeben, denn eine Pause war längst fällig. Oder war das gar der Quergang den Mussatto meinte??




In der 4. Länge wirda ab 3. Haken ernst aber der Fels sieht ohne Nebel toll aus.


Micha fand zum Glück eine sehr wackelige Lösung mittels 180 cm Länge, die im Durchstieg eine sehr gefestigte Persönlichkeit verlangte. Motiviert durch Michas Lösung und mit anderen Schuhen stieg ich ein. Obwohl die Kraft kaum noch zum Einbinden reichte, ging es im Durchstieg bis zum vorletzten Haken. Ab dort war es neu für mich, aber die Routine übernahm für mich und die anderen Schuhe standen besser. Mit 168 cm war Michas Lösung keine Option. Also frontal antreten und kräftig pressen. Jeden Moment erwartete ich, dass der Fuß wegrutscht.... doch nichts geschah. Also weitermachen und die Hüfte auf den nächsten Tritt schieben und juhu geschafft. Länge 4 war im Sack und sogar durchgestiegen.

Micha bei seiner Lösung am Ende der 4. Länge...

... wo man auf Reibung stehend sich kräftig strecken muas.


Es folgte die 5. Länge doch am 6. Haken war es vorbei. Es fehlten Griffe und Tritte für 2 Meter. Aus die Maus und auch aus mit Freiklettern der Route, also nix mit Liberte. 

Wir schauten uns trotzdem noch die 6. Länge an, dort gab es fast nur Untergriffe. "Inversion" wäre ein passender Name für diese Länge. Leider verhinderte ein Gewitter und die späte Tageszeit, dass wir die letzte Länge ausbouldern konnten. 

Nach einer halben Länge Untergriffe weiß man warum wir die Länge Inversion nennen...

... doch am Ende wird es noch etwas reibig.


Wir seilten zurück ins Tal und die Abseilfahrt, besonders das letzte Stück, war meine bisher gruseligste Abseile. Es war kurz vor dem Dunkelwerden und das Seil verlor sich wenige Meter unter mir im Nebel. Die Wand hing stark genug über, dass man diese nicht mehr erreichen konnte. Nach einem groben Überschlag müsste das Seil gerade so bis zum Boden reichen, aber die gruselige dämmrige Stimmung tat ihr übriges. Als ich dann nach 68m den Boden erreichte hingen mit Seildehnung gerade noch 2 Meter Seil im Gras. Das war nicht nur gruselig sondern auch knapp.


Am Ruhetag reifte in uns die Idee eine Umgehung der unmöglichen Länge zu bohren und die notwendigen Haken in die Kletterlinie zu setzen. Doch da wir wenig Zeit hatten, wollten wir vorher noch etwas anderes sehen. So machten wir einen Abstecher zu "Trois Pucelles" und kletterten "Lingne de vie". Abgesehen von den ersten beiden Längen war der Fels toll und ein echtes Erlebnis. Dennoch musste ich bis zum Schluss kämpfen um auch die letzte Länge durchzusteigen. Total geschafft ging es noch am gleichen Abend zurück zum "Rochers du Midi". 


Es war ein weiterer Tag in Charliberté nötig um diese Perle für den Durchstieg vorzubereiten. Die Umgehung musste gebohrt und die letzte Länge ausgebouldert werden. Das erste erledigte Micha und die 7. Länge mussten wir beide ausbouldern. Lediglich deren Anfang war für 3m etwas schlechter Fels, der Rest war total schöner löchriger Kalk. Weite Züge zwischen guten Löchern erinnerten mich stark an "Ceüse", weshalb wir der Länge später diesen Namen verpassten. 50m war diese lang und 20 Expresschlingen waren nötig um bis zum Ausstieg zu kommen. Zufrieden, jetzt alles erledigt zu haben, seilten wir ab und freuten uns auf den Ruhetag.

Die letzte Länge fängt eswas splitrig an wird aber schnell grau und löchrig.


