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Der Langkofel am Sellajoch im Heryen der Dolomiten (Tobias Wolf) |
Donnafugata
Die Geschichte des Wochenendes trägt
dieses mal den Namen einer Frau, welche vor mehr als 100 Jahren mit ihren
Liebhaber durchgebrannt ist. Donnafugata war einst die Prinzessin von Palermo
und sowohl eine Festung als auch ein Wein ist nach ihr benannt wurden. Diese
Wand die den Namen Donnafugata trägt ist zwar stellenweise im fortgeschrittenen
Zerfall aber bei Ihrem Alter kann man ihr das auch nicht verübeln es war nur
für mich etwas gewöhnungsbedürftig.
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Paul Sass in der 3.Sl von Donnafugata (Tobias Wolf) |
Wie immer fängt alles bei einem
guten Wetterbericht an. Bei der Suche nach einem Ziel war es mal nicht die
Schweiz die das Rennen machte. Entgegen meiner Vorliebe für glatte Platten
waren die Dolomiten mit dem Torre Triest in der Civetta das Ziel. Der markante
Turm mit seiner etwa 750m hohen Wand war schon deswegen attraktiver als das Scheideggwetterhorn,
weil sie sehr steil war und kaum von Bändern unterbrochen wurde. Bisher gab es
erst 3 freie Begehungen und keine davon kam mit nur einem einzelnen Tag bzw
ohne Stirnlampe aus. Deshalb planten wir ein Biwak und nahmen den großen
Haulbag mit. Das machte die Route realistischer für ein Wochenende im September
wo man nicht einmal auf 13h Tageslicht kommt.
Seillängen
zu flach zum haulen waren, war es eine wahre Freude für meine Waden mit Haulbag
zu Klettern. Dies lag zum einen am Biwakzeug, dem Kocher, den 7,5l Wasser aber vor allem an Pauls 3kg schweren
steigeisenfeste Bergschuhe die für den Abstieg vorgesehen waren. Nach dem Kletterführer nämlich war der Abstieg "
der schwerste der ganzen Civetta". Ich hatte schon immer einen Hang zum
extremen aber im Abstieg war das selbst für mich etwas Neues. Also nahm Paul feste Schuhe für
den Abstieg und ich ein paar richtig enge Kletterschuhe für die Schlüsselseillänge
(15.Sl). So ging es mehr oder weniger gut gerüstet in die sonnige Südwand. Das
einzige was uns fehlte war ein Topo denn wir hatten nur ein Bild mit einer mäandernden
Linie durch die Wand. Ergänzt durch eine Auflistung der einzelnen Seillängen
war es ok aber nicht optimal. Diese Informationen stammen von der ersten freien
Begehung durch Bubo Bole der nach 3 Tagen ausbouldern in 13h die Wand durchstieg.
Eine Bemerkung in seinen Bericht wußten wir nicht ganz zu deuten. Es war die
Stelle, wo er junge starke Kletterer warnt das man für Donnafugata "ein
Gefühl für brüchigen Fels benötigt welches man erst in vielen Jahren des
Kletterns erwirbt. Wir vermuteten, dass es sich um die ersten 4Sl handelt aber
der Fels war sehr gut in diesem Bereich. Was folgte war ein gelber Wandbereich
mit dem besagten fortgeschrittenen Zerfall. Was viele der Griffe noch an der
Wand hielt war zum Teil fraglich und das für die nächsten 6 Seillängen.
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Paul Sass in der 7.Sl von Donnafugata (Tobias Wolf) |
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Tobias Wolf in der 6.Sl von Donnafugata (Paul Sass) |
Es war
wirklich eine verkehrte Welt mehrere Quadratmeter große Platten waren total
hohl und Rippen die komplett eingerissen an der Wand hingen waren fester als vermutet.
So mußten wir unsere Einstellung etwas ändern, denn es ist nicht alles Bruch
was wackelt oder was so aussieht. Wir wurden zusätzlich noch gebremst dadurch,
dass wir es nicht gewöhnt waren die Griffstrukturen in der stark gegliederten
Wand zu suchen. Das einzig Gute an diesem Wandbereich war die Steilheit.
