Posts nach Themen sortiert

Sonntag, 8. Oktober 2023

Blue Collar at Higher Cathedral Spire

 

Der El Cap mit dem Schatten des Higher Cathedral Spires

 5 Jahre seit dem letzten Besuch ist es schön endlich wieder im Yosemite zu sein. Ein Ort mit dem ich viele Erinnerungen verbinde und auch ein Ort an dem man über sich hinauswachsen kann. Hier gibt es Seillängen, in denen man nicht nur kämpft um hochzukommen sondern der Kletterer muss das letzte bisschen Kraft, Mut und Motivation aufbringen um überhaupt einzusteigen. In jeder Wand gibt es solche Abschnitte, die man überhaupt nicht mag, aber wer hoch will muss diese zwingend klettern. Was auf den Fotos immer so toll aussieht, ist mitunter Wellness der anderen Art. 

 Je vielseitiger und erfahrener ein Kletterer, umso besser kommt er im Yosemite zurecht. Hier können Schwächen leicht zur Achillisferse werden.

 Dieses Mal bin ich mit Oliver Schmidt unterwegs. Mit ihm habe ich in Frankreich und in Sardinien schon viele schwere Mehrseillängenrouten geklettert. Was Oliver noch an Erfahrung fehlt macht er mit Kraft und Motivation wett. Ich denke in dieser Besetzung sind wir ein top Team für große Ziele.  Leider ist es zur Zeit noch sehr warm und wir vermeiden es in der Sonne zu Klettern. Deshalb haben wir die ersten 5 Tage eher in Schattenseiten verbracht.Los ging es mit Mama 5.12a an der Wall of Ages. 

Die letzte Länge von Mama an der Wall of Ages, der Fels ist eher nicht so gut dort.

 

Einen Tag später am Fiffi Buttres zeigte sich in Dream Team 5.13a, dass wir ein starkes Duo sind. Oliver konnte sogar die gesamte Route Flash/Onsight klettern. Diese Route ist anhaltend 5.12 und eine echte Empfehlung für Leute, die den Grad beherschen. 

Die 2. Sl eine gut gesicherte Hange mit 5.12+ durfte ich ausbouldern...

... und Oli konnte sie gleich im Flash Klettern.

Die 4. Sl ist von der anstrengenden Art. Es fängt gut an aber oben ist es ein überhängende Kaminrippe wo man sich arg schindet. Die Sicherung ist aber dank Bohrhaken perfekt.

Die 5. Sl ist eine sehr technische 5.12 die nach oben hin immer schwerer wird und auf einem perfekten Band endet.

 
Topo Dream Team am Fifi Buttress von Mountain Project.

Blue Collar

Die Route Blue Collar ist bis auf 1h am Tag immer im Schatten.


  Als nächste kam "Blue Collar" 5.13d am Higher Cathedral Spire auf die ich länger schon ein Auge geworfen hatte. Die 360m lange Route wurde 2018 von Kevin Jorgeson erstbegangen und seidem nicht wiederholt. Solche Tatsachen machen mich immer stutzig, weil es zum Einen viele starke Locals gibt und zum Anderen die Nordseiten sehr schnell schmutzig werden. Der Name lässt auch vermuten, dass sehr viel Putzarbeit nötig war. Der Erstbegeher hat immerhin die Dawn Wall geklettert und verbrachte 50 Tag in der Route. Also war es gut möglich, dass diese Route zu schwer für uns ist. Probieren wollten wir es trotzdem, aber mit welcher Strategie? Mit 12 Längen, 2 x 5.13er und 5 x 5.12er war es unrealistisch mit Putzen und Ausbouldern die Route an einem Tag zu schaffen. So planten wir auf 2-3 Tage ein. Der steile Zustieg war mit dem schweren Gepäck trotz Schattenseite schweißtreibend. Beim Klettern ging es recht zäh los und wir fanden die ersten beiden Längen anstrengend.

 




Die erste länge vom Boden weg ist sehr lang und teilweise etwas brüchig.

Die 2. Sl ist etwas komisch, anstrengend aber geht schon.
Chimney of Horros, da unten geht es noch gut das anstrengende kommt jetzt.

 

Der Chimney of Horros in der 4. Sl bietet einen Schönen Bilderrahmen bürs Foto.

Es folgte der "Chimney of Horrors", der einen bis zu der schweren Stelle am Ende gut zermürbte. Da will man nicht noch mal von unten beginnen müssen. In der Ära vor der Erfindung der großen Cams war dies ein echtes Husarenstück. Selbst mit moderne Kletterschuhen und Seil hätte ich das nicht ohne Cams klettern wollen, denn mit Schlaghaken oder Hexentrics kann man erst in 25m Höhe anfangen Sicherungen zu legen und wie man das dort aus der Kletterstellung hinbekommt ist mir ein Rätsel. Es folgte die Crux. Eine glatte pressige Folge von Dächern und Quergängen in diesen. Die Erstbegeher stellten ein Video ins Netz in dem es von pressigen Untergriffzügen und weiten Spannern nur so wimmelte. Ich ließ mir viel Zeit mit dem Ausbouldern, denn für mehr als 2 Durchstiegsversuche würde es nicht reichen. Zum Glück fand ich auch für jede Stelle eine Lösung, was anfangs nicht so aussah. Damit war ich schon mal zufrieden und es war mehr als ich erwartet hätte.