Nach dem Ruhetag waren wir erstaunlich aufgeregt, aber alles ging glatt. Das Wetter war sonnig, nur zog immer wieder Nebel auf, was dem ganzen eine mystische Stimmung verlieh. Wir stiegen beide sturzfrei durch und freuten uns über die tolle Linie. Da der Name bereits festgelegt war, machten wir uns den Spaß, die Route in Anlehnung an unsere sächsische Sprache und Michas Familiennamen (S)Charliberté zu nennen.


Topo1 Charliberté mit unseren Bewertungsvorschlag.

Fototopo Charliberté



Rechts des Rochers du Midi ist ein markanter Felskopf der immer wieder aus dem Nebel auftaucht.

Rechts des kleinen Nassen streifens zieht Charliberté durch die Wand.



Fazit. Wir hatten unser Ziel erreicht und konnten "Charliberté" befreien. Der Fels konnte besser kaum sein, lediglich die Euphorie, wenn man mit der Bohrmaschine auf dem Rücken ins Unbekannte klettert fehlte etwas.

Freitag, 6. August 2021

Ailfroide, Südfrankreich im Sommer

Der Zeltplatz in Ailfroide ist riesig und der ideale Ausganspunkt. Im Sommer ist trotzdem eine Reservierung zu empfehlen.


Wieder einmal standen die Sommerferien und wir waren auf der Suche nach einem Gebiet wo es alles gab. Ein paar schwere Seillängenrouten für mich und ganz leichte für die Kinder. Schweres Sportkletter für mich und leichte reibungsklettereien für die Familie. Idealerweise noch was zum Bouldern wenn niemand Lust zum Klettern hat und das alles bei angenehme 15-25 Grad Celsius. Die eierlegende Wollmilchsau des Kletterns quasi. Das es so etwas gibt wagte ich zu bezweifeln, schon gar nicht im Süden Frankreichs. Doch vor 2 Jahre erzählten mir eine Gruppe Franzosen in Flatanger was anderes. Immerhin sind sie aus dem heiligen Land in der nähe von Ceüse 3000 km nach Norden gefahren. Vielleicht ist an dem Gebiet Ailfroide was sie mir empfohlen haben etwas dran. Wir ließen es auf einen Versuch ankommen und Corona machte das Reisen ja bedingt wieder möglich.


Die erste Woche war Michael Meyer wieder mit von der Partie und somit war das die Zeit wo ich auch ein paar längere Routen klettern konnte. Dadurch waren die ersten Tage fest verplant allerdings hatte ich die Rechnung ohne das Wetter gemacht. Naja so gab es ein paar mehr Ruhetage als sonst üblich dennoch kletterten wir 3 bemerkenswerte Mehrseillängenroute. Für Aspiranten die noch mehr Herausforderungen suchen sei gesagt, dass dies auch die schwersten im Gebiet sind.


Asproman 220m (6c, 6c+, 8a+, 7b+, 7c+, 7a, 7c+, 7b+)

Mit nur 30 Minuten Zustieg die am nächsten gelegene Route und auch die steilste. Jede Länge hängt etwas über manche sogar einige Meter. Hier muss man sich mehr anstrengen als ich gedacht hatte, den der Granit ist nicht immer trittfreudig. Das Gute bei der Route ist das die Crux auch eine 7b+ Variante hat und die Anderen Längen eher Ausdauernd sind. so kommt man mit 7a+ obligatorisch ganz gut hoch. Die 8a Länge im Topo ist eher 8a+ und leider stecken die Haken nicht immer dort wo man klettert bzw. diese einhängen kann. Dafür sind die anderen 7c+ Längen sehr dankbar. Zumindest wenn man die leichteste Variante findet. Das war bei mir auch zwingend nötig, denn ich war nach dem Ausbouldern und dem Durchstieg der Crux totall platt. Dadurch fühlte sich diese "kurze" Route auch langer an als sie ist. Durfte ich doch die 3 schwersten Längen gleich 2 Mal klettern.

