Es war wieder
mal Herbst und auch dieses Jahr stand das Yosemite auf dem Plan. Ich war zwar
etwas skeptisch ob die Motivation 2 Jahre hintereinander groß genug ist, aber
es hat sich halt so ergeben.
Dieses Mal war ich mit dem Australier Zac Vertrees unterwegs mit dem ich
bereits 2014 Golden Gate geklettert hatte.
Da es letztes Jahr Anfang Oktober noch zu heiß war und wir nur im Schatten
klettern konnten entschieden wir uns erst Mitte Oktober im Valley
aufzuschlagen. Dies war auch die richtige Entscheidung, denn der gesamte
Oktober war noch wärmer als im Jahr zuvor.
Wir hielten uns nicht lange mit Einklettern auf, denn wir hatten großes vor.
Bereits die 2. Route war 600m lang und heißt Daddy Issues 5.13d am Middle
Cathedral Rock.
Daddy Issues geht auf der rechten Seite des Middle Cathedral Rocks hoch und teilt die ersten 9 SL mit Father Time |
Nur noch 5 SL bis zum Gipfel |
Topo Daddy Issues
Trotz der nicht allzu schlechten Fitness mussten wir bald erkennen, dass unser eigentliches
Ziel die Magic Mushroom zu probieren unrealistisch war. Zum einen mit der
knappen Zeit, weil viele Längen geputzt werden mussten zum anderen wegen der
großen Menge an Wasser und Essen was dafür die Wand heraufgezogen werden
musste.
Da es nicht unser einziges Ziel war gingen wir zum nächsten Ziel über.
Sieht klein aus der Rucksack hat aber alle Haken, Hammer und Bohrer also 35 kg. |
Die Orangenen Linie (Mirage) wollten wir frei versuchen. |
Jedes mal
wenn ich in den letzten Jahren die Westseite des El Capitan besucht habe fiel
mein Blick auf die Wand links von Lurking Fear. Es ging auch das Gerücht im
Valley herum, das in dieser Wand noch eine Freikletteroute sein könnte , welche
jedoch viele Bohrhaken erfordern würde.
Der Plan war also, eine Freikletterlinie in dieser 600m Wand zu suchen und ich
war mir sicher wenn die ersten 300 m gingen würde der Rest auch schon gehen,
denn dort waren deutlich mehr Strukturen vorhanden als unten. So einfach wie
manche Sachen klingen sind sie jedoch nicht. Im Yosemite sind Bohrmaschinen
verboten und das Handbohren eines Hakens ist anstrengend und dauert ca. 30
Minuten bei den im Valley üblichen 3/8" Bolts. Bei 60- 80 Haken die so
eine Wand mindestens benötigen würde wären das 30 - 40 Stunden reine Bohrzeit.
Ein unvorstellbarer Aufwand bei dem man innerhalb kürzester Zeit
Überlastungserscheinungen haben würde falls man dies vorher nicht trainierte.
Doch wo gab es bei uns in Sachsen Granit um das perfekte Gewicht für den Hammer
sowie das Bohren zu testen. Ein Gartennachbar gab mir den Tipp einen alten
Grabstein zu verwenden und gab mir auch gleich einen dazu.
Um es realistisch zu üben zog ich den 120kg schweren Stein an einem unsere
Bäume im Garten hoch und spannte ihn mit einer Ratsche am Baum fest. So
experimentierte ich und bohrte über 20 Löcher per Hand bis alles passte. Die
verschiedenen Bohrertypen und Anschliffe der Bohrer testete ich natürlich auch
und stoppte die Zeit die ein Loch jeweils benötigte. So fühlte ich mich gut
vorbereitet für unser Vorhaben.