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Paul Sass in der 8.Sl von Donnafugata (Tobias Wolf) |
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Der Schatten des Tore Triest (Tobias Wolf) |
Der
Haulbag hing mitten in der Luft und ging leicht zu ziehen. Wie der Fels flacher
und grauer wurde nahm die Felsqualität wieder zu. Es war ein angenehmes steigen
und die zunehmende Höhe machte Lust auf mehr. Die Sonne wärmte den Fels und die
kalten Finger der Morgenstunden waren vergessen.
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Paul Sass in Donnafugata (Tobias Wolf) |
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easy hauling (Paul Sass) |
Gegen 16:30 Uhr kamen wir nach 14 Sl
an den Biwakplatz welcher nur Liegefläche für einen bot jedoch durch eine
überhängende Verschneidung vor Steinschlag schützte. Es stand nur noch eine
Länge für heute an, die mit 8a bewertete Crux. Bei den vorrausgehenden
Begehungen wurden zum Teil 2h zum ausbouldern dieser Länge benötigt und viele
hielten den Durchstieg anfangs für unmöglich.
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Tobias Wolf in der 12.Sl von Donnafugata (Paul Sass) |
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Selbst unser Haulbag genoss die Aussicht (Tobias Wolf) |
Zweifel kamen bei mir auf und
diese wurden vom kalten Nebel der aufzog verstärkt. Zögernd stieg ich ein und
der erste Teil ging gut. Nach einem Dach lief die stumpfe Verschneidung aus und
man zog nach rechts auf die Kante. Dem glatten Fels fehlten die Tritte und die
Reibung war so schlecht das man permanent wegrutschte, wenn man versuchte auf
Reibung zu stehen. Dabei hatte man ein oder zwei flache Messerscharfe
Tropflöcher als einzige Griffe. Nach einiger Zeit fand ich mit einer sehr
ungewöhnlichen Variante und den viel zu engen Kletterschuhen eine Lösung. Na
das war ja schon mal ein Anfang. Trotzdem war meine Stimmung und mein
Optimismus durch den Nebel, die Kälte und den sehr schmerzhaften Griffe auf dem
Tiefpunkt. Vielleicht lag es auch an den 9h Anreise am Vortag oder den
14Sl die wir bereits hinter uns hatten.
Genau weiß ich es nicht. Paul war jedenfalls noch gut drauf. Ich ruhte mich aus
während Paul eine Einheit in der Cruxlänge nahm. Als Paul wieder unten war dämmerte
es langsam und das eintönige grau wurde noch dunkler. Mir war kalt, Lust hatte
ich keine mehr, doch ich mußte es zumindest versuchen. Also stieg ich ein. Schon
lange vor der Crux waren die Finger taub doch ich machte weiter immerhin spürte
ich dann die schmerzhaften Griffe nicht mehr. Wie ich in den einzelnen Tropflöchern
hängen bzw. stehen blieb weiß ich nicht mehr. Ich spulte die Länge mit einer
Routine ab mit welcher man früh aufsteht und sich anzieht. Am Stand holten mich
die eiskalten Finger und die schmerzenden Füße zurück in die Realität.
Das trübe
Grau des Nebels wurde etwas durch Pauls und meine Freude sowie die Vorfreude
auf den Feierabend erhellt. Das Seil wurde am Stand fixiert um am nächsten Morgen
an dieser Stelle weiter zu machen.
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Tobias Wolf in der 15.Sl und Crux von Donnafugata (Paul Sass) |
Am Biwakplatz wurde ich träge und Paul erst
richtig aktiv. Er wühlte in der Erde und räumte riesige Steine zur Seite, um
einen bequemen 2 Personen Schlafplatz zu schaffen. Dabei strotzte er nur so vor
Motivation. Auf der einen Seite wußte ich wie wichtig diese halbe Stunde Arbeit
ist, weil man sonst die ganze Nacht leidet. Dennoch fehlte mir der eigene
Antrieb und mittlerweile war es dazu auch noch dunkel. Ich taute erst beim
Abendessen, wohl eingepackt in aller warmen Klamotten, wieder auf und es wurde
ein gemütlicher Abend. Schade war, dass wir leider keine Sterne sahen.