Die linke Seite der Schlucht ist unsere Route und die längste überhängende Wand im Gebiet.


Micha am Ende der 3. Sl.

Micha in der 5. SL für 7a echt schwer besonders unten.

Die letzte Seillänge hängt noch mal gut über.





Unchi Maka, Aiguille de Sialouze 3576 m (400m, 5+, 6a, 6b+, 6c, 7b+, 7a+, 8a, 7a+, 5+, 7b, 7a, 7c, 5+) [7a obligatorisch]

Vor unserer Ankunf sagte mit ein französischer Bergführer, dass die Aiguille de Sialouze den Granit mit der besten Qualität bei den großen Wänden hätte. Dadurch hatte ich wahrscheinlich eine etwas zu hohe Erwartungshaltung was die Festigkeit anging. Nach meiner Einschätzung und im vergleich zum Yosemite war die Felsqualität durchschnittlich und an manchen stellen etwas bröselig. Was etwas störte waren die einzelnen Granitkristalle die immer mal am Kletterschuh hängen blieben und diesen gefühlt in Rollschuhe verwandelte. Bevor ich zu Einzelheiten komme sei noch gesagt das der Zustig vom Zeltplatz 4h dauert und das die Hütte ( Refuge du Sélé) gerne ausgebucht ist. Entweder man reserviert ein paar Tage im voraus oder man stellt sich auf einen Wandertag ein. Bei uns war es das letztere und Start war 4:30 Uhr in Ailfroide. Wir verzichteten auf Steigeisen und Pickel um leichter unterwegs zu sein und das war auch ok so. Lediglich im Abstieg auf dem aufgeweichte Schnee legte ich ein Stück auf dem Hintern zurück. Da die Stelle dafür aber passend ohne Steine im Schnee gewählt war wurde nur die Hose nass. Als wir gegen 9:00 Uhr einstiegen war der Fels so eiskalt das die Finger förmlich festfrohren. Zum Glück kam 10:00 die Sonne in die Wand und es wurde angenehm warm. Auch der Fels wurde ab der 4. Sl besser. Der steile Mittelteil hatte tolle Strukturen und war sehr rauh. Die Crux ist nur ein Boulder der wegen der Meereshöhe und das Clippen des Hakens etwas anstrengt. Nach sage und schreibe 8 Sl also 4-5h zog Micha erstmals seine Kletterschuhe aus weil es scheinbar zu unbequem wurde. Kein Wunder er hatte ja die Socken noch an oder der Zustieg war zu lang. Weiter gehts es recht gut nur die letzten 3 schweren Längen bieten noch mal Abwechslung. Die 7b ist eine steile Riß und Rinnefolge die sehr technisch ist. Bei der folgende 7a Schulterriß länge braucht man nur ein oder 2 Friend zum ersten BH und danach ist es besser wenn alles Material rechts hängt. Wer diese Kletterei nicht beherrscht sollte ein paar stabile Kletterhosen anziehen. Die letzte Crux ist im Topo mit 7c+ bewertet aber wer vom 2. BH absteigt und weit unten ein Zweifingerloch tritt muss sich deutlich weniger anstrengen als 1m höher. Die letzte Länge ist noch mal zum selber Absichern und wie in allen Risslänge sind Risshandschuhe recht hilfreich um Kratzer auf dem Handrücken zu vermeiden. Wir höften auf der kleinen Nadel am letzten Stand auf, weil wir nicht wußten, ob ein Abseilen von 20m weiter oben noch möglich ist.
Es folgte das Abseilen und der schier endlose Abstieg ins Tal.

Nach über 3h sehen wir zum ersten mal die Wand und es ist echt kalt.

Micha in der 4.Sl.

Ich in der 5. Sl, ungewöhnliche Strukturen für Granit und schwerer als es aussieht.

Micha in der 6. Sl.



