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Dienstag, 30. Mai 2023

Steinplatte /Loferer Alm - Slab Dance

 



Die Kletterei war sehr unübersichtlich ging aber gerade noch . Alles nur flache Reibungstritte zum Stehen aber zum Greifen nur Seit- und Untergriffe.
Ein echter Albtraum zum Bohren im Vorstieg. Chris-Jan stand einige Meter überm letzten Haken. Stehen ist das falsche Wort. Er versuchte verzweifelt zwei Skyhooks an zwei Seitgriffe zu hängen und diese gegeneinander zu verspannen. Mit abnehmender Kraft stieg die Spannung. Endlich fand er etwas Entlastung und bohrte das Loch. Haken ins Loch und endlich reinsetzen. Geschafft oder doch nicht?
Beim Klettern ins Unbekannte gibt es immer wieder etwas unvorhersehbares aber das war selbst für uns was Neues. Die Anspannung ließ nach und Chris-Jan musste nur noch die Mutter festziehen. Der Schwerlastankers hält bereits nach dem reinschlagen den Vorsteiger weshalb er auch im Haken saß. Doch beim Festziehen mit dem Ratschenschlüssel gab es plötzlich ein metalisches Bling .... und einen Schrei und ein Rauschen in der Luft. Der Schreck war genauso groß wie der Sturz, doch was war passiert? Die Ratsche, welche bekanntlich in eine Richtung festzieht und in die andere clickend zurückratscht hatte sich verstellt und Chris-Jan hat zielsicher den Haken abgeschraubt in dem er gesessen hatte.

Einige Haken später gab es den oben beschriebenen Freiflug von Chris-Jan.


Nun von vorn. Wo waren wir den? Wir befinden uns an der Steinplatte bzw. Loferer Alm. Je nachdem welchen Teil des 7 km langen Felsriegels man meint. Wir waren wieder auf der Suche nach Neuland und haben das Notwendige mit dem nützlichen verbunden. Zum einen klettern wir gern die Nachbarrouten in Wänden wo wir eine Neutour planen. Desweiteren ist die Einstufung und die Kletterei in jedem Klettergebiet so unterschiedlich das es gut ist vor Ort Vergleichswege für die Einstufung zu haben.
Nach den ausgiebigen Regen- und Schneefällen der letzten Tage starteten wir im nassen "Tiegerauge" Wir schauten nicht schlecht wie raufaserartig und schwer 7c Plattenstellen sind. 


 

Mehr feucht als trocken waren die Risse und Löcher im "Tiegerauge".


Mit eingefahrenen Reibungsschuhen ging es am Folgetag weiter mit "Woher Kompass" 8a+ wo wir deutlich gezeigt bekamen wo hier der Hammer hängt. Allein die Einzelstelle am Ende der Crux auszubouldern kostete mich über 1h. Das steht im krassen Kontrast zu vergleichbar steilen spanischen Routen, die ich im März Flash bzw. On Sight klettern konnte. Aber jedes Gebiet ist halt anders. Auch Chris-Jan glänzte an diesem Tag als er die 7c+ Länge mit seinen bequemen Kletterschuhen Flash Klettern konnte.

Chris-Jan in der 4.Sl von "Woher Kompas" nach dem beeindruckenden Flash der 3. Sl.

Wir schlossen die Steinplatte mit dem "Alpengeier" 8a ab,
Die 2.Sl im Alpengeier.


 

der von der Linie beeindruckt jedoch nicht so unser Stiel war. Hier wurden wir leider nicht fündig und wollten unser Glück an der Loferer Alm versuchen wo wir noch ein Projekt hatten.

Im aktuellen Kletterführer zur Steinplatte steht ein Zitat eines Locals: " Ein Kletterer unter 192 cm ist ein Krüppel". Dem geneigten Leser meines Blogs soll gesagt sein, dass die Routen trotzdem im Durchstieg gingen aber wie immer, gerade so und auf letzter Zehenspitze. :-)


Loferer Alm - Sektor Tanzboden - Erstbegehung

Nasser Fels soweit das Auge reicht. Obwohl es bereits Mittag ist tropft es überall.


