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Montag, 17. Juli 2017

Eine Reise durch die Geschichte der Dolomiten


Die Südwand der Marmolada läßt Kletterherzen höher schlagen
Es gibt kaum ein Gebiet in den Alpen , in dem so viel Geschichte geschrieben wurde wie in den Dolomiten. Damit meine ich nicht nur die Geschichte die mit dem Klettersport in Verbindung steht sondern auch die Dramen die sich dort im 1. Weltkrieg unter alpinen Bedingungen abgespielt haben. So atemberaubend die Landschaft auch ist, so Wechselhaft ist auch das Wetter. Unter diesen Bedingungen wurde ein Stellungskrieg geführt und ganze Berge
durchbohrt um dem Feind in den Rücken zu fallen. 100 Jahre später findet auf vielen dieser Wege die friedliche Eroberung der Berge und der Region statt. Ein Hauch des Leidens erfährt mann, wenn man schwer beladen seinen Rucksack mit Lebensmitteln und Wasser für eine Woche den Berg hochschleppt und im Hochsommer sowohl segende Hitze als auch bitteren Frost erlebt. Dies nur vorab zur Einstimmung.

No Credit 9/9+ 300m

Topo No Credit, Tofana

Ungewöhnlicherweise ging es Samstag Nachmittag los und so kamen wir gegen Mitternacht erst todmüde an der Tofana an. Wir hatten eine Woche Zeit und wollten größtenteils an der Marmolada klettern. Jedoch sagte die Wettervorhersage jeden Nachmittag Gewitter vorraus. So standen wir nach 4h Schlaf auf und stiegen gegen 6:00 Uhr in "No Cedit" an der Tofana ein. Zum einen wollten wir uns an das teils splitrige Gestein in den Dolomiten gewöhnen, zum Anderen an die für uns etwas ungewöhnliche Absicherung mit Normalhaken. Unsere erste Route kam auch gänzlich ohne Bohrhaken aus, ohne das die Absicherung irgendwann exrem unangenehm war (nur die Sl nach der Crux ist etwas spärlich) Nur irritierte es uns, dass die Finger fast am Fels festfrohren und die Einstufung eher gutmütig war. Auch der Fels ist nicht immer bestens. Doch der Anfang war gemacht und kurz nach der Ankunft am Auto 10 h später kam das obligatorische Gewitter. Gutes Timing ist halt alles.
Die Vergletscherte Nordseite der Marmolada, auf der Rückseite liegt unser Ziel.
Wo soll es da hochgehen? Die Wegfindung ist in den Dolomitten beim Klettern immer ein Problem.
Beim Abseilen über No Credit, Tofana


 Am nächsten Tag kam ein langer quälender Aufstieg zum Passo D'Ombretta wo wir uns für eine Woche in der Biwakschachtel einrichteten. Naja mir fällt beim Gewicht unserer Rucksäcken eigentlich nur ein, dass diese von Anfang an sehr unangenehm auf dem Rücke drückten aber als dann noch die 10 l Wasser gut 1h unter dem Pass dazu kamme waren sie echt die Hölle. Die dünne Luft und der herraufziehende Regen taten ihr übriges, dass wir vollig außer Atem am Biwak ankamen.
Die Biwakschachtel ist ein super Ausganspunkt für unsere Unternehmungen, ein perfekter Schutz vor den Elementen und ein Raumwunder. Falls ich mal wieder jemanden über ein zu kleines Hotelzimmer klagen höre kann ich dann nur schmunzeln: 9 Betten auf maximal 7 Quadratmeter. Das ist wirklich eng aber zumindest trocken. Im Gegensatz zu den Stollenlöchern die es hier am Pass auf 2700 m Höhe gibt und welche den Soldaten als Unterstand dienten.
Mal eine Andere Variante eines Wetterberichtes, besser sah dieser auch nicht aus.

Unser Domiziel für die nächste Woche. Nicht Groß, aber warm und trocken.


Nach sehr ergibigen Regenfällen und eisigen Temperaturen kletterten wir nur eine kurze Route (Via Gorbi) mit Eisfingern und wählten die Routen in der Westseite ab da es leider viel zu kalt dafür war. Deshalb stand der Entschluss fest, das es am nächsten Morgen in die "Via della Cattedrale" gehen sollte da das Wetter etwas stabiler sein würde.

Cattedrale 8a+ , 850m, 19 Sl
Topo Cathedrale aus einem Alten Zeitungsausschnitt.