Die 4. Sl ist die pressige Untergrifhangel aber gut mit Borhacken gesichert.


Wenn man rechts über dem Dach steht hat man den pressigen Teil geschafft jetzt ist Ausdauer gefragt.

 

  Meine Lösung war sogar so gut, dass Oli die Crux gleich im flash kletterte. Groß war unsere Freude darüber, doch dadurch war ich etwas unter Druck auch bald durchzusteigen. Mein 2. Versuch startete schlecht und ich habe gepresst bis der Kopf rot wurde. Das gute Ausbouldern und viel Routine brachten mich und über die Boulderstellen unten. Die technische Verschneidung am Ende wurde mir wegen der dicken Arme und der weiten Züge beinahe noch zum Verhängnis. Aber es gelang mir, wenn auch sehr knapp. Oli kam schnell nach und so konnten wir uns auf den Weiterweg machen. Es lagen noch 8 Sl vor uns und nach der Crux war der Name der Route Programm. Mit Blue Collar sind Arbeiter gemeint, welche schmutzige und physisch anspruchsvolle Arbeit erledigen. Genau das mussten wir jetzt auch machen. Putzen, Ausbouldern, Durchsteigen. Das kostete viel Zeit und nach der 6. Sl wurde es dunkel. Wir hängten das Portaledge auf, machten es uns bequem und bereiteten das Abendessen vor. Die Aussicht war fantastisch und gegenüber am El Capitan gingen langsam die Lichter an. Bei beliebten Routen wie Nose und Salathé/Freerider malten die Lichtpunkte den Routenverlauf auf die Wand. 

 

Schattenspiele nach der Freude über den Durchstieg.

Auf dem Portaledge gibts endlich Abendessen

 Der 2. Tag begann mit 5.13b und obligatorisch schwer. Schmutzig, schwer und schlecht gesichert ist keine gute Kombination. Man musste die Aidroute ca.15m hochklettern um die einzig mögliche Sicherung für die 5.13er Stelle zu legen und anschließen absteigen und rechts queren. Blöd nur, dass die Risse zugewachsen waren. Oli hatte seine Premiere beim Aiden (seiltechnische Fortbewegung) um diesen Riss zu reinigen. Die Hangel nach dem Quergang war pressig, ging jedoch mit Doppelseil gut abzusichern. Am Ende war noch mal eine Wandstelle mit Bohrhaken. Dieses 35m kurze Stück beschäftigte uns 7h. Es würde knapp werden in der verbleibenden Zeit alle 5 Sl mit weiteren drei 5.12er zu klettern. Eine vollgeschissene Untergriffhangel war die nächste Länge. Wer bei #1 Camelot schon handklemmen kann hat es hier leichter. 

Die 2. Crux, so schmutzig und anspruchsvoll gesicher wie diese war, hat sie uns mehr als den halben Tag beschäftigt.


Mein Lieblingsbild der Route die 8. Sl mit 5.12 war leider etwas schmutzig sieht aber auf dem Foto toll aus, weil die Vogelkacke im Riss und auf den Tritten ist.


Langsam geht der Tag zu Ende und es sind noch ein paar Längen bis hoch.

Es folgte mit der 9. Sl eine fast 50m lange ausdauernde 5.12 mit vielen schweren Stellen aber gutem Fels. Genau der fehlt in der brüchigen 10. Sl, die allerdings leichter war. Für eine halbe Länge gab es noch Tageslicht und das war die letzte 5.12 des Tages. Ein breites Hangelrißdach mit anschließendem Bruch und Dreckausstieg auf ein großes Band. Der Nachteiger musste bereits mit Stirnlampe klettern wie auch die letzte Länge, ein sicherungsfreier Körperriß. Wir hatten es geschafft und standen auf dem Higher Cathedral Spire. Eigentlich eine beeindruckende Felsnadel, die nur durch ihre 100m Schartenhöhe und der Tatsache, dass sie neben den gigantischen Cathedral Rocks steht, an Größe verliert.  Wir hätten gut auf dem Gipelplateau schlafen können, entschieden uns jedoch abzuseilen und ins Tal abzusteigen.  So endete dieses Abenteuer wahrscheinlich mit der 3. Begehung der Route Blue Collar. Ein bischen körperliche Arbeit ist manchmal nicht ganz schlecht doch jetzt benötigen wir erstmal einen Ruhetag.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen