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Donnerstag, 14. November 2024

Yosemite 2024

 


Es war wieder mal Herbst und auch dieses Jahr stand das Yosemite auf dem Plan. Ich war zwar etwas skeptisch ob die Motivation 2 Jahre hintereinander groß genug ist, aber es hat sich halt so ergeben.
Dieses Mal war ich mit dem Australier Zac Vertrees unterwegs mit dem ich bereits 2014 Golden Gate geklettert hatte.
Da es letztes Jahr Anfang Oktober noch zu heiß war und wir nur im Schatten klettern konnten entschieden wir uns erst Mitte Oktober im Valley aufzuschlagen. Dies war auch die richtige Entscheidung, denn der gesamte Oktober war noch wärmer als im Jahr zuvor.
Wir hielten uns nicht lange mit Einklettern auf, denn wir hatten großes vor. Bereits die 2. Route war 600m lang und heißt Daddy Issues 5.13d am Middle Cathedral Rock.

Daddy Issues geht auf der rechten Seite des Middle Cathedral Rocks hoch und teilt die ersten 9 SL mit Father Time


 

Vor der Crux ist warmmachen emopfehlenswert, denn die Kletterei ist fast wie am Campusboard. Weite Züge ohne Tritte.

Nur noch 5 SL bis zum Gipfel

Topo Daddy Issues


Trotz der nicht allzu schlechten Fitness mussten wir bald erkennen, dass unser eigentliches Ziel die Magic Mushroom zu probieren unrealistisch war. Zum einen mit der knappen Zeit, weil viele Längen geputzt werden mussten zum anderen wegen der großen Menge an Wasser und Essen was dafür die Wand heraufgezogen werden musste.

Da es nicht unser einziges Ziel war gingen wir zum nächsten Ziel über.


Sieht klein aus der Rucksack hat aber alle Haken, Hammer und Bohrer also 35 kg.


Die Orangenen Linie (Mirage) wollten wir frei versuchen.



Jedes mal wenn ich in den letzten Jahren die Westseite des El Capitan besucht habe fiel mein Blick auf die Wand links von Lurking Fear. Es ging auch das Gerücht im Valley herum, das in dieser Wand noch eine Freikletteroute sein könnte , welche jedoch viele Bohrhaken erfordern würde.
Der Plan war also, eine Freikletterlinie in dieser 600m Wand zu suchen und ich war mir sicher wenn die ersten 300 m gingen würde der Rest auch schon gehen, denn dort waren deutlich mehr Strukturen vorhanden als unten. So einfach wie manche Sachen klingen sind sie jedoch nicht. Im Yosemite sind Bohrmaschinen verboten und das Handbohren eines Hakens ist anstrengend und dauert ca. 30 Minuten bei den im Valley üblichen 3/8" Bolts. Bei 60- 80 Haken die so eine Wand mindestens benötigen würde wären das 30 - 40 Stunden reine Bohrzeit. Ein unvorstellbarer Aufwand bei dem man innerhalb kürzester Zeit Überlastungserscheinungen haben würde falls man dies vorher nicht trainierte. Doch wo gab es bei uns in Sachsen Granit um das perfekte Gewicht für den Hammer sowie das Bohren zu testen. Ein Gartennachbar gab mir den Tipp einen alten Grabstein zu verwenden und gab mir auch gleich einen dazu.
Um es realistisch zu üben zog ich den 120kg schweren Stein an einem unsere Bäume im Garten hoch und spannte ihn mit einer Ratsche am Baum fest. So experimentierte ich und bohrte über 20 Löcher per Hand bis alles passte. Die verschiedenen Bohrertypen und Anschliffe der Bohrer testete ich natürlich auch und stoppte die Zeit die ein Loch jeweils benötigte. So fühlte ich mich gut vorbereitet für unser Vorhaben.


Bevor man so etwas in einer größeren Wand im Yosemite macht muss natürlich das ganze Material an die Wand geschleppt werden sowie eine benachbarte Aidroute bzw. Technotour zu einem Punkt hochgeaided werden, dass man die Wand nach den freiklettebaren Strukturen durchsuch. Später, also mit Seil von oben, versuchten wir diese Features zu verbinden. Das ist was ganz anderes als bei unseren bisherigen ground-up Erstbegehungen wo man von unten mit Bohrmaschine auf dem Rücken einsteigt. Da folgt man den kletterbaren Strukturen nach oben. Wenn man in eine Sackgasse gerät geht man ein Stück zurück und probiert es etwas weiter links oder rechts noch mal. So etwas passiert gelegentlich aber eher selten. Die natürlichen Strukturen der Felsen zeigen einem den richtigen Weg. In den über 25 Jahren die ich bereits Erstbegehungen mache endete weniger als 2% der Wege in einer Sackgasse die sich nicht auflösen ließ.  

