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Mittwoch, 7. Juli 2021

Dolomiten - Klassik und Moderne

 

Der Lankofel am Sellapass im Morgenlicht

 Endlich war wieder mal Zeit mit Stephan Isensee aka Issy große Wände unsicher zu machen. Als grobes Ziel stand die Marmolada auf dem Program. Nach Ankunft im Regen und sehr kurzer Nacht kletterten wir am Piz Serauta in der Route "Scacciadiavoli" bis zum Biwak. Ein Schöner Platz wo 2 Personen bequem hintereinander auf einem Felsgrat schlafen konnten.

Zustieg an der Marmolada zum Pitz Serauta



Da wir sehr müde waren ging es zeitig ins Bett doch es wurde alles andere als eine Erholsame Nacht. Mehrere Stunden lang wurden wir von einem Gewitter heimgesuch und gequält welches wir nicht eingeladen hatten. In diesem Moment wären wir beide lieber woanders gewesen. Am nächsten Morgen war die Wand nass und unsere Sachen trotz Biwaksäcke feucht. Wir waren zudem total übermüdet und seilten deshalb ab. Entgegen der Vorhersage kam an diesem Nachmittag kein Regen aber wir waren vorsichtiger geworden. In der nähe der Fixseile schlugen wir unser vorsorglich mitgebrachtes Zelt auf und versuchten zu schlafen. Das ging jedoch mehr schlecht als recht denn die Sonne brannte auf uns nieder. 

2 Längen vor dem Biwak in Scacciadiavoli

Der Biwakplatz, zwar flach aber es geht rechts und links nach unten...

...wenigstens der Haulbag steht gut.


Naja scheinbar kann einem das Wetter es nie recht machen.

Ein halbwegs flacher Platz unterhalb der Marmolade...

... zeugt noch immer von den greultaten die in den Dolomiten verübt wurden. Dort mußten Bergsteig gegen Bergsteiger kämpfen und nebenbei versuchen das harte Leben am Berg zu überleben.


Am nächsten Tag war es endlich soweit einen zu Kalk erstarrten Klettertraum anzugehen. Invisiblis heißt die sparsam mit Bohrhaken von Rolando Larcher eingerichtete Linie. Die Kletterei spielt sich hauptsächlich an sehr glatten Platte ab wo zum Glück immer wieder Löcher kommen. Leider kann es mitunter den Hormonspiegel etwas durcheinander bringen wenn man bei der Absicherung im höchsten Tritt stehend den nächsten Griff nicht erreicht. Einmal klappte es mit Springen das andere Mal raubte es mir den letzten Nerv und das on sight. Auf jeden Fall ein Highlit diese Route. Nach 10 h standen wir wieder am Einstieg und das ganz ohne Regen.

Wer dem Gewitter entgehen will muß zeitig aufstehen.

Issy in der 3. Sl. Es war noch ganz schön kalt am Morgen.

Die 3. SL von oben Fotografiert

Die 4. Sl war ein Genuß, obwohl die Sicherung zum Teil etwas großzügig war.

Issy in der 5. Sl ie ausdauenrste aller Längen.

Die 6. Sl ist für kleine leider die unangenehmste weil ein extrem weiter Zug zum 1. BH die unangenehmste Stelle der Route ist.


Am nächsten Tag machte uns ein morgentliches Gewitter einen Strich durch die Rechnung und wir stiegen zum Auto ab.
Was machen wir nun? Der Wetterbericht war nicht sehr stabil, also nichts mit großen Wänden. Wenn es da etwas später wird müßte man im Gewitter Abseilen. Falls es nur mal eine Stunde regnet wäre das nicht das schlimmste. Dafür hatte ich eine Lösung dabei die mit 600g deutlich leichter war als das Rainfly vom Portalege. Durch die mit Freesole eingeklebte Schlinge könnten wir mit Sack und Pack am Stand hängen und würde trocken bleiben. Sicherlich ist die Verpackung einer 2m x 1m großen Matratze noch Verbesserungswürdig. Sowohl was Platz, als auch was Atmungssaktivität angeht. Ich hatte zumindest einen Überdachung für eine Atemschlitz vorgesehen.