2 Regentage später seilen wir über den Tanzboden ab. 4 Jahre zuvor hatten wir am 8. Haken aufgegeben und die Laschen wieder abgeschraubt. Die Wand war klatschnass und an Klettern war noch nicht zu denken, schon gar keine Steilreibung. Wer schon mal über einen Wasserfall abgeseilt ist, weiß wie glatt nasser Kalk sein kann. Noch dazu wenn er eine dunkelgraue Farbe hat. Diese kommt nämlich von oberflächlichen Verschmutzungen die die Feuchtigkeit länger halten. Leider trocknete es nur langsam, besonders in den Löchern. 

An dem Überhang über Chris-Jan war 2019 für uns Schluß.

So dauerte es länger als gedacht bis wir uns ins Vergnügen Stürzen konnten. Die nassen Längen (1.& 4.) mussten wir teilweise mit Seil von oben bohren um voran zu kommen. Durch die Nässe dauerte es 2 Tage bis die Route fertig gebohrt und geputzt war. Ungewöhnlich lange für uns denn für die beiden Nachbarrouten "Der mit dem Wolf tanzt" und "Dans op de deel" haben wir nur einen Tag gebraucht. Vielleicht werden wir langsam älter aber Spaß macht es trotzdem noch. Besonders das Bohren der 3. Länge war ein echter Genuss für mich. 

Glücklich nach fertig gebohrter 3. Sl

Da wir an dem Tag nicht fertig wurden mussten wir zum Ausstieg Hochjümarn, aber wir kommen wieder. :-)

Im Letzten Tageslicht kamen wir am Parkplatz an.

 

Spannend wurde es noch mal am Durchstiegstag, 

 

Noch bevor wir richtig fertig waren kam schon der erste Local um unsere Route zu probieren. :-)
 

Denn die erste Seillänge konnten wir wegen der Feuchtigkeit nicht putzen und Ausbouldern. Jedoch waren die Nachbarouten noch deutlich feuchter als unsere Neuroute. Am Sonntag war endlich soweit und es sah auch wieder etwas trockener aus. Die erste Länge hat es in sich. Kleine Griffe, weite Züge und die Tritte waren flach und selten dort wo man sie sich gewünscht hätte. Nach ausgiebigen putzen und Ausbouldern waren die Einzelzüge im Sack. Fehlte nur noch der Durchstieg. Bereits jetzt war klar das es schwerer wird als "Woher Kompass" sowie die Nachbarouten am Tanzboden. Die Frage war nur ob der  Durchstieg gelang. Ja der Boulder an der Dachkante war knapp aber das Glück war uns hold. 

 





Wenn der Erstbegeher von unten kommt führen einen die Griffe nicht immer gerade hoch. So macht die 1.Sl leider einen größeren Bogen um den Überhang zu Überwinden.

Chris-Jan nach dem Überhangsboulder der 1. Sl
 

Bei der 2. Länge (10-) ging es etwas besser, aber auch hier mussten die guten Kletterschuhe herhalten damit man optimal auf Reibung und auf kleinen Tritten stehen bleibt. Ganz ökonomisch war der Durchstieg dort leider nicht, weil ich die Griffe ganz schön zugebrummt habe um nicht runterzufallen. Tja, wer auf seinen Füßen stehen will muss sich auch trauen das ganze Gewicht daraufzustellen und das ist echte Kopfsache.

Ist deutlich schwerer als es aussieht die 2. Sl

Spannend wurde es noch mal bei der 4. Sl die (9+) über einen großen Überhang geht. Dieses mal war die richtigen Schuhe eher nicht das Problem, denn es gab keine Tritte. Zum Glück waren die  Griffe trocken und die Oberarme deutlich erholter als die Unterarme.