Nicht so wenn man von oben kommt, da ist es etwas verwirrender. Es kann es sein das man irgendwann fast am Wandfuß angekommen ist aber die ersten 10m fehlen. Oder das man in der Mitte feststellt, dass es nicht weitergeht. Da muss man erneut von oben anfangen zu suchen. Es ist also fast wie ein Puzzel zu Lösen ohne das Gesamtbild zu kennen.

Persönlich finde ich, das Einbohren von oben ist der falsche Lösungsansatz für eine Erstbegehung. Zum einen weil die Haken beim anständigen einbohren von unten genau an der stecke stecken wo der Erstbegeher auch einen Haken benötigte. Ach hat der Wiederholer fast die gleichen Bedingungen wie der Erstbegeher. Aber wer möchte schon wochenlang Löcher mit der Hand bohren um dann festzustellen, dass er mehrere bestehende Routen verändert hat und trotzdem nichts zum Freiklettern dabei rausgekommen ist. Auch historisch gesehen ist das im Valley die übliche Erschließungsmethode, denn erst die vielen Aidrouten haben den El Capitan überhaupt erst freikletterbar gemacht doch das ist eine andere Geschichte die ich hier nicht erzählen werde.

Beim rumpendeln in der Wand von Mirage.


Leider fehlten bei unserer Idee an mindestens 3 Stellen 5 - 6 Meter wo es keine Strukturen gab. Also war alles umsonst gewesen selbst eine dieser Stellen hätte schon gereicht die Idee scheitern zu lassen. Es ist zwar schade das man 580m Kletterei ausschließt, weil wenig Meter nicht gehen, aber so viel Aufwand für eine 99% Freikletterroute dazu hatten wir keine Lust. Also 400m Seile, Haken, Bohrer, Hammer, Friends, Keile usw. wieder runterschleppen und einen Haken an das ganze Projekt gemacht. Leider!!

Als Notnagel wollten wir die Route Premuir am El Capitan probieren. Bis auf 4 Seillängen kannte ich diese Weg bereits durch die 2. Begehung der Shaft vor 10 Jahren. Das waren bei 33 Längen jetzt nicht so viele neue Längen aber besser als nichts. Beim ersten Mal machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung und wir seilten mit dem ganzen Gepäck nach 20 SL wieder ab. Beim 2. Mal war es ein unangenehmer Sturz von Zac der in einer schmerzenden Schulter und zwei großen Beulen am Kopf der uns eine Länge und eine Woche später erneut abseilen ließ.

Mit viel Gepäck ging es 2 mal in die Wand

Bei der 12b Länge weg vom Pharao Ledge fiel Zac kopfüber runter.

Die 12d Länge zu den Grey Ledges.

 

Nach so vielen Rückschlägen war zwar noch nicht das Ende des Urlaubs, aber das Ende der Motivation erreicht und wir entschieden uns das Yosemite vorzeitig zu verlassen.

 


Vielleicht war ich bei meinen letzten Besuchen im Valley zu sehr verwöhnt, weil immer sehr viele Routen glückten, vielleicht ist auch nicht mehr so viel übrig was ich noch nicht kenne und der Rest ist eher etwas speziell.

Donnerstag, 1. August 2024

Die Kunst zu Scheitern

 

Najanjo de Bullness, der König des Picos de Europa

 Ja, der Sommerurlaub ist schon wieder vorbei, wir haben viel gesehen und noch viel mehr erlebt.

Das Ziel war erneut der Picos de Europa, wo das Wetter milder als zu Hause und stabiler als in den Alpen ist.
Einzig der Mangel an aktuellen Führern und Topos macht das Ganze zum "Tennis im Nebel".