Das selbsgebaute Rainfly mit dem wir das Gewitter in der Wand am Hängestand aussitzen wollten. Die Schlinge ist mit Freesole eingeklebt. Das Ganze system geht natürlich noch besser mit einem Biwaksack oder mit stark atmungsaktiven wasserabweisenden Material.


Was also konnte man machen. Irgend eine schöne Erstbegehung vielleicht. Ein paar Ideen hatte ich schon in der Nähe. Eine jedoch war bereits angefangen. Eine andere zu kurz für meinem Geschmack. Die letzte Variante war ein 500m langer Pfeiler westlich vom Fedaipass. Der nordwestliche Pfeiler vom Roda De Mulon sah bisher am verführerichsten aus. Zwei steile Pfeiler zeigten auf den vergrößerten Fotos goße Löcher. Fast so wie an der Marmomada Südwand auf der anderen Seite des Berges. Also eine Zustieg und eine gedachten Weg nach oben gesucht, geplant und gepackt. Unsere Strategie war schnell und ohne Fixseile unterwegs zu sein. Zudem planten wir 1-2 Nächte in der Wand. Dazu wollten wir uns von Rissen und Verschneidungen fenrnzuhalten, weil trotz ausführlicher Recherche anzunehmen war, dass diese schon mal durchstiegen wurden. Zudem wolten wir so wenige Bohrhaken wie möglich verwenden wenn das Gelände leicht ist.

Die Linie die wir an der Roda De Mulon in Angriff nehmen wollen geht in der Mitte durch die Pfeiler.

Lange Geschichte kurz gefasst. Die Wand war höher als gedacht, unsere Seillängen wurden trotz Bemühungen mehrfach länger als 60 m und und das Gelände war zum Haulen eher ungeeignet. Dazu kam, dass wir erst nach 6 Längen am ersten Pfeiler waren. Der Fels dort war jedoch so gut wie erwartet. Große Löcher und fester Fels machten richtig Freude. Sechs Bohrhaken und ein seichter Riß am Ende sogten für rasches vorankommen und Erstbegeherfreude auf 60m. Am Ende des Tages hatten wir auf 8 Seillängen & ca. 460 Klettermetern erschlossen. Abgesehen von den Ständen hatten wir dabei nur 18 Bohrhaken verwendet. Am Fuße der Headwall angekommen wurde es endlich steiler. Wir entschieden uns hier die Nacht zu verbringen da ein besser Platz nicht in Aussicht stand. Der Schlafplatz ist gut mit Hängematte aber eine flache Stelle zum Schlafen gab es leider nicht. Die 2. Hängematte lag leider noch zu Hause. Mist! Das Beste war ein schulterbreiter und gestufter Kamin wo man notfalls sitzen konnte. Ein Freund sagte mal: "Lieber eine Stunde gegraben, als die ganze Nacht schlecht geschlafen." Da ist viel Wahrheit in dieser Aussage. So macht ich mich an die Arbeit. Am unteren Ende des Kamines stapelte ich Steine zu Trockenmauer und oben grub ich den Schotter ab. Das Ergebnis war ein ebene Fläche von 60 cm x 100 cm. Die Füße hingen in Seilschlaufen. Als das alles fertig war und ich endlich im Schlafsack lag, konnte ich die grandiose Aussicht auf den Langkofel genießen. Zudem war die Stimmung magisch. Im Tal brannten bereits die Lichter und Issy hing unter mir in der Hängematte. Hier oben schien die Zeit still zu stehen. Irgendwann wanderten meine Gedanke zur Schlüssellänge genau über uns aber das Problem stand erst am nächsten Morgen auf der Tagesordnung.

  


Issy gut gelaunt trotz kalten Abendessens aus der Kartoffelbreitüte.
Issy hangt ab in der Hängematte mit 5 Sterne Blick.
Der Tag neigt sich dem Ende zu. Zum Glück blieb uns ein Gewitter in der Wand ersparrt sonst hätte es mich aus meinem Kamin rausgespült.






