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Donnerstag, 30. Mai 2013

El Corazon

Original Topo von El Corazon
der Ruhetag war viel zu kurz und die Haut war noch empfindlich beim hantieren mit Seilen. Doch es half alles nichts, die Zeit war so beschränkt und kostbar, dass man sie nicht mit Ruhetagen verschwenden konnte. So ging es am eigentlichen Ruhetag zu den Fixseilen um mit Haulbag und Essen und Wasser für 5 Tage zu unserem vorher gekletterten Ende vom Freeblast hoch zu jümaren. Eigentlich schon komisch, einen Tag zuvor schleppten wir uns noch total geschafft und hungrig vom Middle Cathedral Rock zurück ins Camp 4 und heute, noch Müde von der letzten Route, geht es schon wieder los. Das woran man diese Müdigkeit am meisten spürte, waren die stärkeren Zweifel ob man der Route überhaupt gewachsen war. Der Ruf von El Corazon ist nicht gerade der einer Sportkletterroute. In dieser Route werden beim Technoklettern häufig verwendete Birdbeaks als Zwischensicherung verwendet. Das eine mal in der „Beak Flake“ 5.13b wo ein Dynamo angeblich nur so abgesichert werden kann und das andere mal bei „Bobby's Bunny Slope“ einer 5.12c Reibung wo dieser die einzige Sicherung darstellte. Dazu kam noch das ich massive Respekt oder besser gesagt Angst vor der „Roof Traverse“ 5.13b hatte, da ich sie schon auf Fotos sowie live aus der Nachbarroute gesehen hatte. Die Zweifel waren also da. Es war einerseits die begründete Angst vor dem Unbekannten andererseits ob man das richtige Material dabei hatt. Uns wurde mehrfach nahegelegt, das wir ein paar Normalhaken, Birdbeaks und einen Hammer mitnehmen sollten. Aus Gewichtsgründen entschied ich mich dagegen. Mit all diesen Gedanken stieg ich an den Fixseilen nach oben. Issy hatte mir angeboten, das er an den Fixseilen das Haulen, also das ziehen des Haulbags mit Portaledge übernehmen würde. Wenn er vorsichtig ist, meint er, dann geht das mit dem Ellenbogen schon und es wäre die einzige Möglichkeit mir etwas Arbeit abzunehmen.

Issy beim Haulen am "Ruhetag"
  Die nächsten Tage geht dies nicht, denn wenn ihm der Ellebogen schmerzt muß er jederzeit loslasen können und das geht im Vorstieg natürlich nicht. So ging es nach einer Nacht auf den „Mammoth Terraces“ los und wir fanden den Weg nicht richtig. Das Topo war an dieser Stelle falsch. Nach 30 Minunten suchen hatten wir Erfolg. Die ersten 4 Längen waren nicht schwer, aber es dauerte dennoch den halben Tag bis wir an der ersten Crux der „Beak Flake“ waren. Auch hier war das Topo falsch aber diesmal zu unserem Glück. Etlicher Wiederholer berichteten, das anstelle eines Birdbeaks einige Rivets geklippt wurden um die Sicherung zu verbessern. Auf dem Pfeiler wo man eigentlich rechts absteigen sollte angekommen, stellte ich fest das die logische Linie gerade hoch ist wo man genau in die „Beak Flake“ gelangt. An dieser Stelle die von der Technoroute Albatross geklettert wird war ein Bohrhaken und es sah noch dazu besser aus. Wenn diese Linie jetzt noch frei zu klettern geht dann wäre alles super. So kam es und es gelang. Zwar mußte das Seil für den Rotpunktdurchstieg noch mal abgezogen werden, aber diese erste Hürde war somit für mich genommen. Issy fiel leider in der Durchstiegscrux der Länge, wollte seinem Arm jedoch keinen weiteren Versuch zumuten. Wichtig war ihm die freie Begehung also ohne Kletterzüge auszulassen. Uns trennte nur noch die „Beam Flake“ einer anstrengenden 5.11a Hangel von unserem Tagesziel. Der Stand war zwar ok mit einem kleinen Band daneben, aber der einzige Aufhängepunkt welcher von der Höhe und Wandstruktur geeignet war um das Portaledge aufzuhängen war ein Rivett. Dies ist im Grunde eine Maschinenschraube die in die Wand gedroschen ist und man hängt das Stahlkabel eines Klemmkeils darüber um diese als Sicherungspunkt zu nutzen. Solange die Belastung nach unten kommt vollkommen ausreichend halt nur etwas gruselig. So verlief die Nacht recht ruhig, nur Issy schaute häufig besorgt zum Rivett hoch.

