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Donnerstag, 14. November 2024

Yosemite 2024

 


Es war wieder mal Herbst und auch dieses Jahr stand das Yosemite auf dem Plan. Ich war zwar etwas skeptisch ob die Motivation 2 Jahre hintereinander groß genug ist, aber es hat sich halt so ergeben.
Dieses Mal war ich mit dem Australier Zac Vertrees unterwegs mit dem ich bereits 2014 Golden Gate geklettert hatte.
Da es letztes Jahr Anfang Oktober noch zu heiß war und wir nur im Schatten klettern konnten entschieden wir uns erst Mitte Oktober im Valley aufzuschlagen. Dies war auch die richtige Entscheidung, denn der gesamte Oktober war noch wärmer als im Jahr zuvor.
Wir hielten uns nicht lange mit Einklettern auf, denn wir hatten großes vor. Bereits die 2. Route war 600m lang und heißt Daddy Issues 5.13d am Middle Cathedral Rock.

Daddy Issues geht auf der rechten Seite des Middle Cathedral Rocks hoch und teilt die ersten 9 SL mit Father Time


 

Vor der Crux ist warmmachen emopfehlenswert, denn die Kletterei ist fast wie am Campusboard. Weite Züge ohne Tritte.

Nur noch 5 SL bis zum Gipfel

Topo Daddy Issues


Trotz der nicht allzu schlechten Fitness mussten wir bald erkennen, dass unser eigentliches Ziel die Magic Mushroom zu probieren unrealistisch war. Zum einen mit der knappen Zeit, weil viele Längen geputzt werden mussten zum anderen wegen der großen Menge an Wasser und Essen was dafür die Wand heraufgezogen werden musste.

Da es nicht unser einziges Ziel war gingen wir zum nächsten Ziel über.


Sieht klein aus der Rucksack hat aber alle Haken, Hammer und Bohrer also 35 kg.


Die Orangenen Linie (Mirage) wollten wir frei versuchen.



Jedes mal wenn ich in den letzten Jahren die Westseite des El Capitan besucht habe fiel mein Blick auf die Wand links von Lurking Fear. Es ging auch das Gerücht im Valley herum, das in dieser Wand noch eine Freikletteroute sein könnte , welche jedoch viele Bohrhaken erfordern würde.
Der Plan war also, eine Freikletterlinie in dieser 600m Wand zu suchen und ich war mir sicher wenn die ersten 300 m gingen würde der Rest auch schon gehen, denn dort waren deutlich mehr Strukturen vorhanden als unten. So einfach wie manche Sachen klingen sind sie jedoch nicht. Im Yosemite sind Bohrmaschinen verboten und das Handbohren eines Hakens ist anstrengend und dauert ca. 30 Minuten bei den im Valley üblichen 3/8" Bolts. Bei 60- 80 Haken die so eine Wand mindestens benötigen würde wären das 30 - 40 Stunden reine Bohrzeit. Ein unvorstellbarer Aufwand bei dem man innerhalb kürzester Zeit Überlastungserscheinungen haben würde falls man dies vorher nicht trainierte. Doch wo gab es bei uns in Sachsen Granit um das perfekte Gewicht für den Hammer sowie das Bohren zu testen. Ein Gartennachbar gab mir den Tipp einen alten Grabstein zu verwenden und gab mir auch gleich einen dazu.
Um es realistisch zu üben zog ich den 120kg schweren Stein an einem unsere Bäume im Garten hoch und spannte ihn mit einer Ratsche am Baum fest. So experimentierte ich und bohrte über 20 Löcher per Hand bis alles passte. Die verschiedenen Bohrertypen und Anschliffe der Bohrer testete ich natürlich auch und stoppte die Zeit die ein Loch jeweils benötigte. So fühlte ich mich gut vorbereitet für unser Vorhaben.