Diese Mal wollten wir uns die Peña Santa (2596m) ansehen, welche auf der Südseite des Parkes liegt.
Diese abgelegene Felswand ähnelt mit ihren vielen Türmen, Gipfeln und
dem langgezogenen Grat sehr der über 3300m hohen Marmolada.
Auch in der Anzahl leichter alpiner Wege, und dem sehr anspruchsvollem Abstieg ähneln sie ihr sehr.
Ein "Weg durch den Fisch" wäre hier auch sehr passend, immerhin ist das Meer vom Gipfel aus zu sehen.
Leider gilt im Park " Picos de Europa" und damit auch an der Peña Santa, dass Neutouren nur nach Anfrage
und Genehmigung durch die Parkverwaltung, gemacht werden dürfen. Naja, Bürokratie im Urlaub ist nicht so mein Ding.
Ca. 30 min von der Wand entfernt gibt es ein sehr idyllisches Biwak (Vega Huerte), für 4-6 Personen mit
Wasser und ein paar schönen Stellplätzen für die Zelte. Also wenn man einmal dort, ist es sehr bequem.
Es fehlte lediglich ein vollständiger Führer.

Das Biwak Vega Huerte und rechts im Hintergrund die 600m hohe Wand der Peña Santa. Durch die Bänder wirkt die Wand kürzer.


Trotz der 600m Wandhöhe, ist die Internetpräsenz, was Routeninformationen angeht, schlechter, als in jedem Bouldergebiet.
Somit ist ein Besuch eine Fahrt ins Blaue. Sehr beliebt ist die Gegend bei Wanderern, weil die Abgeschiedenheit und die blühenden
Bergwiesen und Steingärten, kaum einen Wunsch offen lassen. Vielleicht verleitet gerade diese Abgeschiedenheit und Ruhe, den
einen oder anderen Deutschen, um irgendwann im Sommer einen Abstecher zum "Picos de Europa" zu machen.

Mit von der Partie war wie jeden Sommer die ganze Familie, meine Mutter
und Michael Meyer.

Unser Zeltplatz war dieses mal in Las Arenas, um die Fahrzeiten zu den Felsen
zu verkürzen. So gab es zum Beispiel einen Klettergarten, nur 5 Minuten vom
Ort entfernt, wo es schöne Anfängerrouten für die Kinder gab.
Zum Einklettern holten wir uns wahrscheinlich die erste RP-Begehung
von Random 8a (7b obl.), welche weder mit seiner guten Gesteinsqualität,
noch mit guter Absicherung punkten konnte. Definitiv keine Route die man
empfehlen kann, aber das weiß man ja vorher nicht.

Topo von Random unterhalb des Camino de Carres

Dabei merkte ich bereits, dass meine Nerven nicht wie Drahtseile, sondern eher wie
Bindfäden waren. Das ist beim Sportklettern egal, aber bei
Mehrseillängenrouten, mit spärlicher Absicherung und so gut wie keinen
Bohrhaken, ist das eher schlecht.
Auch war der Sommerurlaub nicht mein Ziel, worauf ich den ganzen Winter hin
trainiert hatte, dass galt eher dem Urlaub im Herbst. Das schöne beim
Familienurlaub ist ja, dass man es gemütlich angehen kann. Doch ich
benötigte dazu ein paar Tage, um mir dessen bewusst zu werden.

Peña Santa

Das wechselhafte Wetter der ersten Woche, nötigte uns zu einigen
Strandbesuchen und zum Sportklettern. Dabei war besonders der
Klettergarten, in Las Arenas, für die Kinder toll. Das nahe gelegene
Hermida -Tal, ist zur Zeit eher keine gute Wahl, da die Straße auf fast der
gesamten Länge gebaut wird und viele der spärlichen Parkplätze voll mit
Baumaterial belagert sind oder schlichtweg nicht befahrbar sind. Nach einer Woche
warten, ging es endlich für 6-7 Tage zur Peña Santa.

