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Samstag, 10. August 2019

Flatanger, hier haben die Wikinger ihre dicken Oberarme her



Blick vom Berg in dem die Hanshallarengrotte ist auf Strøm Guard und den kleinen Fjord.

Auf dem Rückweg von den Lofoten war es mal wieder Zeit etwas für die Ausdauer zu tun. Dieses mal waren nicht die Beine und Waden die gefordert werden sollten sondern die Bauchmuskeln sowie die Ober- und Unterarme. Das war auch gut so, denn das schwere Sportklettern kam bei mir in den letzten Jahren deutlich zu kurz. Das lag zum einen an den vielen Familienurlauben in Bleau zum anderen an der Leidenschaft für große Wände.


Unsere Reise ging in die Region Flatanger. Die Hanshallaren Grotte ist wahrscheinlich eine der größten Granitgrotten weltweit. Spätestens nach Change 9b+ und Silence 9c dürfte jeder von diesem Gebiet gehört haben und die Kletterei und das Ambiente ist wirklich magisch. Der Granit ist rau und die Strukturen erinnern eher an Sandstein. Das Camp also der Zeltplatz von Olaf ist idyllich gelegen und Kindern zahlen erst ab einem Alter von 10 Jahren. Man kann gleich um die Ecke ein paar Fische zum Abendessen Angeln, es gibt einen Klettersteig und auch leichte Kinderfreundliche Routen. Mehr infos gibt es hier: https://climbflatanger.com/
Der Zeltplatz, und auf der Rückseite des Berges dahinter erreicht man in 20-30 min die Grotte.

Ich ware bereits vor 4 Jahre hier und ich hatte noch eine Rechnung offen. Damals bin ich am letzten Tag ,nach über 160 Zügen, beim letzten Zug von Nordic Plumber rausgekippt. Nach über 1h in dem Dach zögerte ich beim letzten Zug zu lange und mir ging die Kraft aus.

Um das zu vollende war ich und es würde ein anstrengender Weg werden alleine die Züge auszubouldern ist ein Aufgabe. Dies dauerte 2 Tage
und ich boulderte in mehreren Abschnitten mindestens einmal durch die Route. Die Einzelzüge mussten erst eieder augetüftelt und eingeschliffen werden und das strengt natürlich extrem an.
Wir wechselten uns ab und stiegen mit Steigklemme zu unserem Höchstpunkt auf. So mussten wir nich immer mühsam von unten starten.

 Das Erste kleine Zwischenziel hatte ich schon mal erreicht, alle Einzelzüge ginge. Das muss bei so einem Ausdauerhammer noch nichts heißen aber war doch schon ein Anfang. Für diese Route hatte ich mich mit Ådnem einem Local aus Oslo verabredet. Es war ein riesiger Vorteil das wir zusammen das gleiche Projekt hatte, denn so konnten wir uns abwechseln und waren in Gedanken permanent in der Route.
Die Züge vom Einstieg Nordic Flower. (Griffe schwarz, Füße und Knieklemmer blau) 

Die Züge von Nordic Plumber (Die Griffe sind grün und die dazugehörigen Griffe rot)

 Ich hatte die Züge notiert und meine Lösung war dieses mal fast wieder genauso. Man konnte die Route quasi in 3 Abschnitte einteilen:
-Nordic Flower bis zum Seilwechselpunkt (8b)
-der Abzweig in den Nordic Plumber mit einer Schlüsselstelle in der Mitte zu einem guten Schüttler
-und die Abschlussrampe ( beides zusammen auch 8b)
Nach 50 m Kletterei ist man am Ende des Sloperbandes (oberhalb des schwarzen Loches in der Mitte) aber gerade mal durch die halbe Grotte geklettert.

Die Abschlussrampe (7a+ Fb )ist ein Sloperband das nach hinten immer schlechter wird. Dort die richtige Sequenz zu haben ist das allerwichtigste. Da zu zögern bedeutet runter zu fallen. Selbst das Einhängen ist dort eine Crux. Aus diesem Grund hatte ich extra ein neues und noch ganz glattes Seil für den Durchstieg mitgebracht.
Nachdem Ådne und ich wie zwei Anfänger 2 Tage die Route hoch und runter gebouldert waren, war es so weit, ich konnte den ersten Durchstigsversuch wagen. Als der Start klappte war dieser gar nicht so schlecht. Ich fiel nach 2/3 der Route an der mittleren Crux. Grund dafür war, weil ein Fußklemmer nicht halten wollte. Als ich beim nächsten Versuch wieder an der Stelle fiel bemerkte Ådne, dass ich die Schuhe ja gewechselt hatte. Es war beim Ausbouldern der Miura und im Durchstieg der Miura VS. Der Klettverschluss hielt einfach nicht so gut im Riss. Also Schuh am rechten Fuß gewechselt und der Fuß klemmte wieder sichere. Der Tag war leider gelaufen, denn nach 2 Versuchen konnte ich den Boulder am Einstieg nicht mehr Klettern.
Der Einstigsboulder von Nordic Flower ist extrem atlethisch  ...


... geht für mich nur mit dem Knieklemmer links und ist leider oft feucht.

Obwohl der nächste Tag bereits der 2. Tag nach einem Ruhetag war reichte es für den Durchstieg von Nordic Plumber. Endlich mal wieder eine 8c und es lief alles wie am Schnürchen. Dennoch war es oben auf der Rampe knapp aber dort hat die Routine übernommen und gesiegt. Die Freude war groß, dass ich bereits nach 4 Tagen durchsteigen konnte.
Beim Durchstieg von Nordic Plumber noch im 1. Teil

Bei der Neigung ist jeder Ruhepunkt wilkommen. Da die meisten Ruhepunkte mittels Knieklemmer sind empfehle ich 2 Kniepads.


Die sehr internationale Belegschaft in der Grotte war eine angenehme Gemeinschaft aus Franzosen, Italienern, Schweizer, Östereichern, Tschechen und Skandinaviern die sich über jeden erfolgreichen Durchstieg freute egal wie schwer die Nummer dahinter ist. So wurde auch mir Gratuliert was die Freude natürlich auch verstärkte.

Am nächsten Tag gelang mir noch Trolls Hammer eine 8c mit einem andere Einstieg der mir deutlich schwere viel. Da Ådne jedoch nach einer guten Woche wieder nach Hause musste probierte ich nichts neues schweres mehr.

Im Durchstieg von Trolls Hammer bei meiner Lösung der mittleren Crux ...

... wenn der Fußklemmer hält wahrscheinlich die leichteste Lösung.

Besonders nach den Lofoten fiel mir auf, wie erholsam doch Sportklettern für den Geist ist. Man muss nicht ständig über Logistik und Absicherung nachdenke. Mann kann in den Kletterpausen mit anderen über die kleinen und großen Fragen des Lebens philosophieren. Zudem ist man abend genauso platt und geschafft. Also muss ich halt wieder mehr Sportklettern und Flatanger ist ein tolles Sommerziel. Also bis zum nächsten Mal Norwegen.

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