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Paul erweitert den Biwakplatz zum Doppelbett(Tobias Wolf) |
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Der Biwakplatz als Doppelbett nach 1/2 Stunde graben. (Paul Sass) |
Noch im dunklen klingelte der
Wecker. Da es sehr kalt war wollte keiner von uns aus dem Schlafsack und so gab
es Frühstück im Bett. Als es langsam dämmerte war der Nebel immer noch da.
Durch das trübe Wetter hatten wir den Gipfel bereits am Vortag in „Tore Trist“
umbenannt, aber es half alles wir mußten weiter. 40m am Seil hochjümaren und
dann ging es weiter.
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Tobias Wolf in der 15.Sl am Morgen beim Jümaren (Paul Sass) |
Der Fels war kalt und zum Teil etwas brüchig. Nach 2 Sl kam
nach unseren Informationen mit 7b die letzte schwere Länge. Doch da sollten wir
uns irren. Die 7b ist ein sehr schöne Länge aber mit eiskalten Fingern konnte
ich leider nicht auf Anhieb nachsteigen. Im zweiten Anlauf gelang es mir und zu
unserer Freude verzogen sich die Wolken und wir kletterten in der Sonne. Etwas
übermütig, da keine Längen schwerer als 6a folgten erlebten wir ein blaues
Wunder. Paul hatte schlecht geschlafen und war nicht so gut drauf, aber so wie
er in der angeblichen 5a Länge aussah war das nicht normal.
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Tobias Wolf in der 18.Sl von Donnafugata (Paul Sass) |
Er mahnte mich zur
Vorsicht und machte einige unangenehme Schnapper um am Ende in einer
Überhängenden Mulde 4m über dem Haken dynamisch in den Stütz zu kippen. Von
unten sah das wie in einem schlechten Film aus, da ich nicht erkennen konnte ob
er bei einem Sturz auf dem großen Absatz darunter landen würde. Nach diesem
extrem unangenehmen Manöver, bei welchem er vor Erschöpfung schnaufte zitterte
und stützte er sich zum Stand. Das die Bewertung hier eher 6c+ ist erfuhr ich
im Nachstieg und fühlte mich selbst mit Seil von oben furchtbar. 5a ist halt
auch nicht mehr das was es mal war. Ich war nun wieder an der Reihe und die
nächste Länge sah eher wie 7? aus als die angegeben 6a. Ich kämpfte mich also
hoch so gut es ging und neben den extrem weiten Zügen hielt ich mich an Geröll
fest das schon lange nicht mehr an der Wand hängen sollte. Endlich in
leichterem Gelände und 2 Längen später standen wir zufrieden auf dem Gipfel. Es
war wirklich ein Gipfel der mit 20m mal 20m für seine majestätische Südwand recht
klein ist. Wir genossen die Aussicht und Ich freute mich, dass wir uns
entschieden hatten über die Route abzuseilen. Obwohl wir an 2 Stellen nicht
sicher waren ob dies gut geht, war es mir viel lieber als der Abstieg über den
Normalweg und ebenfalls 10-12 Abseilestellen.
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Endlich oben auf dem Tore Triest |
Das dies eine gute Entscheidung merkten
wir bei den steilen Seillänge und nach 16 mal abseilen und ca 3h waren wir
wieder am Einstieg unseres Abenteuers. Der Abstieg zum Auto war steiler als ich
ihn in Erinnerung hatte und mir zitterten die Beine am Auto. Wahrscheinlich
sind das die ersten Anzeichen das man langsam aber unaufhaltsam älter wird.
Vielleicht muß ich mir im Alter doch noch einen anderen Sport suchen doch so
lange wie ich noch freihändig laufen kann habe ich noch etwas Zeit bis dahin.
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Die scharfen Tropflöcher am Ende der Cruxlänge (Paul Sass) |
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Überhängende Abseile (Paul Sass) |
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Topo Donnafugata von Tobias Wolf (Paul Sass) |