Alles war gepackt und der Wecker war auf 4:00 Uhr gestellt als wir plötzlich Besuch bekamen. Es waren zwei Belgier (Siebe & David) mit sehr wenig Gepäck und ihr Ziel war genau die gleiche Route welche wir klettern wollten. Das war natürlich eher unpraktisch aber ändern konnten wir das nicht. So unterhielten wir uns über die verschiedenen Strategien der einzelnen Seilschaften um die beste Reihenfolge zu bestimme. Die Belgier wollten schnell und leicht unterwegs sein und hatte nur 3 l Wasser, eine Schlafsack und keine Isomatte dabei. Zudem hatten sie nicht vor eine Länge nach einem Sturz noch einmal vorzusteigen. So ließen wir den beiden den Vortritt und uns schauderte bereits bei dem Gedanken welch eisige Nacht die beiden in der Wand erleben würden. Da auf dem Band nur eine Höhle sein sollte, nahmen wir sicherheitshalber noch das Zelt mit, denn es sollte Nachmittags wie immer gewittern.
Nach dem untergang des Mondes, kündigt sich der Sonnenaufgang am Horizont an und es ist wie immer Bitterkalt. Auf dem Zustieg mit dem großen Rucksack wird es aber schön warm werden.


Auch die Stienböcke sind schon auf den Beinen.

Wir ließen beiden ca. 30 Min Vorsprung und wir wurden mit unserem großen Haulbag anfangs stark belächelt. Wegen des Wetters hatten wir auch mehr dabei als üblich und wir kamen ca. auf 30 kg. Das war wenn man mit dem Sack klettern mußte echt unangenehm aber das hatten wir auch nicht vor. Wir waren auf jeden Fall gut gerüstet, denn wir hatten sowohl 2 Biwacksäcke, 2 Hängematten für ein Biwak unter dem Dach und Hammer sowie einige Normalhaken dabei, denn in der Route gab es keinerlei Borhaken. Trotz unseres schweren Gepäcks waren wir nicht langsamer als die Belgier und wir liefen mehrfach auf was zeigte, dass solange wir den Sack haulen konnten wir schnell waren.
Das machte es nicht nur entspannt für uns, wir konnten auch den onsight - Versuch der Schlüsselänge beobachten. Das war sehr beeindruckend und wenn Siebe nicht in der Mitte am Zwischenstand ausgebrochen wäre hätte er es problemlos geschafft. Das war eine beeindruckende Leistung zumal es ein riesiges pumpiges Dach war. Also klettern konnten die beiden richtig gut. Obwohl viele Expresschlingen bereits fix hingen, um bei dem "S" was man klettern musste den Seilzug zu verringern, ging ich es langsam an und boulderte die Züge aus. Die 10 vorherigen Längen steckten mir in den Armen und ich mußte mit der Kraft haushalten um eine Chance im Durchstieg zu haben. Es waren sehr weite athletische Züge und extrem pumpig. Als Issy an der Reihe war legte er eine beeindruckende Show hin. Er kämpfte sich im flash durchs Dach bis zur Dachkante. Er hatte einen Fuß und beide Hände bereits über der Dachkante als ihm die Spannung zusammenbrach und er leider rauskippte. Das war so knapp, das ich es kaum fassen konnte.
Die Boulderstelle der 7b-Länge lößt sich schneller auf als gedacht.

Issy in der Crux (10. +11. Sl) einem riesigen Dach. Falls das Wetter bis hier hin schon schlecht werden sollte wollten wir unsere Hängematten unter das Dach hängen. Diese Luftige Nacht blieb uns jedoch erspart.

 Als ich wieder an der Reihe war, war ich genauso platt, kam aber einen Zug weiter und stand freihändig überm Dach. Viel Reserven waren nicht mehr da und uns drückte die Zeit im Nacken, so das Issy keinen Versuch mehr machen wollte. Später merkten wir das dies auch besser so war. Wir merkten, dass uns das Haulen und das Klettern ganz schön ausgelaugt hatten aber wir mussten schnell weiter. Wir kletterten bereits seit Stunden in den Wolken und freuten uns schon auf die leichten Längen zum Band. Diese waren leider so liegend und so strukturiert, dass wir den Rucksack im Nachstieg auf den Rücken nehmen mußten. Das war in unserem Zusand das letzte was wir brauchten aber da mußten leider durch und zwar zügig.
Wieder einmal schien unser Timing perfekt zu sein, den kaum das wir beide am Band waren, fing es an zu Regnen. Bevor es richtig mit Hageln und schütten anfing suchten wir die kleine Biwakhöhle auf in dessen hintersten Winkel wir es uns gemütlich machten. Die Belgier hatten die letzten 5 Längen noch geklettert weshalb sie 15 min nach uns aber patschnass in der Höhle ankamen.
Unsere geschütze Höhle im rechten Teil des Großen Bandes nach Sl 15. Der vordere Teil wird bei Regen etwas nass, Läßt sich mit einem Biwaksacl aber abspannen.