Topo von Rayu (Was Blitz heißt)


Eine Woche stabiles Wetter war angesagt, genau das was wir brauchten, um
loszulegen. Mit dem Essen für 1 Woche und schwerem Gepäck ging es los.
Das einzige, was noch schwerer ins Gewicht fiel war, das wir nur ein
einziges Topo der gesamten Wand hatten. Dies war die Route Rayu 8b+/8c der
Pou-Brüder, also alles andere als "leichte Kost". Da fühlte ich mich schon
sehr schlecht informiert, über eine Wand mit über 50 Routen. Auch kamen
mir Zweifel, ob die Route nicht zu schwer für meine aktuelle Fittness
ist. Zum Glück fuhr uns das Allradtaxi von Emiliano und Pablo nicht nur
die ersten 600 Höhenmeter ( von 1400m) hinauf, sondern hielt noch mal bei
Isidoro in "Soto de Valdeón" an. Isidoro ist gefühlt der Hausmeister der
Peña Santa und er gab uns noch einige Topos mit auf den Weg, sowie sehr
ausführliche Informationen zum komplexen Abstieg vom Gipfel hinab. Wir
ernteten noch ein Schmunzeln von unserem Taxifahrer, als er sah mit
wieviel Gepäck wir loszogen, nachdem er uns auf seiner Kuhweide auslud.


Pablo & Emiliano welche uns durch ihren Taxiservice einig Höhenmeter ersparrt haben.
Genuss ist was anderes, aber wenn immer ich den Rucksack absetzte war es auf jeden Fall angenehm.


Drei Stunden später waren wir glücklich endlich  unser Gepäck am Biwak abzusetzen.
Doch der Aufenthalt war nur von kurzer Dauer, denn früh zeitig ging es zum
Einstieg der Rayu. Hier zeigte sich, dass unser Haulbag mit Wasser und
Essen für 6 Tage, gerade im liegenden Gelände, extrem hinderlich war. Auch
konnte Micha mit seinen 60kg den Sack kaum heben, was die Logistik nicht
einfacher machte.
Dafür fiel ihm die sehr sporadisch gesicherte Kletterei deutlich
leichter als mir. Viele der Friends, welche die die einzigsten Zwischensicherungen
darstellten, saßen eher schlecht in den Löchern oder in den offenen und
stacheligen Rissen. In der Mitte der Wand, gibt es ein großes
Schotterband, was mit schwerem Gepäck alles andere als leicht zu
überwinden ist. Zudem wurden wir über 2h vom Nebel ausgebremst. Er machte
es uns unmöglich den weiteren Weg über dem breiten Schotterband zu
erkennen. So saßen wir auf dem Band und hofften es würde demnächst
aufziehen. Dies war nach fast 3h der Fall und es ging endlich weiter. Nach weiteren 3 Seillängen waren wir soweit, uns für die Nacht
vorzubereiten.
Mit dem Portaledge war das natürlich kein Problem und so verbrachte
Micha seine erste Nacht auf eben so einem mobilen Band, ähnelt einer auf
einem Alugestell straff gespannten Hängematte, nur eben ohne durchhängen.
Der Sonnenaufgang war eine absolute Schönheit. Die tief hängenden Wolken
ließen nur die Berge herausschauen und wir waren über
allem!
Ein toller Morgen nach einem anstrengenden Tag.
Der Fels ist toll, aber Friends in den Löchern bzw. stachelichen Rissen ist nicht ganz so mein Ding.


Eigentlich hatten wir die ganze Woche für die Route geplant, damit
ich die Crux so lange probieren kann, wie ich zum Durchstieg brauchen würde.
Jedoch fühlte ich mich mental nicht dazu in der Lage, dies länger zu
versuchen und meine Finger schmerzten auch bei den kleinen Leisten. Ohne
nach einer Ausrede zu suchen, hatte ich bis zum Entschluss abzuseilen das
Gefühl, die Aufgabe ist zu groß für mich und dieses Ziel würde mich
erdrücken. Umso mehr kam die Erleichterung beim Abseilen, auch wenn das
mit dem schweren Gepäck alles andere als einfach war. Auch war die Route
nicht direkt zum Abseilen eingerichtet und wir kannten keine der Nachbarrouten. Deswegen waren wir froh als wir wieder am Einstieg standen.

Nach der Entscheidung abzuseilen hing ich ganz schön durch und brauchte Zeit um mich wieder zu sammeln. Ich kann mir aber kaum einen schöneren Ort vorstellen als Vega Huerte und dessen Umgebung.

 

Am Biwak und in dessen Nähe fühlen sich nicht nur die Menschen wohl.