Die 7.Sl und somit die Crux. Ein Boulder der ganz schön steil ist.

Micha in den technischen Rinnen der 10. Sl.

Der Schulterriß der 11. Sl .

Am letzten Stand.

Micha oberhalb des letzten Standes auf dem Pfeiler.


 

Bei den Längen ab 7a+ kann man ohne die Friends einsteigen dies sind komplett eingerichtet. Keile sind nicht nötig, jedoch 2 x 60 m Seile und ein Satz Mastercams von 1-8 (Camelot bis #3). Am Abend des Tages hatten wir über 2000 Höhenmeter hoch und wieder runter zurückgelegt und liefen die letzten 2h nur noch wie in Trance dem Abendessen im Tal entgegen.


Au Rebord du monde, Tête Colombe 3022m (190m, 7b, 7b, 7b+, 7c, 8a) [ 7b+ obligatorisch]


Das nächste Ziel war unsere letzte größere Wand und lag nur 17 km Luftlinie von Ailfroide entfernt. Dennoch waren es über eine Stunde Fahrzeit und leider war die Zielwahl etwas unglücklich. Es war eine SW- Seite und da es nach dem vielen Regen mittlerweile deutlich kühler war kam die Sonne mit 12 Uhr sehr spät in die Wand. Auch wehte ein eiskalter Wind,der das Klettern in der Sonne alles andere als zu warm machte. Dennoch wollte der letzte Tag genutztz werden. Der Kalk war stellenweise glatt wie Glas was nach dem rauhen Granit eine große Umstellung war. weiter oben war es das genaue Gegenteil mit Messerscharfen Griffen.
Die Crux kam ganz oben und ich kam erst nicht auf die Lösung. Deswegen probierte Micha und fand eine Lösung welche auch für mich ging. Dennoch war der Durchstig ein Kampf, denn scheinbar hatte ich mit der Höhe ganz schön zu tun und kam völlig außer Atem. Voll geplättet war ich über den scharfen Rand der Griffe weiter oben nicht mehr so traurig. So wälzte ich mich mit letzter Puste und Kraft auf die Reibung und war glücklich und zufrieden.


 

Auch Edelweis wächst mitten in der Route.

Auf dem Band geht die Crux los. Zum Glück ist es bequem und windgeschützt,, denn wir verbrachten hier mehr Zeit  als geplant.

Die 3. Seillänge.

Micha im Zustieg.

Rechts vom Pfeiler das Ziel des Tages.


Es gab 2 Sachen die an der Route zu bemängeln wären. Zum einen fehlt die letzte Länge die wahrscheinlich eine leichte 7 in scharfen Fels wäre und der Kunstgriff in der 3. Sl. Da dieser jedoch angeklebt ist, kann jeder entscheiden ob er es ohne diesen probieren möchte.


 Zusammenfasung zum Gebiet. Ailfroid ist auf jeden Fall ein Reise wert besonders wer leichte und plattige Mehrseillängenrouten sucht. Was man hier jedoch selten hat ist Ruhe und Abgeschiedenheit, denn in vielerlei hinsicht ist es ein Mehrseillängen Bielatal.

Mittwoch, 7. Juli 2021

Dolomiten - Klassik und Moderne

 

Der Lankofel am Sellapass im Morgenlicht

 Endlich war wieder mal Zeit mit Stephan Isensee aka Issy große Wände unsicher zu machen. Als grobes Ziel stand die Marmolada auf dem Program. Nach Ankunft im Regen und sehr kurzer Nacht kletterten wir am Piz Serauta in der Route "Scacciadiavoli" bis zum Biwak. Ein Schöner Platz wo 2 Personen bequem hintereinander auf einem Felsgrat schlafen konnten.