Bevor man so etwas in einer größeren Wand im Yosemite macht muss natürlich das ganze Material an die Wand geschleppt werden sowie eine benachbarte Aidroute bzw. Technotour zu einem Punkt hochgeaided werden, dass man die Wand nach den freiklettebaren Strukturen durchsuch. Später, also mit Seil von oben, versuchten wir diese Features zu verbinden. Das ist was ganz anderes als bei unseren bisherigen ground-up Erstbegehungen wo man von unten mit Bohrmaschine auf dem Rücken einsteigt. Da folgt man den kletterbaren Strukturen nach oben. Wenn man in eine Sackgasse gerät geht man ein Stück zurück und probiert es etwas weiter links oder rechts noch mal. So etwas passiert gelegentlich aber eher selten. Die natürlichen Strukturen der Felsen zeigen einem den richtigen Weg. In den über 25 Jahren die ich bereits Erstbegehungen mache endete weniger als 2% der Wege in einer Sackgasse die sich nicht auflösen ließ.  

Nicht so wenn man von oben kommt, da ist es etwas verwirrender. Es kann es sein das man irgendwann fast am Wandfuß angekommen ist aber die ersten 10m fehlen. Oder das man in der Mitte feststellt, dass es nicht weitergeht. Da muss man erneut von oben anfangen zu suchen. Es ist also fast wie ein Puzzel zu Lösen ohne das Gesamtbild zu kennen.

Persönlich finde ich, das Einbohren von oben ist der falsche Lösungsansatz für eine Erstbegehung. Zum einen weil die Haken beim anständigen einbohren von unten genau an der stecke stecken wo der Erstbegeher auch einen Haken benötigte. Ach hat der Wiederholer fast die gleichen Bedingungen wie der Erstbegeher. Aber wer möchte schon wochenlang Löcher mit der Hand bohren um dann festzustellen, dass er mehrere bestehende Routen verändert hat und trotzdem nichts zum Freiklettern dabei rausgekommen ist. Auch historisch gesehen ist das im Valley die übliche Erschließungsmethode, denn erst die vielen Aidrouten haben den El Capitan überhaupt erst freikletterbar gemacht doch das ist eine andere Geschichte die ich hier nicht erzählen werde.

Beim rumpendeln in der Wand von Mirage.


Leider fehlten bei unserer Idee an mindestens 3 Stellen 5 - 6 Meter wo es keine Strukturen gab. Also war alles umsonst gewesen selbst eine dieser Stellen hätte schon gereicht die Idee scheitern zu lassen. Es ist zwar schade das man 580m Kletterei ausschließt, weil wenig Meter nicht gehen, aber so viel Aufwand für eine 99% Freikletterroute dazu hatten wir keine Lust. Also 400m Seile, Haken, Bohrer, Hammer, Friends, Keile usw. wieder runterschleppen und einen Haken an das ganze Projekt gemacht. Leider!!

Als Notnagel wollten wir die Route Premuir am El Capitan probieren. Bis auf 4 Seillängen kannte ich diese Weg bereits durch die 2. Begehung der Shaft vor 10 Jahren. Das waren bei 33 Längen jetzt nicht so viele neue Längen aber besser als nichts. Beim ersten Mal machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung und wir seilten mit dem ganzen Gepäck nach 20 SL wieder ab. Beim 2. Mal war es ein unangenehmer Sturz von Zac der in einer schmerzenden Schulter und zwei großen Beulen am Kopf der uns eine Länge und eine Woche später erneut abseilen ließ.

Mit viel Gepäck ging es 2 mal in die Wand

Bei der 12b Länge weg vom Pharao Ledge fiel Zac kopfüber runter.

Die 12d Länge zu den Grey Ledges.

 

Nach so vielen Rückschlägen war zwar noch nicht das Ende des Urlaubs, aber das Ende der Motivation erreicht und wir entschieden uns das Yosemite vorzeitig zu verlassen.

 


Vielleicht war ich bei meinen letzten Besuchen im Valley zu sehr verwöhnt, weil immer sehr viele Routen glückten, vielleicht ist auch nicht mehr so viel übrig was ich noch nicht kenne und der Rest ist eher etwas speziell.