Die 4. Sl steil und trittarm.

 

Über die glatte Platte da unten sind wir hoch gekommen. Blick von der 4. Sl nach unten.
 

Als auch dies erledigt war kam noch eine leichte Länge zum Abschluss und dieses Kapitel hat fast 5 Jahre nach dem ersten Versuch einen Abschluß gefunden.

 




Jeder geht anders mit dem Ergebnis um. Endlich ausruhen nach getaner Arbeit.

Da hat sich ja das Wintertraining gelohnt. 2 Überhänge an einem Tag geklettert. Vielleicht schule ich ja doch zum Überhangkletterer um.

Topo Slab Dance, Tanzboden Lofer Alm
 

Am nächsten Tag kletterten wir noch in 2h die Route "Brexit" und genossen den Ausblick auf unsere neue Kreation. Wir freuen uns schon auf den nächsten Bohrurlaub.

Weil es so schön war zum Abschluss noch eine tolle Route zum ausklettern ..


.. und mit Foto finish.

Sonntag, 14. Mai 2023

Die 8 Sandsteinheiligen

 

Wer das Bilderrätsel löst ist eine Local.

Passend zum Ende der Eisheiligen hier eine witzige Anekdote zu den 8 Sandsteinheiligen.
Nein hier geht es weder um Kletterfüherautoren, berümte Erstbegeher oder die Halter des Speedrekords der Alle-Gipfel-Besteiger. Es geht um kleine Detail die über den Erfolg oder Misserfolg beim Sandsteinklettern entscheiden.

Wenn vor 50 Jahren persöhnliche Bestleistungen erreicht wurden war meist der ganze Club dabei. Bei der anschließeden Feier fanden die 8 Sandsteinheiligen weniger Beachtung. Deshalb möchte ich sie hier kurz vorstellen:


Die Motivation.
Die Motivation ist genau dann am größten, wenn man die am wenigsten Zeit mit dem Klettern verbringt. Also im Frühling und im Winter hoch und im Sommer und im Herbst niedrig. 

Jeder hat einige Kletterpartner mit denen er besonders Motiviert ist. Bei mit ist das Thomas Hering hier im Degen RP 9c am Domwächter


Die Erwartungshaltung.
Dieser Geselle ist alles andere als ein berechenbarer Kandidat. Wenn man denkt, es ist leicht und geht gut wird es schwer, oder es funktioniert überhaupt nicht. Wenn man denkt, es ist schwer, erlebt man sein wahres Wunder, und es klappt besser als gedacht.

Ein super Beispiel der Erwartungshaltung für mich. Zum ersten und letzten Mal vor 20 Jahre gekletter und als sehr schwer und moralisch in Erinnerung gehabt. mit dieser Einstellung bin ich dieses Jahr eingestiegen und es lief einfach gut. Wenn die Einstellung "Das ging gut das letzte Mal" gewesen wäre hätte ich mich die Rohnspitze hochgekrampf. Dir NW-Kante RP 10a.


Das Felsgefühl
Dies ist ein sehr eigensinniger Geselle. Wenn man mal 4 Wochen nur in der Halle oder in einem anderen Gebiet Klettert macht es sich aus dem Staub. Das fehlende Felsgefühl spürt man besonders auf der Reibung wenn die Arme dick werden. Dann kann man fit sein wie ein Turnschuh, aber man bekommt die Kraft einfach nicht an die Wand.

