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Der Zeltplatz in Ailfroide ist riesig und der ideale Ausganspunkt. Im Sommer ist trotzdem eine Reservierung zu empfehlen. |
Wieder einmal standen die Sommerferien und wir waren auf der Suche nach einem Gebiet wo es alles gab. Ein paar schwere Seillängenrouten für mich und ganz leichte für die Kinder. Schweres Sportkletter für mich und leichte reibungsklettereien für die Familie. Idealerweise noch was zum Bouldern wenn niemand Lust zum Klettern hat und das alles bei angenehme 15-25 Grad Celsius. Die eierlegende Wollmilchsau des Kletterns quasi. Das es so etwas gibt wagte ich zu bezweifeln, schon gar nicht im Süden Frankreichs. Doch vor 2 Jahre erzählten mir eine Gruppe Franzosen in Flatanger was anderes. Immerhin sind sie aus dem heiligen Land in der nähe von Ceüse 3000 km nach Norden gefahren. Vielleicht ist an dem Gebiet Ailfroide was sie mir empfohlen haben etwas dran. Wir ließen es auf einen Versuch ankommen und Corona machte das Reisen ja bedingt wieder möglich.
Die erste Woche war Michael Meyer wieder mit von der Partie und somit war das die Zeit wo ich auch ein paar längere Routen klettern konnte. Dadurch waren die ersten Tage fest verplant allerdings hatte ich die Rechnung ohne das Wetter gemacht. Naja so gab es ein paar mehr Ruhetage als sonst üblich dennoch kletterten wir 3 bemerkenswerte Mehrseillängenroute. Für Aspiranten die noch mehr Herausforderungen suchen sei gesagt, dass dies auch die schwersten im Gebiet sind.
Asproman 220m (6c, 6c+, 8a+, 7b+, 7c+, 7a, 7c+, 7b+)
Mit nur 30 Minuten Zustieg die am nächsten gelegene Route und auch die steilste. Jede Länge hängt etwas über manche sogar einige Meter. Hier muss man sich mehr anstrengen als ich gedacht hatte, den der Granit ist nicht immer trittfreudig. Das Gute bei der Route ist das die Crux auch eine 7b+ Variante hat und die Anderen Längen eher Ausdauernd sind. so kommt man mit 7a+ obligatorisch ganz gut hoch. Die 8a Länge im Topo ist eher 8a+ und leider stecken die Haken nicht immer dort wo man klettert bzw. diese einhängen kann. Dafür sind die anderen 7c+ Längen sehr dankbar. Zumindest wenn man die leichteste Variante findet. Das war bei mir auch zwingend nötig, denn ich war nach dem Ausbouldern und dem Durchstieg der Crux totall platt. Dadurch fühlte sich diese "kurze" Route auch langer an als sie ist. Durfte ich doch die 3 schwersten Längen gleich 2 Mal klettern.
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Die linke Seite der Schlucht ist unsere Route und die längste überhängende Wand im Gebiet. |
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Micha am Ende der 3. Sl. |
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Micha in der 5. SL für 7a echt schwer besonders unten. |
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Die letzte Seillänge hängt noch mal gut über. |
Unchi Maka, Aiguille de Sialouze 3576 m (400m, 5+, 6a, 6b+, 6c, 7b+, 7a+, 8a, 7a+, 5+, 7b, 7a, 7c, 5+) [7a obligatorisch]
Vor unserer Ankunf sagte mit ein französischer Bergführer, dass die Aiguille de Sialouze den Granit mit der besten Qualität bei den großen Wänden hätte. Dadurch hatte ich wahrscheinlich eine etwas zu hohe Erwartungshaltung was die Festigkeit anging. Nach meiner Einschätzung und im vergleich zum Yosemite war die Felsqualität durchschnittlich und an manchen stellen etwas bröselig. Was etwas störte waren die einzelnen Granitkristalle die immer mal am Kletterschuh hängen blieben und diesen gefühlt in Rollschuhe verwandelte. Bevor ich zu Einzelheiten komme sei noch gesagt das der Zustig vom Zeltplatz 4h dauert und das die Hütte ( Refuge du Sélé) gerne ausgebucht ist. Entweder man reserviert ein paar Tage im voraus oder man stellt sich auf einen Wandertag ein. Bei uns war es das letztere und Start war 4:30 Uhr in Ailfroide. Wir verzichteten auf Steigeisen und Pickel um leichter unterwegs zu sein und das war auch ok so. Lediglich im Abstieg auf dem aufgeweichte Schnee legte ich ein Stück auf dem Hintern zurück. Da die Stelle dafür aber passend ohne Steine im Schnee gewählt war wurde nur die Hose nass. Als wir gegen 9:00 Uhr einstiegen war der Fels so eiskalt das die Finger förmlich festfrohren. Zum Glück kam 10:00 die Sonne in die Wand und es wurde angenehm warm. Auch der Fels wurde ab der 4. Sl besser. Der steile Mittelteil hatte tolle Strukturen und war sehr rauh. Die Crux ist nur ein Boulder der wegen der Meereshöhe und das Clippen des Hakens etwas anstrengt. Nach sage und schreibe 8 Sl also 4-5h zog Micha erstmals seine Kletterschuhe aus weil es scheinbar zu unbequem wurde. Kein Wunder er hatte ja die Socken noch an oder der Zustieg war zu lang. Weiter gehts es recht gut nur die letzten 3 schweren Längen bieten noch mal Abwechslung. Die 7b ist eine steile Riß und Rinnefolge die sehr technisch ist. Bei der folgende 7a Schulterriß länge braucht man nur ein oder 2 Friend zum ersten BH und danach ist es besser wenn alles Material rechts hängt. Wer diese Kletterei nicht beherrscht sollte ein paar stabile Kletterhosen anziehen. Die letzte Crux ist im Topo mit 7c+ bewertet aber wer vom 2. BH absteigt und weit unten ein Zweifingerloch tritt muss sich deutlich weniger anstrengen als 1m höher. Die letzte Länge ist noch mal zum selber Absichern und wie in allen Risslänge sind Risshandschuhe recht hilfreich um Kratzer auf dem Handrücken zu vermeiden. Wir höften auf der kleinen Nadel am letzten Stand auf, weil wir nicht wußten, ob ein Abseilen von 20m weiter oben noch möglich ist.
