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Mittwoch, 5. Oktober 2016

Noch einmal Sommer in Brentino (IT)


Blick von oben, gestückelt :-)
Das letzte lange Wochenende was bereits vor einem halben Jahr geplant war stand an und wollte zünftig genutzt werden. Chris-Jan hatte Frauenfrei und mein Nachwuchs wurde von meinen Eltern verwöhnt. Auch dieses mal ließ uns das Wetter im Stich denn der Winter kam gerade an diesem Wochenende in die Alpen zurück. Naja er kam spät und wenigstens hatten wir nicht die Qual der Wahl fürs Ziel. Es war denkbar einfach denn das Wetter war überall schlecht nur in der Nähe von Verona war es halt am wenigstens schlecht angesagt. Wie immer wenn man was möchte muss man sich sehr ins Zeug legen und es wurde eine anstrengende und sehr späte Anreis. Wir hatte zwar genug Gesprächsthemen, doch ich prophezeite bereits auf der Fahrt, dass wir am ersten Tag gewaltig auf die Nase fallen werden. Was dann ja auch kam, denn nach den 2-3h Schlaf dieser Nacht konnte selbst ich mich nicht als Ausgeschlafen bezeichnen. Dazu kam das die versprochenen Ostseite  des Monte Cimo (Gebiet Trentino) bis Nachmittags um 16:00 Uhr in der Sonne blieb.
Sektor Castel Presina am Monte Cimo


Destini Incrociati 8a, 6Sl, 140m( 7a+ obl) - Castel Presina
Die Sonne war noch nicht richtig hinter dem Berg hervorgekommen, als wir Einstiegen. Allzu oft hat sich gezeigt das zeitig Anfangen besser als gar nicht oben ankommen ist. Wir waren bester Laune und es sollte mit 7b los gehen. Da die Seillänge nur 17m war nahmen wir sie kaum ernst aber spätestens am 2. Haken holte mich die Realität ein. Der Fels war glatt, die Griffe weit auseinander und die Züge so schwer, dass diese 15m lang gar nicht gingen. Mut zur Lücke dachte ich mir und schaute mir die Stelle am nächsten Haken an welche genauso gut ging. Das war ja ein toller anfang. Wenn das 7b war, dann will ich nicht wissen was dann 4 Einstufungen schwerer bei 8a auf uns wartete. Wir machten zwar Scherze darüber das wir alt werden und das wir in 20 Jahren ca. 5-6 Tage brauchen um uns von solch einer Anreise zu erholen aber im Moment war das zum Glück noch nicht der Fall. Nur unter Aufbietung aller Motivation und Chris-Jans anfeuern konnte ich ganz knapp durchsteigen. Es fühlte sich aber eigentlich an wie 7c. Die nächste Länge war Chris-Jan an der Reihe und langsam kamen wir in Fahrt und es ging besser als nach dem Anfang befürchtet. So stiegen wir munter (noch) bis zum bequemen band vor der Crux. Dort machten wir Mittag und genossen unseren mitgebrachten Kuchen. Die Pause machte uns träge und sehr müde und so machte ich mich an die Arbeit die Länge auszubouldern. Was leicht anfing endete in einer aalglatten Platte mit weiten Hakenabständen. Ich kam mir etwas fehl am Platze vor weil die Hakenabstände waren über 3 Meter. Im gut kletterbaren Gelände sind auch 15m oder 20m zwischen den sicherungspunkten nicht weiter schlimm aber selbst unsereins muß sich irgendwo festhalten. Nach einigen Probieren fand ich die Griffe, welche Tropflöcher waren und somit nur von oben sichtbar sind. Währen Chris-Jan mit der Müdigkeit rang mühte ich mich von Haken zu Haken und fand doch noch eine Kletterbare Lösung. Es hätte mich nicht überrascht wenn ich diese heute nicht mehr durchsteigen würde aber eine noch größere Überraschung folgte. Chris-Jan stieg träge und müde ein doch wie die Wand schwerer wurde entwickelte er mehr und mehr Biss und ließ erst locker als er den Stand einhängte. Wow das Flash kam wirklich unerwartet. Ich quälte mich zwar durch diese und die nächste Länge war in Gedanken jedoch bereits bei meinem Kopfkissen und meine Unterarme machten Popeye Konkurrenz. Also hatten wir bereits ein Drittel des Programm fürs Wochenende rein. Beim Abseilen waren wir erstaunt festzustellen, dass die Wand leider nur 120m hoch ist und die Angegebene Kletterlänge von 200m wahrscheinlich die Fehlversuche von gescheiterten Durchstiegen mit einbezogen hatte.
Der Sektor Castel Presina ist sehr belieb.
Topo Destini Incrocati


