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Dienstag, 30. August 2016

Ein Sommer ohne Regen (Tsaranoro Valley)

Schmerzende Füße, brennende Fingerspitzen sowie dieses sengen auf der Haut und an allem ist die Sonne schuld. Die Luft ist noch angenehm kühl, aber das ändert nichts daran, dass die afrikanische Sonne den dunklen Granit aufheizt wie eine Herdplatte und wir klettern mitten durch diese.

Die Felsen des Tsaranoro Tals mit Spiegelbild im Reisfeld

Wie kam es dazu. Nachdem unsere letzte Expedition wortwörtlich im Schnee versunken ist wollten wir ein Ziel mit stabilerem Wetter. An dieser Stelle kam Madagaskar ins Spiel. An Erfahrung für große Wände mangelte es uns nicht, doch bevor es losging waren zwei technische Probleme zu lösen die nicht direkt mit dem Klettern zu tun hatten. Zum einen gab es in Madagaskar keine Gaskartuschen und so mussten wir uns für das erhitzen des Wassers was anderes überlegen. Ein Jetboil ist dafür extrem praktisch aber leider nutzlos ohne Gaskartuschen. Das andere Problem ist der raue Granit welcher den Haulbag beim ziehen in liegendem Gelände innerhalb kurzer Zeit komplett zerstört und in Madagaskar gab es fast nur liegende Wände. Da die von uns bevorzugte Seiltechnik jedoch aus simultanem haulen und sichern des Nachsteigers besteht und Klettern mit Rucksack für uns keine befriedigende Option darstellt musste eine Lösung her. Nach vielem Überlegen und einigem Probieren fand ich eine Lösung für alle beiden Probleme und löste zudem noch ein weiteres Problem.

Die Lösung war ein Rollbrett was sich mit Hilfe einer passenden Aufhängung als Transportmittel für den Haulbag, als Tisch und Kocherhalterung im Portaledge sowie als Stehbrett am Hängestand eignete. So waren mit ca. 2,5 kg Zusatzgewicht die letzen großen Probleme des Freikletterns gelöst und ich konnte mich mit der weiteren Logistik befassen.




Rollbret von unten
Rollbrett als Kocher


Rollbrett zum Seile Sortieren
Rollbrett von oben
Rollbrett statt Hängestand




Wie üblich war es nur mit einige Abstrichen möglich das geplante Material mit in den Flieger zu bekommen. Obwohl jeder von uns 2 Gepäckstücke hatte wog unser Handgepäck weit über 20 kg. Beim Durchleuchten des Handgepäck kam wie zu erwarten die Frage nach dem vielen Stahl auf. Es reichte jedoch, die Bohrhaken zu zeigen und ein paar Erklärungen abzugeben. Die Bohrmaschine wurde komischerweise erst in Nairobi beanstandet.

Viele Filme und 24 h nach unserem Abflug waren wir planmäßig in Antananarivo aber ein Teil unseres Gepäck noch in Nairobi. Nicht das es auch dafür eine Plan B gab aber der ging leider nicht auf.
Für den Fall das etwas Gepäck verloren geht hatten wir beide ein paar Kletterschuhe im Handgepäck und das Material so verteilt, dass das Fehlen von 50% des Gepäcks noch zu verkraften war. Bei der Verlustmeldung mussten wir aber feststellen das hier andere Regeln gelten. Gepäck wird hier nicht wie in Europa an die Zieladresse in Madagaskar nachgeschickt sondern man darf so lange zum Flughafen fahren bis man sein Gepäck dort abholt wo es eigentlich hätte sein sollen. Wir sprachen mit Leuten auf dem Flughafen welche vor über 1Woche angekommen waren und uns erklärten, dass bei der überladenen Maschine immer etwas Gepäck in Nairobi bleibt. Mist! Also mussten wir unseren Abholservice überreden einen Tag zu warten um die 13-14 h Autofahrt erst am Folgetag hinter uns zu bringen. Nach erneuter Preisverhandlung gelang dies und zum Glück kamen die fehlenden Gepäckstücke 24h später an. Somit blieb es einem von uns erspart nur mit einer Bandschlinge um die Hüfte zu Klettern denn wir hatten endlich wieder beide Klettergurte und machten uns auf ins Tsaranoro Tal.


