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Dienstag, 7. Juni 2022

Verdon - Arbre magique de rêve

 

"Le Duc" der Begin der für Kletterer so berühmten Verdon-Schlucht. 

Wer hat nicht schon mal von der Verdon-Schlucht gehört. Einer der größten und bekanntesten Täler Frankreichs. Viele nennen sie auch den Grand Canyon Europas. Dieser Ruf ist auch gerechtfertigt obwohl das Verdon nur 400m tief und nicht allzu breit ist. Beeindruckend ist sie besonders durch ihre steilen und glatten Kalkwände. Viele sagen, hier liegt die Wiege des Sportkletterns. Das auch zu recht, denn die Felsqualität ist so gut, das weltweit nur der allerbeste Kalk das Prädikat "verdonesque' erhält. 

Hier wurde mehrfach Klettergeschichte geschrieben und die aktuell zwei schwersten Routen in Frankreich ( DNA 9c und La Rage d'Adam 9b+) befinden sich hier. Alle Klettergrößen haben hier Routen erstbegangen oder alte Technorouten befreit. Dazu zählen unter anderen Patrick Edlinger, Jean-Babtiste Tribout, Catherine Desnivelle, Patrick Bérhault, Didier Raboutou, Lynn Hill, die Remy Brüder, Jerry Mofat, Steffan Glowatz, Bruno Clément, Adam Ondra, Seb Bouin und viele mehr.

Auch wir wollten unser Glück probieren, doch gefühlt kamen wir 30 Jahre zu spät. Ein paar Ideen kamen von Freunden und nach Rücksprachen mit Locals, konnten wir losziehen. Die Liste der Ideen war überschaubar, wurde aber konsequent abgearbeitet und eine Nachbarroute geklettert.


1. Tage "Baume aux Pigeon" - Dame Cookies 8a+ (150m)

Beim Zustieg zum Sektor muss man entweder Klettern oder Abseilen.


Nach einer langen Fahrt, ein toller Anfang in einer megaüberhängenden Wand an Löchern. Nach Aussage des Erstbegehers sei die Wand voll mit Löchern. Das stimmt leider nur in der Route selbst 3m rechts und links davon ist sie leider ziemlich glatt. Auch ein extrem luftiges Reinseilen von oben bestätigte die Glätte rechts der Route. Aber da wir diese tolle Route geklettert hatten war es kein verschenkter Tag. Nur die Einstufung ist sehr modern. Chris-Jan konnte ohne einen einzigen Trainingstag im Winter die 4. Sl die mit 8a bewertet war im flash klettern.

Die 4. Sl ist 8a und sehr lochlastig.

Die 5. Sl ist mit 7c+ eher technisch

Während wir in der Wand schwitzten genossen andere das kühle Nass.


2. Tag "Le Teillon" - Voie Bérhault 8a (220m)

Das Gebiet ist ca. 40 min von La Palud entfernt und mir bereits vor einigen Jahren aufgefallen. Hier gab es früher nur Techno-Klettertouren, weil es sehr viel Risse im besten Kalk gibt. Viele dieser Routen wurden neu eingebohrt und sind echt toll in Punkto Abwechslung. 

"Le Teillon", der zentrale Wandteil.


Wir hätten nach dem Vortag nicht gedacht das es besser geht doch es ging und es war fast wie im Yosemite. Es war alles dabei Pinscars, tolle Platte als Crux, Risse, Verschneidungen, eine Querung und Strukturen wie aus dem Bilderbuch. Nur für die warmen Tage ist die Wand leider nichts aber sonst eine echte Empfehlung. Leider waren die angedachten Linien alte Aid-Linien und daran wollten wir uns nicht vergreifen.

Die 4.Sl war mit 8a die Crux und eine eine bildschöne Platte. Diese war auch angenehm zu Klettern denn....

... es gab entweder kleine Griffe und gute Tritte oder andersherum. 

Die 5. Sl war mit 7c ein leicht überhängender Hangel- und Fingerriß. Wer hier hoch will, muss zwischen den Haken zwingend Klettern oder ein paar kleine Friends (bis BD #0,5) dabei haben.

Die 7. Sl sah mit den tollen Strukturen leichter aus als man denkt die Überraschung kommt aber erst später. 



4. Tag "La Ramirole - Verdon Subutex 8a (200m)

Zur Zeit ist das Gebiet in Mode und die mega steilen Routen in der Mitte sowohl als Sportklettern als auch als Multipitch echt beliebt. Wir interessierten uns für die weniger steilen Randbereiche. Links gab es mehr Rouren als angegeben, obwohl unser Führer noch keine 12 Monate alt ist. So kletterten wir ganz rechts eine Mehrseillängenroute die weite Bereiche der Wand quert. Die Linie ist vielleicht nicht logisch aber auf jeden Fall sehr exponiert. Für Wiederholer sei gesagt, das die zwei 8a-Längen weniger straff bewertet sind und die erste über 22 Expressen verlangt. Die 7er Längen waren alle schwerer als angegeben.

Der ganze Sektor Ramirole im Überblick. 

Chris-Jan in der 2. Sl einer 7a...

... zusammen mit der 3.Sl 7b gab es etwas Seilzug und die Crux am Ende.

Die 5. Sl will für 7b  auch mal geklettert werden.

Die 6. Länge ist dagegen mit 8a eher dankbar eingestuft. 
Da alle vorhergehenden Längen gequert sind ist der Rückzug eher schwer und das Ambiente sehr luftig.



5. Tag Sektor "L'Estellier" 

Laut unserem Führer gab rechts im gelben Bereich noch nichts.


Bereits am Ruhetag schauten wir uns den Sektor "L'Estellier" an, dazu mussten wir über 30 min in die Schlucht absteigen. 3 Linien waren noch frei und weit und breit keine Haken oder Projekte zu sehen. So entschieden wir uns für die rechten 2 Linien. Da wir am Morgen nicht mit allen Haken und Bohrmaschine runterlaufen wollten und am Abend, wenn wir nicht fertig geworden währen, wenige 100 m vom Auto entfernt, erst wieder abzuseilen um dann mühsam aus der Schlucht rauszulaufen, entschieden wir von oben in die Schlucht zu Seilen. Wir staunten nicht schlecht, dass es bei 3 verschiedenen Abseilversuchen von Haken und alten Schlingen nur so wimmelte, obwohl von unten keine Haken zu sehen waren. Wahrscheinlich hängen im Verdon die Projektschlingen oben im letzten Haken und nicht wie bei uns, unten im ersten. Geschlagen kehrten wir zum Auto zurück. Wir hatten zwar noch die Linie, die uns als erstes ins Auge stach, auf der Liste aber wir scheuten etwas, auf Grund der steilness der Wand und hatten bedenken das wir dort eine Chance hätten. Nach ausgiebigen Mittagessen kehrte zwar nicht die Motivation zurück aber unsere Logik sagte: "Die letzte Linie schauen wir uns noch an, aber wenn das nichts wird, war es das mit dem Versuch eine Erstbegehung zu machen und wir gehen die letzten 4 Tage einfach nur schnöde Klettern. Nach 2h waren wir etwas klüger. Es gab zumindest keine Projekthaken oben und jede Menge Bäume in den verschiedenen Grotten dieser Wand und einige kletterbare Strukturen ließen sich erahnen.Ok, also doch was bohren. Am nächste Tag sollte es abseilend in die Schlucht gehen und wir wollte die Route von unten erschließen. Nur die Steilheit schreckte uns erneut etwas ab.

Wenn das nicht steil ist...

... dann hilft vielleicht die Vogelperspektive ein paar Tage später.

Erster Tag Bohren

Im ersten Tageslicht seilten wir ca. 200 m ab und es ging endlich mal wieder mit der Bohrmaschine auf dem Rücken los. Im groben hatten wir 6 Seillängen geplant also 3 für jeden von uns zum Bohren. Ich durfte anfangen und zum Glück war die erste Länge nicht so steil doch es dauerte seine Zeit ehe 45 m geklettert und 13 Haken gebohrt waren. Gelegentlich lag ein Cliff aber meistens konnte ich aus der Kletterstellung bohren. 

Endlich geht es los...

... und nichts ist natürlicher als beim Klettern einfach einen Haken zu bohren.


Die 2. Sl war Chris-Jan's Aufgabe. Einige Meter überhängend und versintert. Das cliffen war diffiziel und die Kletterei anspruchsvoll und am Ende der 40 m steckten 13 BH in der Wand. Der Ausgangspunkt für das nächste Teilstück war ein bequemes Band.

Endlich ist der König der Skyhooks an der Reihe...

und auch hier ist die Freude beim Bohren groß.


Danach ging es stark versintert weiter. Erst kleingriffig und senkrecht später griffigerer aber überhängend. Um im steilen Gelände die Haken zu setzen und nicht mit dem Skyhook beim dranhängen die Griffe zu zerstören kamen wir nicht drum herum einige Haken aus dem vorherigen Bolt zu bohren. Gerade im extrem überhängende Gelände war das nötig. Sicher nicht der beste Stil aber zwingend nötig da ich selbst kaum lange genug loslassen konnte um das Seil einzuhängen. 

Ab der 3. Länge beginnen die Sinter und es wird deutlich steiler.




Es ist aber auch richtig schön und anstrengend.

