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Samstag, 31. Januar 2015

El Chalten Teil 2

Der Tag war irgendwie verhunzt, erst haben wir den Einstieg verpaßt und ich mußte 1 h lang über dieses unangenehme Schneefeld spuren um dann auf der Gegenseite wieder abzuseilen und dann war unsere Route auch noch naß bzw vereist war." Eigentlich kann es nicht mehr viel schlimmer kommen ohne das sich einer von uns uns verletzt!" dachte ich noch so bei mir. Naja es gibt halt Tage da kommt alles auf einmal. Als ich nach 2 feuchtkalten Seillängen den kleinen Haulback hinterherziehen wolt gab es nur einen kleinen Ruck und dann flog der Haulbag durch die Luft und sauste den steilen Gletsch hinab außer Sichtweite. Greg wollte weiterklettern, aber für mich war die Sache klar, wir mussten Abseilen und retten was zu retten war.

Wie zuletzt beschrieben kam ich Vormittags bei gutem Wetter in El Chalten an und wollte nicht viel Zeit verschwenden. Noch auf dem Weg zu meiner Unterkunft lehrte ich ein amerikanisches Pärchen (Greg und Kate ) kennen welche für die nächsten zwei Wochen eine Unterkunft suchten und Greg jemanden zum Klettern. Das klang alles so verlockend, dass ich nicht nein sagen konnte denn somit hatten sich ja scheinbar gleich zwei Probleme auf einmal gelöst. Das mit dem Geld, da ich ihren Anteil der Miete bar bekomme würde und das mit dem Kletterpartner. Greg erzählte wie toll er klettern konnte und in der Euphorie des packens und des schönen Wetters vergaß ich meine Skepsis Amerikanern gegenüber. Das Wetter sollte noch bis zum morgigen Tag gut sein und das wollte ich gerne nutzen. Jetzt erwachte die Motivation welche während der letzten Wochen im Schneesturm eingefrohren war zu neuem Leben. Bis zu diesem Augenblick war mir allerdings noch nicht klar, dass man an den tollen Bergen in der Nähe von El Chalten nicht einfach so klettern gehen kann, weil die Zustiege fast einen Tag in Anspruch nehmen. Ich sollte erst später feststellen, dass man in diesem Teil von Patagonien das Gefühl hat einen Marathon zu laufen nur um einige hundert Meter Granit zu Klettern. Greg und ich suchten uns ein Ziel mit einem möglich kurzen Zustieg um am folgenden Tag noch etwas Klettern zu können. Als Ziel wählten wir die Westseite der Aguja Guillaumet welche nach einer 15 km Schotterstrasse welche man im Idealfall trampt nur noch 7h Zustieg hat. 1-2h vorher hat es einen beliebten Biwakplatz (Piedra del Negro) bis zu welchen wir heute noch laufen wollten. Wir mußten uns also beeilen um noch im letzten Tageslicht dort anzukommen. Da blieb keine Zeit mehr noch mal ein Route miteinander zu Klettern. Eigentlich hätte ich es besser wissen müssen aber naja. Der Zustieg passte zeitlich gerade noch so und ich war am Biwakplatz angekommen ganz schön hungrig und geschafft. Da bis vor kurzem noch nicht klar war wie ich das Essen für die nächsten Wochen bezahlen soll, hatte ich außer der 4 Scheiben Brot zum Frühstück nichts weiter gegessen. Die Nacht war kurz und für Patagonien sehr ungewöhnlich sogar windstill. Am Morgen ing es Zeitig aus den Federn. Da ich von oben bis unten mit Daunen bedeckt war, wurde ich daran erinnert, das ich ja die gerissene Naht meines Daunenschlafsacks noch reparieren mußte. Obwohl es die Nacht nicht sehr kalt war, waren doch alle Gletscher und Schneefelder überfrohren. An dieser Stelle war ich froh, entgegen den Empfehlungen anderer die steigeisenfesten Schuhe an zu haben. Greg hatte nur seine Zustiegsschuhe und ein paar Aluminiumsteigeisen was in der Kombination genauso gut auf dem gefrohrenem Schnee war. Wir kamen jedenfalls gur voran, bis wir zu ein paar 5er Reibungsplatten kamen welche wir für 300m queren mußten und welche unter uns steil in einen Gletscher abbrachen. Diese Platten waren stellenweise vereist, was aber durch fest installierte Fixseile sehr unproblematisch war. Mir viel das queren nicht gerade schwer, aber Greg konnte sich selbst mit einem straff gespannten Fixseil nur schwer auf seine Füße stellen. Ist schon irgendwie komisch wo doch gerade ein Kletterer besonders trittsicher sein sollte. Es folgte wieder ein Schneefeld auf welchem bisher keine Spur zum Einstieg führte. Ich dachte mir nichts dabei und so spurte ich halt die 900m steiles Schneefeld bis zu den Felsen. Das Problem bestand allerdings darin, das es Firn war und ich für jede Stufe 4-5 mal kräftig in den harten Schnee hacken mußte um eine halbwegs sichere Trittfläche zu schaffen. So dauerte dies eine geraume Zeit und als wir an den Felsen ankamen merkten wir, dass wir uns nur auf einem Felsgrat vor dem Einstieg befanden und wir schon deutlich oberhalb unseres Einstieges befanden. Da es bereits anderen vor uns so ergangen