Rätikon, Velocita Limitata 8a
Es war noch dunkel als der Wecker klingelte aber es regnete zumindest nicht. Meine Erkältung und die 5 Grad waren nicht gerade motivierend sich aus dem warmen Schlafsack zu schälen aber es mußte sein. Die Belohnung war auch sogleich ein sternenklarer Himmel. Während des Frühstücks packten wir die Rucksäcke und nach kurzer Fahrt nach Partnun ging es los. Die Bewegung und die aufgehende Sonne wärmte und belohnte uns fürs zeitige Aufstehen. Die Sonner war noch sehr intensiv und es war fast windstill als wir hand an den Fels legten. Es war schöner grauer wasserzerfressener Hochgebirgskalk der rauer war als es im Rätikon meist der Fall ist. Wir kamen die ersten Längen gut voran und es war bis zur 4. Sl, der Crux, schon anspruchsvoll aber nie bösartig. Die Sonner verschwand immer wieder hinter ein paar Wolken, aber frieren mußten wir nicht. Das Ambiente zeigte mir wieder, dass sich die Mühen immer lohnen in die Alpen zu fahren. Die 4. Sl ging besser als gedacht nur die Linie war etwas gesucht um nicht wie die Nachbarroute aussteigen zu müssen. Nur meine Kurzatmigkeit machte den Durchstieg spannend denn ich begann schon vor der Schlüssellänge zu hecheln wie ein Hund bei 40 Grad. Eigendlich war es nicht mehr weit bis zum Ausstieg, aber die kommenden 2 Längen hatten es in sich und die Route machte ihren Namen aller Ehre. Das Geschwindigkeitslimit war durch die unübersichtlichen Felsstrukturen und auch ein bißchen durch die nicht Logische Linienführung vorgegen. In Verbindung mit sportlicher Absicherung sorgte dies dafür, das wir erst kurz vor 18:00 Uhr wieder am Einstieg waren. Wenig später fing es an zu regnen und wir wußten das wir ein super Timing hatten.
Scharfberg, Kein Wasser kein Mond 7c laut Topo (8a nach meiner Meinung)
Das schlechte Wetter war nun zeitiger bei uns als gedacht da half auch der zeitige Start nicht. Als wir gegen 9 am Scharfberg waren regnete es. Obwohl die wand zu Teil trocken war half nur warten. Auf der einen Seite war ich froh, dass wir nicht einsteigen konnten, fürchtete ich doch erneut zu scheitern. 6 Wochen zuvor war ich bereits mit Thomas hier gewesen und wir konnten der 3. Sl welche im Topo als 7c eingestuft ist nach 2h gerade mal ein AF abringen und ein Rotpunkt erschien unmöglich. Dies lag zum einem daran, dass es extrem weite Züge waren aber auch, dass es keine Tritte in dem glatten Kalk gibt und man eine runde Wasserrille brutal anhangeln muß. Doch es kam damals noch schlimmer. Es gelang uns bei der letzten Länge (7b+ laut Topo) nicht einmal ein AF. In diesen Gedanken verlohr ich mich während des wartens und war hin und hergerissen zwischen Freude und Ärger über das Wetter denn die Fitness war definitiv nicht besser geworden in dieser Zeit. Als es aufklarte und die Sonne rauskam trocknete die Wand schneller als wir es schafften zum Einstieg zu Laufen es war sogar zu warm in der Sonne. Die bekannten Meter zur Crux gingen zügig wenn auch nicht leicht zu klettern. Beim alles entscheidenten weiten Zug nach links, wo ich meine gesamte Armspanne mobilisieren mußte und die Füße eher schlecht stehen stürzte ich nur 5 mal ehe ich den nächsten Haken erreichte. Nun folgt die rund Wasserrille ohne Tritte und ohne Ruhepunkt. Es bleibt quasi bis zum Stand schwer und die Züge sind alle so barbarisch weit das man auch im AF alles geben muß um hochzukommen. Nach dem ausbouldern bestand eine winzige Hoffnung das der Durchstieg gelingen könnte also war ich schon mal ein Stück weiter als das letzte mal. Nachdem Issy ausgiebig die Züge einstudiert hatte um sich das von mir gesetzte Bier für den Durchstieg zu verdienen setzte ich den ersten Versuch. Am weiten Zug nach links tropfte ich chancenlos ab weil ich den Griff nur halb hatte und die Spannung fehlte. Der nächste Versuch begann ähnlich, nur das ich mich nach links kippen ließ bevor die Körperspannung zusammenbrach. Dabei griff ich 