Alles für die Katz
Ja die Fahrt war anstrengend und die 2 h Schlaf waren alles andere als ausreichend aber wir wollten die Zeit optimal nutzen. Unsere Idee war es dort Anzufangen wo vor 21 Jahren im Tsaranoro Tal alles begann. Die erste
Route im Tsaranoro Tal "Rain Boto" (übersetz: Väter der Hektik) wurde 1995 vom Team Kurt Albert und Bernd Arnold erstbegangen. Seit damals besuchten unzählige namenhafte Kletterer das Tal und haben ihre Spuren hinterlassen. Mittlerweile gibt es über 50 Routen in allen Schwierigkeitsgraden welche sich durch die 450 - 800 m hohen Wände ziehen.
Noch schlaftrunken aber mit einer unbändigen Vorfreude, wie ein Kind vor Weihnachten liefen wir zum Fels. Die Hochstimmung legte sich schnell. Im Topo war eine Linie eingezeichnet, die vollkommen zugewachsen war. Erst nach längerem überlegen entschieden wir links der Kante einzusteigen. Irgendwie war alles komisch und dort wo die Linie lang gehen sollte war nur ein altes Hakenloch. Nach mehreren vor und zurück wich ich links über massiven Bewuchs und eine hohle Rippe aus. Nach viel zu langer Zeit erreichte ich den ersten Stand und ich wusste das dies nicht unser Tag sein würde. Wir waren langsam, müde und als Issy einsteigen wollte fehlte ein Kletterschuh. Als wir am Wandfuß ankamen war er noch da. Auch auf dem kleinen Band 5 m über dem Buschwerk standen sie noch als Issy mich sicherte. Nur als er losklettern wollte fehlte der rechte Schuh. An Klettern war also nicht mehr zu denken, denn mit einem Kletterschuhe war dies unmöglich. Nach anschließender aussichtsloser Suche stand der Schuldige fest. Beim Sichern hatte Issy unbemerkt Besuch von der Horde Lemuren bekommen welche schon bei unserer Ankunft neugierig die Wand herunterkletterte. Einer dieser Lemuren hatte nun Issys Schuh. Wir konnten also zusammenpacken liefen zum Camp zurück und schliefen uns erst einmal aus.

Die Diebe schauen ganz unschuldig.
Da fehlt doch ein Kletterschuh
 
Rain Boto 7b+ (450m, 10 Sl)
Topo Rain Boto


Am nächsten Tag ging alles viel besser und wir waren in 5h am Gipfel. Die Einstufung erschien uns sehr gutmütig was wir nach einigen Routen im Tal mehr als unterstreichen können. Die Route war nicht mehr in einem abseilfähigen Zustand aber einen Tag später behoben wir dies und ersetzten zudem den fehlenden ersten Haken. Was erstaunlich ist das Rain Boto mit sehr vielen breiten Rissen aufwartet. Wer das nicht so mag dem sei ein 5er Camelot eventuell noch ein 6er angeraten. Wir hatten zwar keinen aber in dem kieseligen Gestein sind breite Risse kein Genuss. Die Linksvariante in der 3. Länge ist max. 7a und zu empfehlen da der Riss rechts extrem bewachsen ist. Der 4. Stand fehlte, aber da ist ein Stand von "The Change Experience" den man getrost übersteigen kann. Beim weiterklettern hat man 2 Variante: Links eine übelste Schulterissmöhre mit einem BH am Ende oder rechts eine etwas bewachsene Rippe für 6b. Da der nächste Stand ( vor der Crux ) nur aus ein paar gammeligen Schlingen an einem Klemmblock bestand wurde dieser von uns saniert.
In der 7a+ nach der Crux kann ein 4er Camelot die Züge zum Standplatz entschärfen.
In den letzten Längen sind mehrere Haken von den Nachbarwegen links dazugekommen da gibt's schnell mal 11 Haken statt nur 6.
Tolles Erlebnis und ein guter Anfang.

Die 6. Sl



Eigentlich war es unser Plan das Gebiet um 1-2 Freiklettereien zu bereichern aber unser Glück war uns da nicht gerade hold. Bei "Fantasia" einer sehr markanten Verschneidungslinie wäre zwar die Headwall gerade so im 8ten Franzosengrad aufgegangen hätte sich aber im oberen Teil nur mittels Copperheads absichern lassen.