Zustieg an der Marmolada zum Pitz Serauta



Da wir sehr müde waren ging es zeitig ins Bett doch es wurde alles andere als eine Erholsame Nacht. Mehrere Stunden lang wurden wir von einem Gewitter heimgesuch und gequält welches wir nicht eingeladen hatten. In diesem Moment wären wir beide lieber woanders gewesen. Am nächsten Morgen war die Wand nass und unsere Sachen trotz Biwaksäcke feucht. Wir waren zudem total übermüdet und seilten deshalb ab. Entgegen der Vorhersage kam an diesem Nachmittag kein Regen aber wir waren vorsichtiger geworden. In der nähe der Fixseile schlugen wir unser vorsorglich mitgebrachtes Zelt auf und versuchten zu schlafen. Das ging jedoch mehr schlecht als recht denn die Sonne brannte auf uns nieder. 

2 Längen vor dem Biwak in Scacciadiavoli

Der Biwakplatz, zwar flach aber es geht rechts und links nach unten...

...wenigstens der Haulbag steht gut.


Naja scheinbar kann einem das Wetter es nie recht machen.

Ein halbwegs flacher Platz unterhalb der Marmolade...

... zeugt noch immer von den greultaten die in den Dolomiten verübt wurden. Dort mußten Bergsteig gegen Bergsteiger kämpfen und nebenbei versuchen das harte Leben am Berg zu überleben.


Am nächsten Tag war es endlich soweit einen zu Kalk erstarrten Klettertraum anzugehen. Invisiblis heißt die sparsam mit Bohrhaken von Rolando Larcher eingerichtete Linie. Die Kletterei spielt sich hauptsächlich an sehr glatten Platte ab wo zum Glück immer wieder Löcher kommen. Leider kann es mitunter den Hormonspiegel etwas durcheinander bringen wenn man bei der Absicherung im höchsten Tritt stehend den nächsten Griff nicht erreicht. Einmal klappte es mit Springen das andere Mal raubte es mir den letzten Nerv und das on sight. Auf jeden Fall ein Highlit diese Route. Nach 10 h standen wir wieder am Einstieg und das ganz ohne Regen.

Wer dem Gewitter entgehen will muß zeitig aufstehen.

Issy in der 3. Sl. Es war noch ganz schön kalt am Morgen.

Die 3. SL von oben Fotografiert

Die 4. Sl war ein Genuß, obwohl die Sicherung zum Teil etwas großzügig war.

Issy in der 5. Sl ie ausdauenrste aller Längen.

Die 6. Sl ist für kleine leider die unangenehmste weil ein extrem weiter Zug zum 1. BH die unangenehmste Stelle der Route ist.


Am nächsten Tag machte uns ein morgentliches Gewitter einen Strich durch die Rechnung und wir stiegen zum Auto ab.
Was machen wir nun? Der Wetterbericht war nicht sehr stabil, also nichts mit großen Wänden. Wenn es da etwas später wird müßte man im Gewitter Abseilen. Falls es nur mal eine Stunde regnet wäre das nicht das schlimmste. Dafür hatte ich eine Lösung dabei die mit 600g deutlich leichter war als das Rainfly vom Portalege. Durch die mit Freesole eingeklebte Schlinge könnten wir mit Sack und Pack am Stand hängen und würde trocken bleiben. Sicherlich ist die Verpackung einer 2m x 1m großen Matratze noch Verbesserungswürdig. Sowohl was Platz, als auch was Atmungssaktivität angeht. Ich hatte zumindest einen Überdachung für eine Atemschlitz vorgesehen.

Das selbsgebaute Rainfly mit dem wir das Gewitter in der Wand am Hängestand aussitzen wollten. Die Schlinge ist mit Freesole eingeklebt. Das Ganze system geht natürlich noch besser mit einem Biwaksack oder mit stark atmungsaktiven wasserabweisenden Material.


