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Die Südseite des Half Dom bekommt man nur nach mehrstündigen Fußmarsch zu sehen.
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Die Tritte sind winzig und glatt und die Griffe sind nur 2mm Leisten für 2-3 Finger. Trotzdem muss die volle Last drauf sonst geht die Route nicht frei. Der Fuß rutscht und ich stürze. Nach weiteren Fehlversuchen glückt die Einzelstelle zum ersten Mal, ob das noch einmal gelingt ist fraglich. Also konzentriert dranbleiben und voll auf die Füße stellen. Es folgen noch einige windige Trittwechsel und entweder der Stützer von Olis Variante oder eine 2mm Leiste bis zum Bauch durchlaufen. Ich bleibe bei meiner Variante und erreiche gerade so den Zielgriff. Voll aufgespannt angele ich überkreuz den nächsten kleinen Tritt und schiebe mich auf die größer werdenden Felsader. Juhu! Es ist geschafft, die Route geht frei zu klettern. Der Rest der 40m Seillänge geht wie in Trance. Ich balanciere auf der Felsader mit traumwandlerischer Sicherheit dem nächsten Stand entgegen.
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Wir planten 5-6 Tage am Half Dom zu verbringen. So hatte jeder von uns mit Essen und Kletterzeug einen 26kg Rucksack. Die gesamt 27 Litter Wasser würden 1,5 h vor dem Einstieg dazukommen.
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Das klingt alles nicht wie typische Yosemite Kletterei, wir sind aber immer noch hier. Nachdem es
endlich etwas kühler wurde, sind wir mit Portaledge und Essen für 5-6 Tage zur Südwand des Half Dome gelaufen. Dort wurde im Juli 1986 mit der Route "Karma" von Dave Schulz & Ken Yager & Jim Campbell eine der beeindruckensten Felsformationen erstbegangen. Eine Felsader (englisch Dike), die sich diagonal durch die Wand zieht.
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Bei der 5. Sl war die Dike das erste mal unterbrochen und Kletterei sowie Reibungsklettern für 13a war notwendig für die freie Behehung.
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Die 6. Seillänge wurde 13b und bringt uns langsam zum steilstenTeil der Wand. Dadurch ist es trotz der breiten Felsader kaum möglich darauf zu stehen ohne rauszukippen.
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Von den 14 Seillängen sind nur die letzten drei ohne Felsadern. Manchmal ist die Dike kaum zu erahnen, manchmal so breit, dass man bequem darauf laufen kann. Die Einstufung der Route nach der Erstbegehung ist der blanke Hohn. 5.11d und viele Stellen A0 stehen im Topo. Dave Schulz ist ein begnadeter Reibungskletterer, welcher im selben Jahr die Nachbarroute "Southern Bell" 5.12d R erstbegangen hat. Das R nach der Schwierigkeit steht für "runout" und bedeutet sehr anspruchsvolle Absicherung. Für "Southern Bell" kehrte er 1988 zurück und holte sich mit Scott Coscrove die erste freie Begehung. Die Route "Karma" war da ein ganz anderes Kaliber. Über 10 Jahre lang kehrte er zusammen mit Brooke Sandahl immer wieder zu "Karma" zurück um diese freizuklettern. Dabei steckten beide viel Liebe in die Route und ersetzten viele alte Haken durch neue oder schlugen zusätzliche Haken zur besseren Absicherung.
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So sah das einzige verfügbare Topo der Route aus, nadem ich die verbalen nach der Ergänzungen die von Brooke eingearbeitet hatte. Es waren quasi 3 Seillängen die noch nicht durchgestiegen waren. Bei 2 davon waren die Einzelzüge noch nicht gelößt.
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Auch Brooke ist beim amerikanischen Klettern kein unbeschriebenes Blatt. Die erste Freie Begehung vom "South Face" am Mt. Whatkins geht auf sein Konto und er war damals zusammen mit Lynn Hill an der "Nose" aktiv. Aus Mangel an Zeit und Wasser gab Brooke seine Ambitionen in der "Nose" auf, damit Lynn die erste freie Begehung holen konnte. Vor 6 Jahren waren Brooke und Dave zum letzten mal am "Karma-Projekt" wie er die Route mitlerweile nannten. Dabei erlitt Dave einen Herzinfakt und nur durch sehr umsichtiges Handeln seines Partners überlebte er dies in dieser abgeschiedenen Region ohne Handyempfang. Seitdem versuchte Brooke immer wieder mich zu überzeugen das "Karma-Projekt" zu probieren und dort sind wir jetzt. Bisher konnten wir alle Längen durchsteigen und es gab bisher (also bis zur 9. Sl) nicht eine einzige ohne diese abgefahrenen Felsadern, denoch ist die Kletterei recht anspruchsvoll. Zum Einen sind 4 x 5.13er sehr anspruchsvoll zum Anderen quert die Felsader oberhalb eines großen Überhanges was das Abseilen irgendwann unmöglich macht. Also hat man nur die Möglichkeit sich voll auf die Route einzulassen und mit Portaledge einzusteigen. Der Auszug vom Beginn des Postes war am Abend des 2. Tages. Die letzte und schwerste der 5.13er war das letzte Puzzelteil was noch zum Duschstieg fehlte. An dieser Stelle war die Dike durch Errosion fast komplett verschwunden. Dieses Stück musste für den Weiterweg überbrückt werden. Wir boulderten jeder mehrere Stunden, doch es fehlten immer 1 oder 2 Züge. Wir versuchten es mit allen unseren Kletterschuhen und Oli zog sogar extra die Socken in den TC Pro an um einen klitzekleinen Vorteil auf den winzigen Tritten zu haben.