Originaltopo Fantasia
Zudem verhinderten völlig geschlossene glatte Verschneidungen den Vorstoß zur Headwall. Die zweite Route "Dreams of youth" mussten wir kurzfristig wegen unerwarteter Probleme mit dem Gestein abwählen. Die einzelnen Kristalle des sehr rauem Gesteins schmerzten an unseren Fingern so sehr, dass unsere persönliche Schallmauer mit 8a erstaunlich niedrig lag. Das war zwar irgendwie ein Widerspruch zu der Tatsache, dass wir auf den unübersichtlichen Platten bis 7c on sight klettern konnten aber viel schwerer war leider auch viel schmerzhafter.
Dennoch sind die Kletterbewegungen und die Strukturen zum Teil so einmalig, dass sie uns immer wieder ins Staunen versetzten und wir aus dem Schwärmen nicht mehr rausgekommen sind. Das es im Granit so etwas gibt ist unglaublich.

Ein Zubukarren ist immer noch ein weit verbreitetes Transportmittel im ländlichen Raum.
Die Einheimischen leben vor allem vom Reisanbau.




Never The same 8a+, 650 m 13. Sl
Topo Never the same.

Nach etwas Einklettern wollen wir die Route "Never the same" in Angriff nehmen. Obwohl wir mit dem Gedanken spielten es nur mit leichtem Gepäck an einem Tag zu versuchen, wählten wir die Variante die am ehesten zum Erfolg führte. So stiegen wir mit Portalege und Essen für 3 Tage um 8:00 Uhr in die Wand ein. Bereits um 15:00 Uhr erreichten wir die Crux in der 8. Seillänge. Bis dahin ging alles im on-sight. Danach schmerzten uns jedoch die Fingerspitzen so, dass wir die Crux nicht mehr komplett ausboulder konnten und machten zeitig Feierabend. Wir bauten unser Portaledge auf und hatten auch sonst alles dabei um es uns bequem zu machen. Es mangelte uns an nichts außer vieleicht ein wenig Auslauf. Dies wurde jedoch mit einem tollen Panorama und viel Luft unterm Hintern entlohnt. Die eine Nacht reichte leider nicht aus um auf unseren Fingerspitzen die nötige Hornhaut nachwachsen zu lassen und so erklärten wir den Tag prompt zum Ruhetag, denn mir war klar was auf uns zukommt.
Die Schlüsselstelle hatte ich ja bereits am Vortag in Augenschein genommen. Das Kernstück der schwersten Seillänge ist ein Überhang, welcher mit einer senkrechten Wand beginnt und in einer sehr glatten Platte endet. Auch wenn die Natur im Überhang etwas verschwenderisch mit Griffen war, hatte man am Ende von diesem sehr dicke Arme und bereits Franz. 7c geklettert. Was aber dann kam, verfolgte mich den ganzen Ruhetag.
Crux von Never the same
Obwohl wir den Tag in luftiger Höhe mit viel Musik und fesselnder Lektüre verbrachten wanderte mein Blick immer wieder zum Seil was durch den letzten erreichten Haken frei bis zu uns herunterhing. Ich war mir sicher nicht wichtiges übersehen zu haben, denn ich habe eine Stunde lang an dieser Stelle nach Griffen und Tritten gesucht sowie probiert und es gab einfach nichts. Aus diesem Grund mussten man auch einzelne scharfe Granitkristalle festhalten um sich aus dem Überhang auf die Steilreibung zu schwindeln. Die besten dieser Kristalle habe ich bereits alle durchprobiert und es erschloss sich mir keine Lösung denn auf den einzigen 2 Tritten die vorhanden waren konnte ich die gewünschten Kristalle nicht erreichen. Ich ging alle erdenklichen Kombinationen im Kopf durch und wurde nicht schlau aus dem Problem.


1,3m x 2m ebene Liegefläche in einer fast senkrechten Granitwüste.
Am Ende des Ruhetages hatte wir zwar unser Bett in luftiger Höhe nicht verlassen aber unsere Gesprächsthemen begannen immer wieder abzuschweifen. Vielleicht inspiriert durch den grandiosen Ausblick der uns immer mehr aus dem Tal herausblicken ließ.