Was also konnte man machen. Irgend eine schöne Erstbegehung vielleicht. Ein paar Ideen hatte ich schon in der Nähe. Eine jedoch war bereits angefangen. Eine andere zu kurz für meinem Geschmack. Die letzte Variante war ein 500m langer Pfeiler westlich vom Fedaipass. Der nordwestliche Pfeiler vom Roda De Mulon sah bisher am verführerichsten aus. Zwei steile Pfeiler zeigten auf den vergrößerten Fotos goße Löcher. Fast so wie an der Marmomada Südwand auf der anderen Seite des Berges. Also eine Zustieg und eine gedachten Weg nach oben gesucht, geplant und gepackt. Unsere Strategie war schnell und ohne Fixseile unterwegs zu sein. Zudem planten wir 1-2 Nächte in der Wand. Dazu wollten wir uns von Rissen und Verschneidungen fenrnzuhalten, weil trotz ausführlicher Recherche anzunehmen war, dass diese schon mal durchstiegen wurden. Zudem wolten wir so wenige Bohrhaken wie möglich verwenden wenn das Gelände leicht ist.

Die Linie die wir an der Roda De Mulon in Angriff nehmen wollen geht in der Mitte durch die Pfeiler.

Lange Geschichte kurz gefasst. Die Wand war höher als gedacht, unsere Seillängen wurden trotz Bemühungen mehrfach länger als 60 m und und das Gelände war zum Haulen eher ungeeignet. Dazu kam, dass wir erst nach 6 Längen am ersten Pfeiler waren. Der Fels dort war jedoch so gut wie erwartet. Große Löcher und fester Fels machten richtig Freude. Sechs Bohrhaken und ein seichter Riß am Ende sogten für rasches vorankommen und Erstbegeherfreude auf 60m. Am Ende des Tages hatten wir auf 8 Seillängen & ca. 460 Klettermetern erschlossen. Abgesehen von den Ständen hatten wir dabei nur 18 Bohrhaken verwendet. Am Fuße der Headwall angekommen wurde es endlich steiler. Wir entschieden uns hier die Nacht zu verbringen da ein besser Platz nicht in Aussicht stand. Der Schlafplatz ist gut mit Hängematte aber eine flache Stelle zum Schlafen gab es leider nicht. Die 2. Hängematte lag leider noch zu Hause. Mist! Das Beste war ein schulterbreiter und gestufter Kamin wo man notfalls sitzen konnte. Ein Freund sagte mal: "Lieber eine Stunde gegraben, als die ganze Nacht schlecht geschlafen." Da ist viel Wahrheit in dieser Aussage. So macht ich mich an die Arbeit. Am unteren Ende des Kamines stapelte ich Steine zu Trockenmauer und oben grub ich den Schotter ab. Das Ergebnis war ein ebene Fläche von 60 cm x 100 cm. Die Füße hingen in Seilschlaufen. Als das alles fertig war und ich endlich im Schlafsack lag, konnte ich die grandiose Aussicht auf den Langkofel genießen. Zudem war die Stimmung magisch. Im Tal brannten bereits die Lichter und Issy hing unter mir in der Hängematte. Hier oben schien die Zeit still zu stehen. Irgendwann wanderten meine Gedanke zur Schlüssellänge genau über uns aber das Problem stand erst am nächsten Morgen auf der Tagesordnung.

  


Issy gut gelaunt trotz kalten Abendessens aus der Kartoffelbreitüte.
Issy hangt ab in der Hängematte mit 5 Sterne Blick.
Der Tag neigt sich dem Ende zu. Zum Glück blieb uns ein Gewitter in der Wand ersparrt sonst hätte es mich aus meinem Kamin rausgespült.