Am Ruhetag beim Biwak und an den folgenden Tagen, musste ich erst einmal
das Scheitern verarbeiten, aber in so einer schönen Umgebung und mit den
richtigen Leuten fiel mir das nicht schwer. Wir fanden im Biwak eine
Sammlung Topos, die wir fotografierten und am Ende dieses Artikels teilen.
Immerhin gibt das kommenden Besuchern ein paar mehr Topos in die Hand.
Am folgenden Tag kletterten wir auf den Gipfel und wegen der schlechten
Übersicht haben wir ungewollt eine Kombination aus zwei Routen geklettert. Auch
nicht schlimm, aber bis zu letzt haben wir auf das falsche Topo geschaut
und uns dementsprechend auch verklettert.
Auf dem Gipfel wussten wir dank Isidoro, dass es keine Abseilpiste nach
Süden gibt. Über mehrfaches Abklettern und vereinzeltes Abseilen nach
Norden und das Umrunden der halben Gipfelgruppe gelangten wir nach 2,5 Stunden
zurück zum Biwak. Wir waren mehr als froh, das wir nur leichtes Gepäck
dabei hatten, mit großen Haulbags wäre dies unmöglich gewesen. Da uns die Füße
schmerzten und wir keine Sonne mehr sehen konnten, entschieden wir uns am
nächsten Tag noch im dunklen abzusteigen, damit wir vormittags zurück am
Auto sein konnten. So kamen wir dann am Nachmittag in den Genuss,
die schmerzenden Füße im Meer zu kühlen. Am Folgetag wurden die Sachen
schon wieder für das nächste Abenteuer gepackt.

Welche Route(n) wir genau gemacht haben da sind wir uns nicht ganz sicher, aber schön war es auf jeden Fall.


Am Gipfel der  Peña Santa ist man zwar erst mal oben, aber der Abstieg ist auch nicht ganz ohne wenn man ihn nicht kennt und es warm ist.

Von der Nordscharte aus ist die ganz rechte Abseile (nicht den Gully gerade runter) die beste Wahl. Man muß zwar 30m im 3er Gelände Klettern aber man sparrt sich einen mühsammen Gegenanstieg




Najanjo de Bullnes 

Der Najanjo de Bullnes, das wahrzeichen der Pico... heißt auch Picu Urriellu



Das nächste Abenteuer ist eigentlich nicht nur mein eigenes, sondern eins
der halben Familie. Mein großer Sohn Leopold wollte gerne mal auf den
Najanjo de Bullnes (2519m) klettern. Vor Zwei Jahren, als wir zum ersten mal
hier waren, hat er sich noch mit kleineren Mehrseillängenrouten zufrieden
gegeben, aber dieses mal sollte es der "Pico Urriellu" sein. Der Zustieg
ist je nach Parksituation 3-4h bis zur Hütte, von dort noch mal 1-2h
in die Scharte für die kürzesten Routen.
Der Plan war der, dass Micha, Kerstin und Leopold am Vortag der Besteigung
zusammen mit mir bis zur Hütte aufsteigen, um vor dieser zu zelten. Von dort würde
es sehr zeitig am nächsten Morgen Richtung Scharte gehen, um die Ersten in der sehr
beliebten und leichten Route "Directa de los Martinez" zu sein. Nach dem
Abseilen über die steile Westseite, würde Leopold zusammen mit Kerstin
Mittags wieder ins Tal absteigen, während Micha und ich noch 2 Tage am
Bullnes klettern würden.

4 faule Säcke warten fertig gepackt darauf zum Picu Urriellu getragen zu werden.

Nach Stunden des Zustieges im Nebel ist das große Ziel zum ersten Mal zu sehen.

Für mich die schönste Blume auf der Almwiese


Die Sachen waren gepackt und jeder erhielt seiner Fitness entsprechend
einen schweren Sack oder einen angenehm leichten "Turnbeutel". Zum Glück
waren es nicht 35kg, wie an der Peña Santa, aber dafür mussten die über
25kg schweren Rucksäcke bei der gemütlichen Wanderung die ganze Zeit auf dem Rücken
getragen werden. Ich werde wohl nie ein Freund des Wanderns werden. Erst
recht nicht mit schwerem Rucksack, der ja leider noch nicht alleine läuft.
Der gemeine Kletterer, zu denen ich mich zähle, will den Zustieg so schnell
wie möglich hinter sich bringen, um sich endlich von der erdrückenden Last
des Rucksackes zu befreien. Naja, wir gingen diesmal durch die Begleitung
von Kerstin gemütlich, wodurch ich noch mehr Blumen als je zuvor in den Bergen wahrnahm. 
Zum Glück war es ein bewölkter Tag, so blieb uns der Aufstieg in der Sonne erspart.
Erst kurz vor der Hütte, trieb die Sonne die Wolken tiefer ins Tal  und wir erblickten
zum ersten mal das Ziel unserer Anstrengungen.
Wir suchten uns einen windgeschützten Zeltplatz, denn es ging eine frische
Briese. Um Gewicht zu sparen, hatten wir nur ein Zelt für Kerstin
und Leopold sowie einen Biwaksack für Micha und mich dabei. Am Abend gab es
natürlich das richtige Bigwall-Essen, also Kartoffelbrei, und um Kerstins
kulinarischen Kreationen etwas näher zu kommen, für jeden eine Portion Rührei.
Mit Blick auf den Gipfel schliefen wir alle ein.