Der entscheidende Tag fing ganz gemütlich an, denn wir wollten noch warten bis die Sonne aus der Wand geht um bessere Bedingungen zu haben. Wir setzten uns 15:00 Uhr als Deadline für das Weiterklettern nach der Crux. Das war die Zeit bis wann wir noch eine Chance sahen die verbleibenden 5 Seillängen und 250 m bis zum Gipfel klettern zu können. Da es bereits um 18:00 Uhr dunkel wird blieb uns nicht viel Reserve doch erst mal gab es ein anderes Problem zu lösen.
Wie bereits beschrieben waren nicht viele Alternativen vorhanden. Dennoch dauerte es über eine Stunde bis ich eine machbare Variante fand. Zweimal musste ich dynamisch nach einzelne Kristallen greifen, was schon deshalb ungut war, da jeder einzelne Finger eine andere Struktur treffen musste um daran hängen zu bleiben. Obwohl mir dies zweimal gelang fühlte es sich nicht gut für den Durchstieg an doch viel Zeit blieb uns nicht und Alternativen gab es keine. Ich kletterte weiter bis zum Standplatz und schaute mir die wackeligen Reibungszüge nach der Stelle an den Kristallen nur kurz an bis ich abgelassen wurde. Nun war Issy an der Reihe. Ihm gefiel meine Variante sofort und er freute sich über die gute Vorarbeit. Der Wind war mittlerweile etwas aufgefrischt und so wagte ich es die guten engen Kletterschuhe anzuziehen um noch etwas besser auf den kleinen Tritten zu stehen. Es war bereits 14:00 Uhr also hatte ich genau einen Versuch. Der untere Teil lief nicht so prickelnd, den ich kam mit sehr dicken Armen und schwer atmend am Ende des Überhangs an. An der steilste Stelle gab es eine mäßigen Ruhepunkt. Ich war voll ausgesteckt und konnte meine Atmung nur ganz langsam beruhige aber besser als nichts. Nach ein paar Minuten wurde es nicht besser und es ging weiter. Voll entschlossen fing ich an zu schnappen. An dem besten Kristall wo ein halbes Fingerglied drauf passte musste ich noch das Seil einhängen bevor es weiter gehen konnte. Danach den gleichen Kristall mit ein paar Zwischengriffen wechseln, dass man ihn mit dem linken Zeigefinger zu fassen bekam. Für den kommenden Schnapper legte ich sowohl den linken Mittelfinger als auch den Daumen oben drauf. Der rechte Hand schnellte nach oben und obwohl der Zeigefinger vom einhängen noch taub war, blieb ich am nächsten Griff hängen. Nun links auf dem einzig vorhandenen Tritt aufhocken und mit einem Seitgriff genau unterm Haken auf dem linken Fuß ziehen. Der nächste Zug gelingt nur wenn die Hüfte in ganz gerader Linie über dem linken Fuß bleibt sonst reicht meine Länge nicht. Beim Weiterschnappen merke ich das es nicht ganz reicht und treffe nur 2 der 3 scharfen Strukturen die den Aufleger erst zum Griff machen. Kurz noch den 3. Finger dazu sortiert, die Hüfte besser in Linie mit dem Fuß gebracht um nicht ganz so ausgefahren zu sein. Jetzt kam der wackeligste Zug von allen. Der rechte Fuß muss aus dem Überhang heraus auf die Platte gesetzt werden. Sobald das geschafft ist steht man im leicht liegendem Gelände. Der Tritt ist allerdings so hoch, dass er sich fast am Ellenbogen des rechten Armes befindet. Nach kräftigem pressen und zweimaligen nachsetzen ist der Fuß oben und ich schiebe mich auf die Platte. Puh das war knapp. Die Finger sind Taub und bis zum ersten guten Tritt wo ich freihändig stehe
muss ich noch 6 m an schlechten Tritten queren. Ich merke, dass ich viel zu verkrampft bin um mich richtig auf die kleinen Tritte zu stellen und ich gleich abtropfen werde. Spontan entscheide ich mich auf meine Griffe zu stellen und befinde mich zwar in einer Sackgasse kann allerdings kurz freihändig stehen und mich sammeln. Die kurze Ruhepause reichte aus die Nerven zu beruhigen und die Reibungstraverse gelingt etwas besser. Die Betonung liegt auf etwas denn jetzt will ich nicht mehr abfallen. Der Ganzkörperkrampf und die schmerzenden Füße lösten sich erst mit dem Jubelschrei am Standplatz. Es war überstanden und es konnte weitergehen. Zeitlich waren wir gerade noch so im Rennen denn es war kurz vor 15:00 Uhr als Issy bei mir war. Die folgenden Längen waren anspruchsvoll und schmerzhaft an den Fingern konnten uns aber nicht daran hindern im letzten Tageslicht auf dem Gipfel zu stehen. Anders als bei uns zu Hause wird es in Madagaskar sehr schnell dunkel. Beim Abseilen halfen uns der Vollmond und unsere Stirnlampen den gekletterten Weg nach unten zurückzuverfolgen und unser Material dabei wieder einzusammeln. Die Entspannung setzte erst ein als wir 4h später vor unserem Zelt saßen und der Kocher leise surrend unsere Spaghetti kochte. Jetzt fühlten wir uns wieder richtig frei. Frei von der Idee diese Route Klettern zu wollen und frei uns auf einer größeren Fläche als 2 m x 1,3 m bewegen zu können. Was ist schon Freiheit ohne selbst auferlegte Zwänge? Deshalb wurden noch an diesem Abend neu Pläne geschmiedet.