Unsere erste Nacht an einem Rivet.

Der kommende 2. Tag war vorn vornherein der Tag mit den meisten Unbekannten bzw. unsicheren Längen, denn es waren die berüchtigten Reibungsquergänge mit den Birdbeaks. Wir planten deshalb nur 3 Längen für den Tag um den Beginn des markanten Verschneidungssystems zu erreichen. Der Morgen fing schon mal schön an. Brüchiger Fels mit mäßig guter sicherung vom Stand weg. Die Länge querte und der Haulbag mußte umständlich seitlich herausgelassen werden. Es folgte eine 12d die mit Birdbeaks recht gut gesichert war und zum glück guten Fels aufwies. Die Schwierigkeit war moderat, bis kurz vor dem Ende der Verschneidung die Strukturen aufhörten. Eigentlich sollte es an einem Normalhaken links auf die Wand queren, aber der Haken war nicht da. Im einzigen guten Griff brachte ich einen Friend unter. Was folgte war ein Boulder nach links mit einem sehr weiten Zug ohne Tritte. Nach längerem Bouldern gelang dieser wie auch im Durchstieg. Zum glück war Issy etwas Länger, denn die Sicherung im Nachstieg war nach aushängen des Friends nicht so optimal. Das wäre ein Grund einen Hammer und einen langen Knifeblade bzw. einen 3mm Lost Arrow für den Nachsteiger mitzunehmen. Nun standen wir vor der berüchtigten Reibungslänge „Bobby's Bunny Sloppe“ Ein paar Kekse aus unserem Haulback und Issys gutes zureden und es ging los. Die Crux folgte kurz nach dem Stand und dann ging es leicht um die Ecke und Hoch. Was folgte waren ein Birdbeak am Beginn eines Reibungsquerganges zum nächsten Stand hin. Die Sicherung ließ sich mit einem Mikrokeil und mit einem Metolius Mastercam (#0) rechts in einer Rißspur so ergänzen, dass man meint die Sicherung könnte einen Sturz halten...
Bobby's Bunny Slope die ersten Meter.

Issy in Bobby's Bunny Slope.
 Nur ging es 30min vor und zurück, denn die Reibung war schwer zu lesen und die Tritte glatt. Als es endlich gelang war die Erleichterung groß und wir freuten uns die Verschneidung noch etwas hochklettern zu können um den nächsten Tag zu verkürzen. Doch wie immer wenn es schnell gehen sollte gelang dies nicht, und der Haulback verhängte sich auch noch. So schafften wir noch 3 Längen bis zum Dunkel werden welche breite Hangeln mit #6 Camelot und sogar einen mäßig schweren 12b Offwith beinhaltete. Der „Kierkegaard Chimeney“ sieht zwar beeindruckend aus, aber mit einem #5 und einem #6 Camelot sowie mehreren #2 und #1 läßt er sich gut absichern. Als es anfing dunkel zu werden hatte wir allerdings das Problem, das keiner der Standplätze für ein Portaledge geeignet war. Die Bohrhaken waren alle zu nahe an der Verschneidung und so mussten wir 2 Längen abseilen denn die ersten beiden Stände im Verschneidungssystem waren geeignet. Das Seil Ließen wir hängen um am folgenden Morgen mittels Jümaren wieder aufzusteigen.
Die Erste Verschneidungslänge luftig und schön.

Unser Biwak am Fuße der Verschneidungen.
 Der Biwakplatz war echt schön und die Verschneidung schützte vor dem kalten Wind. Beim aufstehen am folgenden Morgen war es kühler als sonst. Das Thermometer zeigte weniger als 5 Grad an. Da war Jümaren zum Aufwärmen sehr angenehm. Für den 3. Tag stand die „Coffee Corner“ und mit der „Roof Traverse“ die Crux der Route an. Für die letztere plante ich den halben Tag denn das ausbouldern der 5.13b und der Durchstieg würde sicherlich dauern. Deshalb klingelte der Wecker auch schon um 6 Uhr. Die kommenden Verschneidungen waren geniale Handrisse und etwas Kamin. Wir gelangten schnell zur „Coffee Corner und wenn man diese halb als Kamin klettert und dann mit dem Gesicht nach außen spreizt ging es ganz gut. Gegen 14 Uhr waren wir unter dem Dach und auch Issy freute sich die 20m lange „Coffee Corner“ durchzusteigen.
Die schönen Handriße unter Coffe Corner