Micha und ich machten es uns draußen bequem und schauten beim Einschlafen auf die tolle Westseite.

Auch Leopold hat das Ziel die ganze Zeit vor den Augen. Nur das er den Aufstieg in der Südseite von hier niecht sehen konnte.



Nach einer stürmischen Nacht, war es am Morgen immer noch recht windig und sehr kalt
aber in der Sonne würde das bestimmt angenehm sein.  Als wir vom Zelt
losgingen, standen auch andere Seilschaften auf, aber es war noch dunkel.
Die erste halbe Stunde war eine Nachtwanderung und dann dämmerte es.
Leider war der Wind in der Scharte deutlich stärker und die Sonne
reichte leider noch nicht bis zum Einstig. Durch den Wind war es gefühlt
unter 10°C und ich spürte meine Finger so gut wie nie. Ausgerechnet
heute hatten wir die warme Daunenjacke im Zelt gelassen.

"Morgenstund hat Gold im Mund" sagt man aber in diesem Fall hatte sie auch noch die Kälte im Rucksack.

Schöne Wasserillen im 5er Gelände machen echt Spaß. Auch das Absichern mittels Friends ist in diesen speziellen Handrissen gut möglich.

 Ich stieg vor, während Leopold, dicht gefolgt von Micha, nachstiegen. Der Hochgebirgskalk war an
vielen Stellen, durch die vielen Begehungen, erstaunlich glatt poliert.
In jeder Länge hofften wir, dass uns in der nächsten Länge die Sonne wärmen
würde, aber dies war leider erst nach 5 Seillängen der Fall. Einer der Gründe
warum  wir die ersten in der Route sein wollten war, das nach fünf Längen
150 - 200 Metern 3er Kletterei folgte. Dabei war der Fels nicht immer ganz
fest. Was immer hier oben runterfällt, könnte nachfolgenden Seilschaften
auf den Kopf fallen. Am Gipfel saßen wir dann endlich windgeschützt in
der Sonne und es war nicht zu warm. Die Freude war groß und zum ersten
Mal konnten wir ohne Wolken den Atlantik sehen, der keine 20km entfernt
war. 

Juhu endlich oben. Wenn die Kälte nicht gewesen wäre dann wäre pure Genuskletterei aber auch leider Schlangestehen angesagt.

Nach 1h Gipfelrast und ausgiebigem Essen, seilten wir über die Route
"Murciana 78" ab. Das ist, wenn man die Route kennt, der schnellste Abstieg
zur Hütte und so vermeidet man den Stau auf der Südseite mit den heraufkletternden Seilschaften und den Abstieg zur Hütte.
Mittags waren wir wieder am Zelt und wurden freudig von Kerstin
empfangen. Nach kurzer Rast machten sich Kerstin und Leopold an den
Abstieg, während Micha und ich wieder zur Wand gingen um "Opera
Vertikal" zu klettern. Wir schafften wegen der anspruchsvollen
Absicherung und der späten Stunde zwar nicht die ganze Route, aber zumindest alle
schweren Seillängen. Am Folgetag regnete es fast die ganze Zeit und
selbst am übernächsten Tag, als wir "Soy un hombre nuevo" kletterten,
nieselte es immer wieder. Die Kletterei war absolut empfehlenswert und
außer den Boulder am Einstieg, über den ersten Überhang, eher gängig und
gut gesichert.

Topo von Opera Vertical. Die Aussage "Expo" ist sehr ernst zu nehmen und es sind nicht immer Bohrhaken die man weit aussteigen muss.