Nach einem ebenso magischen Morgen gab es wegen der Kälte das Frühstück im Schlafsack. Nach langem anschauen der Headwall hatte ich zuerst eine gerad Lösung 10-15m links des Standplatzes probiert. Leider fehlte an dieser Stelle ein Griff bzw. Tritt und es mußte eine andere Lösung gesucht werden. Diese bestand darin das man den Kamin ca 10-15 m hochklettert und dann auf einem Band zum 1. BH quert. Die Reibungsstelle unterhalb des BH war etwas kniffeliger als gedacht. Ich weiß nicht ob dies an den kalten Füßen, der Bohrmaschine auf dem Rücken oder den 8 BH und zahlreicher Friends lag. Es war auf jeden Fall kniffelig. Leider bekam man mit dieser Lösung auch einen gewaltigen Knick ins Seil uns somit Seilzug. Was wenig später war die reinste Freude. Fester glatter Kalk, nit Löchern und weiten Zügen. Ungefähr so müssen sich die Erstbegeher in Ceüse gefühlt habe. Es ist der absolute Wahnsinn. Immer wieder kommt ein Loch und die Züge gehen gut auf. Dennoch ist nach dies nach mit 7b+/7c die Cruxlänge. Leider war uns das Glück nach dieser Länge nicht mehr ganz so hold. Wir hatten vor gerade weiter bis zum Gipfel zu Klettern aber die Löcher hörten leider auf. Die vorhandenen Rippen waren zudem brüchig und genau über unserem Standplatz. Rechts von uns kam eine alte Route mit Fichtelhaken hoch die mit der vorhandenen Absicherun eher schwer freikletterbar war. Was also tun? Zusätzliche Haken in eine bestehende Route schlagen wollten wir nicht. Am Standplatz die vorhandenen Haken durch sicheres Material ersetzen ist etwas anderes. Zu unserem Glück sah Issy neben der alten Route ein paar neue Bohrhaken blinken und wir konnten im Rechtsbogen weiterklettern. Eine Standplatz der anderen Route überstiegen wir dabei und so wurde der Ausstieg noch schön und das Abseilen über die Route war weiterhin möglich. Nur die letzten beiden längen sind abseiltechnisch eher schlecht, weil sich bei den linksansteigende Rampen das Seil verhängen kann. Auf dem Weg nach unten punkteten wir noch die offenen Seillängen und beräumten die Wand im Bereich vom Seilverlauf von losem Gestein. Dennoch ist gerade bei den liegenden Längen Vorsicht das oberste Gebit und 2 mal 70m Seile sind obligatorisch.

Beim Bohren der Crux (9.Sl). Der Anfang war etwas unangenehm, weil die gerade Lösung leider nicht aufging aber ab dem 3. BH war es ein Traum wie in Ceüse.
Issy beim Versuch in der 10. SL links zu Klettern. Leider ging es am 2. BH nicht weiter.


So fand unser Abenteuer an der Roda die Mulon ein schönes Ende und passend zur Charakter der Wand gab es auch den Name:

Klassik & Moderne 7c 650m (7a obl.)
Material: 2 x 70m Seil
15 Expressschlinge
Metolius Mastercams von Gr 1-8,( 2-4 doppelt) Bei den BD cams wäre das von # 0.2- #3 (0.3-0.5 doppelt)

Die Stände sind nicht mit Schlingen verbunden und deshalb sind die V2A Haken beim Abseilen schwer zu sehen.
Anmerkung: Da die Cruxlänge anfangs weit links im leichte gelände quert haben wir wegen Seilzug für den Durchstieg den eine große Sanduhr und ein paar Freinds 6m links vom gebohrten Stand zum sichern verwendet. Viel Spaß beim Wiederholen. Über Feedback würde ich mich wie immer freuen.



Das fertige Topo unsere Route Klassik und Moderne, ein komplettes Topo mit Beschreibung und Zustieg gibt es am Ende zum Download.




Hier Das Topo zum Download mit Zustieg und Beschreibung in Englisch:

https://www.dropbox.com/sh/lkiesrs2zkxrpev/AAAngSykjjZMCnyUhzzscrV5a?dl=0



Schlusswort:
Wer denkt das Arbeit und Familie anstrengend ist, dem sei so ein Bergurlaub empfohlen. Wenn man dann zurückkommt, freut man sich auf den Altag zu Hause.



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