Ich blieb bei meinen eingekletterten Miura VS Women, denn die neuen standen einfach noch nicht so gut auf den darauf folgenden Reibungstritten.
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Die Wahl der Kletterschuh war das entscheidente Quäntchen.
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Wenn man mal wieder einige Züge an der Dike gehangen hat ist man froh wieder darauf balancieren zu dürfen.
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Am Morgen des 2. Tages lag wieder mal ein Teil der Quarzader vor uns der schwer werden würde.
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Die Crux, 4-5 Meter die es in sich haben.
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Der aufmerksamme Leser wird sich jetzt fragen wie viele paar Kletterschuhe wir den 7 Meilen langen Zustieg hochgeschleppt haben. Die Antwort ist einfach Ich 3 Paar und Oli 2,5 Paar.
Bei Routen wie diesen ist die Wahl der Schuhe erfolgsentscheidend.
Im nächsten Versuch glückte mir die Einzelstelle zum ersten Mal und da dies direkt vom Stand weg war, kletterte ich weiter. Da ich mir die extrem wackelige 2. Crux am 2.BH gut angesehen hatte, glückte mir der schnelle Durchstieg. Somit war Oliver an der Reihe.
Als es bei im etwas dauerte, weil die neuen TC Pro eine halbe Nummer größer ausfielen als die alten, habe ich in der zweiten Crux noch den alten 6mm Bohrhaken durch modernes Material ergänzt.
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An der 2. Crux noch einen neuen Haken.
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Leider war Oli an diesem Abend der Durchstieg nicht mehr vergönnt und so schlugen wir unser Nachtlager bzw. das Portaledge genau an dem Ort auf wo wir uns befanden damit er am nächsten Tag weiter probieren konnte.
Es wurde eine kühle aber klare Vollmondnacht. Das Little Yosemite lag zu unseren Füßen und Liberty Cap und Mount Brodenik leuchteten silbern im Mondschein.
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Der Mond ging auf und da es ziehlich windig und kalt war haben wir das Rainfly in der ersten Nacht übers Portaledge gezogen.
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Diese Aussicht sieht im Mondlicht noch schöner aus. Vorne Mt Brodenik und Liberty Cap und im letzten Sonnenlicht Liberty Bell.
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Eigentlich hätte es die perfekte Nacht sein sollen, aber mir ist am Morgen aus versehen meine nagelneue Daunenjacke vom Portaledge gefallen. So wie es aussah lag diese genau am Einstieg der Nachbaroute und dort kletterte wärend des Tages eine andere Seilschaft. Also musste ich auf dem Rückwege einen Umwege von über 1h in Kauf nehmen, um diese wieder einzusammeln.
Am nächsten Morgen ließen wir uns von der Sonne aufwärmen und es war der wärmste Tag seit wir in der Wand waren. An den Fingern war es noch nicht zu warm, aber die Füße in den Kletterschuhen begannen zu Schmerzen. Oli probierte fleißig weiter und hatte die erste Schlüsselstelle bestimmt 10 mal geklettert. Jedoch die 2. Stelle warf ihm immer wieder ab. Wir hatten das Portaledge aufgebaut gelassen um Oli eine bessere Ruhemöglickeit zu geben.
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Nach der 2. Nacht in der Wand direkt von der Crux aus fotografiert.
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Als die Sequenz der 2. Crux noch mal überarbeitet wurde und mittendrin eine winzige Stelle zum beruhigen der Nerven gefunden war, glückte Oli der Durchstieg.
Die Freude war groß und wir konnten uns auf den Weiterweg machen.
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Die Crux ist kurz aber dafür hatte sie es in sich.
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Es waren noch 5 Sl bis zum Gipfel und es waren auch noch 2 mal 5.12er dabei. Was ich aber am problematischsten empfand, war, dass die Wand nun extrem liegend und strukturiert war. Das ist für das Ziehen der Haulbags eher schlecht. So entleerten wir 10l von unserem Wasser, um leichter zu werden und beeilten uns zum Gipfel zu kommen bevor es dunkel wurde. Immerhin war noch der fünfstündige Abstieg am gleichen Tag geplant. Gegen 16:00 Uhr erreichten wir geschafft und zufrieden den Gipfel.
Am Gipfel wurde gleich das Handy eingeschalten und es war wieder Empfang. Oli hatte in der Heart Route die Telefonummer mit Alex Honold getauscht, weil er ja ein ganzes Jahr in Nordamerika bleiben würde. Jetzt kam eine SMS von Alex, dass sie in der Nachbarroute geklettert sind und meine Daunenjacke am Einstieg gefunden haben. Er hatte sie mitgenommen und ich könnte sie im Tal bei ihm abholen. So hat Alex mir einen großen Umweg ersparrt.
Auch bekam Brooke gleich die Mitteilung per SMS "We did it!".
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Geschafft, zumindest die Kletterei. Doch der 17km lange und anstrengende Abstieg runter ins Tal liegt noch vor uns.
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Das aktuallisierte Topo nach unserer freien Begehung wird im nächsten Führer von Erik Sloan erscheinen. |