Das war im Urlaub definitiv die Beste Route in dem Grad mit grandiosem Fels. Dennoch sind in den letzten 3 Längen 1,5 Sätze Friends recht nützlich.

 Acht Stunden später standen wir wieder am Einstieg und packten
unsere Sachen für den Abstieg zusammen denn in 2 Tagen würden wir uns alle schon wieder
auf die Heimreise mache. Micha mit dem Flugzeug und wir 5 mit 1 Woche
Rückreisezeit und Zwischenstopps in der Tarnschlucht und im Verdon. Dort
würden die Kinder das letzte große Abenteuer des Sommerurlaubes
erleben: Eine Nacht im Portaledge mit 300m Luft unterm Hintern. Doch das
ist eine andere Geschichte. ...

 






 Da Informationen niemanden nützen wenn man sie nicht teilt hier die Gesammelten Topos des Gebietes die ich bei meinen letzten und diesem Besuch gesammelt habe. Auf das zukünftige Besucher mehr Informationen zu diesem Gebiet haben.

Peña Santa:

https://www.dropbox.com/scl/fo/4rqkfwougdsha2z5gp118/AHV-FhzvflAdzQOJJi0_kY8?rlkey=f1q9nshx38uen81g0rg4b0klj&dl=0 


Najanjo de Bullnes Westseite:

 https://www.dropbox.com/scl/fo/nieba5r8fxr6o4034w21m/ABYQq3VTsH1EmLHuNxlXS1M?rlkey=v79ptbz55j3kd9aidignk9tmi&dl=0

 

Urdon Pared  Tombu L'Eru (Regensicher):

https://www.dropbox.com/scl/fo/kgaz9lcfyeoskd1ng4sfw/AP7On9NqcM_oy4wglO3TOeY?rlkey=qpreu8z36qlslgv4eapo923w7&dl=0

Samstag, 25. Mai 2024

Die 100. Mehrseillängenroute 8a oder schwere.

Eine Collage aus über 300 Bildern von diesen 8er Routen und den Leuten mit denen ich dies erlebt habe bzw. die es erst möglich gemacht haben. Da die meisten Wege davon im Yosemite waren der El Capitan als Motiv.




Beim letzten Verdontrip kam das Erstbegehen  leider etwas zu kurz. Die Wände passten einfach nicht zu dem Wetter. So wurde etwas mehr geklettert und weniger gearbeitet.
Auch gut, so bekammen wir ein paar neue Sektoren zu sehen.
 

Zudem kam ich so zu einem Jubiläum der besonderen Art. Unterstützt von Julian, kletterte ich mit "Les Points sur le Y" 8a+ am Le Tellion meine 100. Mehrseilenlänge ab 8a aufwärts Rotpunkt. Die Route kann durchaus als gute Zusammenfassung vieler anderen Route gesehen werden den bei den 260m war wirklich alles dabei:

Es gab einen zeitigen Start, eiskalte Finger & Füße, geniale Plattenstellen, Hängestände, Ausdauerlängen, tolle Fingerlöcher, fehlende Bohrhakenlaschen, gerade so Durchstiege, brüchiger Passagen, gruselig und bewachsener Fels, nasse Griffe, scharfe Seilzerfressende Kante, weite Hakenabstände, Steinschlag, schmerzende Füße, blutige Finger, zugewachsene Risse und der Griff in Grass, weil nichts anderes zum Festhalten da war.
Für wen das alles gut klingt, dem sei das Wiederholen selten begangener Routen ans Herz gelegt.

Der Tellion ist ca 30 min von der Verdonschlucht entfernt und 260m hoch.

Die Crux der 100. Route im franz 8. Grad war 8a+

 

Als ob Julian geahnt hat wie besch... einige leichte Längen werden, hat er sich fürs Jümarn entschieden. Dies war nur bei 3 der 100 Routen der Fall und ich fühle mich jedesmal geehrt, dass Freunde dies zur Unterstützung für mich machen.