Issy in der 4.-letzten Länge



Endlich oben!




Gondwanaland 800 m, 20 Sl, 7c

Gondwanaland Topo der 1. Wiederholer
Gondwanaland Topo der 1. Wiederholer

Nach zwei Ruhetagen konnten wir uns wieder in die Kletterschuhe trauen und die Fingerspitzen schmerzten auch nicht mehr so stark. Da wir uns die längste und angeblich eine der anspruchsvollsten Route vorgenommen hatten nahmen wir vorsichthalber das Biwakzeug, 6 l Wasser und genügend zu essen mit. Zudem stiegen wir bereits 5:15 Uhr mit Stirnlampe ein. Der Sack nervte ganz schön weil er beim Ziehen sehr schwer war. Zudem war es ein extrem heißer Tag. Die Kletterei war in erster Linie deutlich schlechter als erwartet und als es nach der Hälfte nicht besser wurde wollte ich schon fast abseilen. Da Issy weitermachen wollte, kletterten wir weiter. Was im unteren Teil die dreckigen Grasbänder gewesen sind waren oben die scharfen und brüchigen Platten. Dazu war die Absicherung eine Mischung aus Sportklettern und etwas mutiger gebohrt, je nachdem wer des großen Teams der Erstbegeher die Seillänge eröffnet hatte. 15:00 Uhr waren wir an der Crux und auch diese war unschön und kratzig. Es ging zwar im Flash bei mir, aber der kleine Mann hat wenig Freude an dem Boulder am 2. Haken. So gelang mir zwar die ganze Route im Flash/o.s. und Issy konnte Crux auch Rotpunkt Klettern aber freuen konnte ich mich nur daran, dass es endlich vorbei war. Nach vollendeter Qual seilten wir wieder ab und um den Tag noch perfekt zu machen blieb das Seil an den besch... Seillängen beim Abziehen hängen. Issy opferte sich und nach 13 h standen wir wieder am Einstieg.
Fazit: Besser nicht machen es gibt so viele tolle Routen hier. Falls man auf schlechten Fels, interessante Grasbänder und abgesehen von den 5 m Crux auf 7a (6c+ obl) steht naja dem taugt die Route eventuell.


Manara Potsiny (Einfach nur Klettern) 8a, 600m, 17 Sl
Manara Potsiny Topo der Erstbegeher

Es waren erneut 2 Ruhetage nötig ehe sich unsere Füße erneut in die Kletterschuhe zwängen ließen. Der Name heißt so viel wie "Einfach nur Klettern" wenn wir die Einheimischen richtig verstanden haben. Diese Route soll so genial sein, dass auf 600 m nur 6 m mit schlechtem Fels aufwarten sollen. Ehrlich gesagt wissen wir heute noch nicht wo die 6 m sein sollten, denn die Route war von perfekter Felsqualität. Im unteren Teil technische Wandkletterei an schön strukturiertem aber nicht zu rauem Granit. Wir wollten gar nicht aufhören mit schwärmen was für tolle Züge die einzelnen Längen hatten. Gerade das schöne Geschiebe und Gestütze war einfach genial. Nur die Haken steckten etwas komisch im Zickzack. Es hätten auch gerne ein paar weniger Haken sein können. Die einzige Länge welche ich 2 mal machen musste war die 8a-Länge. Ich fand mit einer Rechtsschleife so eine gute Variante, dass Issy diese gleich flashen konnte. Leider krümelte ihm in der nächsten 7a+ ein Griff weg und er kam noch mal zum Stand zurück, sonst hätte er die ganze Route auf Anhieb geklettert. Tolle Leistung. Bis hoch bleibt es noch anspruchsvoll und im letzten Tageslicht waren wir oben und schliefen wie geplant auf dem Gipfel. Die Sterne und das Ambiente rundeten das Ganze ab und wir waren noch lange damit beschäftigt zu diskutieren, welche Länge von den schönen 17 die tollste war. Mein persönlicher Favorit war die 9. Sl eine 7b mit schönen technischen Schiebezügen bei Issy war es die 11. Sl.