Coffe Corner, mit der Spreize als Lösung.
  Nun hingen wir unter dem Dach. Es war ein besch... Hängestand und der Wind frischte wie immer auf wenn die Sonne in die Wand kommt. Nur leider hatten wir nichts von der Sonne, denn anfangs blockierte die Verschneidung ihre wärmenden Strahlen und später am Stand darüber das Dach. Das einzige was ich für Issy machen konnte war den Haulbag so in die Verschneidung am Stand zu hängen das er mit den Füßen darauf stehen konnte. Was folgte dauerte lange und war extrem anstrengend. Das Ausbouldern dauerte scheinbar ewig und als ich am „Tower of the People“, unserem erklärten Tagesziel ankam, war ich fix und fertig. Ich saß angenehm in der Sonne und wußte ich mußte wieder zurück in den Schatten und die Kälte des Daches um durchzusteigen. Allerdings fühlte ich mich nicht im mindesten dazu in der Lage. Was sollte ich machen? Es gab die Option für heute schluß zu machen und es morgen erneut zu versuchen. Allerdings wäre dann der Haulbag bereits am „Tower of the People“ und der Stand wäre für Issy noch unbequemer. Außerdem würde das einen weiteren Tag in der Wand bedeuten. Wir hatten zwar noch Essen als Reserve aber es so grundlos vergeuden wäre sinnlos. Es war jetzt 17 Uhr und das heißt nach einer Stunde Pause noch Zeit für 2-3 Durchstiegsversuche. So seilte ich herüber und jümarte zu Issy hoch. Für die Stunde Pause hängten wir uns etwas unter das Dach in die Sonne und die Eiszapfen am Issy begannen zu tauen. Da Issys Finger schon Blasen aufwiesen verzichtete er darauf in meiner Pause die Züge zu probieren.

Die Roof Traverse, eine der anstrengensten 8a die ich je geklettert habe.

Eine Stunde und einige Müsliriegel später ging es wieder unter das Dach in den Schatten. Das jümarn fiel mir mit den müden Armen schwer und ich hatte dieses komische Gefühl im Bauch welches man immer vor Seillängen hat die man eher nicht noch einmal klettern möchte. Es half alles nichts ich musste es versuchen. Noch ziemlich steif vom langen hängen im Gurt ging es mit schmerzenden Armen und kalten Fingern los. Die ersten schweren stellen glückten und ich ignorierte das knirschen unter den Füßen. Vom vielen Pressen und hakeln mit dem Fuß krampfte mein Schienenbein, aber es ging weiter. Ehe ich mich versah, war ich wenige Züge vor einem schlechten Schüttelpunkt wenn ich diesen erreichen konnte hatte ich eine Chance. Ich kämpfte mich pressenderweise zu diesem durch und schöpfte etwas Hoffnung. So quälte ich mich weiter durch das Dach und am Ende wäre ich beinahe noch einmal weggerutscht weil ich kaum noch Kraftreserven hatten. Jedenfalls gelang der Durchstieg im 2. Versuch, wie genau kann ich auch nicht sagen ich war viel zu geschafft. Wahrscheinlich hat zu viel Laktat im Blutkreislauf einen negativen Einfluss auf das Gedächtnis. Damit war das Tagesziel erreicht und das nicht zu zeitig.
Issy unter dem Dach in der letzten Sonne des Tages.
  Ehe Issy und der Haulbag bei mir waren, war es schon fast dunkel, denn das Seil verklemmte sich noch im Dach.

Issy in der Abschußhangel der Rooftraverse.