2 mal weiter und konnte den Schwung abfangen. Ohne zu zögern ging es weiter und jeder Zug fühlte sich wie Abfallen an. Die Arme wurden dick die Finger krampften und an chalken war nicht einmal zu denken. Als die Griffe besser wurden spürte ich diese nicht mehr unter den Fingern und klettert automatisch weiter. Ein erschöpfter Jubelschrei entfuhr mir als ich am Stand ankam und ich wußte ich hatte deutlich mehr kraft aufgewendet als gut war. Diese Länge war erst mal geschafft aber war noch Kraft übrig für die letzte Länge? Ich verdrängte diesen Gedanken und feuerte Issy an, welcher leider ganz knapp scheiterte. Zum Glück hatte er dadurch noch Kraft die letzte mit 7b+ bewertete Länge vorzusteigen. Die Züge waren knüppelhart und erneut extrem weit. Issy meisterte dies mit Bravur im Gegensatz zu mir. Ich war so platt, dass ich für das Ausbouldern eine Stunde brauchte. Ich kam als geschlagener Mann am Ausstieg an und obwohl ich an einem Durchstieg zweifelte machte ich 15 min Pause. Da dies Issys Vorstieg der Wechselführung war, mußte ich wenigstens nur Nachsteigen. Bei diesen extrem weiten und dynamischen Zügen war mir das ganz Recht denn es gab nur 3 Haken. Issy lies mich also ab und ich kämpfte mich nach oben. Ich konnte kaum noch aufrecht stehen als ich am Umlenker ankam. Wir freuten uns diese scheinbar riesige Wand bezwungen zu haben und waren vollkommen am Ende, da berührte das 70 m Seil den Erdboden direkt vom Ausstieg aus. Das war dann schon ein wenig deprimierend. Eigenartig war auch das die Route vom Vortag deutlich leichter schien als Kein Wasser kein Mond. So korrigierte ich die Berwertung (für Leute unter 1.70) der 3. Sl auf 8a und der 4.Sl auf 7c. Der darauffolgende Abend entlohnte uns mit vielen Sternen für diesen tollen Tag. Doch das Wetter hielt nicht, denn am nächsten Morgen regnete es in strömen. Da Ruhetag war spielte dies keine Rolle. Nach Konsultation verschiedener Wetterberichte entschieden wir uns auf die Alpensüdseite ins Tessin zu fahren. Dort regnete es nicht und für den Sonntag war sogar etwas Sonnenschein angesagt also die besten Aussichten.
Mont Eos, Va Pensiero 7b+
Zwei mal habe ich schon versucht zum Mont Eos zu kommen, aber das Wetter war jedes mal zu schlecht. Obwohl in einem Führer erwähnt wurde das einige Routen regensicher sein, war es mir zu riskant bei strömenden Regen einen Zustieg von 2 Stunden zu wagen. Also das richtige für eine wechselhaftes Wetter wie angesagt und falls es doch regnen sollte gab es ja einen Plan B. Wir liefen noch im Dunklen los und es dauerte fast 2h bis wir am Einstieg waren. Die Wolken hingen Tief, aber es regnette zumindest nicht. Die von uns beabsichtigte Route „Un Monde Difficil“ war nass und so stiegen wir in die Nachbarroute ein. Die Reibungsplatten waren sehr schön und alles andere als regensicher. Leider fing es an zu regnen. Wir versuchten zwar weiterzuklettern und warteten 15 min im Regen in der Hoffnung das es aufhörte, doch das alles half nichts. Nach dem Abseilen entschieden wie uns den rechten steileren Teil der Wand noch einmal anzuschauen, um eventuell doch noch eine trockene Route zu finden. Leider war auch dort alles naß und regensichere Routen gab es hier ganz sicher nicht. Unsere Entscheidung fiel auf „Va Pensiero“ welche zum Teil trocken war und mit etwas Sonne konnten wir um 12:30 einsteigen. Die Kletterei war ausgezeichnet und die Felsstrukturen richtig genial. Wir freuten uns doch noch etwas klettern zu können und und genossen diese Neblig mystische Stimmung in welcher die Wand und das Tal lag. Wir hatten die ersten 6 Längen schon hinter uns und lagen Zeitlich noch sehr gut als es wieder anfing zu Regnen. Da wir durchaus zufrieden waren und wir in 1,5h, also in 3-4 Sl sowieso abseilen müssten, seilten wir ab. So endete das Jahr 2013 in den Alpen für mich und es macht wie immer Lust auf mehr.
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