Die 4. Sl startete in einer Grotte mitten in der Wand. Es gab mehrere urige Krüppelbäume und der größte von allen war mehrfach verdreht. Dieser Baum inspirierte uns die Route "Traumzauberbaum" zu nennen. Jetzt kam der steilste Teil der Wand. Zum Glück gab es einen guten Sinter, ansonsten wäre diese Stelle unkletterbar. Die 25 m wurden mit 9 Haken ausreichend gesichert und hingen fast 10 m über. Mindestens eine schwere Länge lag noch vor uns. Der Stand war zum Glück bequem unter dem riesigen Überhang in einer Mulde.

Das ist ganz schön steil hier...

... aber zum Glück gibt es einen Sinter.

Der Stand danach ist in einer bequemen Mulde.




Ich war wieder an der Reihe und es ging steil mit atletischen Zügen los. Oberhalb des Überhangs wurde es zum Glück flacher und es folgte der für Verdon und Ceüse so berühmte "grauer rauer" Kalk. Leider waren die Griffe nicht so positiv wie erhofft. Eher das Gegenteil. Flache Aufleger machten das Klettern gerade so möglich aber das Aufhängen zum Bohren war unmöglich. Mehrfach machte ich den Abflug und einmal ergriff ich die Flucht nach vorn um 4 m später kurz vor dem Abtropfen vor dem gleichen Problem zu stehen. Da Chris-Jan unter dem Überhang stand und im Tal der Fluß rauschte war die Verständigung kompliziert. Der Tag neigte sich dem Ende und noch 8 m und 3 Haken trennten mich von der Stelle wo der nächste Stand geplant war. Nach oben bohren mit den daraus resultierenden 1,5 m Hakenabständen wollte ich nicht, ich war ja bereits darüber hinaus geklettert. Wir entschieden für heute Feierabend zu machen und stiegen an unserem Abseilseil zum Ausstieg und liefen die 200 m zum Auto.

Rauer Verdonkalk mit flachen Griffen ist nicht gut zum Cliffen. (Foto vom Durchstiegstag)


2. Tag bohren und putzen

Noch am Abend begannen wir die Diskussion wie man den fast vollständige Weg am Besten beenden könnte. Im Verdon werden Routen üblicherweise von oben eingerichtet und das wichtigste ist ja das die Haken zum Klettern perfekt stecken. Dazu kommt noch, dass wir keine unnötigen Löcher in den Fels bohren wollten, um uns "hochzubohren". Also entschieden wir uns schweren Herzens dazu, die fehlenden Haken von oben zu setzen und verbrachten den Rest des Tages mit dem Putzen der einzelnen Seillängen. Jetzt hatten wir endlich ein Gesamtbild unserer Neutour, was erstaunlich anspruchsvoll war. Es fehlte nur noch der Durchstieg aber dafür benötigten wir nach 4 Tagen nonstop Klettern und Arbeiten dringend einen Ruhetag.


Arbre magique de rêve 8a+ ( 210 m)

Etwas erholt waren wir schon, doch spürten wir noch immer die Strapazen der letzten Tage.



 Schwülwarme 28 Grad ließen uns bald die T-Shirts ausziehen und später die Helme absetzen. Eine Länge nach der anderen wurde durchgestiegen und bewertet. Nur bei der letzten Länge im Überhang mit der grauen Platte wurde es noch mal spannend. Hier eine Sammlung der Längen.



Die erste Länge anfangs plattig, dann senkrecht 7a+.


Die 2. Sl versintert und ausdauernd eine 7b.


Das die 2. SL nicht liegend ist sieht man erst von oben.

Die 3. Länge mit schönen sintern aber noch nicht extrem steil ist 7c.
Die 4. Länge ist die steilste und eine 8a an einem Sinter.

Dagegen ist der Stand der vor der 4. Länge der gemütlichste und esist fast wie im Klettergarten. 



Die 5. Länge ist mit 8a+ die Crux, anfangs steil....



... wie in Ceüse feinster grauer rauer Kalk.

Die Länge aus der Grotte wurde mit 8a bewertet, die danach mit 8a+. Da Schwierigkeitsgrade local konsistent sein sollten, hatten wir zum Vergleich, sowohl im gleichen Sektor, im Anschluss als auch vorher, mehrere Routen bis 8a+ im Verdon geklettert. Am Ende hatten wir also doch noch eine Erstbegehung gefunden und das es so eine abwechslungsreiche tolle Tour wird hätten wir nicht zu wünschen gehofft.

Topo: Arbre magique de rêve 8a+, 210m in Verdon


Es war wohl doch der Traumzauberbaum ( Arbre magique de rêve) der uns da geholfen hat. Es war auf jeden Fall schön und wir haben unsere Liebe fürs Verdon entdeckt.

Bis zum  nächsten Mal.



Wir wünschen den Wiederholern viel Spaß beim Klettern und würden uns über ein Feedback freuen.






















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