Der Biwakplatz war ausgezeichnet und die Seillängen die folgten kannte ich zum Zeil noch von Golden Gate. Dennoch war die Nacht alles andere als erholsam. Ich war so geschafft, dass ich kaum Schlaf bekam. Ich wachte viel zu oft mit Krämpfen und schmerzenden Fingerkuppen auf und es drängte sich mir die Frage auf ob ich die zwei 5.13er Längen ohne Ruhetag noch Durchsteigen kann.
So sieht ein gemütlicher Biwakplatz aus am Tower of the People.
 Am Morgen ging es etwas besser, doch gut war es nicht gerade. Ich boulderte die Längen kraftsparend aus und konnte sie gerade so durchsteigen. Allerdings war das Wetter irgendwie komisch. Die Schleierwolken wurden immer dichter und schließlich kamen dicke schwarze Wolken. Die Seilschaften die wir unter uns in anderen Routen gesehen hatten seillte alle ab. Wussten diese etwas was wir nicht wussten. Zog etwa ein Sturm auf? Leider hatten wir so keinen Empfang um uns den Wetterbericht sagen zu lassen also machten wir weiter. Im Zweifelsfall hatten wir das Rainfly vom Portaledge um einen Sturm trocken zu überstehen. Das ganze machte es nicht gerade leichter für mich.
Issy in Golden Dessert 5.13a
  Der zusätzliche Stress und die Erschöpfung machten sich bemerkbar, als ich bei einer 5.12a die Einzelzüge nicht mehr brachte. Erst als ich den Großteil der Friends vom Gurt abmachte und bei Issy ließ gelang der Durchstieg. Die großen Friends zog ich später am Materialseil hoch zu mir, denn ich brauchte sie zum Stand bauen.
Ich in der A5 Traverse. Das ich diese Länge vor 3 Jahren geflsht habe war in meinem Zustand gerade unvorstellbar.
  Der Stand war nicht besonders bequem und für ein Portaledge nicht geeignet. Es fehlten noch 3 Längen bis hoch. Es wurde immer dunkler doch wir machten weiter. In der Mitte einer glatten 5.12er Hangelverschneidung fing es mit Regnen an. Ich hatte meine Zweifel ob es die richtige Entscheidung war, doch ich machte weiter. Issy schickte mehrere Stoßgebete gen Himmel, denn die Absicherung war nicht gerade rosig. Zum Glück blieb es bei dem Nieselregen und wir schafften es bis hoch. Es hatte sich spürbar abgekühlt und die Luft roch nach Schnee. Wir waren oben.
Glücklich alles RP geklettert zu haben freuten wir uns kurz bevor wir weiter hetzten. Was wir jetzt brauchten war nur noch ein Baum wo wir das Portaledge mit Rainfly aufhängen konnten und das wenn es geht bevor es anfängt zu regnen. Wir schafften es und blieben somit trocken. Der Sturm ließ sich ausreichend zeit und tobte über Nacht durch das Valley. Im Nachhinein erfuhren wir, das der Sturm viel schlimmer angesagt war und deshalb alle Seilschaften abgeseilt sind.
Unsere bleibe für die stürmische Nacht auf dem El Cap
 Für uns endete El Corazon nach einer fast schlaflosen und unruhigen Nacht mit dem Abstieg am Folgetag. Es war zwar ein Erfolg aber wir fühlten uns nicht gerade so. Doch echten Erfolg muss man sich erkämpfen und so wird es wahrscheinlich noch einige Tage dauern bis wir uns richtig freuen können. Issys Zeit im Valley ist damit zu Ende und ich freue mich wieder auf Kerstin und Leopold.

Donnerstag, 23. Mai 2013

Father Time



Um nun richtig zu sehen ob Issys Ellenbogen im Nachstieg mehrere Tage durchhält wählten wir den kleinen schattigen Bruder des El Cap den Middle Cathedral Rock. Er ist zwar nur 600m hoch, genau gegenüber vom El Cap aber schön schattig.
Die passende Route war auch schnell gefunden, denn im Oktober beendete Mikey Schäfer nach über 50 Tagen die Route Father Time.
Topo Father Time Middle Cathedral Rock

Das bemerkenswerte an dieser Route ist, dass wenige Tage nach der Erstbegehung Alex Honold die 2. Begehung holte und Tommy Caldwell und Jonathan Siegrist es zeitlich nicht in einem Tag bis hoch schafften. So planten wir Essen und Trinken für 2 Tage und nahmen das Portaledge mit. Dadurch war der Haulbag echt schwer aber wenn so gute Leute es nicht ganz bis hoch schafften, dann wollten wir doch sicher sein, dass wir genug Zeit für den Durchstieg jeder einzelnen Seillänge hatten.
So ging es  nach einem halben Ruhetag zum Einstieg wo wir schliefen da wir ohne Auto nicht sehr flexibel sind und der Shuttle Bus zum El Cap noch nicht fährt. Eigentlich hätten wir zwei Tage Pause gebraucht aber die Zeit war gegen uns und viel zu kurz. Da Issy nicht vorsteigen konnte was ihm irgenwie Leid tat und er somit um das Haulen herum kam, schleppte er tapfer den Haulbag zum Einstieg.
Father Time im Morgenlicht
Wir hatten eine schöne Nacht und im Morgenlicht bekam die Wand sogar etwas Sonne. Trotz des Haulens was etwas nervte da der Haulbag mit Portaledge bereits bei 40 kg war, war die Kletterei genial. Der Fels war bombenfest die Linie Logisch und die Absicherung ausreichend aber nicht zu gut. Kurz, genau richtig und sehr motivierend.
Die erste 5.12er Länge mit genialer technischer Kletterei