Nach einem ebenso magischen Morgen gab es wegen der Kälte das Frühstück im Schlafsack. Nach langem anschauen der Headwall hatte ich zuerst eine gerad Lösung 10-15m links des Standplatzes probiert. Leider fehlte an dieser Stelle ein Griff bzw. Tritt und es mußte eine andere Lösung gesucht werden. Diese bestand darin das man den Kamin ca 10-15 m hochklettert und dann auf einem Band zum 1. BH quert. Die Reibungsstelle unterhalb des BH war etwas kniffeliger als gedacht. Ich weiß nicht ob dies an den kalten Füßen, der Bohrmaschine auf dem Rücken oder den 8 BH und zahlreicher Friends lag. Es war auf jeden Fall kniffelig. Leider bekam man mit dieser Lösung auch einen gewaltigen Knick ins Seil uns somit Seilzug. Was wenig später war die reinste Freude. Fester glatter Kalk, nit Löchern und weiten Zügen. Ungefähr so müssen sich die Erstbegeher in Ceüse gefühlt habe. Es ist der absolute Wahnsinn. Immer wieder kommt ein Loch und die Züge gehen gut auf. Dennoch ist nach dies nach mit 7b+/7c die Cruxlänge. Leider war uns das Glück nach dieser Länge nicht mehr ganz so hold. Wir hatten vor gerade weiter bis zum Gipfel zu Klettern aber die Löcher hörten leider auf. Die vorhandenen Rippen waren zudem brüchig und genau über unserem Standplatz. Rechts von uns kam eine alte Route mit Fichtelhaken hoch die mit der vorhandenen Absicherun eher schwer freikletterbar war. Was also tun? Zusätzliche Haken in eine bestehende Route schlagen wollten wir nicht. Am Standplatz die vorhandenen Haken durch sicheres Material ersetzen ist etwas anderes. Zu unserem Glück sah Issy neben der alten Route ein paar neue Bohrhaken blinken und wir konnten im Rechtsbogen weiterklettern. Eine Standplatz der anderen Route überstiegen wir dabei und so wurde der Ausstieg noch schön und das Abseilen über die Route war weiterhin möglich. Nur die letzten beiden längen sind abseiltechnisch eher schlecht, weil sich bei den linksansteigende Rampen das Seil verhängen kann. Auf dem Weg nach unten punkteten wir noch die offenen Seillängen und beräumten die Wand im Bereich vom Seilverlauf von losem Gestein. Dennoch ist gerade bei den liegenden Längen Vorsicht das oberste Gebit und 2 mal 70m Seile sind obligatorisch.

Beim Bohren der Crux (9.Sl). Der Anfang war etwas unangenehm, weil die gerade Lösung leider nicht aufging aber ab dem 3. BH war es ein Traum wie in Ceüse.
Issy beim Versuch in der 10. SL links zu Klettern. Leider ging es am 2. BH nicht weiter.


So fand unser Abenteuer an der Roda die Mulon ein schönes Ende und passend zur Charakter der Wand gab es auch den Name:

Klassik & Moderne 7c 650m (7a obl.)
Material: 2 x 70m Seil
15 Expressschlinge
Metolius Mastercams von Gr 1-8,( 2-4 doppelt) Bei den BD cams wäre das von # 0.2- #3 (0.3-0.5 doppelt)

Die Stände sind nicht mit Schlingen verbunden und deshalb sind die V2A Haken beim Abseilen schwer zu sehen.
Anmerkung: Da die Cruxlänge anfangs weit links im leichte gelände quert haben wir wegen Seilzug für den Durchstieg den eine große Sanduhr und ein paar Freinds 6m links vom gebohrten Stand zum sichern verwendet. Viel Spaß beim Wiederholen. Über Feedback würde ich mich wie immer freuen.



Das fertige Topo unsere Route Klassik und Moderne, ein komplettes Topo mit Beschreibung und Zustieg gibt es am Ende zum Download.




Hier Das Topo zum Download mit Zustieg und Beschreibung in Englisch:

https://www.dropbox.com/sh/lkiesrs2zkxrpev/AAAngSykjjZMCnyUhzzscrV5a?dl=0



Schlusswort:
Wer denkt das Arbeit und Familie anstrengend ist, dem sei so ein Bergurlaub empfohlen. Wenn man dann zurückkommt, freut man sich auf den Altag zu Hause.