La Divina Commedia  8a?, 6 Sl, 120m (7a obl) - Castel Presina
Da es die ganze Nacht und am Morgen regnete schliefen wir uns richtig aus und standen  erst 10:30 in einer Regenpause wieder vor der Wand. Da es nicht nach Wetterbesserung aussah hatten wir uns in der Wandmitte die Steilste Route ausgesucht. Leider war die letzte Läng die Crux und ebendiese war Plattenkletterei. Eigentlich voll unser Ding aber halt etwas blöd bei Regen. Gegen Mittag klarte es auf und die Sonne trocknete die Griffe zumindest halbwegs. Was etwas ungünstig war ist das die meisten Griffe Querbänder waren. Diese trockneten besonders schlecht und der Staub der in diesen Bändern lag war eine schleimige feuchte Masse. Dennoch fühlte sich die Kletterei sehr gut an und war meiner Meinung nach eher 7c als 8a. Vielleicht liegt das an meinen guten Varianten, aber Chris-Jan stieg erneut auf Anhieb durch und freute sich wie ein kleines Kind. Dieses mal hatten wir den Kuchen am Einstieg stehen lassen und als es nach dessen Genuss erst 15:30 Uhr war entschieden wir uns für eine 2. Route ohne Haulbag.

Topo La Divina Commedia.

Die 5. Sl. im Nebelmeer. Steil aber dankbar.

Das Stehbrett wurde wieder genutzt und sogar verbessert.

La passion 7b+ 120m (7a obl)
Die Route wurde als moralisch anspruchsvoll bezeichnet aber davon merkten wir nichts. Vielleicht waren wir ja auch erst richtig eingeklettert aber wir ließen einige Bohrhaken aus um aus den 6 Sl (7a,7b, 6b+, 6b+, 7b+, 6c+) nur 3 Längen zu machen. Im Grunde war das auch nicht schwer, denn nur bei den letzten beiden Längen wurde die Mitte unseres 70m Seiles beim Sichern ausgegeben. Auch Abseilen war mit 70m problemlos mit etwas anpendeln möglich. Von 7b+ merkten wir nicht viel, denn rechts der Crux konnte man 1-2m rechts vom Haken mit einer hohlen Rippe für 7a+/7b hochklettern. Das war zwar auf Grund der echt gruseligen Rippe moralisch aber bestimmt nicht so gedacht. Wir waren uns jedoch einig, dass wir uns von Bohrhaken keine Linie aufzwingen lassen. Etwa 1h 40 min nachdem wir eingestiegen sind standen wir wieder am Einstieg und hatten bereits die 3. Route des Wochenendes geklettert.

Tra Nuvole e Sogni 8a, 200m (7b obl)
 Der 3. Tag begann wieder sehr zeitig, denn wir brauchten noch etwas Zeit für die Heimreise und der Zustieg war heute auch mit ca. 1h deutlich länger als die 15 min Abstieg vom Vortag. Wir mussten sogar etwas suchen um die Route zu finden und wir sind sogar daran vorbeigelaufen, weil in der 3.Sl ein Fixseil hing um beim Abseilen das Erreichen des Standes zu vereinfachen. Obwohl diese Route von den gleichen Erstbegehern wie am 1. Tag war, kamen sie mittlerweile mit weniger Haken aus und diese steckten deutlich höher als uns beiden angenehm zum einhängen war. Ich bekam in der ersten Länge richtig dicke Arme und Angst hatte ich auch etwas. Auch in der Crux bekam man nichts geschenkt, nur das es dieses mal ein Überhang mit weiten Zügen an Leisten und Sintern war. Sogar ein Knieklemmer war im Dach hilfreich um etwas Kraft zu sparen denn was folgte war ein megaweiter Schnappe an den nächsten Winter. Alles in allem kein Spaziergang aber immer noch angenehm im Vergleich was bei der 4. Länge auf Chris-Jan wartete. Fast jeder Haken steckte zu Hoch, der Fels war sehr unübersichtlich und etwas splittrig. Die kletterbare Linie schlängelte sich immer um die Haken herum und einmal musste Chris-Jan sogar den Klemmkeilentferner als Skyhook zweckentfremden um zum nächsten Haken zu kommen.
Chris-Jan in luftiger Höhe überm Tal der Esche.

Es mag zwar schadenfroh klingen ist aber nicht so gemeint und nur ein kleines bisschen gerecht das es auch einmal Chris-Jan erwischte die Länge auszubouldern und die Griffe zu suchen und ich davon profitieren konnte und auf Anhieb nachstieg :-). Das war auch gut so denn die 2h die das Ausbouldern dauerten fehlten uns natürlich am Ende. Es blieb spannend und es gab in der 6.Sl noch mal eine unangenehme Plattenstelle zwischen den Haken. Die letzte länge war noch mal ein krönender Abschluss mit tollen Tropflöchern bevor wir eilends ins Tal und wenig später wieder in die verregnete Heimat düsten.
Topo Tra Nuvole e Sogni


Wer jetzt nach dem Sinn der "Quälerei" fragt dem sei gesagt, dass wir uns zufrieden und glücklich auf den Heimweg machten und zudem mindestens eine Woche Ruhe vor dem Kletterfieber haben werden. Naja, vielleicht auch nur ein paar Tage. Aber wenn man im Winter, weit entfernt von den eigentlichen Zielen, fleißig trainiert, dann kann man noch von diesem Glück und der Zufriedenheit zehren.
Salamitaktik: Abgehangen und ..
.. zufrieden.


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