Dennoch benötigten wir den ganzen Tag für die ersten 13 Seillängen. Damit brachten wir die erste Crux 5.13b noch am Abend kurz vor Sonnenuntergang hinter uns. Die "Boulder Pitch" war kurz und schwer, aber es reichte gerade noch so um im letzten Tageslicht durchzusteigen. Wir fanden, dass die mit Bohrhacken abgesicherten Längen deutlich schneller gingen als die gelegendlich eingestreuten Trad Seillängen. Auch war es trotz des geringen Racks erstaunlich, dass der Gurt mit allem Gear und dem Haulseil schnell mal mehr als 10kg wiegt. Da ist jede Minute die man länger an den Armen hängt extrem anstrengend. Nach der Länge 13 fanden wir einen genialen Platz um das Portaledge aufzubauen und wir waren genau gegenüber vom El Cap. Wir waren echt glücklich so einen schönen Platz gefunden und in dem Meer aus Granit etwas zum Schlafen dabei zu haben. Als es dann dunkel wurde, leuchteten am El Cap an verschiedenen Stellen Stirnlampen auf und das 3D Kino war einfach nur genial. Ein Paar Seilschaften stiegen gerade an der Nose aus ein paar andere kletterten im dunklen weiter und wieder andere bereiteten sich am Einstieg der Nose auf den folgenden Tag vor. Wenn es einen schöneren Platz zum Schlafen gibt als in einem Portaledge mehrere Hundert Meter über dem Boden dann ist mir dieser noch nicht bekannt.

Himmelbettledge
So wurde es eine stille Nacht nur gelegendlich hörte man das Klagen von Issy dessen Fingerspitzen extrem schmerzten. Der rauhe Granit und das Magnesia hatten die Haut unter seinen Fingernägel so angegriffen, dass jede Bewegung schmerzte. Da nützte auch meine Handcreme für die überlebenswichtige Handkosmetik in steilen Wänden nur wenig. Auch die Fingernägel reißen gerne ein durch die scharfen Granitkristalle, welche sich gerne einmal darunterbohren. Wenn es allerdings nur das ist, damit läßt sich leben.






Am nächsten Morgen nach dem Frühstück und allem was man Morgens normalerweise verrichten muß hatten wir noch 2 mal den Grad 5.13b vor uns. Das ist zum Aufwärmen ganz schön schwer und dann noch zum selber Absichern. Die Erste Länge, welche ironischerweise "Athletic 5.12c" hieß, war eine so ausdauernde Hangel bei welcher man nur auf Reibung steht. Anfangs konnte ich mir bei der Absicherung einen Durchstieg zumindest nicht vorstellen.
Issy in der "Athletic 12c" die 13b Crux von Father Time nach meinem Gefühl

Nach ausreichenem ausbouldern und unter Issys Anfeuerungen gelang diese im 2. Versuch. Noch schlimmer sah es in der nächsten Länge aus. Eine schmale Verschneidung die nur zum Beginn eine Spur von Riß aufwieß.

Die letzte 5.13er Länge
 Was danach kommt war fraglich und wie man das Klettern sollte ebenfalls. Diesmal hatte die Lösung wenig mit Kraft zu tun. Es war ein Stützen und Pressen wo man jederzeit auf den nicht vorhandenen Tritten aus der Verschneidung rutschen konnte. Lediglich einige Punkte Magnesia markierten die Stellen, wo man hintreten mußte und kaum noch lose Kristalle den Kletterschuh in einen Rollschuh verwandelten. Da war das sächsische Füße abwischen für den Durchstieg unabdingbar, denn immer wieder knirschte es unter den Füßen. Wie diese Länge im 2. Versuch ging kann ich nicht sagen aber es fühlte sich auf keinen Fall so unmöglich schwer an wie es Aussieht. Die letzten Längen gingen dann besser und wir ließen den Haulbag hängen. Da uns das Essen ausging und nicht noch eine Zweite Nacht in der Wand geplant war seilten wir im dunklen mit Stirnlampen ab. Das Abseilen im Dunklen ist echt gruselig vor allem weil wir die Route verfehlten. Auch wußten wir trotz Lampen nicht wo in dieser gigantischen Schwärze sich der nächste Abseilstand befand. Wir waren extrem müde, hungrig und orientierungslos. Irgendwie schafften wir es dennoch in 2-3 Stunden bis runter. Das Seil was sich beim letzten mal Abseilen verfing ließen wir für die Nacht hängen, es war uns im Moment einfach nur egal denn wir wollten nur noch Essen und Schlafen. Am nachsten Morgen (was heute ist) leider ohne gescheites Frühstück, trampten wir zum Camp 4 und aßen erst einmal. Wir sind eigendlich fix und alle, aber da uns die Zeit unter den Fingern verrinnt, geht es morgen wieder in die Wand. Diesmal ist El Corazon das Ziel der Wahl und wir planen 5 Tage ein mal sehen was daraus wird Issy meint jedenfalls das es mit seinem Arm geht.