Mit freundlicher Unterstützung von ...
Die Schlüssellänge

Genusklettern bis zum Ausstieg,  Die Route im Tal.
Die Morgendämmerung begint hinter dem Chamäleon
Am nächsten Morgen vor dem Abseilen
Der nächste Tag war wieder mal einer neuen Freikletteridee gewidmet aber uns rannte die Zeit davon. Wir schauten uns ausgiebig die Route "L'escalier Magique" an. Unten ist das Gestein und die Kletterei perfekt aber oben wurde die Linie künstlich aufgezwungen und es wurde sich nach oben gebohrt. Deshalb gibt es immer wieder A0 Stellen. R15 ist ein sehr schwerer Boulder am 1. + 2. Haken, R 16 da stecken die Haken 3m rechts der Kletterlinie und man kann sie nicht einhängen. R 17 ist eine Kante die wahrscheinlich für 7b+ geht aber sehr gesucht. Die beste Variante für die Route ist wahrscheinlich wenn man in R 13 oder R 14 rechts abzweigt und die linke Seite des Pfeilers von "Zaza Be" klettern würde. Da wir nur noch 2 Tage Zeit hatten fehlte uns die Zeit und wir suchten uns was kürzeres.






Zaza Be (Großes Baby) 500m, 14 Sl , 7c+ (obl. 6c)

Topo Zaza Be mit unserer Einstufung



Naja was kürzeres ist es nicht geworden aber die Kletterei im unteren Wandteil war so schön, dass wir hofften die Route 300m weiter rechts ist genauso toll. Einen Haken hatte die ganze Sache allerdings: 8 Sl waren, von Ben Rück & Mayan Smith - Gobat, welche die erste freie Begehung gemacht hatte, mit 7b+ und schwere eingestuft. Das war für unsere schmerzenden Füße und Finger eine ganz schöne Herausforderung. Der Erfolg war ungewiss aber wenn die Längen unten so gut sind wie in der "Manara Potsiny" dann ist es jede Länge wert. Um trotzdem die besten Voraussetzungen auf Erfolg zu habe stiegen wir am Donnerstag früh um 5:30 Uhr mit Portaledge und Schlafsachen ein. In weniger als 46 h würde unser Mitfahrgelegenheit zum Flughafen abfahren mit welcher wir den Heimflug gerade so erreichen konnten. Bisher wurde es jeden Tag etwas wärmer und bereits bei der ersten Länge schmerzten mir die Füße und die Finger. Um die schmerzenden Fingerspitzen zu entlasten konnte man häufig Griffe mit dem Daumen festhalten man stand ja schließlich größtenteils auf den Füßen. Gegen die schmerzenden Füße kann man sich gelegentlich auf die Fersen Stelle um die Fußspitzen zu entlasten. Außerdem kann ich nur hoffen, dass nicht bei allzu vielen schweren Stellen die extra kleinen Kletterschuhe nötig sind. Auf der eine Seite werden die Torturen deutlich verschlimmert auf der anderen Seite sind manche Einzelzüge nicht kletterbar wenn nicht das ganze Körpergewicht perfekt auf den einzelnen wenige Millimeter großen Kristall geschoben wird, um an etwas griffähnliches zu gelangen.
Unerwarteter weise kamen wir gut voran was wohl daran lag das die Längen leichter waren als eingestuft. Wir haben hier im Tsaranoro Tal bereits 7a+ Längen geklettert welche schwerer waren als die meisten 7b+'s aus dem Topo von Mayan Smith-Gobat. Obwohl wir uns fühlten wie Geckos auf einer heißen Herdplatte war die Kletterei echt toll nicht zu leicht und nicht zu schwer. Als wir das Tagesziel, den Start der 8a Länge erreicht hatten war es erst 14:00 Uhr. Einmal musste ich bisher die engen Schuhe anziehen aber ein zweites mal halten meine gequälten Schuhe das definitiv nicht aus. Zur Abwechslung hing die Crux mal über und der Granit war besonders rau und grobkieselig. Obwohl alles bei mir bisher im o.s./Flash ging versuchte ich es hier gar nicht erst und probierte ausgiebig bis ich die leichteste Lösung gefunden hatte. Issy konnte diese auch gleich durchsteigen und war überglücklich. Jetzt fehlten nur noch 2 Längen und eine würden wir sicher noch schaffen, aber das musste ja nicht mehr sein. Im Nachhinein denke ich sogar das wir ohne großen Haulbag alles in einem Tag geschafft hätten aber wir wollten ja die Erfolgsversprechende Lösung. Schnell war das Portaledge aufgebaut und es wurde wieder eine grandiose Nacht sowie eine atemberaubende Morgendämmerung. Wir saßen in der ersten Reihe und unter uns brach die Wand 400m fast senkrecht ab. Vor unseren Augen schossen unzählige Schwalben vorbei die unsere horizontalen 2 Quadratmeter misstrauisch beäugten. Wie schön wäre es jetzt die Arme auszubreiten und mit ihnen ein paar Runden zu fliegen und die Wand auszukundschaften. Aber als Schwalbe ist Klettern ja vollkommen zweckfrei. Dann doch lieber ein sprichwörtliche Meise haben als ein Vogel sein. Als die Sonne langsam hinter der Kante verschwindet bauten wir das Portalege ab und machen uns auf den Weiterweg. Angeblich soll noch eine 7c+ und eine 7b+ kommen. Nach einer Stunde sind wir bereits fertig weil es wieder mal deutlich leichter war als angegeben. Nach etwas mehr als eine Stunde war der Klettertag bereits zu Ende. Unsere Einstufungen sind 7b und 7a+. Was wir aber als besonders schade empfanden ist, dass die Route mitten in der Wand endet, obwohl es noch mal 3 oder 4 schöne Längen bis zum Ende des Pfeilers wären. Zudem wird es nicht schwerer als 7a+ und es gäbe ein logisches Ende. Vielleicht erbarmt sich ja mal jemand und nimmt eine Bohrmaschine und 40 Haken mit.
Alles in allem eine tolle Route mit für unseren Geschmack zu guter Absicherung und auf jeden Fall in einem Tag zu schaffen.