war, gab es schon eine Abseilstelle und wir seilten auf der Gegenseite wieder ab. Da war also die ganze Arbeit des spurens umsonst gewesen. Naja passiert halt wenn man sich vor Ort nicht auskennt. Also kamen wir irgendwann am Einstieg an und unsere sah Route feucht und kalt aus. Naja ich dachte mir das gleiche wie in Squamish " Wenn die Routen hier meist nass sind, dann muss man sich daran gewöhnen nasse Routen zu Klettern". Nach feuchtfröhligen 40m machte ich Stand und Greg stieg nach extrem ungelenk hinterher. Es war erneut komisch, dass er sich auf der Wand abmühte wo er doch einen perfekten Handriß vor sich hatte. Scheinbar mochte er keine Riße denn ich sollte auch die nächste Länge noch vorsteigen. Na das konnte ja was werden bei einer 450m Rißlinie dieselbigen nicht zu mögen könnte unangenehm für Greg werden. Doch so weit sollte es gar nicht erst kommen. Am nächsten Stand hängend wollte ich gerade den Haulbag hinterherziehen als es passierte. Das Seil spannte sich nur ganz kurz und der Haulbag flog die 100m bis auf den Gletscher. Nachdem er sich mehrfach überschlagen hatte schlitterte auf dem steilen Gletscher außer Sichtweiter. Zu blöd, das der Gletscher nach mehreren hundert Metern 500m senkrecht abbricht und alles was über diese Kante rutscht unweigerlich verloren ist.Greg wollte Weiterklettern aber für mich war das Klettern für heute erledigt das waren schon zu viel Pech für einen Tag und man soll sein Glück ja nicht zu weit ausreitzen. Immerhin habe ich gerade alle meine Klamotten verloren dazu mein Foto mit allen Bildern. Ich plädierte also für abseilen und bat Greg das Seil am Standplatz mit einem Sackstich zu sicherern was er mir auch bestätigte. Während ich abseilte fragte ich mich, wie das mit dem Sack passieren konnte und ich mußte nicht lange Knobeln. Als ich zum Stand abgeseilt war, sah ich wo das Problem lag. Mein Seil war nicht mit einem Sackstich gesichert sondern mit einem Schleifknoten und an der Stelle wo der Haulbag hängen sollte baumelte nur ein einfacher Knoten im Seil. Ab dieser Stelle wurde es mir mulmig. Wenn jemand den einfachsten Knoten nicht kann, auf was konnte man sich dann verlassen? Ich verträngte diesen Gedanken, konntrollierte aber alles was Greg machte den es definitiv kein Sprachbroblem. Nicht das jetzt beim Abseilen noch etwas passiert immerhin hatte Greg auch so schon ein großes Problem, denn seine Schuhe waren im Rucksack und mit Kletterschuhen 2h über den Gletscher zu Laufen ist kein Spaß. Glücklicherweise lag ein Schuh unweit des Einstieges auf einem Band weil dieser aus dem Rucksack geschleudert wurde. Ähnlich war es mit vielen anderen Sachen welche verstreut auf dem Gletscher lagen. Also war doch nicht alles verloren. Ich machte mich auf dem Abstieg und fing an die Löcher auf dem Gletscher abzusuchen um nicht den zweiten Schuh zu übersehen. Es war ein bisschen wie Ostern, denn hier lag ein Müsliriegel und dort ein Pulover. Als ich weiter abgestiegen war und um die Ecke schauen konnte, sah ich kurz vor dem Gletscherbruch etwas gelbes liegen. Scheinbar hatten wir doch noch nicht alles Glück aufgebraucht, denn ein kleiner Schneerutsch der Vortage etwa1m breit hatte den Schnee etwas aufgehäuft und den Haulbag gestoppt. Ich beeilte mich abzusteigen um zu schauen was noch vorhanden war. Nach einer kurzen Inventur war lediglich meine Trinkblase der Platypus hatte den Sturz nicht überlebt und lekte. Alles andere war vorhanden und intakt. Es hätte schlimmer kommen können, aber das mit dem Klettern hatte sich erst einmal erledigt das war mir nun nichts mehr. Wir stiegen noch am gleichen Tag ab und als Bilanz kann man wieder mal sagen, dass ich wieder mal 14h umsonst wandern war und das um 2 Seillängen zu Klettern. Zudem würde ich ab jetzt meine Partner noch vorsichtiger wählen. Das traurigste an der ganzen Sache ist, dass ich das schöne Wetter weiterhin dafür verschwenden muss einen Kletterpartner zu finden.
Leicht unterwegs sein ist hier. Mitte Links Gujamet und Mitte Rechts Mermoz.

Specht

Piedra del Negro

Poincenot und Fitz Roy von El Chalten

Condor

Verhauer im Zustieg

Querung zur Westseite der Guijamet.


2 Kommentare:

  1. Hallo du Glückspilz,
    dafür das du das hättest besserwissen müssen, hattest du wirklich großes Glück im Unglück! Wer weiss was der Amerikaner noch alles hätte anrichten können!
    "Beßre dich, und merk es dir!"
    Deine Wölfe

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  2. Hallo Tobias,
    na das klingt ja wieder nicht sehr berauschend für dich und deine eigentlichen Ziele. Aber wie immer machst du doch das beste daraus.
    Liebe Grüße aus Berlin
    Doris

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