Wir versuchen doch noch den El Cap Issy meint sein Ellenbogen macht das mit


Montag, 20. Mai 2013

Wenn Träume sterben

Issy beim Zustieg zum Mt Watkins
Size matters...
Erst hatte Issy 4 Wochen vor dem Abflug seinen Arm in Gips und dann sind wir aus dem Camp4 geflogen. Irgendwie haben wir dieses mal nicht gerade viel Glück aber ganz langsam von vorne. Aus ungeklärten Gründen, hatte Issy am rechten Ellebogen eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis Olecrani - klingt besser ;). Deshalb wurde der Arm eingegipst und ein striktes Kletterverbot für einige Wochen verordnet. Eine woche vor dem Valley konnte Issy zwar wieder klettern aber wie ich bei seiner Ankunft erfuhr nicht schmerzfrei. Ganz besonders bei Klimmzügen und Liegestützen tat es noch weh. Da war Jümarn und Haulen ganz schlecht. Nach Issys Ankunft ging es gleich auf den El Capitan zur Salathe denn das Wetterfenster war etwas bescheiden. Seit meiner letzten Erfahrung auf dem El Cap und nur wenigen Klettermetern war ich vorsichtig geworden. Wenn 30% Niederschlagswahrscheinlickeit angesagt war, dann war das so gut wie 100% bei uns zu Hause. Wir schleppten also Essen für 8 Tage auf den Gipfel des El Cap um uns ausgiebig der Headwall der Salathe zu widmen. Die Tage in der Sonne waren brutal heiß die Abende waren angenehm lau. Das Ambiente war großartig und wie immer mit Issy war auch die Motivation gut. Es macht schon einen großen Unterschied, ob man alleine da oben ist oder mit einem Freund. Das steigert alle Erlebnisse ins Positive auch die unangenehmen des Schleppens. So verbrachten wir mehrere Tage in der Headwall der Salathe. Eigendlich sollte man meinen, das mehrere Tage für 60m ausreichen sollten aber es kam anders. Nicht umsonst splitteten die Erstbegeher (Paul Piana und Tod Skinner) die erste freie Begehung in 3 Seillängen. Obwohl die 3 Längen bereits zusammen durchgestiegen sind wollte ich erst einmal vorsichtig sein und mir die Längen als einzelne Ziele setzen. Die Erste und die Dritte Länge war nach mehreren Tagen vorstellbar, aber die mittlere Seillänge welche auch "Endurance pitch" genannt wird nicht in 3 Wochen. Die Crux kam genau am Ende der Seillänge und diese Züge gingen nur in 2 von 10 Versuchen. Das mag nicht so schlimm klingen, aber vorher ist man 35m geklettert und das ohne Ruhepunkt. Wenn man dann nach ausgiebigen Ruhen im Seil die Züge so selten zusammenhängen kann dann ist der Durchstieg mehr als unrealistisch. Wir hatten also bereits viel Zeit in die Salathe gesteckt und Issy hatte nur 3 Wochen Zeit in welcher die Salathe für ihn mit seinem Arm unmöglich und für mich unrealistisch war. also entschieden wir uns für das einzig Richtige. Das Projekt Salathe aufzugeben und mit kürzeren, etwas leichteren Routen schauen was mit Issys Ellenbogen wird. Wir waren gerade daran dies zu versuchen und sind die 3h zum Mt Watkins gelaufen als Kerstin anrief. Die Ranger im Camp 4 hatten durch irgend jemanden gesteckt bekommen, dass Kerstin und Leopold bereits seit über einer Woche im Camp 4 sind und die Ranger haben sie ohne Disskusion aus dem Camp verwiesen. Da für Kerstin das alleine mit Leopold nicht zu handhaben war rannten wir den Weg von Mt. Watkins zurück um ihr beizustehen. Zum Glück halfen uns die Leute die man über Jahre im Yosemite Kennengelernt hat für die erste Nacht, aber auf dauer gab es keine Lösung für Kerstin und Leopold im Valley zu bleiben. Issy und ich konnten leichter irgendwo unterkommen. Wir waren ohnenhin wenn überhaupt nur zum schlafen im Camp. So entschied Kerstin erst einmal eine Auszeit zu nehmen und zum Basti nach Berkley zu fahren. Ich blieb allein mit Issy zurück und jetzt müssen wir mal schauen was wir aus der uns verbleibenden Zeit machen. Nun sind einige Tage vergangen und wir haben wenigstens schon 2 Routen geklettert. Die erste war WESTI was die Freikletterbezeichnung des West Face am Leaning Tower ist (8 Seillängen 5.13a) und die andere Quantum Mechanics light am Leaning Tower (14 Seillängen 5.13a).

