Die goldenen Granitfluchten inspirierten Generationen von Kletterern und nirgendwo liegt eine grüne Wiese die alt und jung zum spielen einläd so dicht beisammen. Nirgendwo ist eine 1000 m Wand die wie zum Klettern geschaffen ist so nah an der Zivilisation wie hier. Diese Gegensätze schaffen zwar auch Konflinte aber vor allen Kontraste besonderen Art. Wärend oben in der Wand die Klettere sich jeden Meter hart erarbeiten müssen geht unten die Familien mehrmals die 100 m zwischen Auto und Picknicktisch hin und her. Wärend oben jede Kalorie gezählt und gewogen wurde sind diese im Tal im Überfluß vorhanden.
Solcherart Beispiele gibt es viele. Der Gegensatz welcher uns vom ersten Tag an beschäftigte war ebenso unschön. Wir hatten auf weite Sicht hin super Wetter mit 20°C und Sonneschein aber alles war nass und bei beiden kein Ende in Sicht. Das ganze rechte Drittel der Südseite des El Cap war ein Wasserfall und in den Bergen lag noch massenseise davon.
Das Problem würde eher noch schlimmer werden als besser. Während 3 potentielle Ziel zum Großteil vom Horsetail-Wasserfall an die öffentliche Wasserversorgung angeschlosse wurden war es bei der Heart Route ein Längenzug der nicht für mich ging. Nachdem wir alles genau betrachte hatten gab es zum Glück im linke Teil noch eine neue Freikletterlinie vom letzten Jahr die halbwegs trocken schien.
Mr Midwest 5.13b /500 m
Vor 8 Jahren führte mich das West Face zum ersten mal in diesen abgelegenen Wandteil. Auch die Umstände wie ich zu meiner ersten El Cap Freikletteroute kam waren echt witzig. Ich war ohne Partner für die großen Wände im Tal und versucht vergebens jemanden dafür zu finden. Dies blieb eine Woche ergebnislos und notgedrungen ging ich Boulder. Ohne was gegen Bouldern zu sagen kam mir dies am Fuße von diesen gigantischen Wänden schon falsch vor. Naja besser als nichts tun und ich hatte ja noch seit '99 eine Rechnung mit dem bekanten Boulder Midnight Lightning offen. Dabei boulderte ich mit einer Gruppe aus Süddeutschland und lernte Michi kennen. Er war sehr aufmerksam beim Spotten und wirkte auch irgendwie fehl am Platze. Als ich ihm meine Anschauung zum Bouldern im Valley erzählte stimmte er mir zu. Er wäre auch eher der Seilklettere doch seine Freunde wollten aber nur
Bouldern. Lange rede kurzer Sinn. Am nächsten Tag stiegen wir am El Cap ein und ich kam zu meiner ersten Freikletterroute. Ganz so einfach wie das klingen mag war dies zwar nicht aber das ist eine andere Geschichte.
Nun stand ich mit Thomas 50 m links von West Face um in Mr Midwest einzusteigen. Die Wand sah glatt aus und wir konnte uns nur schwer vorstelle, dass die ersten Längen für 5.10 bzw. 5.11 kletterbar sein sollten. Das wir an dieser Stelle recht behalten sollten merkten wir bald. Später wurde dies auch noch von der Erkenntnis ergänzt, dass bei uns bereits ab 5.8 mehrere Fragezeichen aufleuchten.
Es war zwar früh am morgen aber wenn die erste Länge ernsthaft 5.11 sein sollte, dann ist 5.13 mit dem gleichen Maßstab gemessen überhängende Raufasertapete. Die Plattenstelle war zwar gut gesichert und ist eigentlich genau meine Kletterei fühlte sich aber nicht gut an. Darauf folgte eine glatte Hangelverschneidung wo Thomas ohne seine Finger in den Riß zu bekommen mutig hochspreizte.
Die Verschneidung ging weiter und war mein Vorstieg. Bereits nach wenigen Metern waren meine Arme und Waden am Ende ihres Leistungsvermögens angelangt. Die Kletterei war einfach toll und als die Verschneidung am Ende komplett zu ging und man spreizen musste, war ich erstaunt was man alles für 5.10d Klettern muß.