Die 9.Sl von Zaza Be

Unser luftiger Schlafplatz nach der Crux, weil wir dachten es wird noch mal schwer.

Nacht und Tag geben sich die Klinke in die Hand.


Wenngleich wir gerne noch etwas geklettert wären, hatte das zeitige Ende doch sein guten Seiten. Wir konnten in Ruhe Packen und nicht dringend benötigtes Material den Einheimischen schenken. Da es im Ort einen Arzt gab schenkten wir ihm auch die Medikamente aus unserer Reiseapotheke inklusive der Malariaprophylaxe. Besser hier als bei uns Zuhause im Schrank.
Die Rückreise war noch mal anstrengend und abenteuerlich doch wir haben es überlebt. Statt zu Bremsen setzte unser Fahrer immer wieder die Hupe ein und statt zu Hupen gab er kräftig Gas . Diese Verhaltensweise mag in der Vergangenheit sicherlich auf einem Übersetzungsfehler bei der Ausbildung der Fahrlehrer beruhen, hat sich aber sowohl bei den Autofahrern als auch bei den Fußgängern eingeschliffen. Wir haben es jedenfalls bis zum Flughafen geschafft und fliegen nun nach Hause.
Mal sehen wo unser Felsfieber das nächste Mal zuschlägt.
Falls mal wieder was falsch geschrieben war, sorry es war wieder auf dem Telefon geschrieben.

So schön gehen die Tage in der Wand zu Ende..

und so schön endete unser Urlaub

Eine Sammlung von allen Topos des Gebietes die ich Auftreiben konnte, habe ich hier zusammengestellt:


https://www.dropbox.com/s/fxkjzhnbabpm2og/Collected%20Topos%20Tsaranoro%20Valley%202019.pdf?dl=0


Infos zum Gebiet, der Anreise usw. gibt es unter:
https://www.dropbox.com/s/mxnzvzm2gcvbken/Gebietsinfos%20Tsaranoro%20Tal%2C%20Klettern%20in%20Madagaskar.pdf?dl=0

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