Als es nach 60 min aufgehört hatte zu regnen blieb ihnen nichts weiter übrig als mit den nassen Seilen weiter abzuseilen, denn mit der Ausrüstung die sie dabei hatten und den nassen Sachen wäre die Nacht eiskalt geworden. Wir boten ihne, was warmes zu Trinken, die trockene Höhle und unsere Biwaksäcke an aber sie wollten lieber abseilen. Am Ende war das auch die beste Entscheidung, solange das Seil sich beim Abziehen nirgends verhängt. Wir machten es uns in der Höhle bequem und stiegen am nächsten Tag die verbleibenden 5 und teils brüchigen Längen auf die Felsnadel welche das Ende der Route markierte. Nach etwas mehr als 2 h Abseilen standen wir wieder am Einstieg und liefen mit gefüllten Wassersäcken zurück zu Biwakschachtel.
Und die Moral von der Geschicht: Spare an warmen Sachen und an gutem Timing nicht.
Nach einer taghellen weitern Vollmondnacht ein toller Morgen mit Blick aus unserem Biwak.

Die 2.Sl nach dem Band hat anfangs tollen Fels aber die Routenfindung sowie die Absicherung ist anspruchsvoll. Die 3. Sl nachdem  Band ist teilweise extrem brüchig.

Kurz unter dem Gipfel der Orgelpfeife.

Nach etwas mehr als 2h abseilen sind wir wieder am Einstieg und konnten noch mal alle Längen aus einer anderen Perspektive betrachten.


Coitus Interructus + Specchio di Sara 7c/7c+ 350m, 10Sl
Wie immer wenn man ein Ziel erreicht hat ist man auf der Suche nach etwas neuem. Was ist da besser als ein Tag mit schlechtem Wetter. Diese verbrachten wir wieder in der Biwakschachtel am Passo D'Ombretta. Unsere Hoffnung auf die Larcher Vigiani waren für dieses mal gestorben. Das Wetter stabilisierte sich zwar fürs Wochenende, es waren jedoch -5 Grad auf Gipfelhöhe der Marmolada angesagt, was für die Westseite leider viel zu kalt war. 
Eher spontan fiel unsere Wahl auf Coitus Interructus weil diese schwer genug war und dann weiter die schweren Längen von Saras Spiegel zu klettern um den Tag zu füllen. Dazu sollte man erwähnen, dass die beiden Routen verschiedener nicht sein könnten. Das Gestein ist bei beiden fantastisch ( außer 1. + 3. Sl). Bei den ersten beiden Längen sind uns fast die Finger abgefrohren, weil die Sonne noch nicht den Nachtfrost vertreiben konnte. Der Wind ließ auch nicht gerade Gemütlichkeit aufkomme. Die Crux war einfach nur genialer Hochgebirgskalk mit guten Löchern und weiten Zügen. Die Absicherung war gut und die Schwierigkeit moderat ca.7c ( nicht 7c+/8a wie eingestuft ). Issy konnt die Länge ohne Probleme im flash Klettern ohne dicke Arme zu bekommen. So stieg ich halt im Nachstieg durch und das mit ganz bequemen Schuhen. Das war schneller so und ich kletterte gleich weiter in die nächste Länge von Speccio di Sara und mußte mein Blaues Wunder erleben. Wir wußten, dass die Bewertungen bei Speccio staff werden würde, aber so etwas hatte ich nicht erwartet. Von Beginn an kämpfte ich mit dicken Armen und schnappte vor Entkräftung mehrfach wild nach Löchern an welchen ich immer gerade noch so hängen blieb. Es war ein nicht enden wollender Kampf den ich nur sehr knapp für mich entscheiden konnte. Es ist sonst nicht gerade meine Art weit über der letzten Sicherung unkontrolliert ins unbekannte zu Schnappen aber ohne dies wäre ich ganz sicher durch die Luft gesegelt. Total am Ende kam ich am Stand an und Issy ging es im Nachstieg ebendso. Wir hätten beide 7c statt 7b gegeben. Auch das die Länge vom Anspruch schwere wie die Crux von Coitus wird, hätten wir nicht gedacht. Mit der richtigen Einstellung und von jetzt an mit guten Schuhen ging der Rest besser. Die Crux von Speccio ließ sich am 1. BH mit einem Linksbogen gut lösen und war eher eine Einzelstelle. Alles in allem eine tolle Kombination, aber die Schwierigkeitsgrade könnte man Anpassen um die böse Überraschung zu vermeiden. Neben uns kletterten zwei Österreicher in Invisiblis was auch sehr genial aussah doch diese müssen wir uns fürs nächste Mal aufheben.
Ich habe nun so viele tolle Routen an der Marmolada auf meiner Wunschliste, dass ich auf jeden Fall wiederkomme. Ich freue mich schon auf das nächste mal mit hoffentlich mit besserem Wetter.
Die 2. Länge von Coitus Interructus. Es war so kalt, das ich die Griffe nicht spürte. Zum Glück stürt man dies nicht beim Betrachten des Bildes, sonst wäre hie Daunenjackenpflicht oder Erkältungsgefahr.

Der Beginn der Crux, einfach nur genialer Fels.

Der Anfang der Crux 7b+ der Specio. Diesen Stand nutzt auch die Invisiblis.

Der Fels bleibt toll in der 7a+ und macht Lust auf mehr.


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