Da kann man wirklich froh sein, dass man auch etwas schwerer klettern kann aber viel Reserven hatte ich nicht mehr gehabt. An dem Punkt fragte ich mich ob wir uns nicht vielleicht etwas zu viel vorgenommen hatten. So kamen wir mehr oder weniger langsam voran bis die 3 schwersten Längen unmittelbar aufeinander folgten.
Thomas hangelte wild entschlossen den immer dünner werdenden Fingerriß bis seine Finger nicht mehr hineinpassen. An dieser Stelle kam wieder Thomas beeindruckender Zaubertrick.
Wenn ich wüsste wie das geht würde ich mir das gerne abschauen. Mit viel Kraft und noch mehr Entschlossenheit presste er seine Finger in die Spalt und überbrückte die fehlenden 2 Meter. Ich hatte es mit dünneren Fingern auf dem Stück deutlich leichter. Es folgte die 5.13b Crux mit ebenfalls dünnen Hangelrissen welche zum Glück normal eingestuft war. Der einzige Haken an der Sache war das der Haken nicht optimal steckte. Dies hatte zur Folge, das beim wegrutschen auf dem Reibungstritt in der Crux die Schienbeine an der Dachkante von ihren Haaren befreit werden. Zum Glück passierte mir dies nur einmal, aber dies ließ die Entschlossenheit den entscheidenden Dynamo machen zu wollen nicht steigen. Es klappte letztentlich im Durchstieg ohne eine weitere Enthaarung.
Thomas hatte da eine schienbeinfreundlichere wenn auch brachialere Lösung. Er kletterte vom Stand gerade weg und stützte sich über die Dachkante unter das nächste Dach.
Was folgte war wieder mal eine knallharte 5.12. Eine glatte Rinne mit dem Hauch einer Rissspur.
Ohne die richtig engen Kletterschuhe hätte man hier keine Chance denn die Tritte auf der Wand waren winzig. Da wir diese bisher nicht wirklich ausgezogen hatten schmerzten die Füße und die Sonne brante auf uns hernieder. Ehe jetzt jemand fragt: "Ja das macht Spaß, aber erst wenn man die Schuhe auszieht." Nach zwei weiterne leichten Längen hatten waren wir geschaft und hatten das Ziel des Tages erreicht.
Wir machten uns auf dem Absatz bequem und wunderten uns wie zum Teufel uns die Mücken in dieser Wand gefunden hatten. Nach einer Vollmondnacht ging es weiter mit vielen leichteren Längen wobei keine nur Ansatzweise leicht war. Wer hier denkt bereits oben zu sein, weil keine 5.12er mehr kommen der sei gewarnt: "Die 5.11d könnte locker 5.12 sein und gut gesichert war die nicht. Thomas hatte einmal mehr das Pech diese Länge vorsteigen zu dürfen, aber bei Wechselführung ist die Wahrscheinlichkeit nun mal bei 50%. Heldenhaft kämpfte und schwitzte er sich diese rund Rissrinne hoch und oben wurde es zu allem Überdruss auch noch nass. Leider gibt es von der Länge keine Bilder aber kleine Offsetcams könnten hier hilfreich sein. Es wurde wie gesagt laut Topo leichter nur merkten wir nichts davon. Der Abschluß war ein wildes Dach was nur mit 5.10d eingestuft war.
Zum Glück gab es mitten im Dach ein Loch wo man hinenkriechen konnte um anständig etwas zu legen. Einiges später waren wir auf dem "Thanksgiving ledge" von wo wir das West Face aussteigen was wir beide bereits kannten. Nach einer weiteren Stunde Beinarbeit standen wir wieder einmal auf dem El Cap und sahen woher das ganze Wasser kommt.
Damit wäre auch die Frage geklärt wie lange der Horsetail Fall wohl noch seine Wassermassen über den rechten Teil des El Caps ausschütten wird.
Wir stiegen in sengender Hitze die Eastledges hinab ins Tal und freuten uns auf was anständiges zu essen.
Zudem wurden wir wieder mal erinnert das es im Yosemite keine leichten Längen gibt und falls doch, dann ist es nicht ernst gemeint.
Besten Dank für diesen doch recht typischen Yosemite Beitrag, denn genau so habe ich es auch in vage-milchiger Erinnerung. Danke auch für die vielen Bilder und dem orthografischen Kampf mit der Smartphone Tastatur. Bis bald und Gruß, r.
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