 
Moral
Um es mal mit den Worten von Dave MacLeod zu sagen: " Stürzen gehört zum Trainings- und Kletteralltag dazu". Wer es verlernt, der Klettert unentspannt und verschwendet viel Kraft. Ähnlich ist es mit dem Vorstieg. Das beste Training für den Vorstieg ist der Vorstieg. Wer eine X Vorsteigen will sollte bereits sehr viele IXer vorgestiegen sein. Was vielen hilft ist den Weg kennen den sie vorsteigen, das schafft Sicherheit. Aber auch etwas Disziplin gehört dazu. Auch ich habe schon oft nach einer AF-Begehung gesagt: "Das geht nie im Durchstieg". Wer es nicht versucht ist bereits gescheitert und hat kurz vor dem Ziel aufgegeben. Tatsächlich hat man den schlimmsten Teil der "Arbeit" bereits hinter sich. Man hat sich die Route hochgekämpft hat den einen oder anderen Sturz hingelegt, gezittert und gebangt. Sich jetzt die Züge noch mal in Ruhe mit Seil von oben anschauen und einen Versuch machen schult das Gedächtniss und stärkt das Vertrauen ins Sandsteinklettern.


Besonder im Kopf saustark ist Michael Meyer hier in Gelber Nebel RP 9a


Die Kraft.
Um mit einem Zitat zu beginnen, bediene ich mich Wilhelm Buschs. Mit der Kraft ist es ähnlich wie mit dem Gleichgewicht. … „wenn man es braucht, dann hat mans nicht.“ Hat man zu viel davon, Bouldert man schlecht aus und fällt im Durchstieg raus. Die andere Alternative ist das man am Schüttler oder nach der Crux die Griffe zuballert bis einem die Puste ausgeht.

Zielwahl
Im Winter versucht man den Wind zu meiden im Sommer und im Frühling sucht man ihn. Wären es in dem einen Sektor schleimt sind woanders gute Bedingungen.
Am Pfaffenstein hat man über 15°C kaum noch Spaß, weil der Fels keinen Schweiß aufnimmt jedoch in Rathen geht auch bei über 30°C noch etwas.

In der Sonne Klettern das geht ja gar nicht! Im Wind schon, wenn im Frühling die Nordseiten noch feucht sind. Deswegen habe ich mich hier am Dompfeiler in die Sonne getraut. Hurengebräu RP 10b


Die Haut
Die Sandsteinhaut ist sehr speziell. Sie ist sehr fest und hart. In der Kletterhalle hat man wenig Spaß mit ihr. Genauso verhält es sich andersrum. Die weiche und geschmeidige Indoorhaut ist super auf Plasteslopern, aber reist viel zu schnell auf im rauen Sandstein. Zudem verweilt sie gerne in großen Flappern auf kleinen Sandsteinleisten oder an scharfen Lochrändern. Dadurch beenden sie den Klettertag leider viel zu oft und fast immer zeitiger als gedacht.

 

Die richtigen Bedingungen
Zu kalt zu warm, es schmiert und rutscht. Die Fingerkuppen sind zu dünn für den Durchstieg. Hier hilft nur eins, wer viel draußen ist erwischt auch mal gute Bedingungen.




Michael Meyer in Engelsflügel RP 9c am Doppelturm.



Das alle Punkte passen, also Fitness, Ziel, Motivation & Moral, Haut ,Felsgefühl und die Bedingungen stimmen ist schwer. Deswegen fühlen sich die Route meist schwerer an als woanders.
Da es beim Sandsteinklettern selten so ist das alles passt,  also Fittnes, gute Bedingungen, Motivation, Hornhaut und vor allem die richtige Einstellung,  hier ein paar Tipps als Poesie. 😄😃


Die Moral von der Geschicht,
geh einfach raus, verzagen nicht.
Steige mit Demut und Respekt,
die Wege sind nicht abgespeckt.
Auch die Haut muss sich gewöhnen,
der Fels tut sie nicht gerad verwöhnen.
Suche den Schatten meide die Sonne dann ist das Klettern eine Wonne.
Stürze oft auch mal ins Seil,
denn mit weniger Angst ists einfach geil.
Klettere im Wind, genießt den Tag,
nur so wirst du im Sandstein stark.

Hier waren viel der 8 Sandsteinheiligen zu Besuch. Tage des Donners RP 11a. 17 Jahre nach den ersten Versuchen endlich der Duchstieg.