Hier noch eine kleine Zusammenfassung der 100 Routen:
Sie wurden innerhalb von 24 Jahren auf 5 verschiedenen Kontinenten geklettert. Die längste Route hatte 42 Seillängen die kürzeste nur 3. Am längsten benötigten wir 12 Tage für eine Route.
6 waren Erstbegehunge von uns und 6 am El Capitan insgesamt 14 (>5.13b) waren im Yosemite.
Die meisten gingen wir mit einem kleine Rucksack an also leichtem Gepäck an bei einer  zogen wir 150kg die Wand hinauf.
Bei einer benötigte ich für den Durchstieg der Schlüssellänge 3 Tage bei einer anderen kletterte ich die Crux im Flash. Bei einer Route musste 6x der französische 8. Grad an einem Tag geklettert werden bei anderen war es nur eine einzelne Länge. Eine Route hing über 100m über andere waren fast senkrecht. Bei einer Route war der Zustieg weniger als eine Minute bei einer anderen hatten wir früh 4h & 2000 Höhenmeter im Zustieg und Nachmittags das gleich im Abstieg. Bei den meisten Routen mussten wir extrem zeitig aufstehen um das ausbouldern und Durchsteigen an einem Tag zu schaffen bei anderen konnte man wegen der Sonne erst nach dem Mittag einsteigen. Bei einer Route steckten nicht mal am Stand ein Bohrhaken andere waren komplett gebohrt.
Bei einer Erstbegehung versuchten wir so wenig wie möglich Haken zu setzen und Helden zu spielen bei einer anderen versetzen wir einige Haken nach dem Erstbegehen von unten noch einmal um den Klettergenuss und nicht die obligatorische Schwierigkeit hervorzuheben.

So verschieden die Wege sind, hatten sie alle ein gemeinsam. Am Anfang war nie sicher ob ich die Route schaffen kann und der Erfolg stand fast immer auf Messers Schneide. Egal ob wegen mentaler oder physischer Ermüdung bzw. wegen Zeitmangel oder Wetterumschwung. Alle waren für sich ein bleibendes Erlebniss was in der Summe mehr war als nur Klettern im Klettergarten.
Ob es noch mal so viele schwere  Routen bis zu meiner Kletterrente werden wage ich zu bezweifeln aber man sollte ja niemals nie sagen. Mal sehen wie lange mich die hohen Wände noch reitzen bevor mich die altersbedingte Höhenangst packt.

Falls sich doch Jemand für ein paar Namen Interessiert hier eine kleine Auswahl:

Hotel Supramonte 8b, Delicatessen 8b, Jolie Fleur...8b, Ultime Demence 8b, Karma 8b, Direct Line 8a/b, El Corazon 8a, El Nino 8a+, Golden Gate 8a, Alibaba 8a++, Dame Cookie 8a+, Arbre magique de rêve 8a+, Lalan'i Mpanjaka 8a+, Slab Dance 8a+, L'Ora de Gada 8a /8a+, Via della Cathedrale 8a+, Super Cyril 8a+, Le Grand Ecran 8a, Giallo Dream 8a, Donnafugata 8a, Zeichensprache 8a, Cleopatra 8a,... und viele mehr.

Eine nicht ganz vollständige Sortierung nach den Gebieten gibt es hier: --> http://kayakandclimb.blogspot.com/search/label/Ticklist

Danke noch mal an alle die das möglich gemacht haben, es waren echt geile Erlebnisse von denen ich noch im Altersheim träumen kann. 

 

Da viele Leute Fragen wie Verdon war: Wie immer Beeindruckend.

Auch Julian kam nicht zu kurz, er kletterte seine erste 8a in einer Mehrseillängenroute und überhaubt. Danach folgte noch eine 8a im Sportklettergebiet und eine auf dem Rückweg durch Franken.

Der Obere Teil der Verdonschlucht.
Im Unteren Teil der Verdonschlucht gibts eine etwas brüchige Wand direkt überm Wasser.




Erst einmal 1,5 h vor der Sonne versecken ehe es los ging.mit Klettern.

Und dann ging es endlich los.



Dienstag, 23. Januar 2024

Winterzeit ist Vortragszeit



Wer bisher viel Freude am Lesen meines Blogs hatte, der hat am Freitag den 2. Feb um 19:00 Uhr die Möglichkeit im Vereinszentrum des SBB einigen Abendteuern zu lauschen.

Der 2. Termin ist am Fr. 23.02 um 19:00 Uhr in Berlin in der Boulderhalle Berta.

Beim Vortrag geht es natürlich um Klettern am 1000 m hohen El Capitan und um die erste freie Begehung der Route Karma, einer 500 m langen Felsader am Half Dome.

Also ich hoffe man sieht sich.