Quantum Mechanics light war gestern und mit Issys Ellenbogen geht es mittlerweile etwas besser. Solange Issy nicht haulen und vorsteigen muß wird es nicht schlimmer und auf Dauer etwas Besser. Das ist zwar für mich sehr anstrengend, aber so kann Issy jederzeit loslassen wenn der Ellebogen schmerzt und hält sich nicht unnötig lange fest. So ging es bei uns gestern zeitig los, denn die 14 Längen können etwas dauern. Wir hatten zwei Optionen. Die erste war Quantum Mechanics die Originalroute, welche etwas rechts quert und im oberen Teil noch einige schwere Längen hat und die zweite war die Variante von James Lukas, wo der untere Teil der Aidroute in überhängenden und anstrengenden Rissen folgt aber oben links etwas eher in Astroman mündet. In beiden Fällen ist eine Untergriffhangel im unteren Teil die Crux welche den Erstbegeher einige Tage bis zum Durchstieg kostete. Diese beeindruckende Rippe hangelt man 20 m nach links und es gibt keine Tritte.
Die Crux von unten.

Die Crux von Quantum Mechanics mit der hilfreichen Fußtechnick zum Weitergreifen und Schütteln.
 Die Crux kommt so ziemlich am Ende wo zum Glück ein Bohrhacken steckt. Zur Absicherung hat man nur große bis sehr große Friends und James Lukas meinte zu mir, das ein Friend pro Größe ausreichen würde. Das mag zwar stimmen wenn man die Route lange versucht hat aber besser ist wenn man 2 mal #4, 2 mal #5 und 1 mal # 6 Camelot hat. Da dies nicht der Fall war mußte ich zwei kleine Friends hinder eine Lose schuppe im Dach legen welche die Schuppe jeweils in die entgegengesetzte richtung schieben. Die Schuppe wackelte zwar, wenn man sich in die verbundenen Friends setzte was gruselig klang, aber es hielt. Das Ausbouldern der Länge dauerte etwas. Besonders die Crux fiel mir schwer. Aus einem schwer zu legenden Knieklemmer mußte man einen weiten Zug nach links zu einem Griff machen. Ich kam aber leider nicht bis hin. Als ich das irgenwie schaffte, war mein Knie letztendlich dort gelandet wo die rechte Hand hin gehörte. Also langsam aus dem Knieklemmer rutschen obwohl das volle Gewicht dran hing. Nach mehr als 10 Versuchen gelang die Einzelstelle, aber es fühlte sich wie runterfallen an. Nach dem Ausbouldern querte ich zurück zum Stand und gönnte mir eine kurze Pause. Ich war gespannt wie sich das ganze im Durchstieg anfühlen würde. Beim Durchstieg der zum Glück im 2. Versuch gelang kam mir ein Reflex zu Hilfe der mir beim Ausbouldern half. Als ich beim Hangeln einmal so gepumpt war, das ich zwar den großen Friend in die Untergriffrippe gesteckt hatte, jedoch keine Kraft mehr hatte diesen einzuhängen steckte ich verzweifelt den Fuß in den Riß und konnte durch diesen Toehook einhängen. Im Durchstieg nutzte ich diese neue Technik fast durchgehend. Ich bekam zwar Krämpfe im Schienbein aber ich stieg gerade so durch. Am Ende fand Issy sogar noch im Ende der Rippe einen Knieklemmer den ich gerne für den Durchstieg gewußt hätte.
Issy findet einen hilfreichen Knieklemmer in der Cruxlänge aber leider zu spät für mich.
Issy cruised 5.Sl.


Die überhängenden Verschneidungen im oberen Teil.
 So ging es weiter in überhängenden Rissen und da das Haulen des Gepäcks das Vorsteigen in teils feuchten Fels sehr anstrengend war, entschieden wir uns für die light Variante mit 3 extrem anstengenden Hangelverschneidungen und einem gruseligen losen Block.<br /> <br /> Am Ende stiegen wir glücklich und geschafft im letzten Tageslicht ab und schauten vorwärts zu neuen Zielen.