Bevor man so etwas in einer größeren Wand im Yosemite macht muss natürlich das
ganze Material an die Wand geschleppt werden sowie eine benachbarte Aidroute
bzw. Technotour zu einem Punkt hochgeaided werden, dass man die Wand nach den
freiklettebaren Strukturen durchsuch. Später, also mit Seil von oben, versuchten
wir diese Features zu verbinden. Das ist was ganz anderes als bei unseren
bisherigen ground-up Erstbegehungen wo man von unten mit Bohrmaschine auf dem
Rücken einsteigt. Da folgt man den kletterbaren Strukturen nach oben. Wenn man
in eine Sackgasse gerät geht man ein Stück zurück und probiert es etwas weiter
links oder rechts noch mal. So etwas passiert gelegentlich aber eher selten.
Die natürlichen Strukturen der Felsen zeigen einem den richtigen Weg. In den
über 25 Jahren die ich bereits Erstbegehungen mache endete weniger als 2% der
Wege in einer Sackgasse die sich nicht auflösen ließ.
Nicht so wenn
man von oben kommt, da ist es etwas verwirrender. Es kann es sein das man
irgendwann fast am Wandfuß angekommen ist aber die ersten 10m fehlen. Oder das
man in der Mitte feststellt, dass es nicht weitergeht. Da muss man erneut von
oben anfangen zu suchen. Es ist also fast wie ein Puzzel zu Lösen ohne das
Gesamtbild zu kennen.
Persönlich finde ich, das Einbohren von oben ist der falsche Lösungsansatz für
eine Erstbegehung. Zum einen weil die Haken beim anständigen einbohren von unten
genau an der stecke stecken wo der Erstbegeher auch einen Haken benötigte. Ach
hat der Wiederholer fast die gleichen Bedingungen wie der Erstbegeher. Aber wer
möchte schon wochenlang Löcher mit der Hand bohren um dann festzustellen, dass
er mehrere bestehende Routen verändert hat und trotzdem nichts zum Freiklettern
dabei rausgekommen ist. Auch historisch gesehen ist das im Valley die übliche
Erschließungsmethode, denn erst die vielen Aidrouten haben den El Capitan
überhaupt erst freikletterbar gemacht doch das ist eine andere Geschichte die
ich hier nicht erzählen werde.
Beim rumpendeln in der Wand von Mirage. |
Leider fehlten bei unserer Idee an mindestens 3 Stellen 5 - 6 Meter wo es keine
Strukturen gab. Also war alles umsonst gewesen selbst eine dieser Stellen hätte
schon gereicht die Idee scheitern zu lassen. Es ist zwar schade das man 580m
Kletterei ausschließt, weil wenig Meter nicht gehen, aber so viel Aufwand für
eine 99% Freikletterroute dazu hatten wir keine Lust. Also 400m Seile, Haken,
Bohrer, Hammer, Friends, Keile usw. wieder runterschleppen und einen Haken an
das ganze Projekt gemacht. Leider!!
Als Notnagel wollten wir die Route Premuir am El Capitan probieren. Bis auf 4
Seillängen kannte ich diese Weg bereits durch die 2. Begehung der Shaft vor 10
Jahren. Das waren bei 33 Längen jetzt nicht so viele neue Längen aber besser
als nichts. Beim ersten Mal machte uns das Wetter einen Strich durch die
Rechnung und wir seilten mit dem ganzen Gepäck nach 20 SL wieder ab. Beim 2.
Mal war es ein unangenehmer Sturz von Zac der in einer schmerzenden Schulter
und zwei großen Beulen am Kopf der uns eine Länge und eine Woche später erneut
abseilen ließ.
Mit viel Gepäck ging es 2 mal in die Wand Bei der 12b Länge weg vom Pharao Ledge fiel Zac kopfüber runter. Die 12d Länge zu den Grey Ledges.
Nach so vielen Rückschlägen war zwar noch nicht das Ende des Urlaubs, aber das Ende der Motivation erreicht und wir entschieden uns das Yosemite vorzeitig zu verlassen.
Vielleicht war ich bei meinen letzten Besuchen im Valley zu sehr verwöhnt, weil immer sehr viele Routen glückten, vielleicht ist auch nicht mehr so viel übrig was ich noch nicht kenne und der Rest ist eher etwas speziell.