Es folgte das Abseilen und der schier endlose Abstieg ins Tal.
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Nach über 3h sehen wir zum ersten mal die Wand und es ist echt kalt. |
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Micha in der 4.Sl. |
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Ich in der 5. Sl, ungewöhnliche Strukturen für Granit und schwerer als es aussieht. |
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Micha in der 6. Sl. |
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Die 7.Sl und somit die Crux. Ein Boulder der ganz schön steil ist. |
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Micha in den technischen Rinnen der 10. Sl. |
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Der Schulterriß der 11. Sl . |
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Am letzten Stand. |
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Micha oberhalb des letzten Standes auf dem Pfeiler. |
Bei den Längen ab 7a+ kann man ohne die Friends einsteigen dies sind komplett eingerichtet. Keile sind nicht nötig, jedoch 2 x 60 m Seile und ein Satz Mastercams von 1-8 (Camelot bis #3). Am Abend des Tages hatten wir über 2000 Höhenmeter hoch und wieder runter zurückgelegt und liefen die letzten 2h nur noch wie in Trance dem Abendessen im Tal entgegen.
Au Rebord du monde, Tête Colombe 3022m (190m, 7b, 7b, 7b+, 7c, 8a) [ 7b+ obligatorisch]
Das nächste Ziel war unsere letzte größere Wand und lag nur 17 km Luftlinie von Ailfroide entfernt. Dennoch waren es über eine Stunde Fahrzeit und leider war die Zielwahl etwas unglücklich. Es war eine SW- Seite und da es nach dem vielen Regen mittlerweile deutlich kühler war kam die Sonne mit 12 Uhr sehr spät in die Wand. Auch wehte ein eiskalter Wind,der das Klettern in der Sonne alles andere als zu warm machte. Dennoch wollte der letzte Tag genutztz werden. Der Kalk war stellenweise glatt wie Glas was nach dem rauhen Granit eine große Umstellung war. weiter oben war es das genaue Gegenteil mit Messerscharfen Griffen.
Die Crux kam ganz oben und ich kam erst nicht auf die Lösung. Deswegen probierte Micha und fand eine Lösung welche auch für mich ging. Dennoch war der Durchstig ein Kampf, denn scheinbar hatte ich mit der Höhe ganz schön zu tun und kam völlig außer Atem. Voll geplättet war ich über den scharfen Rand der Griffe weiter oben nicht mehr so traurig. So wälzte ich mich mit letzter Puste und Kraft auf die Reibung und war glücklich und zufrieden.
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Auch Edelweis wächst mitten in der Route. |
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Auf dem Band geht die Crux los. Zum Glück ist es bequem und windgeschützt,, denn wir verbrachten hier mehr Zeit als geplant. |
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Die 3. Seillänge. |
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Micha im Zustieg. |
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Rechts vom Pfeiler das Ziel des Tages. |
Es gab 2 Sachen die an der Route zu bemängeln wären. Zum einen fehlt die letzte Länge die wahrscheinlich eine leichte 7 in scharfen Fels wäre und der Kunstgriff in der 3. Sl. Da dieser jedoch angeklebt ist, kann jeder entscheiden ob er es ohne diesen probieren möchte.
Zusammenfasung zum Gebiet. Ailfroid ist auf jeden Fall ein Reise wert besonders wer leichte und plattige Mehrseillängenrouten sucht. Was man hier jedoch selten hat ist Ruhe und Abgeschiedenheit, denn in vielerlei hinsicht ist es ein Mehrseillängen Bielatal.