Donnerstag, 9. Mai 2013

Zurück im Yosemite Valley

Nach einer Woche Entspannung mit Kerstin und Leopold ging es am Freitag kurz vor Mitternacht ins Yosemite. Sebastian hatte sich übers Wochenende frei genommen und so blieben Kerstin und Leopold in Berkley. Da wir erst spät losgefahren sind, war unsere Nacht nur 2 Stunden lang aber wir hatte keine Lust am Astroman anzustehen. Wir waren noch nicht mit der 1. Länge fertig, als die nächste Seilschaft kam, also war das Aufstehen nicht umsonst gewesen. Es wurde ein schöner Tag in Bastis Wunschroute. Da ich Astroman bereits 1999 geklettert hatte war ich erstaunt was ich noch alles an Einzelheiten wußte. Die Schönheit der Kletterei wurde nur duch die brennendheiße Sonne und dem später drohendem Gewitter gestört. Zum Glück lösten sich die Wolken noch rechtzeitig auf und wir stiegen nach 8 Stunden über die haarsträubende letzte Länge aus. Am folgenden Tag begleitete mich Basti freundlicherweisese noch über die Eastledges zum Ausstieg der Salathe. Durch Basti's Hilfe konnte ich die 200m Statikseil, Zelt und Essen für 4 Tage mit einer Ladung auf den El Capitan tragen. Ich freute mich sehr über seine Unterstützung und seine Geselschaft denn die nächsten 3 Tage wollte ich alleine die Schlüssellängen der Salathe Wall ausbouldern. Der Wetterbericht war zwar alles andere als gut, ich war noch optimistisch eine 20%ige Regenwahrscheinlichkeit ist ja nicht so wild. Nachdem sich Basti am Abend auf den Abstieg machte, schlepte ich in 2,5h über 40 l Wasser vom Horsetailcreek zum Zelt und ging schlafen. Nach einer kühlen und verregnetten Nacht seilte ich in einer Regenpause an bereits hängenden Fixseilen in die Wand. Es war beängstigend und ich war wie gelähmt von der Situation. Ob dies an den 1000 m Luft unter der steil abbrechenden Wand, dem starken Wind, der Tatsache das ich hier oben ganz allein war oder den Temperaturen um den Gefrierpunkt lag kann ich nicht sagen. Nach langem zögern überwand ich mich nur mit der Micro Traxion gesichert entlang des Fixseiles hochzuklettern. Die Bewegungen fühlten sich steif an und von Kletterfluß kann gar keine Rede sein. Nachdem ich die 5.12a oberhalb des Long Ledge zum zweiten mal gemacht hatte, was eigendlich dem Aufwärmen dienen sollte fing es heftig an zu schneien. Ich war auf der einen Seite froh über die Ausrede, in meinem vor Angst steifen Zustand die Schlüssellängen nicht versuchen zu müssen, auf der anderen Seite wollte ich nur schnell aus der Wand raus. So leicht war dies dann doch nicht, denn ich mußte noch über 100 m an den Statikseilen aufsteigen und der  geschmolzene Schnee stürzte in Bächen auf mich hernieder. Die Regenjacke schützte mich zwar vor dem gröbsten aber die Hose wurde klatschnaß. So wurde die erste Nach nur kühl. Da sich das ganze täglich wiederholte wurde die zweite Nacht kühler und die letzte eisig. Das Wetter war echt verrückt. In 3 Tagen da oben, habe ich keinen einzigen Zug an der Headwall machen können, weil diese trotz der Steilheit naß war. Beeindrucken sah es schon aus. Gestern wurde ich bis auf die Haut durchnäßt als ich in die PreMuir abseilte um dort Wasser für eine Begehung zu deponieren. Nicht das das Abseilen im dichten Nebel in einer unbekannten Wand ohnehin schon gruselig war. Erst richtig gruselte ich mich, als es anfing zu Regnen und zu Schneien. Also nützte es alles nicht ich mußte wieder hoch. Das hieß bei Temperaturen um den Gefrierpunkt in einem Wasserfall jümaren. Alles unterhalb der Regenjacke wurde naß und zum glück sind die Seile nicht eingefroren. 9 mm Nylon kommen einem in solch einer Situation sehr sehr dünn vor. Nach der Aktion mußte ich ohnehin ins Tal abteigen obwohl das Gefühl und das Geräuch in dem Schuhen eher an Wandern in Tiefen Schlamm erinnert. Jedenfalls wieder ėine kühle feuchte Nacht aber in wenigen Stunden kommen die Wechselsachen mit Kerstin, Leopold und Issy.